HELIUM – Goldrausch 2014
Projektraum Flutgraben e.V.
Am Flutgraben 3, 12435 Berlin
Projektraum Flutgraben e.V.
Am Flutgraben 3, 12435 Berlin
Yalda Afsah, Jahrgang 1983, Video- Film- und Installationskünstlerin
Yalda Afsah aus Berlin-Kreuzberg studierte Kunst an der Burg Giebichenstein in Halle und später im Fachbereich „Kunst und Medien“ an der Universität der Künste Berlin. 2011 ging sie für ein Jahr an das California Institute of the Arts, wo sie u.a. die Klasse von Filmemacher James Benning besuchte. Die Meisterschülerin lebt und arbeitet heute in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Gemeinsam mit Ginan Seidl arbeite ich an einem Film über die Tradition Bacha Posh in Afghanistan. Bacha Posh sind Mädchen, die bis zum heiratsfähigen Alter wie Jungen erzogen werden, einen Jungennamen und Jungenkleidung tragen, und sich im Gegensatz zu Frauen viel freier im öffentlichen Raum bewegen können. Der Film beschäftigt sich mit der strengen Geschlechtertrennung in der afghanischen Gesellschaft und den Freiräumen, die durch die Tradition der Bacha Posh entstehen.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch werde ich mir meiner Position im Kunstbetrieb bewusster und lerne meine Ziele und Möglichkeiten auszuloten. Diese Erfahrungen in der Gruppe zu sammeln, finde ich sehr hilfreich.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mich würde die Arbeitsweise der amerikanischen Filmkünstlerin Sharon Lockhart interessieren, wie die Länge ihrer Rechercheprozesse, die in ihren Filmen spürbar ist.
Welche Orte inspirieren dich?
Keine spezifischen Orte, das ist ganz unterschiedlich.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Gut gefallen hat mir die Ausstellung von Wu Tsang „A day in a life of bliss“ in der Isabella Bortolozzi Galerie (noch bis 31.07.2014). In einer Videoinstallation performt der Künstler „Boychild“ seinen Alltag und seine Konfrontationen mit der Außenwelt. Interessant fand ich dabei Tsangs Umgang mit der Kamera.
Interview: Julia Boek Foto: Ray Peter Maletzki
Sabine Bokelberg, Malerin
Sabine Bokelberg aus Wuppertal absolvierte ihr Kommunikationsdesign-Diplom bei Anna Oppermann und Bazon Brock an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2008 lebt sie in Berlin, ihr Wohnatelier befindet sich in Prenzlauer Berg.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Meine Kunst beschäftigt sich mit der Malerei an sich, mit der Wahrnehmung und Auffassung von Bildern. Mich interessieren die Entstehungs- und Entscheidungsprozesse beim Malen, wie z.B. die Frage, ob ein Bild fertig oder unfertig ist, was sich in meinen Arbeiten durch mehrmaliges Übermalen und Ausradieren zeigt.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch besuche ich gezielt Ausstellungen von Frauen. Diesen Fokus finde ich sehr spannend.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Ich wäre gern mal das feminine Alter Ego von Marcel Duchamp „Rrose Sélavy“ gewesen, um einen inneren Blick auf den Künstler zu erhalten. Tauschen würde ich sonst eigentlich mit niemandem.
Welche Orte inspirieren dich?
