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Goldrausch 2023 – on the edge of

galerie weisser elefant
Auguststraße 21, 10117 Berlin

Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt zeigt bis 21. Januar 2024 in der galerie weisser elefant aktuelle Arbeiten von 15 internationalen Bildenden Künstlerinnen mit Arbeitsort Berlin. Mit Goldrausch 2023 – on the edge of präsentiert das Professionalisierungsprogramm die Abschlussausstellung seines 33. Jahrgangs. Die Gruppenausstellung ist eine Kooperation mit dem Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirks Berlin-Mitte und wird von Laure Catugier und Hannah Kruse kuratiert.

Unter dem Titel Goldrausch 2023 – on the edge of zeigen die 15 Teilnehmerinnen des Goldrausch Künstlerinnenprojekts Ausschnitte aus ihrer gegenwärtigen Produktion. Zu erleben sind analoger Experimentalfilm, Video- und Soundinstallationen, konzeptuelle Fotografie, Malerei, Tapisserien, Performance, und Skulpturen.

Die Künstlerinnen verhandeln in ihren Arbeiten feministische Perspektiven auf Geschichte und Popkultur, Veränderungen unserer Umwelt im Zeitalter des Anthropozän, multiperspektivische Erzählungen von Alltagsritualen und Ökonomie. Konzeptuell loten sie mediale und inhaltliche Grenzen – edges – aus und legen Zwischenräume und Transformationsprozesse offen. Entlang dieser edges laden die Werke der Künstlerinnen zur Reflexion ein: Über gesellschaftliche oder ökologische Veränderungen, künstlerische Genres und Materialien. Damit regt die Ausstellung Goldrausch 2023 – on the edge of dazu an, bestehende Systeme zu hinterfragen und Potenziale zur Umgestaltung zu entwickeln.

Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt fördert als einjähriger Professionalisierungskurs herausragende künstlerische Positionen von Frauen*. Während des Kursjahres konzentrieren sich die Teilnehmerinnen in einer solidarischen Gemeinschaft auf ihre berufliche Weiterbildung und tragen gleichzeitig die gewonnenen Ergebnisse in die Öffentlichkeit. Das renommierte, bundesweit einzigartige berufliche Weiterbildungsprojekt unterstützt seit 1989 Bildende Künstlerinnen dabei, sich individuelle Karrierewege zu erschließen und ihre Arbeiten einem breit gefächerten Publikum zu präsentieren.

Künstlerinnengespräche und ein Katalog begleiten die Ausstellung.

Alle Informationen zur Ausstellung finden Sie kompakt zusammengefasst in unserer Einladungskarte (PDF zum Download). Hinweis: Die in der Einladungskarte genannte Ausstellungslaufzeit wurde bis 21.01.2024 verlängert.

Eröffnung

Di-So 11-19 Uhr

Programm

Vergangene Veranstaltungen

Sonntag, 21.01.2024

11.00 – 19.00 Uhr Finissage der Ausstellung

17.00 – 18.30 Uhr Ausstellungsrundgang mit den Künstlerinnen Ximena Ferrer-Pizarro, Shira Orion und Hara Shin

 

Sonntag, 14.01.2024

15.00 – 16.30 Uhr Ausstellungsrundgang mit den Künstlerinnen Viviana Druga, Janne Höltermann, Bea Targosz, Emma Wilson und Silja Yvette

 

Sonntag, 15.10.2023

13.00 – 14.30 Uhr Performance „Confessionale“ von Viviana Druga (Goldrausch 2023). Die Performance findet draußen im Innenhof der Galerie statt.

Ein offener Beichtstuhl dient als Ausgangspunkt für Diskussionen über traditionelle Vorstellungen von Schuld und Erlösung. Die Besucher:innen sind eingeladen, eine Beichte abzulegen – oder ihr zuzuhören. Welche Bedeutung haben Rituale heute? Welchen Stellenwert haben Heiligtürmer heute? Welches Potenzial liegt im Akt der Beichte? Wie kann die „Beichte“, losgelöst von einer patriarchalischen Machtstruktur, neu gedacht und zu eigen gemacht werden?

15.00 – 16.30 Uhr Ausstellungsrundgang Goldrausch 2023 – on the edge of mit Prof. Dr. Daniela Labra, Kuratorin und Kunstkritikerin, und ausstellenden Künstlerinnen: Anja Dornieden, Viviana Druga, Ximena Ferrer Pizarro, Daniela Medina Poch, Silja Yvette. In englischer Sprache.

 

Sonntag, 05.11.2023

14.00 – 14.45 Uhr Soundwalk mit Bea Targosz (Goldrausch 2023). Der Treffpunkt ist um 13.45 Uhr im Innenhof der Galerie.

Während des Spaziergangs werden wir Klanglandschaften erleben und nach lokalen Klangereignissen suchen. Wir werden mit unseren Ohren, ohne technische Hilfsmittel, lauschen. Wir werden die Überschneidungen zwischen Natur, technischer Infrastruktur und Architektur erforschen und nach deren hörbaren Spuren suchen. Indem wir unsere Hörgewohnheiten und -fähigkeiten untersuchen, werden wir versuchen, neue Perspektiven auf unsere Umgebung zu eröffnen.

15.00 – 16.30 Uhr Ausstellungsrundgang Goldrausch 2023 – on the edge of mit Julia Meyer-Brehm, Kuratorin und Kunsthistorikerin, und ausstellenden Künstlerinnen: Janne Höltermann, Tiziana Krüger, Amelie Plümpe, Marie Rief, Bea Targosz. In deutscher Sprache.

16.45 – 17.00 Uhr Performance „Translator“ von Emma Wilson (Goldrausch 2023). Die Performance findet draußen im Innenhof der Galerie statt.

„Translator“ untersucht Fragen der Autor:innenschaft und verknüpft Erfahrungen des Sprechens und Zuhörens mit denen der Nahrungsaufnahme und Verdauung. Die Bewegung eines computergenerierten Kefirkorns wird von einer Dolmetscherin in Worte übersetzt. Kefirkörner sind symbiotische Ansammlungen von Bakterien und Hefen, die sich von Zucker ernähren, ihn durch einen Gärungsprozess verdauen und als Nebenprodukt Kohlendioxid freisetzen. Gleich dem Körper des Kefirkorns ist auch der vorgetragene Text ein Kompositum, das aus einer Collage zusammengeschnittener Zitate und vermengter Autor:innenschaft entstanden ist.

 

Donnerstag, 16.11.2023

17.00 – 18.30 Uhr Ausstellungsrundgang Goldrausch 2023 – on the edge of mit Kira Dell & Laura Seidel, Kuratorisches Duo und Leiterinnen Projektraum Neun Kelche, und ausstellenden Künstlerinnen: Lillian Morrissey, Shira Orion, Wagehe Raufi, Hara Shin, Emma Wilson. In deutscher Sprache.

