Archipelago – Goldrausch 2018

Reinbeckhallen, Reinbeckstraße 17, 12459 Berlin

Text

Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt präsentiert in der Ausstellung Archipelago – Goldrausch 2018 Werke von den diesjährigen fünfzehn Projektteilnehmerinnen. Das Motiv des Archipels verweist auf Inselgruppen, welche weltweit auf allen Ozeanen und Breitengraden in verschiedenen Konstellationen anzutreffen sind. Es spiegelt die Diversität der Gruppe und ihrer künstlerischen Praxen wider. Gleichzeitig bezieht sich das Thema der Ausstellung auch auf die lose, sich stets in Entwicklung befindende Netzwerkstruktur des Gesamtprojekts, welches 2018 bereits in seine 28. Runde geht. Seit 1989 vermittelt es Künstlerinnen berufsrelevante Themen in einem einjährigen Weiterbildungsprogramm. Dazu gehört neben dem Erstellen einer Website sowie einer Broschüre auch die Organisation der jährlichen Gruppenausstellung, welche dieses Jahr 15 spannende Einzelpositionen in den Reinbeckhallen vereint.

Lesen Sie das Saalblatt hier: Saalblatt – Archipelago – Goldrausch 2018 – Deutsch und das Begleitprogrammheft: Begleitprogramm.

Programm

Samstag, 22.9.
Eröffnung
18.30 Uhr Begrüßung
19.00 Uhr Performance Samantha Bohatsch SHE SAID
19.30 Uhr Performance Soline Krug persona

Sonntag, 30.09.
13.30 Uhr Performance Alma Alloro
14.00 Uhr Konzert Yeongbin Lee und Kelvin King Fung (Komponist und Changgospieler) U6 Friedrichstraße, zweite Treppe
15.00 Uhr THING – Objects acting strange
Führung mit Tomke Braun, Künstlerische Leitung Kunstverein Göttingen, und Alma Alloro, Gisèle Gonon, Agnė Juodvalkytė, Aneta Kajzer, Annelies Kamen (in englischer Sprache)

Sonntag, 07.10.
14.00 Uhr Performance Samantha Bohatsch SHE SAID
14.30 Uhr Performance Soline Krug persona
15.00 Uhr PERSON – Politische Körper
Führung mit Julia Heunemann, Programmkoordinatorin Galerie Nord, und Samantha Bohatsch, Lena Marie Emrich, Soline Krug, Kate-Hers Rhee, Silke Schwarz (in deutscher Sprache)

Samstag, 13.10.
17.00 Uhr PLACE – Ort als Gegenüber
Führung mit Beate Scheder, Kulturjournalistin, und Lotta Bartoschewski, Anna Fiegen, Francisca Gómez, Yeongbin Lee, Tomoko Mori (in deutscher Sprache)

Sonntag, 14.10.
Finissage
15.00 Uhr Performance Samantha Bohatsch SHE SAID
15.30 Uhr Performance Soline Krug persona
16.00 Uhr Performance Kate-Hers Rhee, Daniel Dodd Ellis and Marie Yan The Ten N-Kisses
16.30 Uhr Konzert Yeongbin Lee und Kelvin King Fung (Komponist und Changgospieler) U6 Friedrichstraße, zweite Treppe

Dokumentation

Berlin U-Bahnhof Friedrichstraße U6, zweite Treppe Zeichnung, Instrument 2018 Foto: Sebastian Eggler
Rummelsburger Bucht Risografie, Malerei 2018 Foto: Sebastian Eggler
persona Lecture Performance: 15:00 Min., Fassadengerüst, Latex, Audio: 12:30 Min. 2018 Foto: Sebastian Eggler
Schwarz auf Gold Installation, Video: 2:30 Min. (Loop), Kleiderstange, 5 Ganzkörperanzüge 2018 Foto: Sebastian Eggler
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
Foto: Philippe Gerlach
They learned that boredom is something precious Gips, Tusche, Pigmente, Ton 2018 Foto: Sebastian Eggler
Infinity Drift Installation: Videoloop 3:30 Min., Foliendruck auf Plexiglas, Autoreifen, Metallverstärkung Fotografie: Foliendruck 2018 Foto: Sebastian Eggler
Sieben Schwestern / Die Schamanin Skulpturale Installation: Bambus, Schirmmütze, LED Lichtstreifen, Koreanische traditionelle Sanduhrform, Trommel, gehäkelte Filzwolle 2018 Foto: Aleks Slota
Work With Us Multimedia Installation 2018 Foto: Sebastian Eggler
Keep you busy oder das Leben auf Pause 20 analoge Fotoabzüge 2016/18 Home Affichenpapier auf Holz 2016/18 Foto: Sebastian Eggler
SHE SAID Mixed Media, Audio: 5:12 Min. 2018 Foto: Sebastian Eggler
Foto: Sebastian Eggler
Greatest Hits Video: 7:00 Min., Holz, Vinyl, Digitaldruck auf Textil, Sand 2018 Foto: Sebastian Eggler
von rechts nach links: bodenlos, 2017 empor, 2018 Typ II, 2017 verbogen, 2018 Typ III, 2018 Typ IV, 2018 gewaschen, 2017 Öl auf Leinwand Foto: Sebastian Eggler
von rechts nach links: The Gift, 2018 Öl auf Leinwand Thumbs Up, 2018 Nächtlicher Reigen, 2018 Avocadoface, 2017 Joker, 2017 Öl und Acryl auf Leinwand Foto: Sebastian Eggler
Trouble at the Textile Factory Textil, Video, Installation 2018 Foto: Sebastian Eggler
Ona Leinwand, Öl, Pigmente, Pflanzenreste 2018 Foto: Sebastian Eggler
Foto: Sebastian Eggler
Foto: Sebastian Eggler

Ausstellungsbesuch

Ausstellung
23.09. – 14.10.2018
Do – So 14 -19 Uhr

Reinbeckhallen
Reinbeckstraße 17, 12459 Berlin

Anfahrt:
S-Bahnen S 45, S 46 und S 47 bis S-Bahnhof Schöneweide – von dort aus Tram 60 oder 67 bis zur Station Firlstraße.
Alternativ: vom U-Bahnhof Tierpark (U5) Tram 27 bis zur Haltestelle Firlstraße oder Tram M17 zur Station Wilhelminenhofstr./Edisonstr.
Rund um das Gelände gibt es viele Parkmöglichkeiten.