Außer meinem Atelier inspirieren mich Rohbauten, weil sie unfertig sind und sich im Übergang zu etwas Neuem befinden.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Beim letzten Gallery Weekend habe ich den Ausstellungsort „Praxes“ in Kreuzberg besucht, wo die Arbeiten von Judith Hopf und Falke Pisano gezeigt wurden. Das Konzept von „Praxes“ ist toll, denn so können zwei Künstler ihre Werke sechs Monate lang in vier Ausstellungen präsentieren. Das vergrößert den Blick auf das Werk und man kann sehen, wie andere Künstler mit Raum und Zeit umgehen
Interview: Julia Boek Foto: Bert Didillon
Yasmin Alt, Jahrgang 1978, Bildhauerin und Installationskünstlerin
Yasmin Alt aus Oberursel bei Frankfurt am Main studierte zunächst Biologie an der University of Southern California in Los Angeles und Grafikdesign an der Fachhochschule Mainz. 2003 wechselte sie an die Hochschule für Bildende Künste Dresden, wo sie ein Studium in Bildhauerei absolvierte. Seit 2012 lebt und arbeitet Alt in Berlin.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Generell interessiere ich mich für Strukturen und Symbole von Oberflächen. In einem Buch über portugiesische Architektur fand ich zum Beispiel die Fotografie einer mittelalterlichen Häuserfassade. Darauf waren Pyramiden zu sehen, die wie auf einem Schachbrett angeordnet, dreidimensional in den Raum ragten: Davon inspiriert, habe ich Pyramiden in Beton gegossen und sie zu einem wandspiegelähnlichen Objekt gearbeitet. Für meine Objekte nutze ich gern Materialien wie Leichtbeton, Holz oder Kunststoff.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Es ist spannend, die verschiedenen Ansätze – von Videoarbeit bis Malerei – der anderen Künstlerinnen kennenzulernen. Über Goldrausch bin ich zudem mit einer freien Kuratorin in Kontakt gekommen, die sich für meine Arbeiten interessiert.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Tauschen nicht, aber Cosima von Bonin würde ich gern mal beim Bauen ihrer Riesenskulpturen über die Schultern gucken.
Welche Orte inspirieren dich?
Verlassene Orte wie leerstehende Fabriken, die von der Natur zurück erobert wurden und von einer anderen Zivilisation und Zeit zeugen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Ich empfehle den Besuch des Kreuzberg-Pavillons, denn mir gefällt das Konzept des Projektraumes mit seiner kurzen Ausstellungsdauer und den schwarz gestrichenen Wänden.
Interview: Julia Boek Foto: Stefanie Bühler
Chiara Dazi, Dokumentarfotografin
Chiara Dazi wuchs in Brescello in der italienischen Region Emilia-Romagna auf. Sie studierte Kommunikationswissenschaften an der Universität Bologna und arbeitete danach im Archiv der Fotoagentur VU’ in Paris. 2008 absolvierte sie eine fotografische Ausbildung an der Berliner Ostkreuzschule mit Diplom bei Thomas Sandberg. Dazi lebt in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich gerade in deiner künstlerischen Arbeit?
Ausgehend vom Wort „Vergemeinschaftung“ beschäftigt mich die Art und Weise, wie Menschen sich zusammentun und eine gemeinsame Identität bilden. Gerade fotografiere ich das Zusammenleben der Bewohner eines ehemaligen Besetzerhauses und eines Öko-Mehrgenerationenhausprojekts. Leise und unauffällig begleite ich die Menschen in ihrem Alltag und suche nach dem richtigen Abstand für meine Fotografien.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Durch Goldrausch teile ich mir meine Zeit viel besser ein, arbeite effektiver im Studio. Erfüllt haben sich auch meine Erwartungen, mehr über die Arbeitsweise anderer Künstlerinnen und die Verbindung von künstlerischer Tätigkeit und Kunstmarkt zu erfahren.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit der britischen Fotografin Vanessa Winship, die für ihre Bilder fast unsichtbar in eine andere Welt eindringt. Seit kurzem fotografiert sie direkte, großformatige Porträts. Dieser Paradigmenwechsel interessiert mich.
Welche Orte inspirieren dich?
Belebte und geschichtsträchtige Orte: Ich finde meine Bilder, wo ich bin.
Welche Ausstellung sollte man unbedingt sehen?
Die Werkschau von Ute und Werner Mahler (noch bis 29. Juni 2014) in den Deichtorhallen Hamburg. Die Retrospektive zeigt die Entwicklung beider Fotografen, die erst seit ein paar Jahren zusammenarbeiten.
