Fünf Fragen an …
Shira Orion (* 1993 in Haifa) hat an der Kunsthochschule Berlin Weißensee studiert und dort bei Prof. Friederike Feldmann ihren Abschluss als Meisterschülerin gemacht. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Europa gezeigt, zuletzt im Haus Kunst Mitte in Berlin, wo sie auch mit ihrer Band EGONX performt hat. 2021 fand ihre Videoarbeit eine Lobende Erwähnung im deutschen Wettbewerb der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, 2020 hatte sie in der Kunsthalle am Hamburger Platz in Berlin ihre erste Einzelausstellung.
Shira Orion hat mehrere Stipendien und Förderungen erhalten, darunter das STIBET des DAAD, das Mart-Stam-Stipendium der Weißensee Kunsthochschule Berlin und den Neustart-Kultur-Kickstarter-Zuschuss. Dieses Jahr wurde sie außerdem mit dem Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin ausgezeichnet.
Mit welchen Medien arbeitest du?
Ich arbeite auf Papier und mit Video. Ich betrachte meine Videos jedoch nicht unbedingt als Filme. Das Wort, das ich dafür gefunden habe, ist Universum, weil ich Dinge aus der Realität benutze und mir wünsche, dass sich diese wieder in der Realität verteilen und nicht im Filmformat verbleiben. Sie sollen entweder eine reale physische, materielle Form annehmen oder auf die Realität einwirken.
Was für Geschichten möchtest du erzählen?
Ich will mein Publikum bewegen, sowohl emotional als auch gedanklich. Bisher habe ich viel mit meiner Biografie als Werkzeug gearbeitet, das heißt, ich arbeite autofiktional. Ich benutze meine Erfahrungen und Sachen, die ich kenne, als Materialen. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr beeinflusst von Literatur. Ich möchte Geschichten erzählen, die etwas Ähnliches auslösen, wie die Erfahrung, die ich mit Prosa habe, mit der ich mich identifizieren kann oder die mich bewegt.
Wie viel von deinen Videos ist vorher geplant, wie viel ist Improvisation?
Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Es ist aber in der Regel sehr viel geplant, weil es meist kein Budget gibt. Ich arbeite mit Humor, aber die Themen bedeuten mir sehr viel. Es ist mir wichtig, auf keinen Fall den Eindruck zu erwecken, ich würde meine Zuschauer:innen nicht ernst nehmen, obwohl es nur wenig Mittel gibt.
Du hast auch eine Punkband. Inwiefern ist das Teil deiner Praxis?
Es ist das geschehen, was ich am Anfang erklärt habe, dass ein Projekt in die Realität gewirkt hat. Es hat damit angefangen, dass ich die Musiker Nathaniel Ratsaby und Assaf Bomgard kontaktiert habe, um Musik zu einem Film zu machen. Dann hat es sich als Band verselbstständigt. Wir heißen EGONX, nach Egon Erwin Kisch, und arbeiten gerade an einer neuen Kassette mit neuen Liedern.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Um mich zu professionalisieren. Ich will von meiner Kunst leben. Dafür möchte ich mein Netzwerk ausbauen und lernen, was zur Selbstständigkeit dazugehört.
Interview: Beate Scheder
Foto: Klara Johanna Michel