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Tender Hooks – Goldrausch 2022

Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin-Wilmersdorf

Die Ausstellung Tender Hooks – Goldrausch 2022 zeigt vom 10. September bis zum 30. Oktober die Arbeiten der 15 Künstlerinnen, die 2022 am Goldrausch Künstlerinnenprojekt teilnehmen. Die Abschlussausstellung findet erstmalig in der Kommunalen Galerie Berlin, Berlin-Wilmersdorf statt.

Im Professionalisierungsprogramm kommen, seit seiner Gründung 1989, jedes Jahr 15 Künstlerinnen aller Sparten der Bildenden Kunst mit unterschiedlichen Erfahrungen und individuellen Wünschen und Zielvorstellungen zusammen. Was sie verbindet, ist das gemeinsame Anliegen, sich eine künstlerische Existenz aufzubauen. Der einjährige Existenzgründungskurs unterstützt sie dabei: Er vermittelt notwendiges berufsspezifisches Wissen und bietet ein Forum für kollegialen Austausch. Damit wird ein Gegenentwurf zum in Kunstbetrieb und Kunstgeschichtsschreibung etablierten Modell des Einzelkämpfertums geschaffen, mit dem Ziel, die noch immer bestehenden strukturellen Barrieren für Künstlerinnen zu überwinden.

Tender Hooks – Goldrausch 2022

Fünfzehn Künstlerinnen, fünfzehn Positionen: Die diesjährigen Stipendiatinnen des Goldrausch Künstlerinnenprojekts reflektieren Geschlechterrollen, Identitäten diasporischer Communities, Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung. Sie erkunden die Potentiale von queeren Utopien, Transhumanismus und Neurodiversität und hinterfragen die Konstruktion von Realitäten und Bildwelten. Ihre forschenden Arbeitsweisen, die mit Blick aufs Prozesshafte Ordnungsstrukturen hinterfragen, finden Ausdruck in Experimentalfotografie, Film, 3D-Animation, Malerei, Zeichnung, Installation und Skulptur.

Künstlerinnengespräche und ein Katalog begleiten die Ausstellung.

Alle Informationen zur Ausstellung finden Sie kompakt zusammengefasst in unserer Einladungskarte (PDF zum Download).

Programm

Im Rahmen der Ausstellung finden regelmäßig Ausstellungsrundgänge und weitere Veranstaltungen statt. Informationen zum Programm und zum Galeriebesuch finden Sie auf den Websites www.goldrausch.org und www.kommunalegalerie-berlin.de sowie auf unseren Social-Media-Kanälen.

Im Atelier der Kommunalen Galerie Berlin werden Kreativ-Workshops für Schulklassen und Erwachsene angeboten. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.kommunalegalerie-berlin.de/atelier/

Mittwochs, 17:30–19:00 Uhr
Tender Encounters
Jeden Mittwoch zwischen 17:30 und 19:00 Uhr gibt es Gelegenheit zum Austausch mit einzelnen Künstlerinnen.

Sonntag, 11.09.2022, 12:00–13:30 Uhr
Tender Talks
Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin Julia Heunemann und Künstlerinnen im Rahmen der KGB-Kunstwoche. Das Gespräch wird in deutscher Lautsprache geführt.

Sonntag, 18.09.2022, 15:00–17:00 Uhr
Tender Lines
Zeichnen in der Ausstellung mit Sarah Loibl, Toni Mauersberg und Babette Semmer.
Ausgehend von ihrer eigenen Zeichenpraxis zeigen die drei Künstlerinnen Babette Semmer, Sarah Loibl und Toni Mauersberg euch in den Räumen der Ausstellung neue Wege zum Bild. Willkommen sind alle Menschen von 5 – 105 Jahren, Zeichenkenntnisse sind nicht notwendig. Sprachen: Deutsche und englische Lautsprache
Wir bitten um Anmeldung bis 16.09.22 unter tenderhooks@goldrausch.org

Dienstag, 27.09.2022, 15:00 – 16:30 Uhr
Tender Talks
Ausstellungsrundgang mit Gloria Aino Grzywatz, Kuratorin und Kunstvermittlerin, und Künstlerinnen.
Das Gespräch wird in deutscher Sprache geführt.

Mittwoch, 05.10.2022, 15:00 – 16:30 Uhr – fällt leider aus
Tender Talks
Ausstellungsrundgang mit der Galeristin Heike Tosun (Soy Capitán) und Künstlerinnen. Das Gespräch wird in deutscher Lautsprache geführt.

Dienstag, 18.10.2022, 20:00–22:00 Uhr
Tender Reels
Screening mit Kurzfilmen von Goldrausch-Künstlerinnen 2022 im Filmrauschpalast Moabit, anschließend Gespräch in deutscher Lautsprache
Eintritt frei
Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin-Moabit, www.filmrausch.de

Über das Film-Screening:

Mit Tender Reels: GOING PLACES, dem Programm experimenteller Kurzfilme, besuchen wir Wohnungen, Städte, Grünflächen und virtuelle Räume zwischen Istanbul und  digitalen Architekturen. Diese Orte zeigen uns soziale Geflechte und persönliche Erzählungen ebenso wie Symptome technokapitalistischer Politiken. Als Satellit der Ausstellung „Tender Hooks – Goldrausch 2022“ bespielen die filmschaffenden Teilnehmerinnen des Goldrausch Künstlerinnenprogramms für einen Abend den Filmrauschpalast Moabit.

Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, mit den Künstlerinnen über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen.

Filmprogramm:

Elisa Jule Braun, Narrenfreiheit,  2018, 08:26 min.
Sophie Hilbert, Men in Jeans, 2018, 04:35 min.
Katharina Reich, Sattes Magenta, 2014-2017, 22:20 min.
Elisa Jule Braun, Depressed Animals (3), 2018-2020, 04:46 min.
Ipek Burçak, Sick City Istanbul, 2013, 18:00 min.
Elisa Jule Braun, Depressed Animals (1), 2018-2020, 02:23 min.
Stefania Smolkina, Umriss, 2019, 10:53 min.
Sophie Hilbert, Paranoia Song, 2021, 02:00 min.
Stefanie Schwarzwimmer, Going Places 2020, 2019, 15:00 min.

 

Atelierprogramm der Kommunalen Galerie Berlin
Kreativ-Workshops für Schulklassen Sek.I und Sek. II, max. 20 Schüler*innen, mit Voranmeldung unter atelier@charlottenburg-wilmersdorf.de

Dienstag, 4.10.2022, 10:00–13:00 Uhr
Mittwoch, 5.10.2022, 10:00–13:00 Uhr
Kunst entdecken! Workshop mit Julia Schramm
Fünfzehn Künstlerinnen zeigen ihre Werke in der Goldrausch-Ausstellung „Tender Hooks“. Hier treffen unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen aufeinander. Von 3D Animation und Fotografie bis hin zu Malerei und Skulptur ist alles dabei. Was passiert eigentlich alles in einer Ausstellung? Muss ich alles verstehen? Muss mir alles gefallen? Die Künstlerin Julia Schramm denkt in diesem Workshop zusammen mit den Teilnehmenden über Kunst nach und entwickelt mit ihnen, inspiriert durch die Ausstellung, eigene Kunstwerke, die das Gesehene kommentieren oder weiterdenken.