Team Ausstellung: Anke Becker, Kira Dell, Veronike Hinsberg, Hannah Kruse

Team Aufbau: Yasmin Alt, Stefanie Bühler

Grafik: Rimini Berlin

Veranstaltet vom Goldrausch Künstlerinnenprojekt, das Projekt wird gefördert  aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Abteilung Frauen und Gleichsteichstellung

Alma Alloro

Big Screen

Textbeitrag: Pil and Galia Collecive
Gestaltung: Studio Clara Huber
16 Seiten, 14 Abbildungen

Lotta Bartoschewski

Be Water

Textbeitrag: Penny Rafferty
Gestaltung: Delia Keller Gestaltung Berlin
16 Seiten, 12 Abbildungen

Samantha Bohatsch

She Said

Textbeitrag: Mitch Speed
Gestaltung: Studio Lisa Pommerenke
16 Seiten, 2 Abbildungen

Lena Marie Emrich

How to run from the mess you made

Textbeitrag: Anna Gien
Gestaltung: Büro Bum Bum
16 Seiten, 7 Abbildungen

Anna Fiegen

Gewaschene Moderne

Textbeitrag: Ludwig Seyfarth
Gestaltung: MüllerValentini GbR
16 Seiten, 14 Abbildungen

Gisèle Gonon

Work with Us

Textbeitrag: Paz Ponce
Gestaltung: maycec
16 Seiten, 46 Abbildungen

Francisca Gómez

Keep you busy oder das Leben auf Pause

Textbeitrag: Maren Lübbke-­Tidow
Gestaltung: Francisca Gómez, Daniel Chluba, Jana-­Lina Berkenbusch
16 Seiten, 12 Abbildungen

Agnė Juodvalkytė

Agnė

Textbeitrag: Nele Ruckelshausen
Gestaltung: Anja Schiller
aufklappbares Poster, 2 Abbildungen

Aneta Kajzer

Limbo Dancing with Friendly Ghosts

Textbeitrag: Carina Buckuts
Gestaltung: Rimini Berlin
16 Seiten, 11 Abbildungen

Annelies Kamen

Can you hold this for me for a second?

Textbeitrag: Sarah Cowan
Gestaltung: Lena Wessel
16 Seiten, 11 Abbildungen

Soline Krug

Depthlessness

Textbeitrag: Bastian Sistig
Gestaltung: :) G+L+S
16 Seiten, 11 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Alma Alloro wurde 1982 in Tel Aviv geboren. Momentan lebt und arbeitet sie in Berlin. Im Zentrum ihrer Arbeiten stehen Handwerk und Animation. Sie studierte an der Midrasha School of Art in Israel und schloss an der Bauhaus-Universität Weimar ihren MFA in New Artistic Strategies ab. 2018 wurde ihr ein Ausstellungsstipendium von Artis verliehen. Sie hatte Einzelausstellungen in der TRANSFER Gallery, New York (2014, 2017), im STORE, Dresden (2015) und bei Alpha Nova & Galerie Futura, Berlin (2018). Außerdem waren ihre Arbeiten in Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, beim Digital Arts Festival in Athen, bei Western Front in Vancouver, beim Musrara Mix Festival in Jerusalem, in der Furtherfield Gallery in London, im Neuen Museum Weimar und in der Sommer Contemporary Art Gallery in Tel Aviv.

Womit beschäftigst du dich in deiner Kunst?

Momentan arbeite ich viel mit Stoffen. Seit drei bis vier Jahren wende ich die traditionelle Technik des Quiltings an, die ursprünglich erfunden wurde, um Decken aus Stoffresten anzufertigen. Ich mache aber noch viel mehr: Zeichnungen, Animationen, Installationen, Skulpturen und Musik.

Wie hast du das Quilten gelernt?

Ich habe es mir selbst beigebracht. Von meiner Großmutter habe ich eine Nähmaschine geerbt, mit der ich noch immer arbeite. Als ich für eine Ausstellung in den USA war, habe ich die alte Kulturtechnik des Quilt-Nähens kennengelernt. Ich verbinde diese mit meinem Interesse an Low-Tech-Computergrafiken. Die Art und Weise, wie aus Stoffen Bilder kreiert werden, erinnert mich an das Prinzip des Pixels, denn die Bilder entstehen bei beidem, indem kleine Fragmente nebeneinandergesetzt werden. Ich benutze nur einfarbige Stoffe. Wenn ich die Formen aneinanderfüge, entstehen unbeabsichtigt Bilder, die an digitale Bilder erinnern.

Wie entwickelst du die Motive deiner Bilder?

Sie entstehen im Prozess. Wenn ich wie beim Quilting mit speziellen Materialien arbeite, ziehe ich einen abstrakteren Zugang konkreten Bildern im illustrativen Sinne vor. Ich arbeite meist mit sehr abstrakten Ideen und intuitiven Kombinationen von Formen, Farben, Materialien. Ein Ding folgt aus dem anderen.

Stichwort Material: Welche Rolle spielt dieses in deinem künstlerischen Prozess?

Das Material setzt mir Grenzen durch die Art und Weise, wie es am besten funktioniert, und es bestimmt die Anmutung der Arbeit. Oft ist das Material mein Konzept und alles andere entsteht daraus intuitiv.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Der Druck, gleichzeitig kreativ zu arbeiten und sich selbst zu vermarkten, hat mich etwas frustriert. Nur gute Kunst zu machen ist leider nicht genug. Ich finde es gut, dass wir durch das Programm gezwungen sind, uns gemeinsam und fokussiert mit professionellen Aspekten wie z.B. unseren Websites zu beschäftigen.

Interview: Beate Scheder Foto: Merav Maroody

Fünf Fragen an …

Lotta Bartoschewski wurde 1988 in Preetz, Schleswig-Holstein geboren. Von 2008 bis 2014 studierte sie Freie Kunst an der HBK Braunschweig bei Thomas Rentmeister und Frances Scholz und schloss ihr Diplom mit Auszeichnung ab. 2015 gründete sie das Performance-Duo THE SPIRAL FUCKERS mit Sylvie Viain. 2017 erhielt sie ein Arbeitsstipendium am Schloss Plüschow in Mecklenburg-Vorpommern, 2018 ein Bildhauerinnen-Stipendium am Künstlergut Prösitz in Sachsen und ein Arbeitsstipendium der Kulturstiftung Schleswig-Holstein. Ihre Arbeiten waren unter anderem in Ausstellungen beim Forgotten Bar Project, Berlin (2010), im Kunstverein Viernheim (2013), im Kunstverein Oberhausen (2014), im Schnittraum Braunschweig (2014, Duo mit Lucie Mercadal), beim 8. Salon, Hamburg (2017) und in der City Gallery/Kunstverein Wolfsburg (2017, Solo) zu sehen. 2019 folgt eine Einzelausstellung im Prima Kunst Container an der Stadtgalerie Kiel.

Wieso hast du dich für Bildhauerei entschieden?

Im Gegensatz zu allen anderen Wegen, auf denen man sich ausdrücken könnte, habe ich einzig bei der Bildhauerei das Gefühl, dass dabei ein Gegenüber entsteht.

Was für Skulpturen machst du?