Dokumentation

Im Ausstellungsruam sind mehrere Kunstwerke zu sehen: Skulpturen aus Keramik, ein bedruckter Vorhang und eine Soundinstallation mit mehreren Lautsprechern.

Ausstellungsbesuch

Laufzeit: bis 21.Januar 2024
Eröffnung: 29.09.2023, 18.00–22.00 Uhr

Öffnungszeiten:
Di–So 11:00–19:00 Uhr
Eintritt frei

galerie weisser elefant
Auguststraße 21
10117 Berlin-Mitte

Zugang
Der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel befindet sich in etwa 5000m Entfernung. An der Haltestelle U Rosenthaler Platz verkehrt die U-Bahn Linie U8 sowie die Tramlinien M1, M8, M10 und die Buslinie 142. An der Haltestelle Oranienburger Straße verkehren die S-Bahn-Linien S1, S2, S25, S26, sowie die Tram-Linien M5 und 12.
Vor der galerie weisser elefant gibt es begrenzte Parkmöglichkeiten.

Die Ausstellungsräume befinden sich im 1.OG und sind nur über eine Treppe zu erreichen.

Fünf Fragen an …

Anja Dornieden (* 1984 in Heiligenstadt) war von 2008 bis 2010 Stipendiatin des Fullbright-Programms an der New School in New York, wo sie einen Master-Abschluss in Media Studies erlangte. Seit 2010 arbeitet sie zusammen mit J. D. González Monroy unter dem Namen OJOBOCA. Das Duo widmet sich in seiner künstlerischen Praxis dem fotochemischen Film und erforscht in seinen Arbeiten das Kino als soziales Ritual. OJOBOCAs Filme und Expanded-Cinema-Performances waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenpräsentationen zu sehen, zuletzt im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund, im Institute of Contemporary Arts in London sowie auf Filmfestivals wie der Berlinale.

Du bist Teil des Künstler*innenduos OJOBOCA. Was bedeutet der Name?

Seit 2010 arbeiten Juan David González Monroy und ich zusammen. Der Name OJOBOCA leitet sich vom Spanischen „Auge-Mund“ ab und ist ein Begriff, den der Filmemacher Pier Paolo Pasolini zur Beschreibung einer Kamera gewählt hat.

Ihr nennt eure Arbeitsmethode Orrorism. Was ist damit gemeint?

Ein zentrales Element unserer Arbeit ist die fotochemische Filmprojektion. Wir betrachten Kino als eine Form des Rituals, die sich mit der gemeinschaftlichen Erfahrung befasst. In unseren Programmen, die oft eine Kombination aus Filmen und performativen Arbeiten umfassen, versuchen wir einen Raum zu schaffen, in dem eine Art unbewusste Verbindung zwischen allen Anwesenden entstehen kann. Diese Praxis bezeichnen wir als Orrorism.

Was für Geschichten willst du erzählen?

Mich interessiert, wie wir unsere Umgebung erzählerisch konstruieren. Ich untersuche, wie wir historische Ereignisse, Mythen oder Fantasien nutzen, um etwas zu rechtfertigen oder durchzusetzen. In meinen Filmen kommt der Narration eine bedeutende Rolle zu, wobei ich stets versuche, die Autorität der erzählenden Stimme zu hinterfragen.

Du benutzt nur analoge Filmtechniken. Warum?

Ich bin über den Prozess der handwerklichen Arbeit zum analogen Film gekommen. Mein erster Berührungspunkt damit war die Erstellung von Film ohne Kamera. Das Filmmaterial habe ich direkt bemalt, gekratzt oder mit Techniken der Collage verändert. Erst im zweiten Schritt habe ich begonnen, eine Kamera zu verwenden. Die analoge Arbeitsweise erfordert sehr viel Zeit, Geduld und Sorgfalt und bringt Einschränkungen mit sich – das empfinde ich jedoch als hilfreich.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Wie bereits erwähnt, ist ein Schwerpunkt meiner Arbeit das gemeinsame Erleben einer Filmprojektion. Während und nach der Pandemie hat sich vieles ins Internet verlagert. Mit Goldrausch möchte ich reflektieren, wo ich mit meiner Arbeit hinmöchte und ob ich dieses gemeinsame Kinoerlebnis auch in einem anderen Kontext erfahrbar machen kann.

Interview: Beate Scheder Foto: Anja Dornieden

Anja Dornieden & Juan David González Monroy – OJOBOCA

Print Analysis

Textbeitrag: Erika Balsom, Monica Delgado,
Anja Lückenkemper, Katrin Mundt
Gestaltung: Christina Wunderlich
16 Seiten, 12 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Du beschreibst Kunst als eine magische Aktivität. Wie meinst du das?

Wenn ich diese Frage gestellt bekomme, muss ich immer an die ersten Höhlenmalereien denken, die in Lascaux entdeckt wurden. Die damaligen Künstler:innen waren wahrscheinlich auch Schaman:innen. Ich kann mir vorstellen, dass die Idee, ein Tier zu malen, auch ein Versuch war, mit diesem Tier und seiner Aura in Kontakt zu kommen. Das ist das Magische der Kunst: diese Übertragung vom Menschen auf das Tier oder auf das Objekt, die man mit der Hand, durch den Körper schafft. Das geschieht auch bei Performancekunst: Du dringst in eine andere Zeit vor und kannst dort Sachen tun, die in deinem normalen Leben nicht möglich wären.

Was bedeutet das für deine Kunst?

In meinen Performances versuche ich sehr präsent im Moment zu sein und mich mit dieser besonderen Zeit zu verbinden. Ich versuche die spirituelle Ebene, die es in der Wirklichkeit gibt, an die Oberfläche zu bringen. Deshalb realisiere ich im White Cube von Galerien Kapellen oder Beichtstühle, in denen man mit einem Gespenst reden, beichten oder auf verschiedene Arten mit dieser anderen Welt in Verbindung kommen kann.

Du machst nicht nur Performances, sondern arbeitest auch mit Installation, Fotografie und Objekten. Wie gehört das alles zusammen?

Mit der Fotografie habe ich angefangen. Die Arbeit mit der Kamera wurde wie von selbst zur Performance – und die Installationen und Objekte sind als erweiterte Spielfelder für meine Performances entstanden, sodass diese auch ohne meine Anwesenheit stattfinden können.

Was sind deine nächsten Pläne?

Schon meine Ausstellung Sauna Confessions (2022) in der Galerie im Saalbau in Berlin war ein Statement für die Nachhaltigkeit: Das Heu und der Lehm, die ich für die Installation benutzt habe, konnten am Ende verbrannt oder von Bäuerinnen und Bauern aus Brandenburg abgeholt und weiterverwendet werden. Ich möchte gerne mehr in diese Richtung gehen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Nachdem ich Mutter geworden bin, hat sich mein Status als Künstlerin stark verändert. Damit möchte ich mich auseinandersetzen.