Dienstag, 11.10.2022, 10:00–13:00 Uhr
Donnerstag, 13.10.2022, 10:00–13:00 Uhr
Einfach Anders! Workshop mit Marlene Denningmann
In den Arbeiten der Ausstellung „Tender Hooks“ losen sich die Grenzen zwischen Science Fiction und Realität, weiblich und männlich, Tradition und Moderne auf. In diesem Workshop fragen sich die Teilnehmenden ähnlich wie die Goldrausch-Künstler*innen: Wenn ich alles sein kann, was ich will – wie würde das aussehen? Hätte ich Flügel, Tentakel oder ein Fell? Wäre ich halb Maschine oder halb Pflanze? Mit Begleitung der Künstlerin Marlene Denningmann werden die Ideen in bewegten Bildern ausgedrückt. Die Teilnehmenden erschaffen im Video mythische Figuren, die einfach anders sind!

Finissage der Ausstellung
Sonntag, 30.10.2022, 15:00–17:00 Uhr

Sonntag, 30.10.2022, 15:00–16:30 Uhr
Tender Talks
Ausstellungsrundgang mit der Kunsthistorikerin und Kulturredakteurin Julia Meyer-Brehm und ausstellenden Künstlerinnen. Das Gespräch wird in deutscher Lautsprache geführt.

Dokumentation

Ausstellungsbesuch

Öffnungszeiten:
Di, Do, Fr 10:00–17:00 Uhr
Mi 10:00–19:00 Uhr
Sa–So 11:00–17:00 Uhr
Eintritt frei

Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin-Wilmersdorf

Zugang
Der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel befindet sich in etwa 200m Entfernung. An der Haltestelle U Fehrbelliner Platz verkehren die U-Bahn Linien U2, U3, U7 sowie die Buslinien 101, 115, 143.
Vor der Kommunalen Galerie gibt es Parkmöglichkeiten.

Die Ausstellungsräume sind barrierearm zugänglich und ein Aufzug ist vorhanden.

Bitte beachten Sie die Hygienevorschriften der Kommunalen Galerie Berlin gemäß der Empfehlung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa:

In den Ausstellungsräumen ist eine FFP2 Mund- und Nasenbedeckung zu tragen und die Abstandsregel von 1,5 Metern zu beachten.

Da die Zutrittsbestimmungen abhängig von der pandemischen Entwicklung sind und sich kurzfristig ändern können, bitten wir Sie, sich vor Ihrem Besuch kurzfristig auf der Website der Kommunalen Galerie Berlin über die aktuell gültigen Regelungen zu informieren.

Fünf Fragen an …

Elisa Jule Braun (* 1990 in Sigmaringen) ist Künstlerin und Filmemacherin. Ihre Videos und Installationen bewegen sich an der Schnittstelle von digitaler Technik, massenmedialen Bildrepertoires und urbanen/ländlichen Lebenswelten.
Sie studierte Visuelle Anthropologie am Goldsmiths College, University of London und Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und an der School of the Art Institute of Chicago. Zuletzt hatte sie Einzelausstellungen in Berlin und Freiburg und präsentierte ihre Arbeit auf dem Kasseler Dokfest. Aktuell ist sie Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Woran arbeitest du gerade?

Gerade arbeite ich zusammen mit Moritz Stumm an der Weiterführung eines Projekts, das wir 2021 entwickelt haben: Heidegger’s Valley oder Techne & die 3 Narren, einer Zusammenführung von Silicon Valley, Martin Heidegger und schwäbisch-alemannischer Fastnacht. Wir haben gemerkt, dass es noch viel Potenzial gibt, das weiterzudenken. Das neue Video hat den Arbeitstitel Wer hat die deutsche Eiche getötet? Darin spekulieren drei Bäume darüber, warum die Eiche, unter der Heidegger philosophiert hat, tot ist.

Wie seid ihr auf dieses Thema gekommen?

Ich bin auf mehrere Artikel gestoßen, die darüber berichtet haben, dass am Bodensee das nächste Silicon Valley entstehen soll. Da ich aus der Gegend komme, hat mich das neugierig gemacht, ich fand es aber auch total absurd. Ich komme aus Meßkirch, der Heimatstadt Heideggers, dem wahrscheinlich größten Technikpessimisten des Schwabenlands. Dann kam eins zum anderen.

Wie entsteht aus so einer Idee ein Konzept?

Meistens in schlaflosen Nächten oder relativ spät am Abend, wenn ich die Recherche vertiefe, mir 1000 Artikel durchlese, Bücher bestelle und Filme anschaue.

Wie viel Dokumentarisches und wie viel Fiktion steckt am Ende in deinen Arbeiten?

Ich komme vom anthropologischen Film, deswegen gibt es oft einen dokumentarischen Anteil, den ich mit einer fiktiven und subjektiven Perspektive verbinde. Mein aktuelles Projekt bezeichne ich als semi-dokumentarisch, semi-fiktional. Es gibt Elemente, die auf tatsächlichen Begebenheiten und Figuren beruhen – etwa, dass in Meßkirch ein Industriepark gebaut wurde und ein Amazon-Logistikzentrum hinzugekommen ist. Dann wird weitergesponnen, übertrieben und auf die Spitze getrieben.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich glaube, es ist einfacher, zusammen mit interessanten anderen Künstlerinnen durch den Kunstbetrieb zu gehen, als alleine. Und es hat sich angeboten, nach dem Studium den Austausch weiterzuführen.

Interview: Beate Scheder Foto: Moritz Stumm

Fünf Fragen an …

Ipek Burçak (* in Istanbul) hat Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel und an der Akademie der bildenden Künste Wien studiert. Sie arbeitet multidisziplinär mit Video, Sound, Performance, Publikation und Installation und ist eine Hälfte vom Kollektiv Well Gedacht Publishing, mit dem sie künstlerische Publikationen koproduziert, meist mit anderen Künstler:innen aus diasporischen Communities. Ihre Arbeiten waren zu sehen/hören unter anderem bei SoMad in New York (2021), auf dem fluctoplasma Festival in Hamburg (2021), bei Depo Istanbul (2020), bei Kosminen in Helsinki (2019), im Mz* Baltazar’s Lab in Wien (2019) und auf dem Hacker-Camp SHA2017 in Zeewolde (NL).

Was ist dein aktuelles Projekt?

Ich arbeite an der Weiterführung einer Arbeit, die Becoming Things heißt. Der Arbeitstitel der neuen Arbeit lautet Anxious Puppets Toxic Cycles und sie beschäftigt sich wie Becoming Things ebenfalls mit Spielzeugen wie Puppen und deren Materialität. Es geht einerseits um Plastik und Recycling und ein bisschen um Geoengineering. Andererseits geht es auch darum, wofür Spielzeuge benutzt werden, nämlich als Training von Kindern fürs Erwachsenenleben, das von ableistischen und kapitalistischen Vorstellungen geprägt ist. Ich stelle die Frage, wie es wäre, wenn sie nicht dafür, sondern für etwas Fiktives und nicht Normatives benutzt werden würden.