Interview: Julia Boek Foto: Herbert Liedecke
Sophia Domagala, Jahrgang 1981, Malerin
Sophia Domagala aus Hamburg studierte von 2002 bis 2006 Kunstgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität und Freien Universität in Berlin. Nach einem Auslandssemester an der Sorbonne in Paris entschied sie sich für ein Diplomstudium in Freier Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit 2013 lebt und arbeitet Domagala in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
In meinen Zeichnungen, Malereien und Tonskulpturen beschäftige ich mich mit der Verbindung von Ideal und Realität und möchte eigene Träume und Wünsche in die Kunst einbringen. Dies realisiere ich durch eine naive Herangehensweise mit einfachen Formen und Farben. In einem Bild „Retrofrost“ (gewann den Berlin Art Prize 2014 in der Kategorie „Best Script“, Anm. d. Red.) stehen eine Hand und ein Kaktus nebeneinander. Die Situation thematisiert die harmonische Koexistenz von zwei Dingen, die sich eigentlich nicht vertragen, aber doch akzeptieren, weil sie dem Gegenüber den Raum lassen. Ich denke, das entspricht einem menschlichen Grundbedürfnis.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch habe ich zwar weniger Zeit, um Kunst zu produzieren, aber gewinne einen neuen Blick auf meine Arbeiten und auf mich als Künstlerin.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Tauschen nicht, aber mit der Bildhauerin Louise Bourgeois hätte ich mich gern mal unterhalten, weil ihre Haltung und Ausstrahlung anziehend auf mich wirken.
Welche Orte inspirieren dich?
Mich inspirieren zwischenmenschliche Situationen, durch die Orte erst lebendig werden.
Welche Ausstellung sollte man unbedingt gesehen haben?
Zurzeit gehe ich kaum in Ausstellungen. Dieser Rückzug ist immer wieder wichtig für mich und meine Arbeit.
Interview: Julia Boek Foto: Chiara Dazi
Charlotte Dualé, Jahrgang 1982, Installationskünstlerin
Charlotte Dualé aus Paris studierte visuelle Kommunikation an der ESAG Paris, wo sie 2005 ihren Master erwarb. Anschließend arbeitete sie ein paar Jahre als Dokumentarfotografin. 2008 ging sie nach Berlin und absolvierte ein Masterstudium in freier Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Heute lebt Dualé in Kreuzberg, ihr Atelier befindet sich in Lichtenberg.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Seit etwa zwei Jahren arbeite ich mit langen Formen aus Porzellan und Keramik, die ich auf verschiedene Weise arrangiere, z.B. übereinanderlege oder anhäufe. Dabei wirken die Objekte wie Rohre oder menschliche Körperteile, die zusammenbrechen. Im Kontrast dazu steht die glänzende edle Oberfläche des Materials, von dem man eigentlich eine perfekte, hochwertige Verarbeitung erwartet. Meine Arbeiten beschreiben den emotionalen Zustand von Menschen, die am hohen Druck der Leistungsgesellschaft scheitern.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Goldrausch ist die wöchentliche Zeit, in der ich nur an mich denken darf und meine künstlerische Position reflektiere. Das finde ich toll.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit einer Tänzerin wie Pina Bausch, die mit ihrem Körper arbeitete. Ich würde mich gern weniger mit meinem Kopf beschäftigen.
Welche Orte inspirieren dich?
Baumärkte oder Autoteile-Läden: Bei Tip Auto Teile habe ich viele Inspirationen für meine Objekte gefunden.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man zuletzt unbedingt gesehen haben?
In der Galerie Barbara Weiss habe ich zuletzt die Ausstellung der rumänischen Künstlerin Geta Br?tescu gesehen. Mich beeindruckt, wie zeitlos die Zeichnungen, Fotografien, Textilien und Installationen der heute 88-Jährigen sind und wie spielerisch sie mit den verschiedenen Medien umgeht.