Ich arbeite mit großen Negativformen, die ich aus verschiedenen Materialien baue und meist mit Gips ausgieße. Mit Gips arbeite ich schon sehr lange. Als Studentin hatte ich besonders wenig Geld und Gips war einfach das billigste Material. Seine Genauigkeit hat mich dann aber schnell überzeugt. Je nachdem, aus welchem Material ich die Formen baue, verändern sich die Oberflächen, werden glatt oder rau. Auch die Pigmente, mit denen ich in die Negativformen behandle, nimmt der Gips auf, sodass Farbschichten, Schlieren und Abdrücke entstehen.

Du arbeitest sehr raumbezogen. Was für Räume inspirieren dich?

Ich mag Räume, die ihre eigene Geschichte mitbringen oder die eine Besonderheit in ihrer Architektur haben. Häufig spiegeln sich die Oberflächen der Räume später in meinen Skulpturen wider. In letzter Zeit arbeite ich zudem immer wieder mit bemalten Papierbahnen, die sich aufrollen und wieder einrollen lassen. Darauf können dann beispielsweise Konzerte stattfinden.

Überhaupt verbindest du deine Skulpturen oft mit Sound. Wie machst du das?

Früher habe ich meist Soundaufnahmen aus meinem Alltag in die Installationen eingebunden. Mit den Konzerten, die ich oft gemeinsam mit Sylvie Viain veranstalte, habe ich 2015 begonnen. Ich fand es interessant, etwas zu tun, das ich noch nie gemacht habe. Ich kann halbwegs singen, sonst eigentlich nichts. Wir sind zu den Eröffnungen aufgetreten, die Tonspuren oder Videos davon liefen dann während der Ausstellung.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Um mich außerhalb meiner gewohnten Kreise zu vernetzen. Dazu das Programm: Dadurch dass wir den Ablauf von der Gestaltung der Website und des Kataloges bis zur Realisierung der Ausstellung einmal komplett durchspielen, hoffe ich sehr viel Neues zu lernen.

Interview: Beate Scheder Foto: Simon Kraus

Yeongbin Lee

Treppe

Textbeitrag: Franziska Füchsl
Gestaltung: MüllerValentini GbR
16 Seiten, 17 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Samantha Bohatsch (geb. 1984 in Berlin) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte in Karlsruhe, Wien und Berlin. Bohatschs Werke wurden in institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter in der Bob’s Pogo Bar/KW Institute for Contemporary Art Berlin, im Forum Stadtpark, Graz (Österreich), im Kunstverein Reutlingen, im o.T. Raum für Aktuelle Kunst, Luzern (Schweiz) und in der Kunsthalle Basel. Sie erhielt Kunststipendien des Landes Baden-Württemberg, der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Worum geht es in deiner Kunst?

Meine Arbeiten handeln von weiblichen Charakteren, fiktiv oder real, die an soziale oder gesellschaftliche Grenzen stoßen und diese zu überwinden versuchen.

In einem deiner Projekte hast du beispielsweise zu Hildegard von Bingen gearbeitet. Wie näherst du dich einer solchen Figur an?

Hildegard von Bingen ist eine interessante und wichtige Person und ich wollte eine Arbeit machen, die von ihr inspiriert ist. Während der Recherche fand ich heraus, dass sie ihre Visionen, für die sie heute berühmt ist, erst nach ihrem 40. Lebensjahr offenbarte, da sie so große Angst hatte, deshalb aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Daraus entstand meine letzte Arbeit SHE SAID.

Wie ergibt sich aus solchen Recherchen eine Form?

Während der Recherche klärt sich schnell, in welchem Medium ich arbeiten werde. Mir ist es zu langweilig, mich auf ein einzelnes Medium festzulegen. Ich setze mich gerne immer wieder neu mit Materialien oder Techniken auseinander. Bei Hildegard von Bingen lag mein Fokus auf Text. Für die Goldrausch-Ausstellung plane ich eine installative Arbeit, die die Fortsetzung von SHE SAID sein wird.

Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?

Mir ist es wichtig, Normen zu hinterfragen, die ja nur eine gesellschaftliche Setzung darstellen. Es gibt viele Menschen, die sich diesen unterwerfen, um nicht anzuecken, aber glücklicherweise auch solche wie Hildegard von Bingen, die das nicht können oder wollen. So etwas beeindruckt mich und gibt mir Mut.

Was gefällt dir an Goldrausch?

Die angebotenen Seminare und Workshops decken wichtige Bereiche ab, die bei einem normalen Kunststudium oft nicht angeboten werden. Es ist außerdem schön, wieder in einer festen Gruppe von Künstlerinnen zu sein. Den regelmäßigen Austausch mit den anderen Künstlerinnen, die ich vorher nicht kannte, schätze ich sehr. Ich bewege mich mehr außerhalb meines Dunstkreises, was mir und meiner künstlerischen Praxis guttut.

Interview: Beate Scheder Foto: Eneas Bohatsch

Tomoko Mori

Tomoko Mori

Textbeitrag: Marijke Lukowicz
Gestaltung: Astrid Farmer und Alexander Behn
16 Seiten, 15 Abbildungen

Fünf Fragen an …

Lena Marie Emrich (geb. 1991 in Göttingen) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildhauerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und im Studio of Spatial Activities unter der Leitung von Mirosław Bałka an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau. 2015 erhielt sie ein DAAD-Reisestipendium, um Alfredo Jaar in seinem Studio in New York City zu assistieren.
Lena Marie Emrichs vielfältige Praxis verbindet Skulptur, Performance und den Einsatz von digitalen Medien, wie zum Beispiel soziale Plattformen oder Found Footage.
Emrichs Arbeiten wurden in Institutionen wie dem Kunstverein Tiergarten in Berlin (2018), der Akademie der Künste in Berlin (2016), der Bergen Kunsthall (2016), dem Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin (2016), der Galleri Snerk in Tromsö (2017), SERCE in Krakau (2018) und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (2014) ausgestellt.

Woran arbeitest du gerade?

Momentan arbeite ich an Skulpturen aus Aluminiumgüssen, aus denen ich ein neues Lexikon von Empowering-Poses für Frauen erstelle. Am Ende werden diese Negativabdrücke auf begehbaren Plattformen installiert. Passant*innen sind dazu eingeladen diese individualisierten Empowering-Poses einzunehmen und so die Skulptur zu aktivieren.

Was verstehst du unter einer Empowering-Pose?

Amy Cuddy hat einmal in einem TED-Talk Posen vorgestellt, die auf das Selbstbewusstsein Auswirkungen hätten. Vier Jahre später gab ihre wissenschaftliche Partnerin zu, dass die Studie manipuliert war. Die Frauen hatten vorher schon gewusst, um welche Posen es ging. Deswegen habe ich einzelne Frauen dazu gebeten, ihre Empowering-Pose einzunehmen, und diese dann abgeformt. Ich glaube, dass ich so näher an die Realität herankomme und so Betrachtern und Betrachterinnen ein Gefühl von Empowerment vermitteln kann.

Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?