Interview: Beate Scheder Foto: Viviana Druga

Viviana Druga

Ritualista

Textbeitrag: Maja Smoszna
Gestaltung: Ipek Erdöl
16 Seiten, 14 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Ximena Ferrer Pizarro (* 1994 in Lima) hat ihr Malerei-Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin absolviert, wo sie 2023 als Meisterschülerin von Friederike Feldmann abschloss. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Berlin und Frankreich gezeigt, zuletzt auf dem Kunstfestival 48 Stunden Neukölln im Kesselhaus des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin. Mit übertriebener, dramatischer und humorvoller Sprache stellt Ximena in ihren Arbeiten Szenen dar, die über die Bildsprache des lateinamerikanischen Raums hinausgehen und als Einladung zu einer ernsthaften Debatte über Ungleichheiten, die Herausforderungen der Interkulturalität und das subjektive Wohlbefinden dienen.

Was malst du und warum?

Ich male figurativ, aber mit verzerrten Proportionen. Meine Themen sind Geschichten, die mir erzählt werden. Ich fasse sie in einem Satz zusammen und male davon ein Bild. Ich benutze Übertreibungen als Mittel und verarbeite auf diese Weise die Klischees über Menschen aus Lateinamerika, die mir begegnet sind, seitdem ich nach Deutschland gezogen bin.

Einige deiner Arbeiten beziehen sich auf Telenovelas. Wieso?

Ich habe in meinem Leben bestimmt 70 Telenovelas gesehen. Als Kind bin ich in die Geschichten eingetaucht. Später habe ich angefangen, sie zu hinterfragen. In meiner Abschlussarbeit habe ich untersucht, inwiefern diese idealisierten Klischeegeschichten politisch sein können. Mich hat immer interessiert, wie darin auf tragikomische Weise Geschichten erzählt werden, die eigentlich sehr ernst sind. Irgendwann ist mir klargeworden, wie viel diese übertriebene Sprache und Erzählweise mit meiner Kultur zu tun hat.

Wie entstehen deine Bilder?

Ich überlege mir, was an der Geschichte am wichtigsten ist. Mit diesen Elementen fange ich an, mache ein, zwei Zeichnungen und währenddessen sehe ich oft schon, worauf ich verzichten werde und was ich auf der Leinwand noch dazu bringen möchte. Was die Farben angeht, weiß ich sehr schnell, wie ich etwas umsetzen möchte.

Welche Rolle spielt es für dich, wo du deine Bilder zeigst?

Sogar bei meiner Bewerbung an der Kunsthochschule wurde mir gesagt, dass ich weniger Farben benutzen sollte, und wenn ich mich für Preise beworben habe, wurde immer gefragt, ob meine Themen hier überhaupt relevant seien. Das hat mich sehr beschäftigt. Der Ort macht definitiv einen Unterschied. Menschen aus Peru können meine Bilder vielleicht schneller verstehen, in anderen Kontexten dauert es länger. Für mich ist es sehr interessant, dass meine Kunst, je nachdem, wo und von wem sie angeschaut wird, andere Fragen aufwirft.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

2022 habe ich mein Studium abgeschlossen. Goldrausch ist ein guter Übergang in das reale künstlerische Leben, deshalb habe ich mich beworben.

Interview: Beate Scheder Foto: Ximena Ferrer-Pizarro

Ximena Ferrer Pizarro

Where one can eat, two can eat

Textbeitrag: Daniela Labra
Gestaltung: Sibel Beyer
16 Seiten, 12 Abbildungen

https://www.instagram.com/jannehoeltermann/

Janne Höltermann (* 1977) studierte an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und am Massachusetts College of Art and Design in Boston. Ihre Videoarbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem im Bronx Museum in New York, im Institute of Contemporary Art in Philadelphia, im Werkleitz – Zentrum für Medienkunst in Halle und zuletzt in einer Einzelausstellung im Goethe-Institut Boston. Ihre aktuelle Arbeit wurde durch das Recherchestipendium Bildende Kunst der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin und das Projektstipendium Neustart Kultur durch das BBK-Projektbüro Berlin gefördert.

Das Projekt, an dem du gerade arbeitest, heißt Physical Twin. Worum geht es da?

In meiner Recherche bin ich auf den Begriff „digitaler Zwilling“ gestoßen. Damit werden virtuelle Modelle beschrieben, die ein physisches Objekt möglichst präzise widerspiegeln sollen und dazu dienen, mittels Simulation Prozesse zu optimieren. Mein Video kehrt dieses Prinzip um: Vermeintlich reale physische Gebäude – zwei Logistikzentren – wachsen in Anlehnung an Statistiken zu E-Commerce in Deutschland zu spekulativen Architekturen.

Was interessiert dich an Logistikzentren?

Logistikzentren sind Strukturen, die eine Stadt füttern und beliefern. Es sind funktionale Architekturen ohne Geschichte, ohne Patina, günstig und schnell gebaute Gebäude, die nach Bedarf ausgeweitet werden können. In meinem Video können sie absurderweise in die Höhe skaliert werden. Ich habe in den USA mehrere Amazon Fulfillment Center besucht. Die waren über 20 Fußballfelder groß, allein deshalb schon wirkten sie monströs und überwältigend.

Wie weit bist du gerade?

Es wird eine Zwei-Kanal-Videoinstallation, eine Kombination aus Drohnen-Footage und eingesetzten 3D-Modellen, ein sehr aufwändiges Verfahren. Momentan bereite ich das finale Rendering vor. Außerdem arbeite ich am Audio-Teil. Der basiert oft auf Sound, den ich vor Ort aufnehme, sodass man sich beim Anschauen verorten kann.

Wie kamst du zum Video?

Im Studium habe ich anfangs eher bildhauerisch gearbeitet. Zum Video kam ich, als ich ein Jahr in Madrid war. Dort gab es an der Hochschule kein Atelier, aber ich hatte eine Videokamera und ein Laptop. Mir gefällt, wie unabhängig und flexibel man damit arbeiten kann und dass ich meine Arbeiten installativ an Ausstellungsräume anpassen kann.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin erst seit kurzem in Berlin, vorher war ich lange in den USA und hatte dort auch meine Kontakte. An Goldrausch gefällt mir der Netzwerkgedanke und dass ich viele unterschiedliche Menschen und künstlerische Positionen kennenlernen kann.

Interview: Beate Scheder Foto: Janne Höltermann

Janne Höltermann

Physical Twin

Textbeitrag: Johanne Mohs
Gestaltung: HSF Studio
16 Seiten, 14 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Tiziana Krüger (* 1991 in Herford) studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Potsdam und absolvierte ihren Bachelor of Fine Arts am Photography Department der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Ihre multimediale Arbeitsweise umfasst Fotografie, Installation und Skulptur. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem im Art Museum of Nanjing University of the Arts in Shanghai, im Rahmen der Unseen Photography Fair in Amsterdam und zuletzt während der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen.

Du arbeitest hauptsächlich als Bildhauerin. Was für Formen interessieren dich?

