Janne Höltermann

 

 

Porträtfoto von Janne Höltermann. Die Künstlerin ist im Halbprofil zu sehen uns ihr Gesicht wird von einem blauen Licht erleuchtet.

Fünf Fragen an …

Janne Höltermann (* 1977) studierte an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und am Massachusetts College of Art and Design in Boston. Ihre Videoarbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem im Bronx Museum in New York, im Institute of Contemporary Art in Philadelphia, im Werkleitz – Zentrum für Medienkunst in Halle und zuletzt in einer Einzelausstellung im Goethe-Institut Boston. Ihre aktuelle Arbeit wurde durch das Recherchestipendium Bildende Kunst der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin und das Projektstipendium Neustart Kultur durch das BBK-Projektbüro Berlin gefördert.

Das Projekt, an dem du gerade arbeitest, heißt Physical Twin. Worum geht es da?

In meiner Recherche bin ich auf den Begriff „digitaler Zwilling“ gestoßen. Damit werden virtuelle Modelle beschrieben, die ein physisches Objekt möglichst präzise widerspiegeln sollen und dazu dienen, mittels Simulation Prozesse zu optimieren. Mein Video kehrt dieses Prinzip um: Vermeintlich reale physische Gebäude – zwei Logistikzentren – wachsen in Anlehnung an Statistiken zu E-Commerce in Deutschland zu spekulativen Architekturen.

Was interessiert dich an Logistikzentren?

Logistikzentren sind Strukturen, die eine Stadt füttern und beliefern. Es sind funktionale Architekturen ohne Geschichte, ohne Patina, günstig und schnell gebaute Gebäude, die nach Bedarf ausgeweitet werden können. In meinem Video können sie absurderweise in die Höhe skaliert werden. Ich habe in den USA mehrere Amazon Fulfillment Center besucht. Die waren über 20 Fußballfelder groß, allein deshalb schon wirkten sie monströs und überwältigend.

Wie weit bist du gerade?

Es wird eine Zwei-Kanal-Videoinstallation, eine Kombination aus Drohnen-Footage und eingesetzten 3D-Modellen, ein sehr aufwändiges Verfahren. Momentan bereite ich das finale Rendering vor. Außerdem arbeite ich am Audio-Teil. Der basiert oft auf Sound, den ich vor Ort aufnehme, sodass man sich beim Anschauen verorten kann.

Wie kamst du zum Video?

Im Studium habe ich anfangs eher bildhauerisch gearbeitet. Zum Video kam ich, als ich ein Jahr in Madrid war. Dort gab es an der Hochschule kein Atelier, aber ich hatte eine Videokamera und ein Laptop. Mir gefällt, wie unabhängig und flexibel man damit arbeiten kann und dass ich meine Arbeiten installativ an Ausstellungsräume anpassen kann.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin erst seit kurzem in Berlin, vorher war ich lange in den USA und hatte dort auch meine Kontakte. An Goldrausch gefällt mir der Netzwerkgedanke und dass ich viele unterschiedliche Menschen und künstlerische Positionen kennenlernen kann.

Interview: Beate Scheder
Foto: Janne Höltermann