Es ist mir wichtig, meine Rolle als Künstlerin auf verschiedenen Ebenen zu verhandeln. Gleichzeitig reizen mich Phänomene, die wie die Posen mit dem Körper zu tun haben. Die Arbeit I hear volcanos whisper from the palm of my hands beschäftigt sich beispielsweise mit einem YouTube-Trend, in dem Frauen Texte flüstern und so beim Zuhörer ein Gänsehautgefühl auslösen. Es sind immer diese kleinen Irritationen im Alltag, die ich mit der Kunst zugänglich machen möchte.

Was macht heute eine gute Künstlerin aus?

Eine gute Mischung aus Lässigkeit und Größenwahnsinn.

Was gefällt dir an Goldrausch?

Mir gefällt der praxisorientierte Ansatz des Programms. Ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Veröffentlichung des Goldrausch-Katalogs im Herbst zu unserer Ausstellung.

Interview: Beate Scheder Foto: Jonas Fischer

Silke Schwarz

Und kannst du davon leben?

Textbeitrag: Julia Heinemann
Gestaltung: Peggy Seelenmeyer
16 Seiten, 8 Abbildung

Fünf Fragen an …

Anna Fiegen (geb. 1981 in Coesfeld) lebt und arbeitet in Berlin, seit sie 2011 ihr Studium im Fach Freie Kunst an der Kunstakademie Münster als Meisterschülerin abgeschlossen hat.
Ihre Werke wurden in verschiedenen Ausstellungsräumen und Institutionen gezeigt, unter anderem im Projektraum SCOTTY in Berlin, im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel, im Kunstverein Neukölln in Berlin, im Grafikmuseum Stiftung Schreiner in Bad Steben, im Kunstverein Gelsenkirchen/Kunstmuseum Gelsenkirchen, im Kunstverein Greven (E) und im Kunstverein Siegen/Museum für Gegenwartskunst Siegen.

Du arbeitest mit Malerei und Druckgrafik. Was interessiert dich daran?

Hauptsächlich ist es die Malerei, die mich gepackt hat. Was mich zuerst fasziniert hat, war das Material an sich: die Ölfarbe, die in vielen verschiedenen Zuständen existieren kann. Genau damit arbeite ich heute. Danach kam die zweite Liebe hinzu, die Druckgrafik, bei der man im Gegensatz zur Malerei sehr akribisch vorbereiten muss. Auch da hat man aber den Effekt, dass man, wenn man mit der Metallplatte und Säure arbeitet, meist ein anderes Ergebnis bekommt, als man geplant hat – worauf man wieder reagieren muss.

Welche Sujets bringst du auf Leinwand oder Papier?

Ich greife mir urbane Architekturen heraus und stelle sie isoliert in meine eigenen Landschaften. Früher waren das Architekturen, die ich auf Spaziergängen gesehen habe. Mittlerweile konzentriere ich mich auf Architektur der Nachkriegsmoderne.

Warum ausgerechnet die?

Die Nachkriegsmoderne war der Startschuss für demokratisches, billiges Bauen. Das Gießen von Beton war günstig und man konnte es überall machen, weil es nicht ortsgebunden war. So entstand eine internationale Architektur, Le Corbusier zum Beispiel hat ja sowohl in Europa als auch in Asien gebaut. Seit der Nachkriegsmoderne gibt es Architekturen, die mehr oder weniger ortlos sind. Das passt sehr gut zu meiner Arbeitsweise.

In welcher Tradition siehst du dich als Malerin?

Linear ist das nicht zu verstehen, aber ich habe auf jeden Fall eine enge Verwandtschaft mit Giorgio di Chirico. Seine Pittura Metafisica, diese leeren Räume mit Architektur als Zivilisationszeichen, haben mich schon immer fasziniert. Da gibt es einige Anknüpfungspunkte.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Als Malerin arbeite ich oft recht isoliert im Atelier. Deshalb wünsche ich mir ein starkes Künstlerinnennetzwerk und einen lebendigen Austausch.

Interview: Beate Scheder Foto: © Anna Fiegen

Kate-Hers Rhee

Golden Spoon, Dirt Spoon

Textbeitrag: Brett M. van Hoesen
Gestaltung: Dokho Shin
16 Seiten, 34 Abbildungen

Archipelago – Goldrausch 2018

256 Seiten ISBN 978-3-941318-75-5

Fünf Fragen an …

Francisca Gómez (geb. 1981 in Berlin) studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau sowie Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. In ihrer künstlerischen Arbeit versteht sie die (analoge) Fotografie als ein Instrument der (sozialen) (Un­)Sichtbarmachung und der medialen (Selbst-)Reflexion. Ihre Arbeiten waren jüngst unter anderem im Haus am Kleistpark in Berlin, im Mönchehaus Museum Goslar, im KAI 10 | Arthena Foundation in Düsseldorf und in der Kunsthalle Nürnberg zu sehen. 2016 erhielt sie ein Projektstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen. Im Rahmen des Stipendiums Junge Kunst in Essen des Kunsthaus Essen/Kunstring Folkwang erschien 2014 anlässlich der gleichnamigen Einzelausstellung ihr umfangreicher Katalog TO BE IN A HOME NOW. 2018 realisiert sie mit A. Spiegel ein Kunst-am-Bau-Projekt im Erweiterungsbau des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in Berlin. Francisca Gómez lebt und arbeitet in Berlin.

Dein Medium ist die Fotografie, was für Motive lichtest du ab?

Ein zentrales Thema bei mir ist die Frage: Ab wann ist ein Haus nicht mehr bewohnbar? Beziehungsweise: Kann jede Architektur bewohnbar gemacht werden und sollte sie das auch? Ich verstehe die Behausung als sozialen Körper, eine Art zweite Haut des Menschen. Daher geht es mir nicht um den gebauten Raum als solches, sondern um den Menschen. Wie lebt er in den Räumen? Welche Spuren hinterlässt er?

Wie findest du diese Räume?

Es ist eine Kombination aus Recherche und Begegnungen im Alltag. Zum Beispiel habe ich mich mit Fragen wie der Immobilienspekulation in Spanien oder dem industriellen Verfall in Detroit beschäftigt. Wie gehen solche massiven gesellschaftlichen Transformationsprozesse vonstatten und wie wirken sie sich auf Menschen aus?

Welche Räume beschäftigen dich aktuell?

Ich schließe gerade eine Serie ab, die Keep you busy oder das Leben auf Pause heißt. Ich zeige sie im Goldrausch-Katalog und in der Ausstellung im September zum ersten Mal. Dafür habe ich mich über drei Monate immer wieder in eine offen gelassene alte Kaserne begeben, die eine Art zentrale Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete ist, in der diese unter minimalsten Wohnstandards versuchen, sich ein bisschen Individualität zu sichern.

Du fotografierst analog, nicht digital. Warum machst du das?