Wie gehst du dabei vor?

Meine Recherche besteht aus Gesprächen mit Leuten, die sich mit dem Thema in ihrer Praxis beschäftigen. Darunter ist eine Wissenschaftlerin aus den USA, die genau diese Fragestellung mit Hilfe von Puppen in den Disability Studies untersucht. Außerdem spreche ich mit Leuten, die Plastik recyceln. Am Ende wird sich daraus etwas Spekulatives ergeben, eine Installation mit einem performativen Teil, für den ich von einem Puppenhersteller Puppen produzieren lassen werde.

Mit was für Themen beschäftigst du dich in deiner Kunst?

Ein wichtiger Aspekt sind Dinge, die Menschen beeinflussen, aber die nicht selbst Menschen sind: also Objekte, Gebäude oder auch Tiere. Bei meiner Arbeit The Autistic Turn habe ich mich zum Beispiel mit Affective Computing und mit Robotern beschäftigt, die Gefühle zeigen und erkennen können und die speziell für neurodiverse Menschen produziert werden.

Welche Formen können deine Arbeiten annehmen?

Es kann alles sein. Ich bin nicht nur in einem bestimmten Medium trainiert, an der Kunsthochschule habe ich oft die Klassen gewechselt. Ich wähle die Form, die zu der Arbeit passt. Dafür lerne ich neue Techniken oder kombiniere sie.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich habe nicht in Berlin studiert, deswegen hilft mir das Programm, in Berlin Kontakte zu verknüpfen. Dabei sind die Leute aus der Gruppe ein guter Support.

Interview: Beate Scheder Foto: Eren Ileri

Elisa Jule Braun

Heidegger’s Valley oder Techné & die 3 Narren

Textbeitrag: Luciana Parisi
Gestaltung: FRENDZ.CLUB
16 Seiten, 51 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Marta Djourina (* 1991 in Sofia) studierte an der Universität der Künste Berlin und an der Glasgow School of Art. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, zuletzt in der Berlinischen Galerie, im Sofia Arsenal – Museum of Contemporary Art, bei FeldbuschWiesnerRudolph in Berlin, bei 3:e Våningen in Göteborg, bei Mark Müller in Zürich und im CAN – Centre d’art Neuchâtel (CH). Sie erhielt unter anderem den BAZA Award for Contemporary Art (2021) und das Eberhard Roters-Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung (2020). In 2022 ist sie für drei Monate AArtist in Residenz auf dem Dach des Auswärtigen Amts in Berlin.

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Ich bin gebürtige Bulgarin. Noch in Sofia habe ich den Prozess zur Vorbereitung auf die Kunsthochschule mitgemacht und mich viel mit klassischer Zeichnung auseinandergesetzt. An der UdK habe ich über die Zeichnung den Zugang zur experimentellen Fotografie gefunden. Ich habe mit einem Laser oder mit Taschenlampen Ergebnisse erzeugt, die von der Ästhetik her nah an Kohlezeichnungen waren, und mich peu à peu in Richtung fotografischer Experimente entwickelt.

Du schreibst auf deiner Website, du möchtest das Wesen des Lichts erkunden. Was hast du bisher herausgefunden?

Licht ist Thema, Untersuchungsgegenstand und Werkzeug zugleich. In Anknüpfung an eine Recherche über bioluminiszierende Lebewesen wie Algen oder Pilze habe ich vor ein paar Jahren etwa herausgefunden, dass auch Menschen Bioluminiszenz besitzen. Licht durchdringt alle Bereiche unseres Lebens.

Du arbeitest rein analog. Warum?

Ich bediene mich der technischen Charakteristika von analogem Fotopapier und suche Wege, wie Spuren darauf aufgenommen werden können: etwa der Lichteinfluss von biolumineszierenden Pilzen, die über Stunden hinweg auf dem Fotopapier liegen und es belichten, oder der von meinen Bewegungen im Fotolabor mit Laserpointern in der Hand aus der Ferne. Ich arbeite mit den Bestandteilen eines analogen Prozesses, ohne Kamera, ohne jegliche Referenzen zum Digitalen.

Inwiefern kannst du deine Ergebnisse vorhersehen?

Farbkombinationen kann ich anhand selbstentwickelter Farbenkataloge planen. Ich bereite mir auch oft selbsterstellte Filmnegative, Collagen aus unterschiedlichen Materialien vor, die teils noch eine Art von Farbgebung wiedergeben können. Vieles ist gesteuert, aber vieles ist auch intuitiv. Ich nenne es gesteuerten Zufall.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich möchte mein Wissen optimieren, ein Netzwerk aufbauen und das Jahr nutzen, um über meine Position zu reflektieren. Vor allem aber glaube ich daran, dass wir als Künstlerinnen nur weiterkommen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen.

Interview: Beate Scheder Foto: Alena Schmick

Ipek Burçak

Becoming Things

Textbeitrag: Elio J Carranza
Gestaltung: Louise Borinski
16 Seiten, 24 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Sarah Godfrey (* 1983 in Los Angeles, USA) studierte an der Manchester School of Art (MA Textile Practice), am Goldsmiths College, University of London (MA Art Administration and Cultural Policy) und an der University of East Anglia in Norwich (BA (Hons) American Literature and Creative Writing). Godfrey arbeitet mit Textilien, DIY-Technologie und 3D-Software und hat Einzel- und Gruppenarbeiten in Deutschland, Großbritannien und den USA präsentiert. Ende des Jahres wird Godfrey mit einem PhD in Bildender Kunst an der University of Exeter beginnen.

Was ist für dich das Besondere an Textilien als Material?

Textilien sind überall. Sie können sehr intim sein – man hüllt sich in sie ein und benutzt sie, um der Außenwelt zu signalisieren, wer man ist. Dann gibt es noch eher öffentliche Textilien, mit denen wir in Kontakt kommen. Für mich geht es darum, etwas Vertrautes zu verwenden. Da ein Großteil meiner Arbeit mit Berührungen zu tun hat, ist mir das taktile Element von Textilien auch sehr wichtig.

Mit welcher Art von Textilien arbeitest du und wie?

Meist sind es gebrauchte, gefundene Materialien, etwa Bettlaken, Gardinen, alte Bettdecken. Oft ist es die Musterung, die ich interessant finde oder es sind die Geschichten dahinter. Ich webe und arbeite mit verschiedenen Werkzeugen, zum Beispiel mit einer sehr alten, traditionellen Maschine, die Stoff faltet und plissiert.

Welche Rolle spielt Körperlichkeit dabei?

Die Idee, einen neuen Körper zu erschaffen, den die Leute anprobieren können, reizt mich sehr: Wie man sich darin fühlt, wie man mit der Welt interagiert, wie man über die Grenzen des eigenen Körpers denkt und wie wir die Idee eines Körpers konstruieren. Ich bin aber auch glücklich, wenn jemand meine Arbeiten anzieht und darin herumtanzt, ohne nachzudenken.

