Fünf Fragen an …
Azar Pajuhandeh wurde 1982 in Teheran im Iran geboren. Sie studierte Produktdesign an der Tehran University of Art und freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Im Anschluss war sie Meisterschülerin bei Johanna Schaffer und Bjørn Melhus an der Kunsthochschule Kassel. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen in der Aria Art Gallery in Teheran (2009, 2014), im Bayer Kulturhaus in Leverkusen (2012), der documenta-Halle in Kassel (2015) und dem Isfahan Museum of Contemporary Art (2016) zu sehen.
Was inspiriert dich?
Das kann vieles sein: ein Foto, die Zweideutigkeit eines Wortes, ein Gedicht, ein Ort, der mir noch in Erinnerung ist, Körper und Psyche von Menschen oder eine irritierende Situation. Ich schaue mir sehr gerne die iranische alte Architektur und ihre Details an und bekomme viel Inspiration aus der Literatur und Ritualen.
Womit beschäftigst du dich gerade?
Ich arbeite momentan an einem Projekt über Schönheitsideale und Schamgrenzen. Ausgangspunkt ist ein Familienfoto aus den 1970ern von der Familie meiner Mutter. Das Foto wurde von meiner Mutter nach der Entstehung manipuliert. Sie hat den Rock meiner Tante korrigiert und verlängert.
Was machst du mit diesem Foto?
Meine Mutter hatte es immer bei sich hängen. Irgendwann habe ich die Manipulation bemerkt. Das Foto hat für mich mit der Situation vor und nach der Revolution im Iran zu tun, mit dem Bild von Körpern von Frauen und mit Scham. Ich habe meine Mutter gefragt, warum sie das gemacht hat, obwohl sie keine konservative politische Meinung vertritt. Sie meinte, sie fände das so schöner, sitzt aber auf dem Foto selbst im Mini neben meiner Tante. Ich habe Blow-ups von den Frauen auf dem Foto gemacht, von ihren Körpern, ihrer Kleidung, Haare und Hände, von den Reflexionen, Unklarheiten und der Manipulation. Außerdem habe ich diese Zeichnung meiner Mutter als Modell für eigene abstrakte Zeichnungen genommen.
Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?
Ich möchte Fragen provozieren. In meiner Kunst geht es um Ambivalenzen, um Normen der Gesellschaft. Mich interessiert, wie diese Normen funktionieren, momentan besonders in Bezug auf das Bild von Frauen und ihren Körpern im öffentlichen Raum.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Ich möchte mehr Sichtbarkeit für meine Arbeit erreichen und dafür Methoden lernen. Ebenso möchte ich mein Netzwerk zu erweitern. Ich finde es toll, ein Jahr intensiv mit den Künstlerinnen und andere Akteuren der Kunst zu tun zu haben und mich mit ihnen austauschen zu können.
Interview: Beate Scheder
Foto: Maja Wirkus