Ich arbeite langsam, mache wenige, ausgewählte Bilder. Ich arbeite zwar mit einem dokumentarischen Ansatz, entwickle darin aber konzeptuelle und bildnerische Zuspitzungen, um etwas auf den Punkt zu bringen, um unter die Oberfläche zu dringen. Gleichzeitig ist die analoge Fotografie für mich ein Material, mit dem ich arbeite, auch installativ und skulptural.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

In meinen Themen geht es um Sichtbarkeit von anderen. Ich dachte, es wäre gut, auch einmal an der eigenen Sichtbarkeit zu arbeiten. Außerdem hatte ich Lust auf ein Blinddate mit anderen 14 Künstlerinnen; es ist immer produktiv den eigenen vertrauten Bereich zu verlassen.

Interview: Beate Scheder Foto: © Francisca Gómez

Fünf Fragen an …

Gisèle Gonon wurde 1981 in Saint-Étienne, Frankreich geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Kunst an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Saint-Étienne in Frankreich (ESADSE). Ihre Arbeiten wurden unter anderem an den folgenden Ausstellungorten gezeigt: im Musée d’Art Moderne et Contemporain de Saint-Étienne Métropole (Local Line 12), im MAPRA Lyon, Frankreich, bei Hochparterre-Berlin, in der Kunsthalle HB55, Berlin und im Kunstverein Süptitzvilla, Hamburg.

Woran arbeitest du aktuell?

Im Moment beschäftige ich mich mit dem Thema Arbeit. Mir geht es gerade spezifisch um die Arbeitswelt bzw. die Widersprüchlichkeit der verschiedenen Arbeitsbedingungen.

Wie machst du das? Was ist dein Fokus?

Ich benutze die Arbeitssoziologie und die Soziologie des Managements als Forschungsinstrument. Ich arbeite sehr kontextspezifisch und die Situation in Berlin ist dafür sehr inspirierend. Mein Fokus liegt auf dem Management von Startups und auf Open Space.

Du arbeitest mit sehr unterschiedlichen Medien, wie ergibt sich das bei dir?

Ich kann mit Malerei, Skulptur, Videos oder Installation arbeiten, aber ich habe eine klare Vorliebe für Zeichnung. Das ist immer meine Basis. Ich kann auch ein ganzes Projekt damit realisieren, aber ich mag es, verschiedene Materialien oder Medien wie in einer Collage zusammenbringen. Dafür eignet sich die Installation sehr gut.

Du verstehst dich als engagierte Künstlerin. Welche Verantwortung tragen Künstler*innen deiner Meinung nach heute?

Als Künstlerin weiß ich, welche Macht Bilder haben können. Für mich ist es sehr wichtig zu wissen, wo das Geld für ein Projekt herkommt. Es gibt viele private Sammlungen und auch viele große Firmen haben eine zeitgenössische Kunstsammlung, weil das ja sehr gut für das Image ist. Als Künstlerin kannst du instrumentalisiert werden, deswegen muss man sich bewusst werden, wo man sich beteiligt und was es bewirken kann.

Was versprichst du dir von Goldrausch?

Ich bin noch nicht lange in Deutschland und in Berlin. Hier gibt es viele Künstler*innen und Kunstorte. In einer Gruppe zu sein und in diesem Rahmen zu arbeiten, finde ich sehr hilfreich, um alles einzuordnen. Wir haben ähnliche Fragestellungen, unterschiedliche Schwerpunkte und Erfahrungen, was für den Austausch sehr stimulierend ist.

Interview: Beate Scheder Foto: Guillaume Guérin

Fünf Fragen an …

Agnė Juodvalkytė wurde 1987 in Vilnius, Litauen geboren. Sie studierte Malerei an der Vilnius Academy of Arts und Bildende Kunst in Spanien (Uclm, Facultad de Bellas Artes de Cuenca). Sie hatte Einzelausstellungen bei aesthetik01 in Berlin-Moabit (2017) und bei Kabinetas in Kaunas, Litauen (2017). In Gruppenausstellungen konnte man ihre Arbeiten bei der Berlin Art Week 2016, in der Kunstfabrik HB55 in Berlin-Lichtenberg (2016), im Atelierhaus Salzamt in Linz, Österreich (2015), im Contemporary Art Center in Vilnius, Litauen (2014) und in der Berliner panke.gallery (2014) sehen.

Du bist Malerin. Warum gerade Malerei?

Ich habe lange traditionell gemalt, aber mittlerweile ist die Malerei nicht mehr mein einziges Medium. Genauso oft arbeite ich etwa mit Textilien. In meiner letzten Ausstellung habe ich zum Beispiel transformierte Kleidungsstücke gezeigt.

Welche Rolle spielt das Material für dich?

Eine sehr wichtige. Das Textil und seine Details sind in meinem künstlerischen Prozess zentrale Elemente. Ich muss ein Gefühl für die Stofflichkeit haben. Wenn das Material lange für einen bestimmten Zweck benutzt wurde, ist das für mich ein guter Ausgangspunkt.

Wie findest du die Textilien, mit denen du arbeitest?

Ihre Geschichte ist für mich von Bedeutung, oftmals ist es auch eine persönliche. Beispielsweise habe ich mit Stoffen gearbeitet, die meine Großmutter selbst gemacht hat, die sie aus der Wolle ihrer Schafe gewebt hat. Es können traditionelle litauische Stoffe ebenso sein wie maschinell gefertigtes Gebrauchsgewebe.

Wie arbeitest du?

Meine Arbeitsweise ist sehr intuitiv. Jedes meiner Werke durchläuft eine lange Reihe an Prozessen, die man ihm letztendlich auch ansehen kann.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Die wichtigste Motivation für mich war der Wunsch, neue Kontakte zu knüpfen und mich mit anderen Künstlerinnen auszutauschen.

Interview: Beate Scheder Foto: Philippe Gerlach

Fünf Fragen an …

Aneta Kajzer (geb. 1989 in Kattowitz, Polen) hat Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz bei Anne Berning, Shannon Bool und John Skoog studiert und schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab. 2017 hat sie das Winsor & Newton Malereistipendium erhalten, das ihr einen sechsmonatigen Aufenthalt am Künstlerhaus Bethanien in Berlin und die Einzelausstellung Out of Touch (2018) ermöglichte. Außerdem waren ihre Arbeiten unter anderem in Ausstellungen im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (2014), im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden (2015), im Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems (2016, Solo), im Labor der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim (2017, Solo), in der Kunstruimte/Villa de Bank, Enschede (2018) und der Warte für Kunst, Kassel (2018, Solo) zu sehen.

Was fasziniert dich an Malerei?

Zunächst die ganze Materialität – die Farben, die verschiedenen Konsistenzen, die Gerüche –, dann aber auch, dass man aus dem Nichts heraus ein Bild kreiert. Ich mache keine Skizzen, sondern lasse mich intuitiv von der Farbe und der Materialität leiten und weiß selbst nicht, was dabei am Ende herauskommt.

Das heißt, du hast vorher keine Ahnung, wie deine Bilder aussehen werden?

