
Fünf Fragen an …
Belén Resnikowski (* 1989 in Bolivien) studierte von 2017 bis 2023 Bildende Kunst an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Internationale Anerkennung erhielt sie unter anderem beim non-syntax Experimental Image Festival 2021 in Tokio (Calm & Punk Gallery) und auf der Every Woman Biennial 2024 in New York (LaMama Galleria). Sie zeigte ihre Arbeiten in Ausstellungen europaweit und wurde mit einem Stipendium des Cusanuswerks und mit dem Mart Stam Preis ausgezeichnet. In ihrer multimedialen Praxis erforscht sie Erinnerung, Migration und Identität. Sie schafft poetische Räume des Dazwischen, in denen persönliche und kollektive Ebenen sichtbar werden.
In einer deiner letzten Videoarbeiten „Awicha“ geht es um Familiengeschichte und Erinnerungen, um Leben, Tod, Verlust und Abschied. Wie bist du bei der Konzeption vorgegangen?
Ich arbeite oft sehr intuitiv. Ich wusste von Beginn an, dass ich für den Film auf 8 mm arbeiten wollte, auch der Ort stand fest, aber das Thema entstand erst später. Ich wollte in mein Heimatland Bolivien reisen und mich selbst neu entdecken, denn ich hatte meine Familie fünf Jahre lang nicht mehr besucht. Das Video ist eine Sammlung all der Erinnerungen, Träume und Gespräche, die ich dort hatte. Das genaue Konzept für den Film entstand erst mit der Montage. Mein neues Projekt ist im Gegensatz dazu von Anfang an konzeptioneller.
Worum wird es gehen?
Es wird um meinen Urgroßvater gehen, wieder um Erinnerungen, meine Familiengeschichte und um Migration. Die Arbeit ist eine Art Dekonstruktion der heroischen Figur meines Urgroßvaters aus weiblicher Perspektive.
Wie wichtig ist deine Biografie für deine Arbeit?
Sehr wichtig. Am Anfang habe ich zu Themen gearbeitet, die mich einfach interessieren, wie Feminismus und Weiblichkeit. Dann erlebte ich den Tod meines besten Freundes. Das hat mich wirklich erschüttert und dazu gebracht, viel über den Tod und über die Menschen, die mir nahestehen, nachzudenken. Ich will Kunst machen, die authentisch und ehrlich ist. Wenn mich etwas berührt, dann bedeutet das, dass es auch für andere eine Tiefe haben kann.
Was willst du mit deiner Kunst erreichen?
Kunst bringt mich dazu, etwas zu fühlen, über etwas nachzudenken, vielleicht eine andere Sichtweise zu entwickeln. Das ist es, was ich auch bei meinem Publikum auslösen möchte.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich habe mich für das Programm interessiert, weil es sich an Frauen und queere Menschen richtet. Es fühlt sich so gut an, in einer solchen Gruppe Erfahrungen zu teilen. Außerdem will ich meine Karriere auf eine professionellere Art und Weise vorantreiben.
Interview: Beate Scheder