Ximena Ferrer Pizarro

 

 

Porträtfoto von Ximena Ferrer Pizarro. Die Künstlerin sitzt in der Hocke vor einer bemalten Stoffbahn und schaut in die Kamera.

Fünf Fragen an …

Ximena Ferrer Pizarro (* 1994 in Lima) hat ihr Malerei-Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin absolviert, wo sie 2023 als Meisterschülerin von Friederike Feldmann abschloss. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Berlin und Frankreich gezeigt, zuletzt auf dem Kunstfestival 48 Stunden Neukölln im Kesselhaus des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin. Mit übertriebener, dramatischer und humorvoller Sprache stellt Ximena in ihren Arbeiten Szenen dar, die über die Bildsprache des lateinamerikanischen Raums hinausgehen und als Einladung zu einer ernsthaften Debatte über Ungleichheiten, die Herausforderungen der Interkulturalität und das subjektive Wohlbefinden dienen.

Was malst du und warum?

Ich male figurativ, aber mit verzerrten Proportionen. Meine Themen sind Geschichten, die mir erzählt werden. Ich fasse sie in einem Satz zusammen und male davon ein Bild. Ich benutze Übertreibungen als Mittel und verarbeite auf diese Weise die Klischees über Menschen aus Lateinamerika, die mir begegnet sind, seitdem ich nach Deutschland gezogen bin.

Einige deiner Arbeiten beziehen sich auf Telenovelas. Wieso?

Ich habe in meinem Leben bestimmt 70 Telenovelas gesehen. Als Kind bin ich in die Geschichten eingetaucht. Später habe ich angefangen, sie zu hinterfragen. In meiner Abschlussarbeit habe ich untersucht, inwiefern diese idealisierten Klischeegeschichten politisch sein können. Mich hat immer interessiert, wie darin auf tragikomische Weise Geschichten erzählt werden, die eigentlich sehr ernst sind. Irgendwann ist mir klargeworden, wie viel diese übertriebene Sprache und Erzählweise mit meiner Kultur zu tun hat.

Wie entstehen deine Bilder?

Ich überlege mir, was an der Geschichte am wichtigsten ist. Mit diesen Elementen fange ich an, mache ein, zwei Zeichnungen und währenddessen sehe ich oft schon, worauf ich verzichten werde und was ich auf der Leinwand noch dazu bringen möchte. Was die Farben angeht, weiß ich sehr schnell, wie ich etwas umsetzen möchte.

Welche Rolle spielt es für dich, wo du deine Bilder zeigst?

Sogar bei meiner Bewerbung an der Kunsthochschule wurde mir gesagt, dass ich weniger Farben benutzen sollte, und wenn ich mich für Preise beworben habe, wurde immer gefragt, ob meine Themen hier überhaupt relevant seien. Das hat mich sehr beschäftigt. Der Ort macht definitiv einen Unterschied. Menschen aus Peru können meine Bilder vielleicht schneller verstehen, in anderen Kontexten dauert es länger. Für mich ist es sehr interessant, dass meine Kunst, je nachdem, wo und von wem sie angeschaut wird, andere Fragen aufwirft.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

2022 habe ich mein Studium abgeschlossen. Goldrausch ist ein guter Übergang in das reale künstlerische Leben, deshalb habe ich mich beworben.

Interview: Beate Scheder
Foto: Ximena Ferrer-Pizarro