Manchmal ist es schon so, dass ich etwas sehe, eine Farbkombination etwa, die in meinem im Kopf noch mitschwingt und sich auf das Bild auswirkt. Eine konkrete Bildidee gibt es jedoch nicht. Am Anfang ist es noch relativ abstrakt, aber irgendwann bilden sich diese Formen heraus, in denen ich Figuren erkenne oder Körperteile. Diesen Assoziationen folge ich, bis sich Charaktere in den Bildern herausbilden.

Mit was für Farbe malst du?

Die ersten Schichten male ich meist mit Acryl, weil Acryl schnell trocknet. Meine Arbeitsweise ist sehr schnell. Öl hat längere Trocknungsprozesse, die meinem Willen, so schnell und dynamisch voranzukommen, nicht entsprechen. Zunächst male ich also große Flächen in Acryl und dann gehe ich in Öl darüber. Auf diese Weise entstehen mehrere Schichten und von den untersten sind irgendwann nur noch Spuren übrig.

Welche Eigenschaften muss man heute als Malerin mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Ich glaube, man muss in der Malerei eine klare Haltung zu seinem Medium haben. Von der Malerei wurde ja immer wieder gesagt, dass sie out wäre. Dazu muss man sich positionieren können und natürlich in der Arbeit zeigen, dass Malerei immer noch zeitgenössisch ist.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Vergangenes Jahr bin ich nach meinem Abschluss für ein Stipendium nach Berlin gekommen und habe beschlossen zu bleiben. Das Programm kannte ich schon vorher. Für mich ist es eine gute Möglichkeit, als Berufsanfängerin Inhalte vermittelt zu bekommen, die während dem Studium zu kurz kamen und natürlich mein Netzwerk in Berlin zu stärken.

Interview: Beate Scheder Foto: Annekathrin Kohout

Fünf Fragen an …

Annelies Kamen (geb. 1988 in den USA) lebt und arbeitet in Berlin. Sie erhielt einen BFA von der School of the Museum of Fine Arts in Boston sowie einen BA in Kunstgeschichte von der dortigen Tufts University in 2011. Ihren MFA schloss sie an der School of the Art Institute of Chicago im Jahr 2014 ab. Annelies Kamen hat an verschiedenen Künstleraufenthalten teilgenommen, unter anderem im Frans Masereel Centrum in Kasterlee, Belgien und am Kala Art Institute in Berkeley, CA, USA. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in einer Einzelausstellung bei Free Range in Chicago und einer Gruppenausstellung im GlogauAIR Project Space in Berlin; bei ADDS DONNA und bei Mana Contemporary in Chicago sowie im Nemeth Art Center in Park Rapids, Minnesota, USA.

In deiner Kunst beschäftigst du dich mit Witzen. Wieso machst du das?

Das Hauptthema meiner Arbeit ist Sprache. Sprachen sind ziemlich dominant darin, wie sie Denkweisen bestimmen. Witze sind ein sehr interessanter Weg, die Grenzen von Sprache zu erweitern. Witze sind der Schlüssel, außerhalb der Sprache stehen zu können, was eigentlich nicht möglich ist.

Was für Witze interessieren dich?

Ich konzentriere mich auf kurze Oneliner. Mein Lieblings-Oneliner kommt von Groucho Marx: „Time flies like an arrow, but fruit flies like a banana.“ Im Satz verändert das Wort „like“ seine Bedeutung von „wie“ zu „mögen“. Wenn man ihn durchliest, kommt man an einen Punkt, an dem er nicht mehr verstehbar ist und man muss von Neuem beginnen. Man kreist um den Satz und bleibt länger daran hängen.

Wie entsteht aus solchen Onelinern eine künstlerische Arbeit?

Ich versuche die Struktur eines Oneliner-Witzes gleichzeitig in beiden Realitäten wahrzunehmen und daraus ein Objekt zu kreieren. Manche dieser Skulpturen haben einen präzisen Bezug zu einem Witz und stellen die sprachliche Ebene direkt dar. Eigentlich finde ich es aber interessanter, wenn die Arbeiten gar keine Beziehung zu Sprache haben und individuell als Witz funktionieren.

Du forschst zur Geschichte des Humors in der Kunst aus feministischer Perspektive. Worum geht es dir dabei?

Viele Künstler, die mit Humor arbeiten, benutzen sehr explizite, frauenfeindliche Witze. Meist sind das Männer. In der ganzen Kunstgeschichte gibt es wenige Frauen, beim Thema Humor ist das noch extremer. Die Frage von Geschlecht, von Gender scheint sehr eng mit Humor verbunden zu sein, aber muss das immer noch so sein? Ich suche nach neuen Wegen, als Frau mit Witzen zu arbeiten.

Was versprichst du dir von Goldrausch?

Ich habe mein Studium in den USA absolviert. Als ich nach Berlin gezogen bin, war ich schnell in der Kunstszene, aber ich habe mein Netzwerk aus dem Studium vermisst. Goldrausch ist eine sehr gute Möglichkeit, mir ein neues aufzubauen.

Interview: Beate Scheder Foto: Jochen Nünning

Fünf Fragen an …

Soline Krug (geb. 1984 in Charenton-le-Pont) ist eine französische Künstlerin, die in Berlin wohnt und arbeitet. Sie verbrachte drei Jahre in den USA, wo sie Maltechniken erlernte, bevor sie an der Weißensee Kunsthochschule Berlin Freie Kunst studierte. 2018 wird sie ihr Meisterschülerstudium abschließen. Zuvor absolvierte Krug ihr Diplom der Betriebswirtschaftslehre an der European School of Business in Reutlingen. 2016 bekam sie zwei Auszeichnungen der Mart Stam Gesellschaft (den Mart Stam Preis und das Mart Stam Atelier Stipendium). Ihre Arbeiten waren unter anderem in Ausstellungen im Akademischen Kunstmuseum Bonn (2014), im Kunstmuseum Ahrenshoop (2015), im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam (2015), bei ZQM, Berlin (2016), im Projektraum Kunstquartier Bethanien, Berlin (2017) und im Erholungshaus Leverkusen (2018) zu sehen.

Woran arbeitest du gerade?

Ich mache Lecture-Performances und Installationen. Für die Goldrausch-Ausstellung nehme ich eine Idee meiner Meisterschülerausstellung wieder auf; ein Fassadengerüst ist darin Objekt und Bühne zugleich. Außerdem arbeite ich an einem Projekt, einem Duo mit Martin Remus, das ab Ende Oktober, gleich nach Goldrausch im Projektraum Display stattfinden wird.

Was hat es mit den Lecture Performances bei dir auf sich?

Meine Lecture-Performances sind Monologe mit surrealistischem Ted-Talk-Geschmack. Dafür benutze ich gnadenlos Theorien aller Arten und stelle Analogien her, die in die Irre führen. Thematisch geht es um Selbstfindung und Selbstbehauptung, um jene Statements, die zu machen, ständig von uns erwartet wird.

Wie konzipierst du die Monologe deiner Lecture Performances?