Interview: Julia Boek Foto: Eric Winkler
Marie von Heyl, Jahrgang 1981, Installations- und Videokünstlerin
Marie von Heyl aus Stuttgart studierte Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, bevor sie 2010 mit einem Stipendium an die Londoner Royal Academy Schools ging und ein Masterstudium in Freier Kunst absolvierte. Heute lebt und arbeitet sie in Prenzlauer Berg und wird von der Galerie Art Plural in Singapur vertreten.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Für eine Einzelausstellung in Exeter/UK arbeite ich im Moment mit dem englischen Begriff „occasional table“, was übersetzt „Bedarfstisch“ heißt. Anlass für meine künstlerische Arbeit ist die Überlegung, dass Objekte – wie Möbel – Träger von Konzepten sind, und dass sich unsere Vorstellungen von ihnen ständig ändern. Denn wenn ein Bedarfstisch nur „gelegentlich“ ein Tisch ist, was ist er dann in der restlichen Zeit? Neben einer Möbelinstallation werden Videos, Digitaldrucke und ein Text gezeigt.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Bei Goldrausch habe ich 14 starke Frauen mit eigenen künstlerischen Positionen getroffen, die sich in ihrer Arbeit ernstnehmen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Tauschen nicht, aber austauschen würde ich mich gern mit der französischen Künstlerin Camille Henrot, die wissenschaftliche Methoden auf das Alltägliche überträgt.
Welche Orte inspirieren dich?
Ich laufe gern durch Städte und sammle Eindrücke und Ideen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Hinweisen würde ich gern auf meine eigene Screening-Reihe „Ubu-Roulette“ mit Filmen der Avantgarde-Video-Plattform ubuweb.com des Künstlers Kenneth Goldsmith. Gemeinsam mit dem Künstler Joachim Stein veranstalte ich monatliche Videoabende, bei denen die Filme per Zufallsgenerator ausgesucht werden. ubu-roulette.com/berlin/
Interview: Julia Boek Foto: Julie Born Schwartz
Rosemary Hogarth, Jahrgang 1983, Malerin und Bildhauerin
Rosemary Hogarth aus Glasgow studierte Malerei an der Glasgow School of Art, wo sie 2005 ihren BA (Hons) erwarb. Nach einem zweijährigen Arbeitsaufenthalt in Leipzig absolvierte sie 2009 ein Masterstudium in Kunsttheorie an der University of Glasgow. Seit 2014 lebt und arbeitet Hogarth in Berlin-Prenzlauer Berg.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Für meine Serie „Conformance Testing“ baue ich abstrakte Objekte aus Holzfaserplatten, deren Formen von industriellen Maschinen inspiriert sind. Die Objekte besprühe ich etwa mit in der Industrie verwendeten RAL-Farben. Beim Betrachten entsteht der Eindruck, das abstrakte Kunstwerk könnte eine Maschine sein, die eine bestimmte Funktion erfüllt. Um genau diesen „Zwischenraum“ geht es: Mich interessiert die Abstraktion und ich untersuche sie hier anhand ihrer Gegensätze, wozu die Funktion zählen kann.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
In den Vorstellungsrunden der vielen Seminare habe ich gelernt, meine künstlerische Position klarer und vor allem auf Deutsch zu kommunizieren.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Tauschen würde ich mit der Schweizer Dada-Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, die schon um die 1920er Jahre herum geometrische Malereien und dreidimensionale Objekte schuf. Gern wüsste ich von ihr, wie es in der Dada-Szene in Zürich zuging.
Welche Orte inspirieren dich?
Die Bibliothek, weil mir beim Lesen die besten Ideen kommen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt zuletzt gesehen haben?
In der Galerie Carlier/Gebauer habe ich kürzlich eine Ausstellung der Künstlerin Sara Barker gesehen. Spannend fand ich ihre dreidimensionalen Metallobjekte, die den Beziehungen von Malerei und Bildhauerei nachspüren.