Du experimentierst außerdem mit neuen Technologien. Welche sind das?

Ich interessiere mich sehr für die DIY- und Open-Source-Seite von Technologie. In einer meiner letzten Arbeiten habe ich Arduino-Schaltkreise, bestehend aus einem Sensor, einer Batterie, einem Funkgerät und einer Platine, in ein Kleidungsstück eingenäht. Wenn man die Sensoren bewegt, nehmen sie Informationen auf und senden sie an ein Video, das um einen herum projiziert wird. Die Bilder werden in einer 3D-Software erstellt. Auf diese Weise erschafft man eine Welt und wird ein Teil davon.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Einen Raum zu haben, in dem man lernen und seine Praxis weiterentwickeln kann, ist für mich enorm wichtig. Und die Verbindungen zu anderen Menschen, die vielen Gespräche sind einfach schön.

Interview: Beate Scheder Foto: Miji Ih

Marta Djourina

Ohne Titel

Textbeitrag: Marie DuPasquier
Gestaltung: Nora Cristea
16 Seiten, 12 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Sophie Hilbert (* 1996 in Werdau) studierte Bildende Kunst bei Bjørn Melhus und Kerstin Honeit an der Kunsthochschule Kassel. Ihre Videoarbeiten wurden auf Filmfestivals wie dem Kasseler Dokfest, der B3 Biennale des bewegten Bildes in Frankfurt am Main und den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen gezeigt. Sie war langjähriges Mitglied der Initiative Panalobby, der Plattform Tokonoma und des Künstler:innen-Kollektivs Free entry in Kassel.

Wie findest du deine Themen?

Ich lese viel und habe ein generelles Interesse an Ökologien und der Frage, wo die Dinge, die in unserem Alltag sind, herkommen. Dazu recherchiere ich sehr viel, auch zu technischen Herstellungsprozessen. Ich lese meist online, gehe aber auch in Bibliotheken und arbeite mich in Sachliteratur ein. Es geht mir darum, durch die Recherche eine persönliche Verbindung zur Materie aufzubauen und den Filter, durch den ich sie betrachte, zu überprüfen. Manchmal nehme ich nur Wörter heraus, schaue mir nur die Sprache an, die zu den jeweiligen Themenkomplexen dazugehört. Ich spreche aber auch gerne mit Menschen und führe Interviews.

Was für Themenkomplexe können das sein?

Zuletzt war das die Sanierung von einer Uranerzbergbau-Landschaft in Deutschland. Davor habe ich beispielsweise ein Video über ein Klärwerk gemacht. Dafür habe ich gezielt mit den Menschen vor Ort gesprochen. Außerdem war ich an einem großen Rechercheprojekt beteiligt, bei dem ich mir gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden angeschaut habe, wie internationale Studierende der Kunsthochschule Kassel durch die Institutionen gehen, um dort studieren zu können. Auch dafür habe ich viel gelesen und Interviews geführt.

Wie übersetzt du deine Recherchen in Kunst?

Ich nehme Anleihen, Textzitate beispielsweise. Dann schreibe ich Charaktere, bei denen ich mir vorstellen kann, dass sie in den technischen Zusammenhängen und Infrastrukturen leben und sich damit auseinandersetzen. Für diese entwickle ich Kostüme.

Warum Kostüme?

Für mich ist am Kostüm das Spannende, dass es die Zwischenschicht zwischen einem Körper und der Außenwelt darstellt. Über Kleidung passiert außerdem sehr viel Kommunikation, wenn auch oft unterschwellig, unbewusst.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich habe gerade mein Studium abgeschlossen und fange jetzt an, als professionelle Künstlerin abseits der Hochschule zu arbeiten. Bei Goldrausch hoffe ich, viele interessante Leute kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam etwas zu entwickeln.

Interview: Beate Scheder Foto: Johanna Brummack

Sarah Godfrey

Encounters in the Hydrocommons

Textbeitrag: H Frances Hallam
Gestaltung: Studio Laurens Bauer
16 Seiten, 17 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Miji Ih (* 1990 in Seoul) schloss ihr Studium 2021 als Meisterschülerin von Prof. Josephine Pryde an der Universität der Künste Berlin ab. Zuvor studierte sie Photography, New Document an der Kaywon School of Art & Design in Südkorea (bis 2013).
Ihre Arbeiten waren unter anderem während dem Seoul Photo Festival in der Ausstellung The Spectrum for Coexistence, Its Boundaries and Outside im SeMA Storage (2017) und in der Ausstellungsserie Seen By (#8, #13, #15) im Museum für Fotografie (2017, 2019, 2021) in Berlin zu sehen.

Was interessiert dich an Fotografie und Video?

Fotografie wird oft als eine Abbildung der Welt verstanden. Man denkt schnell, sie verkörpere Wahrheit, weil sie eine Welt zeigt, die schon da ist. Zwar sind alle Fotografien genau, aber keine ist die Wahrheit. Diese Spannung interessiert mich sehr. Bei Video ist es ein bisschen anders. Da gibt es diese Zeitspanne, die es ermöglicht, mehr Narration hineinzubringen.

Welche Geschichten möchtest du mit deiner Kunst erzählen?

Auch wenn ich den Begriff nicht mag: Es sind die der sogenannten „einfachen Menschen“, die von Menschen, die oft übersehen werden. Deren Geschichten dokumentiere ich fotografisch, um sie festzuhalten und um sie sichtbar und zugänglich zu machen. Genau deshalb veröffentliche meine Arbeit, Mein aktuelles Thema ist die asiatische Diaspora. Ich bin ebenfalls zugezogen und beschäftige mich schon lange damit. Am meisten interessiert mich die Situation von Frauen. Als Koreanerin begegne ich vielen koreanischen Frauen und setze mich mit deren Lebenserfahrungen auseinander.

Wie findest du diese Frauen?

Oft begegne ich ihnen in meinem Umfeld, in alltäglichen Situationen. Ich bemerke die Spannungen, die sie verspüren, und rede mit ihnen darüber. Wenn es um etwas Spezifisches geht, versuche ich, Organisationen zu finden, wo ich entsprechende Personen treffen kann. Das könnte z.B. ein Mädchenhaus sein.

Wie viel von deiner Biografie steckt in deiner Kunst?

Oft ist mein biografischer Hintergrund Ausgangspunkt. Ich mische ihn mit den Lebenserfahrungen anderer Menschen und bearbeite ihn als Kunst. Das gibt mir das Gefühl, etwas loszulassen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Der Lebensweg anderer Künstlerinnen interessiert mich sehr. Allein die Anwesenheit anderer Künstlerinnen ermutigt mich schon. Für die ersten zwei Jahre nach dem Studium habe ich mir vorgenommen, mich intensiv mit den Aufgaben einer Künstlerin zu beschäftigen, was Präsentation und Öffentlichkeit angeht. Dafür passt Goldrausch sehr.