Ich bediene mich bei Theorien aus allen möglichen Bereichen, darunter Physik, Philosophie, Soziologie, Psychologie, Marketing und manchmal auch Kunst, bleibe aber immer an der Oberfläche. Die Theorien konfrontiere ich miteinander und habe gar kein Problem damit, wenn ich sie falsch verstehe. Ich benutze sie einfach, um ein Konstrukt von Argumenten aufzubauen. Beim Schreiben gehe ich sehr intuitiv vor. Ich weiß nie, wo die Lecture hinführen wird. Ich schreibe in meiner Muttersprache Französisch und übersetze es dann für mich ins Deutsche, sodass schöne Bedeutungsverschiebungen entstehen.

Was versprichst du dir von deiner Teilnahme bei Goldrausch?

Ich erhoffe mir, dass die Kontakte, die ich jetzt mache, sich festigen und dass ich meine Mutreserven für die Zukunft auffüllen kann. Ich hoffe, dass die Gebrauchsanleitungen, die sie uns für die Kunstwelt geben, etwas taugen, und dass ich Leute treffe, die ich sonst nie getroffen hätte.

Was macht für dich eine gute Künstlerin aus?

Ich glaube, man muss sich selbst immer fremd bleiben. Das ist das Fundament. Außerdem muss man Mut haben und Disziplin.

Interview: Beate Scheder Foto: Soline Krug

Fünf Fragen an …

Yeongbin Lee wurde 1985 in Südkorea geboren. Sie studierte Skulptur an der Seoul National University in Südkorea und Freie Kunst (Medien) an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, Deutschland. In den Jahren 2016 bis 2018 erhielt sie den Muthesius Preis, ein DAAD Stibet I sowie ein Arbeitsstipendium (Theater) und eine Projektförderung von der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein. Yeongbin Lee lebt und arbeitet in Berlin.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Ich habe sieben Jahre in Kiel studiert. Am Ende des Studiums war ich sehr gelangweilt und musste unbedingt wegziehen. Meine Wahl fiel auf Berlin. Dort erinnerte ich mich an einen Vortrag, den Hannah Kruse über Goldrausch an der Hochschule gehalten hatte und bewarb mich. Kiel war sehr ruhig, fast wie eine Meditation. Das professionelle Leben einer Künstlerin in einer Großstadt muss ich nun erst wieder lernen.

Abgesehen von Goldrausch. Woran arbeitest du aktuell?

Im vergangenen Jahr habe ich ein großes Projekt angefangen: Ich sammle hörbare Bewegungen.

Was meinst du damit?

Es geht um die Visualisierung von Geräuschen. Ich sammle im Alltag hörbare Bewegungen. Ein Beispiel dafür wäre, wenn man eine Tasse vom Tisch nimmt und wieder abstellt. Hörbare Bewegungen hängen immer mit Ort und Zeit zusammen. Da ich in Berlin daran forsche, bedeutet das für mich auch, dass ich Berlin mithilfe hörbarer Bewegungen kennenlerne.

Wo hast du zuletzt eine hörbare Bewegung aufgenommen?

Ich nehme nicht deren Sound auf, sondern zeichne sie aus meiner Erinnerung. Ich habe im März das Projekt an einer Treppe zur U6 an der Friedrichstraße angefangen. Der nächste Ort wird die Tram 6 sein. Ich habe vor, einen Stadtplan der Tram 6 mit Geräuschen zu erstellen. Das sind alles ganz normale Orte, die für mich doch besonders sind.

Du sammelst hörbare Bewegungen. Wie geht es nach dem Sammeln weiter?

Seit Langem beschäftige ich mich mit hörbaren Bildern und sichtbaren Geräuschen. Für meine Arbeit heißt das, dass ich die Geräusche in Zeichnungen übersetze, um sie wieder sichtbar machen. Das mache ich auf verschiedenartige Weise. Ich zeichne genau nach, wie bei einer Illustration, danach abstrahiere ich. Ich sammle gleiche Formen oder gleiche Bewegungen, analysiere und systematisiere sie. In Ausstellungen zeige ich immer verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel eine Installation mit großen Strukturen, Zeichnungen oder Musik. Irgendwann möchte ich ein Geräusche-Lexikon publizieren.

Interview: Beate Scheder Foto: Philippe Gerlach

Fünf Fragen an …

Tomoko Mori wurde 1982 in Hokkaido, Japan geboren und lebt seit 2007 in Berlin. Sie studierte Textildesign an der Musashino Art University in Tokyo sowie Malerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. 2014 schloss sie ihr Studium dort als Meisterschülerin von Prof. Hanns Schimansky ab. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in den folgenden Ausstellungen gezeigt: Eine Nuss rappelt nicht im Sacke, Kunst im Taut-Haus, Berlin (2017), Ostkreuz ↔ Hikkaduwa, LWL-Museum für Kunst und Kultur/Westfälischer Kunstverein, Münster (2016) und Alles Zeichnung? Alles paletti?, Galerie Inga Kondeyne, Berlin (2016).

Was hat dich zur Malerei getrieben?

Ich finde es interessant, dass in einem begrenzten Raum, innerhalb eines Rahmens, eine Welt entsteht. Meine Bilder haben immer einen Bezug zu Landschaften, im Moment vor allem zu Stadtlandschaften, denen ich täglich begegne.

Was für Orte inspirieren dich?

Es sind eher Ausschnitte, die man nicht unbedingt als Orte bezeichnen kann. Baustellen zum Beispiel oder bunte Mülltüten, die auf der Straße zu sehen sind – Dinge, die man im Alltag übersieht. Mich interessieren daran die Farben, Materialien, Strukturen oder Formen. Berlin inspiriert mich, da die Stadt aus einer wilden Mischung von schönen historischen Bauten und dem unauflösbaren Baustellen-Chaos besteht.

Wie überträgst du die gesammelten Fotografien auf die Leinwand?

Ich übertrage keine Fotografien und ich bilde auch nichts ab. Ich schaffe neue Formen und Strukturen, wobei alles auf Erinnerungen basiert, auf dem, was ich in der Realität und in meiner Fotosammlung gesehen habe. Der Prozess ist für mich sehr wichtig.
Ich zeichne zunächst schwarz-weiße Formen und Linien auf kleinformatigem Papier. Sie bilden den Kern meiner Arbeit, und werden dann auf die Leinwand oder Wände übertragen, wobei ich auch manchmal einen Projektor verwende.

Die Titel deiner Ausstellungen sind sehr speziell. Wie wählst du sie aus?

Die Titel entstehen immer ganz am Ende des Prozesses. Ich versuche offen zu bleiben und nichts direkt zu benennen. Ich will nicht, dass die Zuschauer*innen mit einer festen Vorstellung kommen, sondern eher in die Irre geführt werden.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Ich habe im letzten Jahr mein erstes Kind bekommen. Für Goldrausch habe ich mich gerade jetzt beworben, um meine Kunst kontinuierlich weiter zu treiben. Dabei steht für mich der Austausch mit den anderen Künstlerinnen im Vordergrund. Sie kommen aus verschiedenen Kulturen und haben unterschiedliche Arbeits- und Kommunikationsweisen. Ich wünsche mir, dass ich viele neue Erkenntnisse bekomme, auch durch die Reibung.

