
Fünf Fragen an …
Sophia Tabatadze (* 1977 in Tbilisi, Georgien) erwarb 2002 ihr Diplom an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. 2018 besuchte sie das Kuratorenstudium CuratorLab an der Konstfack in Stockholm. Die Vermischung von imaginärer und realer Welt und die Ungewissheit, wie ihre Zeichnungen dazu ausfallen werden, ist der Prozess, den Tabatadze bei ihrer künstlerischen Arbeit am meisten genießt. 2007 vertrat sie Georgien auf der Biennale von Venedig, im selben Jahr war sie Teilnehmerin der Istanbul Biennale. Tabatadze hat auch an internationalen Museumsausstellungen teilgenommen, so etwa im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, im Tartu Kunstimuuseum, im Musée des Beaux-Arts de Nantes, im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam und im Tbilisi History Museum.
Wie kamst du zum Zeichnen?
Ich weiß gar nicht, wie das angefangen hat. Als Teenager denkt man nicht viel darüber nach, was man tut. Aber ich habe schon früh gemerkt, dass die Zeit anders vergeht, wenn ich zeichne, sie verschwand förmlich. An der Kunsthochschule war Zeichnen mein Medium. Ich habe sogar mit Zeichnungen meinen Abschluss gemacht. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl – vielleicht weil ich aus Georgien komme –, dass ich politischer werden und mich mehr in Worten ausdrücken sollte. So fing ich an, Installationen und Performances zu machen.
Jetzt bist du zurück bei der Zeichnung. Was ist der besondere Reiz daran?
Ich werde vom Prozess wirklich mitgerissen. Meistens habe ich keine Ahnung, wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. Diese Ungewissheit ist sowohl beängstigend als auch faszinierend.
Was zeichnest du?
Manchmal habe ich Themen oder bestimmte Elemente, die wiederkehren. Wenn ich tief in den Prozess eintauche, spielt das aber gar keine Rolle. Als ich im Januar 2024 wieder mit dem Zeichnen begonnen habe, brauchte ich eine Methode, um wieder hineinzufinden. Eine Freundin von mir machte zu der Zeit ein Projekt, bei dem sie jeden Tag eine Zeichnung anfertigte. Ich habe das für mich übernommen, weil ich eine gewisse Disziplin gebraucht habe, um mich wieder einzugewöhnen und auch, um mich dabei nicht zu ernst zu nehmen.
Stehen die Zeichnungen für sich allein oder sind sie miteinander verbunden?
Sie stehen für sich allein. Einige Muster wiederholen sich zwar, aber manchmal überraschen mich die Ergebnisse selbst. Wenn mir die Realität zu langweilig wird, kehre ich zur Abstraktion zurück – und wenn mir die Abstraktion zu langweilig wird, suche ich wieder die Realität.
Warum nimmst du an Goldrausch teil?
Es war einfach der richtige Zeitpunkt. Seitdem ich wieder zeichne, habe ich meinen Antrieb zurück. Jetzt bin ich seit 17 Jahren in Berlin, und habe zum ersten Mal das Gefühl, dass sich die Stadt ein wenig für mich geöffnet hat. Mit meinen Zeichnungen fühle ich mich bereit, mir darin Raum zu nehmen.
Interview: Beate Scheder