Interview: Beate Scheder Foto: Miji Ih

Sophie Hilbert

Schlamm

Textbeitrag: Olga Vostretsova
Gestaltung: Lilly Urbat
16 Seiten, 37 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Kristiane Kegelmann (* 1990 in München) begann im Jahr 2014 künstlerisch zu arbeiten. Kommend aus dem Handwerk begleitete sie damals den Künstler Klaus Henkelmann in Wien und besuchte Seminare. In ihrer künstlerischen Praxis stellt sie feste, beständige Materialien fragilen, zum Teil ephemeren Stoffen gegenüber, die sich durch ihre Beweglich- oder Prozesshaftigkeit auszeichnen. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt auf der Art Biesenthal, im Haus der Kunst in München (Solopräsentation Benefizgala) und zur Vienna Art Week im MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien.

Du arbeitest in deinen Skulpturen mit recht gegensätzlichen Materialien. Welche sind das?

Zum einen ist das beständiges Material, aktuell hauptsächlich Stahl, manchmal aber auch Beton oder Glas. Dem setze ich häufig Material gegenüber, das in einen Prozess eintritt. Es ist entweder organisches oder fragiles Material, das auf das beständige Material aufgetragen oder implementiert wird und sich während der Ausstellungszeit verändert. Meistens geschieht das durch äußere Einflüsse wie Wind, Feuchtigkeit, Sonne oder durch die Betrachtenden.

Wie bringst du diese Materialien zusammen?

Meist habe ich einen konkreten Plan und entwerfe im Vorfeld Skizzen der Skulptur. Aber oft verändert sich die Gestalt des Werkes im Arbeitsprozess oder ich überdenke meinen Plan, wenn ich das Objekt fertig habe. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Material, besser gesagt: den Materialien.

Wie genau kannst du vorhersagen, was sich in deinem Schaffensprozess ergibt?

Das Schöne ist, dass es eben nicht hundertprozentig vorherzusagen ist, wie es sich entwickelt. Ich habe natürlich ein Gefühl für das Material, das ich einsetze, aber oft geht es dann doch in eine andere Richtung, als ich ursprünglich gedacht habe und das verändert auch die Wirkung. Das ist für mich etwas sehr Schönes, dieses Loslassen ab einem gewissen Punkt.

Welche Rolle spielt das Publikum für dich?

Bei kleineren Objekten ist es meistens so, dass es eines genauen Hinschauens bedarf, um dieses Prozesshafte, was eben oft nur sehr fein dargestellt ist, überhaupt zu erkennen. Bei größeren Objekten habe ich in den vergangenen Jahren immer mehr mit feinen Stoffen gearbeitet, die einen, wenn die Arbeit in irgendeiner Form begehbar ist, durch die Windbewegung vielleicht sogar mitbewegen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde das Programm sehr gut, vor allem in Hinsicht auf die Intensität des Austauschs mit den anderen Künstlerinnen – aber auch auf die ganzen Dinge, die einem als junge Künstlerin noch schwerfallen.

Interview: Beate Scheder Foto: Florian Reimann

Fünf Fragen an …

Sarah Loibl (* 1987 in München) studierte in Berlin und Tokio und war 2017 Meisterschülerin bei Prof. Mark Lammert an der Universität der Künste Berlin. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Pinakothek der Moderne in München, in der Berlinischen Galerie und im Meyer-Pavillon in Weimar ausgestellt. Sie war Preisträgerin des Eberhard Roters-Stipendiums, des Regina-Pistor-Preises, des Anerkennungspreises der Thoma-Stiftung und erhielt den Ongoing Air Award des Tokyo Art Center. Sarah Loibl widmet sich basalen Prozessen künstlerischen Lehrens und Lernens sowie Beweglichkeit und Handlungsraum im bildnerischen Denken.

Was interessiert dich an Malerei?

Malerei ist einerseits so komplex, andererseits in Bezug auf Raum und Körper so begrenzt. Da kann man eigentlich nur scheitern. Zudem sind wir umgeben von Bildern und ich frage mich, was der Ort der Bilder heute eigentlich ist. Man kann, glaube ich, gar nicht mehr das eine Bild malen. Ich zumindest nicht. Es ist wie ein Kollaps.

Du malst auf transparentem Grund. Was für Material benutzt du?

Ich arbeite meist auf transparentem Papier und mit Modellen. Das ist das Konvolut Möglichkeiten, eine fortgesetzte Werkreihe. Für die größeren Bilder benutze ich im Moment Gazestoffe. Eigentlich sind es russische Brautschleier, weil wohl nur der russische Brautbedarf und die NASA die Normgrößen solcher Stoffe überschreiten.

Wieso überhaupt die Transparenz?

Mich interessiert das Bild als Ort des Scheiterns und des Prozesses. Bewegung ist ein zentraler Aspekt meiner Arbeit und Transparenz ermöglicht mir Verschiebungen.

Bewegung wovon?

Bewegung im weitesten Sinne. Ich bin keine narrative Malerin, Narration entsteht bei mir durch Positionieren, neue Kompositionen oder Kombinationen. Die Transparenz ermöglicht mir eine Umkehr von Vorder- und Rückseite sowie Schichtung. Ich kann komplexe Bildgefüge herstellen, indem ich Bildteile permanent frankensteinmäßig neu zusammenstelle. Eine Figur kann der anderen zum Grund werden. Durch die Transparenz ergeben sich viele Möglichkeiten zu spielen und mich zu überfordern. Sie macht auch den Raum, der dahinter ist, sichtbar. Die Transparenz hat außerdem etwas Verletzbares, was Konzentration herstellt. Und es hat mit Farbe zu tun. Auf transparentem Grund wird auch Weiß zur Farbe. Ich kann auf meinen Bildern nichts löschen. Die Größe der Bilder erfordert Bewegung, von mir und den Betrachtenden, und die Unmöglichkeit der einen Perspektive.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich hatte einfach Lust, mit vielen tollen Künstlerinnen zusammen zu sein. Lust auf Austausch. Da hat die Corona-Phase stark mit hineingespielt.

Interview: Beate Scheder Foto: Stefanie Schwarzwimmer

Miji Ih

Transition / Losing Ourselves

Textbeitrag: Minh Duc Pham
Gestaltung: Dokho Shin
16 Seiten, 35 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Toni Mauersberg (* 1989 in Hannover) erhielt unterschiedliche Ausbildungen, zum Beispiel in Pfadfinderei, Journalismus und Religionswissenschaft – vor allem aber in der Malerei: Ab 2009 studierte sie an der Universität der Künste Berlin bei Leiko Ikemura und später bei Michael Müller. 2017 absolvierte sie ihren Meisterschülerabschluss und veröffentlichte ihre Zeichnungen unter dem Titel Not und Tugend. Sie hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen und unter anderem das Georg-Meistermann-Stipendium erhalten (2020). In der Malerei verfolgt sie einen programmatischen Ansatz, spielt mit Alten Meistern und Metaphysik.

Wie findest du die Sujets, die du malst?

Der Anfang ist meist intuitiv – ein bestimmtes Bild oder Problem, das mich interessiert. Bei meiner letzten Serie kontrastiere ich Abstrakte Malerei mit Porträts. Auf die Idee kam ich in der Hamburger Kunsthalle. Ich habe mir die Säle mit den Altmeisterlichen angesehen, bis zur Erschöpfung, stand dann vor einem minimalistischen Bild und dachte: Das ist es. Aber eben nicht allein. Diese Erfahrung versuche ich in einem Mikroformat zu wiederholen.