Das sind Formen, die ich in meiner Umwelt vorfinde. Ein für mich typischer Prozess ist, dass ich etwas um mich herum wahrnehme und davon Handyfotos aus verschiedenen Perspektiven anfertige. Das ist der erste Schritt der Annäherung. Dann folgt die weiterführende Recherche auf visueller Ebene im Internet.

Was kann dieses Etwas sein?

Derzeit beschäftige ich mich mit der Thematik der Abwehr: mit menschengemachter Abwehr und verschiedensten Abwehrmechanismen der Flora und Fauna. In meiner eigenen Praxis versuche ich die Grenzen, die durch Abwehr geschaffen werden, zu durchschreiten, indem ich meine Arbeiten beispielsweise aus sehr fragilen oder hautähnlichen Materialien anfertige. Mich interessiert das Spiel der Gegensätze: hart vs. fragil, offensiv vs. defensiv, künstlich vs. organisch.

Wie wählst du deine Materialien aus?

Ich folge dem Prinzip einer Umkehrung von Material und Funktionalität. Das kann bedeuten, dass eine industrielle Form in ein organisches Material übersetzt wird oder Formen der Flora und Fauna in ein künstliches Material übertragen werden. Diese Umkehrung öffnet ein mögliches Spannungsfeld. Die Form der Objekte mag gefährlich anmuten, aber wenn man näher herantritt und ihre Beschaffenheit deutlicher erkennen kann, bekommt man doch das Bedürfnis, sie anzufassen.

Woran arbeitest du gerade?

Ich komme ursprünglich aus der Fotografie und kehre gerade auf bildhauerische Weise dorthin zurück. Ich stelle Überlegungen an, wie ich Fotografie mehr zur Skulptur werden lassen kann und mache dafür Tests mit Silikon. Dabei interessiert mich die Körperlichkeit des Materials. Das Silikon löst das Papier als Trägermaterial ab und kann im Raum frei installiert werden.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich erhoffe mir, ein nachhaltiges Netzwerk aufzubauen, mich mit den anderen Künstlerinnen zu solidarisieren, sich gegenseitig zu unterstützen und dadurch mehr Sichtbarkeit in der Kunstöffentlichkeit zu zeigen.

Interview: Beate Scheder Foto: Marlene Burz

Tiziana Krüger

Apex Resistance Imitations Soft-defence Sacrifice

Textbeitrag: Julia Meyer-Brehm
Gestaltung: Lena Hegger
16 Seiten, 14 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Daniela Medina Poch (*1992 in Bogotá) ist eine multidisziplinäre Künstlerin und Forscherin. Ihre Arbeiten wurden 2023 unter anderem im CCA Berlin und in der Tributaries Exhibition bei The Line in London, 2022 auf der XXII Bienal de Cerveira, im Museo de Arte Moderno Bogotá, auf der documenta fifteen (mit Fridays for future) und in der Online-Ausstellung Imagine the Ocean Dry as Lavender der TBA21 Thyssen-Bornemisza Academy gezeigt, sowie 2021 bei der The Listening Biennial, 2020 bei SAVVY Contemporary in Berlin und 2018 auf der XIV ARTBO Fair und bei FLORA ars+natura in Bogotá. Ihre Werke sind Teil der Sammlungen des Museo de Arte Moderno de Bogotá, des Museo de Memoria de Colombia in Bogotá und der Plattform Collecteurs: The Museum of Private Collections. Medina Poch hat einen M.A. an der Universität der Künste Berlin erworben.

Welche Rolle spielen Sprache und Schreiben in deiner Praxis?

Ich begreife Schreiben sowie den Gebrauch und die Subversion von Sprache als eine Art des Worldings. Diese versetzt mich in die Lage, Ideen zu entwickeln und diese weiter zu denken. Neben der Kunst schreibe ich regelmäßig Artikel für Zeitungen und Zeitschriften, was empirische, performative, aber auch akademische Forschung miteinschließt. Wann immer ich eine Idee oder eine Fragestellung habe, die ich untersuchen möchte, entscheide ich neu, ob daraus ein Text oder ein Kunstwerk werden soll.

Was für Ideen sind das?

Meine Perspektive ist intersektional. Ich untersuche inoffizielle Geschichten und Verstrickungen zwischen den Spezies, um ökozentrische Erzählungen zu entwerfen und nicht-hegemoniale Wissenssysteme zu stärken. Ich versuche, Wissensproduktion außerhalb der vorherrschenden Diskurse zu verstehen und die Beziehungen zwischen belebten und unbelebten Wesen in unserer Umwelt zu begreifen.

Wie kann das aussehen?

Ich habe vor zwei Jahren den Begriff Aqualiteracies entwickelt. Er beschreibt eine Art zu denken, mit Wasser zu fühlen, Wasser als ein heterogenes, plurales und relationales Element oder Lebewesen zu verstehen. Es geht mir nicht um eine konkrete Theorie oder Definition, sondern darum, Komplexität sichtbar zu machen. Es ist mehr Prisma als Behälter. Die Untersuchungsgegenstände sind unendlich und ich bin froh, dass sie es sind.

Wie recherchierst du?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich komme aus der Performance, daher erkunde ich Orte gerne körperlich, baue eine Beziehung zu diesen auf und führe Interviews. Es gibt einen Begriff des kolumbianischen dekolonialen Denkers Arturo Escobar, der meine Forschung gut beschreibt: „Denken-Fühlen“. Wissen gehört für mich nicht nur zu einer kognitiven, sondern auch zu einer affektiven, hybriden Realität. Ich will die Dinge nicht nur erforschen, nicht nur über Dinge nachdenken, sondern mit Dingen nachdenken.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Um ein Netzwerk mit anderen Künstlerinnen aufzubauen.

Interview: Beate Scheder Foto: Camila Medina Poch

Alice Hauck & Amelie Plümpe

(HAUCK PLÜMPE)

Textbeitrag: Elisa Maria Schmitt
Gestaltung: Studio Laurens Bauer
16 Seiten, 15 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Lillian Morrissey ist eine in Australien geborene Textilkünstlerin mit einem Hintergrund in Politikwissenschaft und im Journalismus. Sie hat einen BA in Internationaler Politik von der University of Sidney (2009) und einen BA in Bildender Kunst (Malerei) von der National Art School in Sydney (2015). In ihren großformatigen, bestickten Wandteppichen untersucht sie die
‚Performance‘ politischer Männlichkeit, indem sie Krieger-Archetypen in der visuellen Populärkultur, der militärischen und der klassischen Geschichte sowie der zeitgenössischen Politik dekonstruiert. Sie hat ihre Arbeiten in Deutschland, Australien, Mexiko und den USA ausgestellt.

Neben der Malerei fertigst du Tapisserien an. Wie kam es dazu?

Ich habe Malerei studiert, war aber frustriert davon, wie sehr die Malereigeschichte mit historischen Bewegungen überfrachtet ist. Tapisserien, diese Wandteppiche, die wie Gemälde aussehen, ein meist von Frauen ausgeführtes Handwerk, habe ich immer geliebt. Da ich mich mit Männlichkeit und männlichen Stereotypen befasse, ergibt die Verwendung eines Materials, das traditionell eher weiblich ist, einen schönen Kontrast.