Interview: Julia Boek Foto: Jonas Helbig
Eunah Hong, Jahrgang 1983, Malerin
Eunah Hong wurde in Daegu in Südkorea geboren. Sie studierte Malerei an der Chu-gye Universität für Künste in Seoul und an der Akademie der Bildenden Künste München, wo sie 2014 ihr Diplom absolvierte. Seit 2011 lebt Hong in Berlin, ihr Wohnatelier befindet sich in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Als Malerin thematisiere ich den alltäglichen Umgang mit sozialen Problemen in der Gesellschaft. Gerade beschäftige ich mich mit dem Thema Demonstrationen. In meiner aktuellen Arbeit „For whom is the Government?“ habe ich das Blaue Haus, die Residenz des Staatspräsidenten Südkoreas, in die obere Bildhälfte gemalt. Darunter sieht man eine friedlich protestierende Masse. Die zusammengesetzte Szene habe ich von unterschiedlichen Fotografien abgemalt. In Südkorea, wo die Regierung hart gegen Regierungsgegner vorgeht, wäre sie derzeit so nicht möglich.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch habe ich einen Einblick in unterschiedliche künstlerische Arbeitsweisen bekommen und lerne praktische Dinge, z.B. wie man einen Katalog produziert.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Tauschen nicht, aber kennengelernt hätte ich gern mal den koreanischen Installations- und Objektkünstler Yiso Bahc, der schon 1985 einen Projektraum in New York gründete in dem er abseits des Kunst-Mainstreams sozialkritische Ausstellungen organisierte.
Welche Orte inspirieren dich?
Mein Atelier, weil mein Blick dort sehr klar und intensiv ist.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt besuchen?
Empfehlen würde ich die Ausstellung „Vanitas – Ewig ist eh nichts“ im Georg Kolbe Museum (noch bis 31.08.2014) mit vielen überraschenden Arbeiten. Besonders beeindruckt hat mich die Spinnenweb-Skulptur von Tomás Saracenos, an der echte Spinnen weben.
Interview: Julia Boek Foto: Eunah Hong
Textbeitrag: Toni Hildebrandt
Gestaltung: Till Ronacher
16 Seiten, 15 Abbildungen
Meike Kuhnert, Jahrgang 1985, Malerin und Installationskünstlerin
Meike Kuhnert, geboren in München, absolvierte 2011 ein Diplomstudium in Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Anschließend war sie Meisterschülerin bei Prof. Antje Majewski. Heute betreibt Kuhnert gemeinsam mit Michel Aniol den Projektraum „stay hungry“ in Berlin-Neukölln, in dem sich auch ihr Atelier befindet.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Als Malerin kombiniere ich Materialien wie Holz, Plastik, Gips, Kupfer, Leinen oder Ölfarbe. Für die Arbeit „Hidden Garden“ etwa habe ich eine doppelseitige Wandkonstruktion gebaut, an deren Innenseite sich Schaukästen befinden. Aus der Entfernung betrachtet entsteht der Eindruck, sie seien zweidimensionale Wandbilder. In den Kästen aber hängen gemalte Bilder, die so selbst wieder Teil eines Bildes werden. Trotz dieser räumlichen Arbeitsweise verstehe ich mich als Malerin. Mich interessiert, wie man die visuelle Wahrnehmung durch Malerei manipulieren kann. Dabei lasse ich die Grenzen der Medien verschwimmen.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch den Kontakt zu den anderen Stipendiatinnen, die alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben und eigene Themen verfolgen, hat sich meine künstlerische Position gefestigt.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit der Malerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalle, um wie sie mit einem Luftgewehr auf eigene Bilder zu schießen.
Welche Orte inspirieren dich?
Bibliotheken finde ich inspirierend, denn dort finde ich Bildmaterial und komme auf gute Ideen.
Welche Ausstellung sollte man zuletzt unbedingt gesehen haben?
Anfang des Jahres habe ich die Retrospektive der brasilianischen Künstlerin Mira Schendel (1919–1988) in der Tate Modern gesehen. Interessant fand ich ihre Acrylglas-Arbeiten und insbesondere ihren Umgang mit Bildflächen und Materialien. Die Arbeiten wirken sehr modern.