Was verbindet die Bilderpaare der Serie?

Farbe, Komposition, Gestik und manchmal Referenz sind die Komponenten aller Gemälde. Die Farbe ist deshalb bei allen Paaren gleich, die Komposition muss dann miteinander oder gegeneinander arbeiten. Am besten beides gleichzeitig. Und manchmal ist es die Kopfneigung oder Blickrichtung, die übereinstimmt – oder gerade nicht.

Religiosität ist häufig Thema deiner Bilder. Warum?

Eine Antwort wäre: Weil ich selbst gläubig bin. Ich halte es aber auch für ein relevantes Thema. Ich wurde nicht religiös erzogen, erst durch meinen jüdischen Stiefvater habe ich diese Sphäre kennengelernt und später Judaistik studiert. Ich beobachte bei vielen Leuten, dass sie ein spirituelles Bedürfnis haben, aber nicht wissen, welche Form sie ihm geben sollen. Die traditionellen Institutionen sind nicht mehr wirklich glaubwürdig. Ich mag den Ansatz von Thomas Mann: Er hat beschrieben, wie man sich als Künstler mit dem Phänomen beschäftigt und das eine Art persönlicher Gottesdienst wird.

Welche Rolle spielen Zeichnungen?

Sie sind wie ein Tagebuch, dienen aber auch der Ideenentwicklung. Zeichnen geht schnell. Direktheit ist in einem Ölgemälde viel schwerer zu erreichen. Man kann ganze Romane mit ein paar Strichen andeuten und darf auch was ausprobieren.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Kurz gesagt wäre der Hauptgrund die Lichtenberg-Formel „Brot-Brot-Ruhm“. Nach der Pandemie und dem Abschluss der Uni war es aber auch einfach schön, wieder rauszukommen und mit neuen Leuten zu reden.

Interview: Beate Scheder Foto: Saily Louis

Kristiane Kegelmann

Untitled (machine)

Textbeitrag: Catharina Bonorden
Gestaltung: BY Studio, Ann-Kristin Kühl & Peggy Seelenmeyer
16 Seiten, 10 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Katharina Reich (* 1987 in Tjumen, Westsibirien) ist 1996 nach Deutschland umgesiedelt und zählt zu den sogenannten Russlanddeutschen. Mit geometrischen Körpern und Elementen, die sich mit Kitsch oder Machtphänomenen assoziieren lassen, baut sie raumgreifende Soziale Plastiken. Sie studierte von 2010 bis 2016 Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel in der Klasse Kunst im Kontext bei Prof. Norbert Radermacher, von dem sie zur Meisterschülerin ernannt wurde.

Du arbeitest mit recht speziellen Materialien. Wie findest du diese?

Ich arbeite mit Sammlungen, entweder selbst angelegten oder von anderen übernommenen. Angefangen hat es mit Briefmarkensammlungen, weil ich überhaupt nichts damit anfangen konnte. Und mit kitschigen Sachen wie Spitzendeckchen. Da war ein gewisser Widerstand und Widerstand erzeugt größtmögliche Energie. Man kann damit andere reizen und etwas in andere Dinge überführen. Manchmal wird mir etwas gespendet, zum Beispiel Geodreiecke aus der Schule. Daraus habe ich Mitren gemacht.

Was interessiert dich an den Sammlungen?

Ich bin in Russland geboren. Als ich nach Deutschland immigriert bin, habe ich gemerkt, dass durch das Sammeln Nähe erzeugt wird. Wie bei den Stickeralben in der Schulzeit. Ich persönlich habe später nichts gesammelt, aber durch Briefmarkensammler und deren Obsession wurde es auch für mich Obsession. Durch die Kunst bin ich zur Sammlerin geworden.

Welche Rolle spielen die Titel deiner Arbeiten? Eine heißt „Elfenbeinturm“.

Die Titel beinhalten immer den Kern der Arbeit, den Ursprungsgedanken oder etwas Politisches. In dem Fall ging es um Elfenbein-Verbrennungen in Kenia. Gleichzeitig beziehe ich mich mit dem Titel auf diesen Begriff in der deutschen Sprache. Als Künstlerin sitzt man im Elfenbeinturm, ist permanent im Atelier, wo es sich schön anfühlt. Ich habe versucht, diese beiden Ebenen, die eigentlich nicht zusammengehören, in Kirchenobjekten oder Türmen zusammenzubringen. Phallussymbole spielen eine sehr wichtige Rolle in meinen Arbeiten.

Warum?

Ich kann sehr schnell Dinge erfassen. Ich muss nicht viel üben, um etwas realistisch darzustellen. Also habe ich versucht, eine andere Form der Abstraktion zu finden. Das Gerüst dafür ist der Minimalismus und alles was gestapelt wird, Türme, alles, was kippen kann. Das hilft mir, konzeptuell klar zu bleiben. Ich klebe die Dinge nicht, wenn sie umfallen, fallen sie eben um.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Das Wichtigste sind für mich die Kontakte und die Vernetzung.

Interview: Beate Scheder Foto: Katharina Reich

Sarah Loibl

Ohne Titel

Textbeitrag: Dietmar Dath
Gestaltung: BüroBüro
16 Seiten, 8 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Stefanie Schwarzwimmer (* 1990 in Linz) ist Multimedia-Künstlerin. Von 2012 bis 2018 studierte sie Kunst und digitale Medien an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihr Diplomfilm Silent Revolution wurde mit dem Preis der Akademie ausgezeichnet. 2017 absolvierte Schwarzwimmer das Berlin Program for Artists. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in der Kunsthal Charlottenborg in Kopenhagen (2020), bei Deborah Bowmann in Brüssel (2021) und zuletzt bei Scherben in Berlin (2022).

Du beschäftigst dich mit dem Eigenleben der Bilder. Kann man das so sagen?

Ja, spezifischer noch beschäftige ich mich mit Bildern, die sich von den Limitierungen der physischen Welt emanzipiert haben. Alle Videos, die ich produziere, baue ich mittels 3D-Software. Bereits in meinem Diplom-Film Silent Revolution (2018) habe ich versucht, eine Brücke zwischen dem 3D-generierten und dem vermeintlichen fotografischen Bild zu schlagen. Es gibt da einen gewissen Irritationsbereich, da gerenderte Bilder zunehmend fotografisch anmuten können und man der Fotografie eine gewisse Evidenz zuschreibt.

Du täuschst also etwas vor?

Ich kreiere Arbeiten, die sich als „Beweisstücke“ tarnen, weil sie irgendwie vertraut wirken. Überzeugend wird das allerdings erst in Zusammenhang mit dem Sound – den macht in der Regel mein Partner Christopher Schmidt. Wenn die Bilder auf den Ton treffen, werden diese zum Leben erweckt. Das ist immer wieder faszinierend, aber es ist nicht das Hauptziel, die Täuschung herzustellen.