Welche Themen interessieren dich?

Ich beschäftige mich damit, welche Art von Bildern wir verwenden, um Heldenmythologien und eine Kultur der verherrlichten Männlichkeit zu schaffen. Mich interessiert insbesondere, wie diese politisch genutzt werden, um Autoritarismus und Militarisierung zu rechtfertigen. Die feministische Theoretikerin Cynthia Enloe beschreibt diese Verbindung als die „Militarisierung von Männlichkeit“. Ich möchte alles – von der Populärkultur bis zur Geschichtsschreibung – heranziehen, um diesen Zusammenhang zu hinterfragen und zu persiflieren.

Wählst du dafür konkrete Helden aus?

Für einige meiner Werke benutze ich allgemeinere Krieger- und Helden-Stereotype wie den mittelalterlichen Ritter, den römischen Soldaten oder den Wikinger. Eine andere Serie, an der ich arbeite, basiert auf der Ilias und den Troerinnen von Euripides. Durch diese Texte erforsche ich spezifischere Charaktere wie Achilles und Agamemnon und dekonstruiere, wie sie im Laufe der Geschichte dargestellt wurden, aus einer feministischen Perspektive.

Wie übersetzt du diese Bilder in deine Kunst?

Beim Zeichnen vereinfache ich alles. Die furchterregenden, gewalttätigen Figuren verwandeln sich auf diese Weise in etwas Cartoonhaftes, vielleicht sogar Lächerliches. Ich spiele mit ihnen, verpasse ihnen lustige Gesichter, mache sie kleiner und baue ein paar Pimmelwitze ein.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde es sehr wichtig, mich mit anderen Künstlerinnen zu verbünden, um dem traditionellen Boys Club der Kunstwelt entgegenzuwirken.

Interview: Beate Scheder Foto: Lillian Morrissey

Fünf Fragen an …

Shira Orion (* 1993 in Haifa) hat an der Kunsthochschule Berlin Weißensee studiert und dort bei Prof. Friederike Feldmann ihren Abschluss als Meisterschülerin gemacht. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Europa gezeigt, zuletzt im Haus Kunst Mitte in Berlin, wo sie auch mit ihrer Band EGONX performt hat. 2021 fand ihre Videoarbeit eine Lobende Erwähnung im deutschen Wettbewerb der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, 2020 hatte sie in der Kunsthalle am Hamburger Platz in Berlin ihre erste Einzelausstellung.
Shira Orion hat mehrere Stipendien und Förderungen erhalten, darunter das STIBET des DAAD, das Mart-Stam-Stipendium der Weißensee Kunsthochschule Berlin und den Neustart-Kultur-Kickstarter-Zuschuss. Dieses Jahr wurde sie außerdem mit dem Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin ausgezeichnet.

Mit welchen Medien arbeitest du?

Ich arbeite auf Papier und mit Video. Ich betrachte meine Videos jedoch nicht unbedingt als Filme. Das Wort, das ich dafür gefunden habe, ist Universum, weil ich Dinge aus der Realität benutze und mir wünsche, dass sich diese wieder in der Realität verteilen und nicht im Filmformat verbleiben. Sie sollen entweder eine reale physische, materielle Form annehmen oder auf die Realität einwirken.

Was für Geschichten möchtest du erzählen?

Ich will mein Publikum bewegen, sowohl emotional als auch gedanklich. Bisher habe ich viel mit meiner Biografie als Werkzeug gearbeitet, das heißt, ich arbeite autofiktional. Ich benutze meine Erfahrungen und Sachen, die ich kenne, als Materialen. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr beeinflusst von Literatur. Ich möchte Geschichten erzählen, die etwas Ähnliches auslösen, wie die Erfahrung, die ich mit Prosa habe, mit der ich mich identifizieren kann oder die mich bewegt.

Wie viel von deinen Videos ist vorher geplant, wie viel ist Improvisation?

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Es ist aber in der Regel sehr viel geplant, weil es meist kein Budget gibt. Ich arbeite mit Humor, aber die Themen bedeuten mir sehr viel. Es ist mir wichtig, auf keinen Fall den Eindruck zu erwecken, ich würde meine Zuschauer:innen nicht ernst nehmen, obwohl es nur wenig Mittel gibt.

Du hast auch eine Punkband. Inwiefern ist das Teil deiner Praxis?

Es ist das geschehen, was ich am Anfang erklärt habe, dass ein Projekt in die Realität gewirkt hat. Es hat damit angefangen, dass ich die Musiker Nathaniel Ratsaby und Assaf Bomgard kontaktiert habe, um Musik zu einem Film zu machen. Dann hat es sich als Band verselbstständigt. Wir heißen EGONX, nach Egon Erwin Kisch, und arbeiten gerade an einer neuen Kassette mit neuen Liedern.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Um mich zu professionalisieren. Ich will von meiner Kunst leben. Dafür möchte ich mein Netzwerk ausbauen und lernen, was zur Selbstständigkeit dazugehört.

Interview: Beate Scheder Foto: Klara Johanna Michel

Daniela Medina Poch

To un-know that green is green

Textbeitrag: Sonia Fernández Pan
Gestaltung: Juan Pablo García Sossa
16 Seiten, 13 Abbildungen

Lillian Morrissey

Heroes

Textbeitrag: Kira Dell & Laura Seidel
Gestaltung: Büro Bum Bum
16 Seiten, 11 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Amelie Plümpe (* 1993 in Bremen) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an der Cooper Union in New York und an der Universität der Künste Berlin, wo Sie 2021 ihren Abschluss als Meisterschülerin machte.
In Ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der Untersuchung von Schnittstellen zwischen Modell und Architektur sowie mit Logistiksystemen in Industrie und Alltag.
2018 hat sie mit Alice Hauck das Künstlerinnenduo HAUCK PLÜMPE gegründet.
HAUCK PLÜMPE haben ein modulares Baukastensystem entwickelt, mit dem sie wechselnde Rauminstallationen und Skulpturen verhandeln. Sie wurden unter anderem mit dem Bernhard-Heiliger Stipendium (2023), dem Karl-Hofer-Stipendium (2021) und dem Preis der Ursula-Hanke-Förster-Stiftung (2021) ausgezeichnet. 2022 haben sie den Kunst-am-Bau-Wettbewerb Kulturzentrum Alte Schule in Berlin-Adlershof gewonnen.

Du arbeitest mit Alice Hauck als Duo HAUCK PLÜMPE, was ist der Vorteil daran?

Es gibt ziemlich viele Vorteile in der Zusammenarbeit mit Alice. Vor allem aber sind es das wechselseitige Fragen und Antworten sowie die Spiegelung der eigenen künstlerischen Position, die zu einer Resonanz führen, auf der unsere gemeinsame Praxis aufbaut. Anhand dieser stetigen Perspektivenverschiebung haben wir einen Weg gefunden, dem „Spiel als Praxis“ in unserer Arbeit eine wichtige Rolle zu geben.