Interview: Julia Boek Foto: Peer Kahn
Anett Lau, Jahrgang 1967, Künstlerin in den Bereichen Grafik, Objektkunst und Rauminstallation
Anett Lau, geboren in Greifswald, wuchs in Berlin auf. Sie studierte Textildesign an der Ingenieurschule für Textiltechnik in Reichenbach/Vogtland und wechselte anschließend an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie ihr Diplom absolvierte. Heute wohnt und arbeitet Lau in Berlin-Wedding.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich beschäftige mich mit Mustern. Das können Tapetenmuster oder Handlungsmuster in Räumen z.B. die Greifspuren alter Menschen an Wänden sein. Für eine Serie Linol- und Siebdrucke habe ich traditionelle Mustervorlagen von Pflanzen in Vogtländischen Archiven recherchiert und ihre Proportionen und textile Fertigungstechnik, wie Weberei oder Spitze, untersucht. Einzelne Elemente der Muster, wie eine Lilie, habe ich in neue Formate übertragen und mit von mir selbst gezeichneten Lebensbäumen kombiniert. In den neu entwickelten Ornamenten werden ihre ikonografischen Bezüge zueinander und die Bedeutung der Motive herausgestellt.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch wird mein Blick auf meine Arbeiten geschärft.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Tauschen vielleicht nicht, aber Laurie Anderson würde ich gern mal treffen. Mich fasziniert, wie sie Musik und Performance einsetzt, um sich Ausdruck zu verschaffen. Ihr Sound wirkt meditativ auf mich.
Welche Orte inspirieren dich?
Orte, an denen man die Spuren der Bewohner lesen kann.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Empfehlen möchte ich die Ausstellungen des Prolog – Heftes für Text und Zeichnung, einem Künstlerheft, zu dessen Veröffentlichung Ausstellungen an wechselnden Orten stattfinden. Zuletzt eine zum Thema „Berlin“ im „Institut für Alles Mögliche“ in Berlin-Mitte.
Interview: Julia Boek Foto: Sebastian Kiss BBKL
Irma Markulin, Jahrgang 1982, Malerin und Installationskünstlerin
Irma Markulin aus Banja Luka in Bosnien Herzegowina absolvierte ihr Malerei-Diplom an der Akademie der schönen Künste Zagreb. 2006 war sie Gaststudentin an der Universität der Künste Berlin. Anschließend wechselte sie an die Kunsthochschule Weißensee, studierte freie Kunst/Malerei und wurde Meisterschülerin bei Antje Majewski. Markulin lebt und arbeitet heute in Berlin-Weißensee.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Gerade arbeite ich an einem Bilderzyklus, der die Rolle von Helden in verschiedenen politischen Kontexten hinterfragt. In einem Archiv fand ich die Porträts von jungen Nationalheldinnen, die heute in Vergessenheit geraten sind. Diese Fotografien habe ich zerknittert, wieder abfotografiert und danach auf eine große Leinwand projiziert. Durch das mehrmalige Auftragen der Farbe mit dem Pinsel wurden die flächenhaften Bilder wieder dreidimensional. Die Herangehensweise zeigt wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung von Helden ist.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Bei Goldrausch habe ich viel über die Strategien und das Handeln im Kunstbetrieb gelernt. Dass dieses Wissen auf sehr kollegiale Weise vermittelt wird, schätze ich.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit Mona Hatoum, weil mich interessiert, wie sie es schaffte, sich so von ihrer Biografie zu befreien, dass ihre Arbeiten mehrere Ebenen des Betrachtens zulassen.
Welche Orte inspirieren dich?
Orte, die mit Zeitgeschichte besetzt sind und die menschliche Größe durch ihre Architektur hinterfragen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Die Ausstellungen „Die 8 der Wege: Kunst in Beijing“ in den Uferhallen und Ai Weiwei – „Evidence“ im Martin-Gropius-Bau (beide noch bis 13. Juli 2014). Spannend fand ich, wie sich die chinesische Kunst neue Wege aus der Zensur sucht.