Sondern?

CGI, also Computer Generated Imagery, ist ein gutes Mittel um Immersion herzustellen. Ich nutze diesen Fokus, um kleine Narrative zu erfinden, die als kritische Kommentare auf größere gesellschaftspolitische Strukturen bedingt durch Globalisierung, neoliberale Arbeitsverhältnisse oder auch Bildpolitik gelesen werden können.

Worum geht es in deinem aktuellen Projekt?

In meinem neuen Film beschäftige ich mich mit einem fiktionalisierten Vorfall rund um ein deutsches Immobilien-Großprojekt, das sich als Ruine der New Economy entpuppte. Mich interessiert daran einerseits die Chronologie des Scheiterns und das Zutun einzelner Akteur:innen aber auch die Art von „transparenter Architektur“, die jene Ideologie hervorbringt.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Bei meiner Bewerbung waren pragmatische Gründe ausschlaggebend. Was ich jetzt aber viel schöner finde, ist das empowernde Potenzial der Gruppe – Künstler:innen, die sich entgegen des kompetitiven Klimas in der Kunstwelt solidarisch zeigen.

Interview: Beate Scheder Foto: Quang Nguyen

Toni Mauersberg

Pas de Deux

Textbeitrag: Denise Koller
Gestaltung: HFS Studio
16 Seiten, 18 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Babette Semmer (* 1989 in London). Sie studierte an der Slade School of Fine Art in London und bei Amy Sillman und Monika Baer an der Städelschule in Frankfurt am Main. In ihrer malerischen Praxis setzt sie sich mit den Konventionen von Porträt, Genremalerei, Karikatur und Comic auseinander. Sie kombiniert (auto-)biografisches, populäres und archaisches Bildmaterial und spielt mit Klischees und Versatzstücken aus der Kunstgeschichte. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Bonner Kunstverein, im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main, bei Am Ende des Tages in Düsseldorf und in der Gao Gallery in London ausgestellt.

Woran malst oder zeichnest du gerade?

Kurz vor unserem Gespräch habe ich ein kleines Selbstporträt gezeichnet. Darauf trage ich vier Vögel und einen Hund durch eine apokalyptische Landschaft. Der Titel ist Babette Trying to Save the Planet. Ich mache gerade eine Serie von diesen Karikaturen, Babette beim Ausführen alltäglicher, absurder oder pseudo-heroischer Handlungen oder aber in verwandelter Gestalt, zum Beispiel Babette as a Hedgehog.

Wie kamst du darauf?

Die Idee stammt von der Comiczeichnerin Lynda Barry. In ihrem Buch Making Comics versucht sie, Erwachsene wieder mit dem Zeichner oder der Zeichnerin ihrer Kindheit zu verbinden, als man weniger selbstkritisch und freier gezeichnet hat. Eine ihrer Übungen geht so: Mach Musik an und zeichne dich nur so lange wie ein Lied lang ist. Durch das schnelle Zeichnen kann Unterbewusstes zutage treten.

In deinen Bildern stecken popkulturelle, aber auch kunsthistorische Referenzen. Wie wählst du diese aus?

Ich gehe immer von einer Sache aus, dann kommen Elemente hinzu, die da nicht reingehören. Für eine bestimmte Arbeit waren zum Beispiel diese monumentalen DDR-Wandbilder, mit denen ein gesellschaftliches Ideal demonstriert werden sollte, die visuelle Grundlage. Meine Bilder sind nicht so einfach zu deuten, was die soziale Rolle einzelner Figuren betrifft und es spielen Dinge mit hinein wie ein Nike-Turnschuh oder ein Glas Eiskaffee mit Strohhalm. Pathetisches trifft auf Banales.

Ist das immer so bei dir?

Das entwickelt sich von einem zum anderen Bild. Bei meinen gemalten Selbstporträts gehe ich sehr intuitiv vor. Ich male zuerst mein Gesicht, dann suche ich nach etwas, das zu meinem Ausdruck gar nicht passt.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde den Austausch mit so unterschiedlichen Frauen sehr bereichernd. Die Gruppe ist sehr dynamisch und unterstützt sich gegenseitig toll. Dazu kommen die praktischen Dinge, die wir lernen. Jetzt habe ich zum ersten Mal eine Website, die ich gerne zeige.

Interview: Beate Scheder Foto: Stefanie Schwarzwimmer

Katharina Reich

Ohne Titel

Textbeitrag: Kira Dell, Laura Seidel
Gestaltung: Distaff Studio, Sarah Fricke & Lea Sievertsen
16 Seiten, 11 Abbildungen

Stefanie Schwarzwimmer

If these walls could talk they would…

Textbeitrag/ Interviewer: Gabrielle de la Puente
Gestaltung: Büro Bum Bum
16 Seiten, 17 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Stefania Smolkina (* 1988 in Sankt Petersburg) studierte an der Saint Petersburg Stieglitz State Academy of Art and Design, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Clemens von Wedemeyer und Tina Bara sowie an der Iceland University of the Arts in Reykjavík. Sie erhielt das Landesstipendium des Freistaates Sachsen und das Recherchestipendium Junctions21 des PACT Zollvereins in Essen. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Berlin, Leipzig, Sankt Petersburg, Madrid, Taipeh und Arles gezeigt. Seit 2021 unterrichtet Smolkina an der Abendakademie der HGB Leipzig. Sie ist Teil der Initiative Kino in Bewegung.

Woran arbeitest du gerade?

In meinem neuen Projekt geht es um die sowjetische Filmemacherin Ayan Shakhmaliyeva. Sie stammte ursprünglich aus Aserbaidschan, hat in Moskau studiert und dann in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg gearbeitet. Mir geht es in meiner Kunst darum, Lücken in der Geschichte sichtbar zu machen. In ihrem Fall gibt es zwar eine Filmografie, aber bis jetzt hat sich niemand näher mit ihrer Arbeit oder ihrer Person beschäftigt.

Was hast du vor?

Ich möchte die Spuren, die ich über sie finden kann, verfolgen. Das Ergebnis meiner Recherche könnte in einer Installation mit Video-Elementen oder auch einer kleinen Publikation münden.

Wie arbeitest du sonst?

Ich habe zunächst in Sankt Petersburg Textil studiert. Während meines Studiums habe ich angefangen, Deutsch zu lernen und Videos zu machen. Das habe ich mir selbst beigebracht, indem ich meine Vorstellung über Komposition auf Video übertragen habe. In Deutschland habe ich dann Medienkunst studiert und mich auf filmische Arbeiten konzentriert. Jetzt habe ich Lust, mich mehr mit Film oder Videoinstallation im Raum auszuprobieren.

Wie findest du deine Themen?