Was genau interessiert euch im Stadtraum und an Architektur?

Es sind Mikroarchitekturen, Stadtmöbel und Fragmente aus dem Stadtraum, die uns beschäftigen. Das können ortsspezifische, funktionale sowie defensive Architekturen sein. Alice und ich haben beide das Bedürfnis, einzelne Elemente zu besitzen. Wir nennen es manchmal das „kleptomanische Gefühl“ gegenüber dem Stadtraum.

Ihr habt für eure Arbeit ein Modulsystem entwickelt. Was hat es damit auf sich?

Das Modulsystem ist ein skulpturales Baukastensystem, dass seit 2018 fortlaufend erweitert wird und aktuell aus 52 Modulen und Objekten besteht. Jedes Modul wird chronologisch mit einer Artikelnummer versehen, die in das jeweilige Modul gefräst wird. Die Module werden abhängig von Raum und Kontext zu ständig wechselnden Konstellationen zusammengesetzt.

Was baut ihr daraus?

Wir bauen Installationen und Raumskulpturen. Es gibt Module, die sich an ortsspezifische Architekturen anlehnen, sowie Module, die erst durch ihre Zusammensetzung mit anderen Modulen eine Narration im Verhältnis zum Stadtraum erzeugen. Durch das ständige Zusammensetzen bauen wir fortlaufende Landschaften, die sich immer wieder verändern. Mittlerweile ist ein Großteil der Konstellationen begehbar.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Um mich mit meinem Berufseinstieg als freischaffende Künstlerin zu beschäftigen. Außerdem ist es toll, in den Austausch mit spannenden Künstlerinnen und weiteren Personen aus dem Kunstbereich, die in das Projekt involviert sind, zu treten.

Interview: Beate Scheder Foto: Amelie Kahn-Ackermann

Shira Orion

Triumph des Willens – Heisse Liebe – Sparato in Mezzo

Textbeitrag: Sarah Lehnerer
Gestaltung: Nora Cristea
16 Seiten, 15 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Wagehe Raufi (* 1990 in Dissen am Teutoburger Wald) studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. 2018/2019 verbrachte sie, gefördert durch ein DAAD-Stipendium, ein Austauschsemester an der Central Academy of Fine Arts in Peking. 2017 erhielt sie den „SYN Award I sms“ und nahm an einer 3-monatigen Residenz in den Meisterhäusern am Bauhaus Dessau teil. Ihre Arbeiten waren in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in der Bundeskunsthalle Bonn (2021), im Kunstverein Siegen (2020) und im Frankfurter Kunstverein (2019).

Wie findest du deine Themen?

Ich arbeite mit meiner Umgebung – manchmal flüchte ich aber auch davor, suche genau das Gegenteil davon und widme mich abstrakteren oder konstruierten Umgebungen. So nehme ich häufig Material aus Literatur oder Film als Ausgangspunkt, breche jedoch mit deren narrativer Struktur. Mein Arbeitsprozess gleicht dabei einem Topf, der verschiedenste Materialien aufnimmt, sich verschmelzen, auflösen und neu aufbauen lässt.

Wie gehst du dabei vor?

Wie Maler:innen bestimmte Farben auswählen suche ich mir bestimmte Räume, Szenen oder Momente, die mein Ausgangsmaterial bilden und denen wir innerhalb meiner Installationen schließlich neu und transformiert begegnen. Für meine Videoarbeiten übertrage ich häufig neben dem zweidimensionalen filmischen Material auch eigene materielle Arbeiten und ihre Zustände in den digitalen Raum. Sie werden darin beispielsweise zu monströsen Akteur:innen oder Teil eines zu groß dimensionierten Environments.

Du arbeitest teils mit sehr speziellen Materialien. Wie wählst du diese aus?

Ich suche nach Materialien, die sich bewegen, sich im Prozess andauernd verändern. So bin ich beispielsweise auf Agar-Agar gekommen. Eine gute Ambivalenz dazu bilden Granulate, die Wasser aufsaugen. Am Ende tritt bei beiden eine materielle Verdunstung auf und es bleibt nichts von der Feuchtigkeit, dem Leben – wenn wir es so nennen möchten – übrig. Ich schaffe eine Welt, einen Sumpf voller lebender Materialität, doch diese Welt verändert sich, bildet eine Matrix und rekonfiguriert sich zu einer krustigen Miniaturlandschaft mit unzähligen Bruchstellen.

Welche Rolle spielt für dich der Ausstellungsraum?

Ich finde es spannend, eine Erweiterung meiner Arbeit im Raum hervorzurufen. Hierbei arbeite ich mit den Gegebenheiten von Ausstellungsräumen – mit dem, was sich innen und außen um sie herum befindet.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Meine Hauptmotivation ist, Leute in Berlin kennenzulernen, da ich noch nicht lange in Berlin bin.

Interview: Beate Scheder Foto: Wagehe Raufi

Wagehe Raufi

Wagehe

Textbeitrag: Philipp Hindahl
Gestaltung: Kathrin Baumgartner & Manuel Tayarani
16 Seiten, 15 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Marie Rief (* 1987 in Berlin) studierte von 2008 bis 2014 Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, wo sie ihren Abschluss als Meisterschülerin bei Prof. Pia Fries machte. Ihre Arbeiten waren in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten, unter anderem im Willy-Brandt-Haus in Berlin (Einzelausstellung, 2022), auf der Krasnoyarsk Museums Biennale in Sibirien (2021) und in Mexico City (2017). 2021 erhielt sie das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. Sie arbeitet konzeptuell mit Materialien und Techniken wie Fotopapier, Kopie und Glas.

Du arbeitest häufig mit schwarz-weißen DIN-A4-Kopien. Woher kommt das?

Das war ein Beobachtungsprozess. In meinem Studio steht ein DIN-A4-Drucker. Ich begann, damit zu arbeiten, um schnell sehr große Negative herzustellen. Bei mir entsteht ein Negativ nicht, indem ich einen analogen Film belichte, stattdessen lege ich zum Beispiel schwarze Flächen im digitalen Bildbearbeitungsprogramm als Ausgangsmotiv an. DIN A4 ist ein Standardformat, es enthält unglaublich viele Arten von Informationen, kondensiert auf einer kleinen Fläche.

Schränkt dich das Format nicht ein?

Ich kann den Rahmen sprengen, indem ich Papiere aneinanderklebe oder umfangreiche Serien anfertige. Daraus ergibt sich eine spezielle Materialität. Die Kanten, die man einander klebt, sind nie ganz gerade. Es gibt kleine Fehler.

Was für Papier benutzt du?