Interview: Julia Boek Foto: Irma Markulin
Textbeitrag: Simone Kraft
Gestaltung: Cosima Tribukeit
16 Seiten, 13 Abbildungen
Henrike Naumann, Jahrgang 1984, Video- und Installationskünstlerin
Henrike Naumann aus Zwickau studierte Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, bevor sie 2008 an die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg wechselte und ihr Diplom in Szenografie erwarb. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
In meinen Videos und Installationen möchte ich politische und gesellschaftliche Fragen erfahrbar machen und sie ästhetisch beantworten. Die Videoarbeit „Triangular Stories“ etwa beschäftigt sich mit der Radikalisierung des NSU im Jahr 1992 in Jena. Die inszenierten Homevideos zeigen die Jugendlichen an Orten wie dem von mir rekonstruierten Jugendzimmer von Beate Zschäpe. Die Arbeit spielt mit der Authentizität der VHS-Aufnahmen und stellt die Frage nach Unschuld und Verantwortung.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Seit Goldrausch nehme ich alles was ich tue, ob Atelier-Arbeit oder Steuererklärung, als Teil meiner professionellen künstlerischen Tätigkeit wahr.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit der Modedesignerin Rei Kawakubo des Modelabels Comme des Garçons, um zu sehen wie sie ihre Inspirationen und Ideen in Schnitte übersetzt.
Welche Orte inspirieren dich?
Un-Orte, an denen verschiedene Ästhetiken aufeinanderprallen, wie zum Beispiel die blinkende Leuchtreklame eines vietnamesischen Nagelstudios an einem Ost-Plattenbau.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt besuchen?
Die Gruppenausstellung Correction Lines (21.08. bis 28.09.14) mit deutschen und belgischen Künstlern, die in der Peripherie etablierter Berliner Kunstorte stattfindet. In einem Stuhl-Lagerraum der Daimler Art Collection zeige ich eine neue Arbeit, welche sich kritisch mit der Kunstförderung durch Unternehmen auseinandersetzt.
Interview: Julia Boek Foto: Inga Selck
Textbeitrag: Marie von Heyl
Gestaltung: Monika Kohlberger
16 Seiten, 14 Abbildungen
Ulrika Segerberg, Jahrgang 1976, Malerin, Objekt- und Performance-Künstlerin
Ulrika Segerberg kommt aus Eskilstuna in Schweden. An der Pernby´s Painting School in Stockholm bereitete sie sich auf das Kunststudium vor, bevor sie ab 1997 Freie Kunst an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam studierte. 2001 zog Segerberg nach Berlin und eröffnete ein Künstlercafé. Inzwischen konzentriert sie sich nur noch auf ihre Kunst, derzeit in ihrem Atelier in Berlin-Wedding.
Womit beschäftigst du dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Zuletzt habe ich mich vor allem mit dem Mutter- und Künstlerdasein beschäftigt. Für meine Serie „The Mother is a Square“ habe ich zum Beispiel textile Collagen und Wandarbeiten mit verschiedenen Strickereien und Stofflagen produziert, die auf Aluminiumgerüste gespannt wurden. Die Objekte zeigen exzessive Körperlichkeit, wie gestrickte Brüste aus denen Milch spritzt. Durch das Gerüst entstehen zwei unterschiedliche Bildebenen der Vorder- und Rückseite.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Durch Goldrausch habe ich einen intensiven Austausch mit anderen Künstlerinnen, erhalte einen Einblick in ihr Denken und in ihre Arbeitsweise, wie zuletzt nur an der Akademie.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Mit der Musikerin und Performance-Künstlerin Laurie Anderson. Spannend finde ich ihre öffentlichen Auftritte, denn als bildende Künstlerin arbeite ich zum größten Teil allein im Atelier.
Welche Orte inspirieren dich?
