
Fünf Fragen an …
Malin Kuht (* 1994 in Augsburg) arbeitet als Videokünstler*in und Vermittler*in. Sie studierte Politikwissenschaft an der Universität Kassel und Pädagogik und Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel. Vor dem Hintergrund einer von digitalen Infrastrukturen geprägten Gegenwart kommt sie in ihren Arbeiten immer wieder auf die Anfänge von digitalen Kulturen und deren Vermächtnis zurück und sucht nach emanzipatorischen und queerfeministischen Zugängen zu Technologien. Malin Kuhts Arbeiten wurden unter anderem im Kunstraum Dock 20 in Lustenau (AT), beim Kurzfilm Festival Hamburg und beim Kasseler Dokfest gezeigt. Seit 2023 lehrt sie im Master Kunstvermittlung an der HFBK Hamburg und ist Gründungsmitglied des Vereins para-education.
Du beschäftigst dich mit den Anfängen digitaler Kulturen. Was willst du herausfinden?
Ich spüre eine große Abhängigkeit zu digitalen Geräten und Technologien, weiß aber, dass ich mich in einer Zwickmühle befinde: Ressourcen sind knapp, der Klimawandel ist real. Die ganz großen Probleme stecken in diesen Technologien und ich frage mich, wie ich damit arbeiten kann und wie damit gearbeitet wurde. Schon Ende der 1980er sind viele Grundsteine gelegt worden, sowohl ideologisch als auch kulturell. Außerdem gibt es viele Geschichten, die drohen, verloren zu gehen, gerade feministische und kollektive Erzählungen.
Zum Beispiel?
Sehr wichtig ist für mich der Cyberfeminismus, die Konfrontation zwischen Technologie und Feminismus. Die erste Cyberfeministische Internationale war in Kassel, wo ich lange gelebt und studiert habe, dennoch habe ich dort nur wenig Spuren davon gefunden. Sie hat im Rahmen der documenta X stattgefunden. Im documenta Archiv gab es vor 2022 dazu dennoch quasi nichts. Kein Foto, kein Dokument.
Woran liegt das?
Diese feministischen Geschichten wollten sich gar nicht erst in Institutionen einschreiben, denen sie nicht vertraut haben. Zeugnisse finden sich eher in den privaten Archiven von Beteiligten. Es gilt, diese Geschichten aus dem privaten Raum heraus in die Öffentlichkeit zu befördern.
Welche Form nehmen deine Arbeiten an?
Ich mag den Rhythmus, den zeitbasierte Medien haben. Aus meiner Recherche entstehen häufig Filme, eine meiner Arbeiten ist aber eine Webseite. Auch da folgt man einer bestimmten Erzählung, wie bei jedem Text. Allerdings kann man den Rhythmus beim Scrollen selbst bestimmen. Linearität interessiert mich formal, weil Sachen eigentlich nicht linear funktionieren. Ein Ereignis wird oft erst rückblickend als Schlüsselmoment erkannt oder eine Erzählung muss erst in einem Archiv wiedergefunden werden, um ihr Publikum zu finden. Damit spielen meine Arbeiten.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich nehme es als großes Geschenk wahr, dass ich mit so vielen Profis arbeiten darf und dabei ernst genommen werde. Es gibt dieses Sprichwort it takes a village – ich habe das Gefühl, dass es wirklich ein Dorf braucht, um sich behaupten zu können. Goldrausch bietet dafür einen Rahmen.
Interview: Beate Scheder