Ich arbeite mit Architekturzeichenpapier. In der UdK habe ich angefangen, Negative zu zeichnen. Das waren die ersten Übergänge vom Zeichnerischen zur Befragung von Fotopapier. Anhand des Druckers begann ich zu erkunden, was passiert, wenn ich Negative von einer Maschine „zeichnen“ lasse.

Was bildest du ab?

Ich habe lange mit Motiven gearbeitet, konzentriere mich inzwischen aber vielmehr auf das Material – z. B. auf das des analogen Fotopapiers der Schwarz-Weiß-Kopie – und gehe damit in konzeptueller Weise um. In einer Arbeit habe ich beispielsweise eine umfangreiche Reihe von Schwarz-Weiß-Drucken, in welcher sich das Leerlaufen der Druckerpatrone nach und nach abzeichnet, in Fotopapieren abgezogen. Die Struktur des Laserdrucks, die sich über alles legt und eine Verfremdung verursacht, finde ich spannend. Sie erschafft eine Distanz, räumlich wie zeitlich. Ich machte auch Versuche, nur mit schwarzen Flächen zu experimentieren, in denen ich Fehler im Druck erzeuge, sodass jeder Ausdruck einzigartig ist.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Schon jetzt haben sich über Goldrausch die Dinge ergeben, die ich mir erhofft habe: neue Freundschaften, Kunstbeziehungen, ein schönes Miteinander.

Interview: Beate Scheder Foto: Daniel Rodríguez

Marie Rief

Works

Textbeitrag: Julie Gaspard
Gestaltung: Louise Borinski
16 Seiten, 13 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Hara Shin (* 1987 in Seoul) studierte Kunst und Medien an der Universität der Künste Berlin und Bildende Kunst an der Hongik University in Seoul. Ihr Austauschstudium verbrachte sie im Bereich Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Filme/Videos und Multimedia-Installationen, in denen sie unsere Identitäten in Bezug zur Körperlichkeit und zur umgebenden Landschaft auf radikale Weise hinterfragt, wurden international ausgestellt, unter anderem bei Diskurs Berlin (2023), im TRAFO Center for Contemporary Art in Stettin (2022), bei Drugo More in Rijeka (2022) und im Art Center Nabi in Seoul (2021).

Was für Themen interessieren dich?

Ich versuche, die Hierarchien zwischen Technologie, Natur und Menschlichkeit aus einer postkolonialen und anthropozänen Perspektive heraus zu dekonstruieren. Dafür zeige ich mehrere Perspektiven auf, die sich von der Dichotomie Mensch/Nichtmensch entfernen. Ich breche gewohnte Narrative auf und verbinde diese Fragmente zu neuen Kontexten und Geschichten.

Wie machst du das?

Ich arbeite hauptsächlich in den Medien Film, Video und Multimedia-Installation. Die Wechselwirkung zwischen der Körperlichkeit, der umgebenden Landschaft und der Zeitlichkeit ist für mich wichtig, so auch in meiner Videoarbeit Tender Territory and Micro Reality (2022). In dieser verwende ich eine Gegenüberstellung von Szenen, die territoriale Ebenen und Dialoge zwischen nichtmenschlichen, fiktiven Figuren zeigen und uns zum Nachdenken über die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt und auf sich selbst anregen.

Was für nichtmenschliche, fiktive Charaktere sind das?

Mithilfe von künstlicher Intelligenz habe ich versucht, eine nichtmenschliche Perspektive auf die Landschaft zu beschreiben. Die Wesen darin sind Organismen, Materie, Naturphänomene, Körperorgane, Sprache, Netzwerksysteme und künstliche Einheiten. Sie existieren über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg und stellen prekäre Überlegungen zu einer künftigen Bewohnbarkeit dieser Territorien an.

Wie entstehen die einzelnen Elemente deiner Arbeit?

Mein Arbeitsprozess hat keine feste Reihenfolge, da die Recherche- und Produktionsphasen parallel laufen. Schon früh im Prozess verarbeite ich auf verschiedene Weise alles, was ich recherchiert, entwickelt oder geschrieben habe, beispielsweise als Website, Diagramm oder Text. So entsteht eine neue Form eines multimedialen Archivs. Fiktive Dokumentation bedeutet in meiner Arbeit ein Zusammenspiel von Realität und Imagination.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde es wichtig, andere in Berlin lebende Künstlerinnen mit diversem Hintergrund kennenzulernen, sich gegenseitig zu empowern und im Austausch voneinander zu lernen.

Interview: Beate Scheder Foto: Hara Shin

Hara Shin

Tender Territory and Micro Reality

Textbeitrag: Ameli M. Klein
Gestaltung: Alina Derya Yakaboylu
16 Seiten, 13 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Bea Targosz (* Danzig) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Danzig, an der Kunstuniversität Linz und an der Universität der Künste Berlin, wo sie ihr Meisterschülerstudium im Bereich Kunst und Medien absolvierte. Ihre Installationen wurden im Programm Vorspiel während der transmediale und des CTM-Festivals in Berlin, im Museum Ulm, im Silent Green Kulturquartier, im Museum für Naturkunde in Berlin sowie auf der CENSE Conference for Sonic Ecologies, auf dem Klingt Gut! Symposium on Sound der HAW Hamburg und im Programm von Radio Kapital präsentiert. Sie erhielt unter anderem das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin und ein DAAD-Stipendium.

Der Schwerpunkt deiner Arbeit liegt auf Sound Environments. Für welche Art von Klängen interessierst du dich?

Ich bin offen für verschiedene Klänge. Ich interessiere mich dafür, wie Phänomene, Prozesse, Umfelder klingen und forsche viel. Für mich gibt es keinen falschen Klang. Wenn ich zuhöre und die Klangumgebung erlebe, lerne ich, sie zu verstehen.

Was für Phänomene und Prozesse können das sein?

Mich interessiert das Zusammenspiel von Natur, Technologie und Architektur. Wie bauen sich Schnittstellen auf? Wie klingen sie oder wie könnten sie klingen? Darüber denke ich nach, stelle Fragen und suche nach neuen Perspektiven für diese Themen. Ich analysiere ihre Klangumgebung, ihre klanglichen Eigenschaften.

Sind das Klänge, die sonst für uns nicht wahrnehmbar sind?

Als Menschen haben wir die Fähigkeit, mit unseren Ohren einen bestimmten Frequenzbereich zu hören. Viele Klänge sind uns nicht bewusst, obwohl wir sie körperlich wahrnehmen. Für mich ist es faszinierend, mit verschiedenen Geräten und Mikrofonen solche Klänge und Vibrationen zu erforschen. Die Natur des Klanges ermöglicht es, komplexe oder problematische Themen und Phänomene zu vermitteln. Deren Klangeigenschaften zu hören, regt zum Nachdenken an und provoziert Fragen.

Wie installierst du deine Soundarbeiten im Ausstellungsraum?