Interview: Beate Scheder Foto: Johannes Rodenacker

Fünf Fragen an …

Kate-Hers Rhee wurde 1976 in Seoul geboren und ist in Detroit, Michigan aufgewachsen. An der School of the Art Institute of Chicago machte sie ihren Bachelor of Fine Arts. Anschließend studierte sie bei Julie Carson, Yong Soon Min, Bruce Yonemoto und Yvonne Rainer an der University of California, Irvine, wo sie ihren Master of Fine Arts erhielt. Sie hat zahlreiche Stipendien und Preise gewonnen, darunter Fulbright, DAAD, 1st Prize AHL Foundation, Jacob K. Javits Fellowship, MacDowell Residency Fellowship, Arbeitsstipendium des Berliner Senats und eine Puffin Foundation Förderung. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Galerien und Institutionen ausgestellt, unter anderem in Berlin in der Galerie damdam im Koreanischen Kulturzentrum, in der SOMA Art Gallery, im Museum für Asiatische Kunst und in der Berlinischen Galerie; im Art Space One und im SEOGYO Arts Center for Experimental Art in Seoul und im British Museum in London. Zuletzt war sie in Gruppenausstellungen in den Pitzer College Art Galleries in Claremont und im Torrance Art Museum in California vertreten. 2009 gründete sie ihr Atelier in Berlin.

Zu deinen künstlerischen Medien zählen Sprache, Essen und Schönheitsideale. Wie kommt das?

Mich interessieren vor allem Identität und das Andere, also die sogenannte Fremdheit und wie diese in Sprache, Essen, und Schönheitsidealen betrachtet wird. Ich benutze diese drei Themen, weil sie einerseits für alle Menschen von größter Bedeutung sind und sich andererseits kulturelle Unterschiede darin besonders deutlich zeigen.

Was für eine Kunst entsteht bei deiner Auseinandersetzung mit dem Thema Sprache?

Beispielsweise habe ich in Langzeitperformances Deutsch und Koreanisch als Medien benutzt. Mit brachialer Gewalt habe ich versucht, Sprache, Kultur und Volk in drei Monaten zu verstehen. Natürlich ist das unsinnig, aber es war ein sehr ernsthafter Versuch. Als ich 2008 Deutsch gelernt habe, habe ich drei Monate lang nur Deutsch gesprochen und den Prozess mit einem Video-Tagebuch begleitet. 2016/17 habe ich das Gleiche in Korea mit Koreanisch wiederholt. Das hatte natürlich eine andere Bedeutung, weil ich koreanische Wurzeln habe.

Inwiefern ist deine Kunst von deiner Biografie geprägt?

Wenn man mein Oeuvre betrachtet, gibt es zwar viele Themen und Medien, aber in allen Arbeiten geht es letztlich darum, mich selbst zu verstehen. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit meinen Körper und meinem Bild.

Welche Reaktionen willst du auslösen?

Jedes Projekt hat ein anderes Ziel oder einen anderen Gedanken. Die Reaktionen überraschen mich dennoch immer. Obwohl es schwierig ist, den gesamten Kontext meiner Arbeiten sofort zu erfassen, versuche ich ein körperliches und ästhetisches Erlebnis beim Betrachter zu erzeugen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Als ich vor neun Jahren aus den USA nach Berlin kam, musste ich bei null anfangen, mit der Sprache, mit der Kultur, mit dem Netzwerk. Ich bin stolz auf das, was ich seitdem erreicht habe, aber mir fehlte eine Verbindung zu Frauengruppen. Für mich als feministische Künstlerin ist eine solche Gruppe sehr wichtig, um sich gegenseitig in der von Männern dominierten Kunstwelt zu unterstützen.

Interview: Beate Scheder Foto: Michael Hurt ©2017

Fünf Fragen an …

Silke Schwarz (geb. 1985 in Neu-Ulm) absolvierte eine Ausbildung zur Fotografin und studierte anschließend an der Universität der Künste Berlin, am Hunter College in New York und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 2018 schloss Silke Schwarz ihr Meisterschülerstudium bei Prof. Nina Fischer an der Universität der Künste Berlin in Kunst und Medien ab. Die Künstlerin erhielt 2013 den Felix Schoeller Nachwuchsförderpreis. Ihre Arbeiten waren unter anderem bereits in der C/O Berlin Foundation, auf dem European Media Art Festival in Osnabrück und im Kunstverein Leipzig zu sehen.

Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?

Wichtig ist mir, ein Netzwerk aufzubauen, das über den universitären Kontext hinausgeht, aber auch wirtschaftlich einiges mit an die Hand zu bekommen. Das ist essentiell, denn in der Kunst geht es nicht nur um die künstlerische Arbeit, sondern es steckt auch eine Menge wirtschaftliches Handwerk dahinter.

Was für Kunst machst du?

Ich mache hauptsächlich Video- und Audioinstallationen und Videoperformances, in denen es um Identität und Vergesellschaftung geht, um dieses Jonglieren zwischen individuellem Anliegen und gesellschaftlichen Erwartungen, zwischen kollektiven Strukturen und eigenen Wünschen.

Was kann das konkret sein?

Gerade habe ich eine Videoperformance abgeschlossen, in der es um die sogenannte „Arm-Reich-Schere“ geht. In der Arbeit performe ich selbst. Ich habe einen goldfarbenen Anzug an und schreibe mir auf den Körper: „Und kannst du davon leben?“ – eine Frage, die einem im kreativ-künstlerischen Bereich oft gestellt wird. Ich schließe damit an eine ältere Arbeit an, bei der ich 2012 im Regierungsviertel Hartz-IV-Regelsätze an den Bundestag projiziert habe.

War das eine Guerilla-Aktion?

Das kann man so sagen. Ich bin mit einem Beamer, einem Generator und einem Auto hingefahren und wusste nicht, ob es klappen wird. Verboten ist das zwar nicht, aber es handelt sich um eine rechtliche Grauzone. Ich habe diese wirklich niederschmetternden Hartz-IV-Regelsätze erst ans Paul-Löbe-Haus projiziert, wo solche Gesetze gemacht werden, und dann noch mal an den Bundestag, wo sie verabschiedet werden.

Was willst du mit deiner Kunst bewirken?

Mir geht es darum, einen neuen Blickwinkel zu ermöglichen. Gerade mit meinen gesellschaftspolitischen Arbeiten fordere ich eine direkte Auseinandersetzung des Publikums mit den Themen heraus. Auch für mich ist das ein Zugewinn. Für meine Arbeit ist die Reaktion des Publikums eine Erweiterung.

Interview: Beate Scheder Foto: © Silke Schwarz