Ich lese und recherchiere viel und währenddessen kommt auf mich etwas zu. Ich überlege dann eine Weile, was an einem Thema oder einer Geschichte mich genau interessiert, wo die Lücken darin sind. Die Sowjetunion ist mein Background und dazu gibt es oft eine Verbindung. Mir ist wichtig, weibliche Protagonistinnen in den Vordergrund zu stellen und mit ihnen zu arbeiten, aber wenn es sich um einzelne Personen handelt, geht es mir gleichzeitig auch um die Gesellschaft, der sie angehören. Es ist mir wichtig, etwas Politisches zu erzählen, aber auf poetische Weise oder auch mit Humor.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin frisch in Berlin und freue mich auf neue Kontakte. Egal welche Art von Kunst man macht, man braucht Leute, mit denen man sich austauschen kann. Mir gefällt, dass wir bei Goldrausch eine ganz gemischte Gruppe sind.

Interview: Beate Scheder Foto: Lisa Kuznetsova

Babette Semmer

Jeannette raucht jetzt seltener

Textbeitrag: Rahel Schrohe
Gestaltung: Sandra Kastl
16 Seiten, 19 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Anna Roberta Vattes (*1983 in Bochum) studierte nach Auslandsaufenthalten in Südafrika, Indien und Italien am Camberwell College of Arts in London und an der Hochschule für Künste Bremen. Ihr Studium schloss sie 2013 als Meisterschülerin von Paco Knöller ab. Sie ist Mitgründerin des Projekts Zeichenraum zur zeitgenössischen Zeichnung.

Was hast du zuletzt gezeichnet?

Alien Fragments heißt meine letzte Serie, an der ich weiterhin arbeite. Außerdem versuche ich gerade, eine Idee für einen Katalog umzusetzen. Er soll auseinandergenommen ein Poster ergeben, weil ich meine Zeichnungen zum Teil aus unterschiedlichen Bögen zusammensetze und ich den Gedanken schön finde, dass der Katalog weiterverwendet werden kann.

Warum machst du das?

Ich habe schon früh gemerkt, dass sich, wenn ich zeichne, Proportionen und Perspektive verzerren, die Linien aus dem Bild herauswandern und immer weitergehen wollen. Also habe ich angefangen, anzubauen und immer noch ein neues Blatt dazuzunehmen. Bei der Serie Alien Fragments habe ich das erstmals in ganz großen Formaten umgesetzt. Ich mache immer mehrere Zeichnungen, viele verwerfe ich. Ich muss meinen Kopf ausschalten. Dann bin ich manchmal selbst überrascht, welche Motive entstehen. Diese Zeichnungen sind mir am nächsten.

Was ist für dich das Spannende an der Zeichnung?

Diese Fähigkeit, mit einem Umriss einen Gegenstand zu beschreiben und ihn gleichzeitig wieder aufzulösen, interessiert mich immer wieder neu. Früher habe ich es als Manko empfunden, dass ich nicht perspektivisch korrekt zeichnen kann, mittlerweile empfinde ich das als Geschenk. Ich kann Gegenstände zeichnerisch festhalten, die sich dabei verformen, aus dem Blatt herauswachsen oder mit etwas anderem verschmelzen.

Was für Gegenstände zeichnest du?

Es sind immer Konstellationen von Dingen, die nicht arrangiert, sondern wie zufällig abgestellt sind. Baustellen finde ich spannend, weil da Maschinen stehen, die ich nicht kenne, und Dinge, die nicht zusammengehören. Beim Zeichnen versuche ich herauszufinden, wie solche Konstellationen funktionieren.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin seit mehr als zehn Jahren selbstständig und habe mir in Berlin ein Netzwerk erarbeitet, merke aber, dass ich an manchen Stellen nicht weiterkomme. Mit Goldrausch will ich herausfinden, was ich anders angehen kann.

Interview: Beate Scheder Foto: Patricia Schichl

Fünf Fragen an …

Constanze Vogt (* 1984 in Bielefeld) hat ihr Studium der Freien Kunst 2015 an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel abgeschlossen. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Gottfried-Brockmann-Preis der Stadt Kiel (2015), das Kunststipendium in der Trittauer Wassermühle (2017) und das HAP-Grieshaber-Stipendium der Stadt Reutlingen (2019). Vogts Arbeit bewegt sich zwischen Zeichnung, Objekt, Installation und interdisziplinären Kollaborationen mit Tänzer:innen, zuletzt pausen. Eine tänzerische Interaktion in der gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum ReutlingenIGalerie (2020).

Woran arbeitest du gerade?

Im Moment beschäftige ich mich in Form von Zeichnungen und Objekten mit dem Übergang von der geraden Linie zu räumlichen organischen Formen. Bei den Zeichnungen reihe ich systematisch gleich lange Linien aneinander, bis daraus organische, abstrakte Formen entstehen, die ein bisschen wie Bänder wirken, die durch die Luft wirbeln. Diese Zeichnungen übersetze ich als Objekte aus Fäden und Holzreifen in den Raum. Die Reifen sind eigentlich Gymnastikreifen unterschiedlicher Größe – so kommt ein starker Körperbezug ins Spiel.

Sind die Objekte also Weiterentwicklungen der Zeichnungen?

Das Verhältnis zwischen den Arbeiten gleicht einer Übersetzungsbewegung in alle Richtungen. Tatsächlich hat es mit dem Versuch angefangen, Zeichnungen in den Raum zu übersetzen, nicht eins zu eins, sondern offen für Veränderung. Es kann aber auch andersherum geschehen.

Du hast vorhin in Bezug auf die Zeichnungen das Wort „systematisch“ benutzt. Wie meinst du das?

Ich habe schon immer mit bestimmten Rahmen gearbeitet, weil sich darin für mich eine totale Freiheit entfaltet. Sozusagen systematisch habe ich angefangen, auf Papier eine Linie oben, eine Linie unten zu setzen und diese zu verbinden. Beim zweiten Blatt waren es dann zwei Linien oben und eine Linie unten. So hat sich das immer weiter verkompliziert. Was mich interessiert, ist das Lineare und das Zeitempfinden. Meine Zeichnungen sind sehr zeitintensiv und haben einen Anfang und ein Ende – aber was geschieht, wenn diese sich zusammenschließen und man nicht mehr weiß, wo es angefangen hat und wo es aufhört?

Du arbeitest nur in Schwarz und Weiß. Warum?

Mir geht es viel um die Frage von Zwischenräumen und um die Reduktion auf Materialität. Ich hatte immer das Gefühl, bestimmte Farben würden das zu sehr mit Bedeutung aufladen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin noch nicht lange in Berlin, für mich ist das der perfekte Neustart. Ich freue mich riesig über dieses Netzwerk und darauf, mich neu zu strukturieren.

Interview: Beate Scheder Foto: Sebastian Schobbert

Stefania Smolkina

subtleties

Textbeitrag: Stefania Smolkina with input from Elisabeth Pichler
Gestaltung: Sibel Beyer
16 Seiten, 28 Abbildungen

Anna Roberta Vattes

Alien Fragments

Textbeitrag: Felix von der Weppen
Gestaltung: Daniel Hahn
16 Seiten, 21 Abbildungen

Constanze Vogt

Ohne Titel

Textbeitrag: Ludwig Seyfarth
Gestaltung: Gestaltung Berlin, Delia Keller
16 Seiten, 14 Abbildungen

Tender Hooks – Goldrausch 2022

256 Seiten ISBN: 978-3-941318-79-3