Meine Arbeit ist räumlich konzipiert. Ich positioniere oder verorte eine neue Klangqualität in einem Raum, provoziere für sie einen neuen Kontext. Das ist für mich eine wichtige Geste. Meine Arbeiten betrachte ich als Klangstrukturen und lade das Publikum dazu ein, sie körperlich und räumlich zu erleben. Die aufgezeichneten Sounds treten dabei in Dialog mit der spezifischen Akustik des jeweiligen Raumes. Das macht für mich jede Aufstellung aufs Neue spannend.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Goldrausch bietet Zeit, Raum und Werkzeuge, um sich zu professionalisieren und Erfahrungen mit anderen Künstlerinnen auszutauschen. Das finde ich super.

Interview: Beate Scheder Foto: Milosz Szcz?sny

Bea Targosz

Situating

Textbeitrag: Arnau Horta
Gestaltung: Sam Kim
16 Seiten, 12 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Emma Wilson (* 1993 in Großbritannien) studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (2016–2022) und am Goldsmiths, University of London (2012–2015). Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen (2023), in der Sammlung Falckenberg in Hamburg (2022) und im Herrenhaus Edenkoben im Rahmen ihres Aufenthaltsstipendiums (2021) gezeigt. 2022 erhielt sie den Neustart-Kultur-Kickstarter-Zuschuss, 2021 das Arbeitsstipendium für Bildende Kunst der Freien und Hansestadt Hamburg sowie das Hamburger Zukunftsstipendium für Bildende Kunst und Literatur.

Wie recherchierst du für deine Textcollagen?

Das geschieht sehr intuitiv und ähnelt einem Prozess, den viele kennen: Sobald man anfängt, online Texte zu lesen, fließt man durch verschiedene Themen hindurch, klickt sich von der einen Website zur anderen. Parallel dazu lese ich Bücher und tippe meine Notizen in den Computer ab.

Du lässt dich ins Rabbit Hole fallen?

Ich bin an Computer gewöhnt, daher suche ich automatisch online nach Informationen. Das will ich aber kritisch betrachten: Wie beeinflusst dieses Medium den Konsum von Sprache?

Wie bearbeitest du dein Textmaterial?

Ich kopiere Teile, die mir gefallen, und füge sie in ein neues Textverarbeitungsprogramm ein. Dann gehe ich die Sammlung immer wieder durch und suche nach Verbindungen zwischen den Fragmenten. An diesem Punkt kristallisiert sich meist eine Idee oder eine Form heraus und ich beginne, aktiver nach weiterem Material zu suchen.

Zum Teil kommen Objekte hinzu. Wie geschieht das?

Es sind Objekte, die in den Texten selbst vorkommen. Bei der Performance-Arbeit Translator (2021), an der ich zusammen mit einer Animationskünstlerin gearbeitet habe, wusste ich von Anfang an, dass ich etwas aus der Perspektive eines Kefirkorns schreiben wollte. Die Arbeit zeigt ein Computermodell eines Kefirkorns, welches durch Facial Motion Capture animiert wurde. Da wir das Modell und die Animationsmethode entwickelt haben, während ich noch das Material für den Text sammelte und schrieb, beeinflusste sich beides stark gegenseitig. Bei anderen Projekten kommen Objekt oder Form erst später dazu.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Um besser vorbereitet zu sein und aktiver zu entscheiden, wie ich als Künstlerin tätig sein will. Bei Goldrausch gehen wir verschiedene Dinge durch, die als hilfreiche Werkzeuge dienen. Es gibt viel Raum zum Austausch und dafür, von anderen Teilnehmerinnen zu lernen. All diese Erfahrungen helfen mir, einen Rahmen zu finden, der zu meiner eigenen Person und Praxis passt.

Interview: Beate Scheder Foto: Amy Maga

Emma Wilson

Sweet, good emperors

Textbeitrag: Amy Maga
Gestaltung: Alina Schmuch & Jan Kiesswetter
16 Seiten, 7 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Silja Yvette (* 1986) studierte Freie Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main, Architektur an der Frankfurt University of Applied Sciences sowie Philosophie an der FernUniversität in Hagen. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt, zuletzt in der Galerie Arimont im Rahmen des EMOP Berlin, in der Sociedade Nacional de Belas Artes in Lissabon während des Imago Lisboa Photo Festival und beim Kunstpreis des Haus am Kleistpark in Berlin. Ihre Monografie Season of Admin (Kerber) wurde von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Collective Creatures (Hatje Cantz) erhielt den Deutschen Fotobuchpreis in Silber.

Worum geht es in deiner aktuellen Serie Metaphysics of Core Matter?

Es geht um ein skulpturales Spiel mit Verpackungskörpern aus Styropor, Kunststoffschäumen und Aluminium, die ich vor der Kamera zu Skulpturen aufbaue. In einem skulpturalen Prozess entsteht ein Foto. Ich arbeite multimedial, seit einiger Zeit liegt mein Schwerpunkt aber auf Fotografie. Jetzt verbinde ich sie mit dem skulpturalen Arbeiten, weil es das stärkste Medium für die Erkundung von Materialität ist.

Wieso gerade diese Materialien?

Diese Verpackungskörper standen in meinem Atelier herum und haben mich in ihrer Unmöglichkeit und Verrücktheit angesprochen. Sie bilden eine zweite Welt um die Dinge, die wir gerne haben möchten. Es entsteht eine Doppelung, jedoch nicht eins zu eins, nicht, wie man eine Skulptur gießen würde, sondern pragmatischen und logistischen Vorgaben folgend. Dennoch sind sie ein Abdruck und ein Massenmaterial, das jede:r, wahrscheinlich sogar fast täglich, in der Hand hat und schnell wieder versucht loszuwerden.

Überhaupt erforschst du in deiner Arbeit häufig Objekte. Was interessiert dich dabei?

Objekte, Erfindungen und unsere Spuren in der Umwelt lassen sehr viel Rückschluss auf unsere Gesellschaft und den Zeitgeist zu. Sich zu überlegen, welches soziale Potenzial die Dinge haben, die wir in die Welt setzen, finde ich sehr spannend.

Du hast schon mehrere Bücher veröffentlicht. Wie verändern sich Projekte, wenn sie in Buchform herauskommen?

Das Buch ist ein Medium mit eigenen Möglichkeiten und Regeln. In der Fotografie bietet es sich sehr an. Es ermöglicht einen unvermittelten Zugang zum Bild und dessen Assoziationsmöglichkeiten, weil man es meist allein liest und so eine andere Sichtweise gewinnt als in einer Ausstellung.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich habe einen großen Wissensdurst und entwickle mich gerne weiter. Außerdem liebe ich die fokussierte Arbeit mit anderen Menschen. Goldrausch ist ein exzellentes Programm hierfür, sowie für die Anbahnung von Begegnungen.

Interview: Beate Scheder Foto: Dirk Dick

Silja Yvette

Metaphysics of Core Matter

Textbeitrag: Katharina Arimont
Gestaltung: Delia Keller | Gestaltung Berlin
16 Seiten, 13 Abbildungen

Goldrausch 2023 – on the edge of

256 Seiten ISBN: 978-3-941318-81-6