Lillian Morrissey

 

 

Fünf Fragen an …

Lillian Morrissey ist eine in Australien geborene Textilkünstlerin mit einem Hintergrund in Politikwissenschaft und im Journalismus. Sie hat einen BA in Internationaler Politik von der University of Sidney (2009) und einen BA in Bildender Kunst (Malerei) von der National Art School in Sydney (2015). In ihren großformatigen, bestickten Wandteppichen untersucht sie die
‚Performance‘ politischer Männlichkeit, indem sie Krieger-Archetypen in der visuellen Populärkultur, der militärischen und der klassischen Geschichte sowie der zeitgenössischen Politik dekonstruiert. Sie hat ihre Arbeiten in Deutschland, Australien, Mexiko und den USA ausgestellt.

Neben der Malerei fertigst du Tapisserien an. Wie kam es dazu?

Ich habe Malerei studiert, war aber frustriert davon, wie sehr die Malereigeschichte mit historischen Bewegungen überfrachtet ist. Tapisserien, diese Wandteppiche, die wie Gemälde aussehen, ein meist von Frauen ausgeführtes Handwerk, habe ich immer geliebt. Da ich mich mit Männlichkeit und männlichen Stereotypen befasse, ergibt die Verwendung eines Materials, das traditionell eher weiblich ist, einen schönen Kontrast.

Welche Themen interessieren dich?

Ich beschäftige mich damit, welche Art von Bildern wir verwenden, um Heldenmythologien und eine Kultur der verherrlichten Männlichkeit zu schaffen. Mich interessiert insbesondere, wie diese politisch genutzt werden, um Autoritarismus und Militarisierung zu rechtfertigen. Die feministische Theoretikerin Cynthia Enloe beschreibt diese Verbindung als die „Militarisierung von Männlichkeit“. Ich möchte alles – von der Populärkultur bis zur Geschichtsschreibung – heranziehen, um diesen Zusammenhang zu hinterfragen und zu persiflieren.

Wählst du dafür konkrete Helden aus?

Für einige meiner Werke benutze ich allgemeinere Krieger- und Helden-Stereotype wie den mittelalterlichen Ritter, den römischen Soldaten oder den Wikinger. Eine andere Serie, an der ich arbeite, basiert auf der Ilias und den Troerinnen von Euripides. Durch diese Texte erforsche ich spezifischere Charaktere wie Achilles und Agamemnon und dekonstruiere, wie sie im Laufe der Geschichte dargestellt wurden, aus einer feministischen Perspektive.

Wie übersetzt du diese Bilder in deine Kunst?

Beim Zeichnen vereinfache ich alles. Die furchterregenden, gewalttätigen Figuren verwandeln sich auf diese Weise in etwas Cartoonhaftes, vielleicht sogar Lächerliches. Ich spiele mit ihnen, verpasse ihnen lustige Gesichter, mache sie kleiner und baue ein paar Pimmelwitze ein.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde es sehr wichtig, mich mit anderen Künstlerinnen zu verbünden, um dem traditionellen Boys Club der Kunstwelt entgegenzuwirken.

Interview: Beate Scheder
Foto: Lillian Morrissey