Fünf Fragen an …
Mio Okido (* 1986 in Niigata, Japan) beschäftigt sich mit kollektiver Erinnerungskultur im globalen Kontext. Sie studierte an der Tokyo University of the Arts (B.A.), verbrachte ein Auslandsjahr an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und setzte ihr Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin (Diplom) sowie am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin (M.A.) fort. 2023 war sie Stipendiatin am Berliner Museum für Asiatische Kunst, wo sie den imperialen Kontext der japanischen Sammlung erforschte. Dies mündete 2024 in eine Einzelausstellung. Im selben Jahr zeigte sie ihre Arbeiten zur Migrationsgeschichte in der DDR in der Gruppenausstellung ÜberGrenzen im Humboldt Forum in Berlin.
Du arbeitest viel mit historischen Archivfotos. Wie kam es dazu?
Als ich im Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste studiert habe, hatte ich einige Seminare zu Erinnerungskultur. Eine Dozentin hat das Thema immer mit Archivbildern erklärt. Das hat mich fasziniert, denn um Geschichte zu erzählen, braucht man Material, das visuell wahrnehmbar ist.
Wo findest du die Bilder?
Meist im Internet, weil dort alles zugänglich ist und weil das Internet heute unser Verständnis von Vergangenheit dominiert. Der Zufall hilft mir dabei. Wenn ich in Texten interessante Bilder entdecke, google ich sie und entwickle so nach und nach meine Arbeiten.
Mit welchen Erinnerungskulturen beschäftigst du dich?
Einerseits interessiert mich die Geschichte der Modernisierung Asiens. Dabei bin ich stark geprägt von meinem Großvater. Er war Soldat des japanischen Kaiserreichs. Andererseits recherchiere ich zur Erinnerungskultur der DDR. Ich habe ein Auslandssemester in Halle an der Saale verbracht, später in Weißensee studiert. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich eher ein negatives Bild der DDR, weil mein Heimatland Japan stark vom Westen geprägt ist. Andere Geschichten ehemaliger DDR-Bürger*innen habe ich erst vor Ort kennengelernt.
Wie verarbeitest du die Bilder?
Historische Archivbilder übernehmen heute eine identitätsstiftende Rolle wie Ikonen oder religiöse Bilder, die bestimmte Narrative visuell vermitteln. Die Bilder, mit denen ich arbeite, zeigen häufig Gewalt in Kriegen und Konflikten. Zudem nutze ich feine handwerkliche Techniken und künstlerisches Material wie Perlen oder Seide, um den Kontrast zwischen Schönheit und Gewalt sowie die der Menschheit innewohnenden Widersprüche auszudrücken.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Dafür gibt es drei Gründe. Erstens ist Goldrausch auch Teil der Geschichte der Berliner Kunstszene – das finde ich sehr spannend. Zweitens interessiere ich mich sehr für die anderen Teilnehmerinnen und dafür, wie sie sich mit ihrer Kunst auseinandersetzen. Drittens gibt es viele praktische Aufgaben , wie die Kommunikation und Koordination, die nicht direkt mit dem Kunstmachen zusammenhängen. Auch dafür ist es gut, bei Goldrausch zu sein.
Interview: Beate Scheder