Mein Atelier, weil sich dort alle meine Arbeitsmaterialien befinden.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt gesehen haben?
Die Meret Oppenheim-Retrospektive im Martin-Gropius-Bau war toll, weil sie Oppenheims Suche nach immer neuen Ausdrucksformen eindrucksvoll gezeigt hat.
Interview: Julia Boek Foto: Jane Saks
Textbeitrag: Melanie Huber
Gestaltung: roccopark.de
16 Seiten, 16 Abbildungen
Textbeitrag: Daniel Zamani, Marie von Heyl
Gestaltung: Simona Hibler
16 Seiten, 14 Abbildungen
Wanda Stolle, Jahrgang 1985, Zeichnerin und Bildhauerin
Wanda Stolle aus Berlin-Pankow studierte ab 2006 Bildende Kunst (u.a. im Lehramtsstudium) an der Universität der Künste Berlin. 2013 wurde sie mit dem Meisterschülerpreis der UdK ausgezeichnet. Heute lebt sie in Berlin-Neukölln, ihr Atelier befindet sich in den denkmalgeschützten Schindlerhallen in Berlin-Mariendorf.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Gerade baue ich eine Konstruktion aus biegsamem Flugholz, bei der sich die Holzbahnen wie zwei zusammengeklappte Laschen berühren, was einem überdimensionalen zusammengefalteten Papierbogen ähnelt. Anschließend zeichne ich mit Grafit monochrom auf die Holzinnenflächen. Auf dem Objekt entsteht so eine Zeichnung, die räumliche Gestalt annimmt.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch mache ich mir mehr Gedanken über meine eigenen Strategien und Möglichkeiten im Kunstbetrieb, wie z.B. den Umgang mit Galeristen oder Interessenten. Neu ist für mich, nur mit Frauen zu arbeiten. Ich bin gespannt, welchen Einfluss das auf meine Arbeiten haben wird.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern einen Tag lang tauschen?
Eigentlich bin ich gerade ganz zufrieden mit mir. Spannend finde ich die englische Malerin Bridget Riley aus dem Op-Art-Feld, die ihre Naturerfahrungen in flirrende Farbfelder umsetzt, so dass das betrachtende Auge ständig in Bewegung ist.
Welche Orte inspirieren dich?
Mein Atelier, das so puristisch eingerichtet ist, dass ich konzentriert arbeiten kann.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt besucht haben?
Die Ausstellung „lens-based sculpture“ in der Akademie der Künste, die das Verhältnis von Skulptur und Fotografie befragt hat.
Interview: Julia Boek Foto: Lydia Hesse
Textbeitrag: Simon Reich
Gestaltung: Marius Wenker, Sophia Domagala
16 Seiten, 11 Abbildungen
Textbeitrag: Carlos Martin Garcia
Gestaltung: m 37
16 Seiten, 19 Abbildungen
Textbeitrag: An Paenhuysen
Gestaltung: Charlotte Dualé
16 Seiten, 16 Abbildungen
Textbeitrag: Stephanie Straine
Gestaltung: Ungermeyer, graphic affairs
16 Seiten, 15 Abbildungen
Textbeitrag: Philipp Koch
Gestaltung: Saskia Hohengarten
16 Seiten, 12 Abbildungen
Textbeitrag: Klaudija Sabo
Gestaltung: Delia Keller / Gestaltung Berlin
16 Seiten, 9 Abbildungen
Textbeitrag: Sebastian Baden
Gestaltung: Johannes Büttner – AEIOU
16 Seiten, 12 Abbildungen
256 Seiten ISBN: 978–3–941318–71–7
Textbeitrag: Anke Paula Böttcher
Gestaltung: Franziska Cobet
16 Seiten, 17 Abbildungen
Textbeitrag: Katrin Plavcak
Gestaltung: Franziska Morlok, Rimini Berlin
16 Seiten, 15 Abbildungen
Textbeitrag: Veronika Riesenberg
Gestaltung: mischen, Harri Kuhn
16 Seiten, 15 Abbildungen