Goldrausch 2017
Studio 1 im Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Studio 1 im Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Laure Catugier wurde 1982 in Toulouse in Frankreich geboren. Sie studierte Architektur an der École Nationale Supérieure d´Architecture de Toulouse sowie Kunst und Design an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Toulouse. Ihre Arbeiten wurden seit 2013 in verschiedenen Galerien und Institutionen in Europa ausgestellt, u.a. in Berlin in der Galerie Weisser Elefant, im Vesselroom Project und bei NON Berlin; im Institut Français und im Onomato Kunstverein in Düsseldorf; in der Galerie Thaddeus Ropac in Paris; im OXO Tower in London und auf der Arte Fiera in Bologna. Zuletzt war sie in einer Gruppenausstellung in der Centraltrack Gallery in Dallas, Texas vertreten. 2015 nahm sie an einem vom Kulturamt Düsseldorf geförderten Künstleraustausch teil und war Gastkünstlerin im Atelierhaus Salzamt in Linz. 2016 hat sie den Celeste Prize in der Kategorie Video erhalten.
In deinen Arbeiten spielt Architektur eine große Rolle. Was interessiert dich daran?
Es geht mir weniger um Architektur an sich, sondern um geometrische Formen und die Balance dazwischen, die Komposition. Architektur hat für mich immer mit Funktion zu tun. Als Künstlerin interessiert mich die Raumwahrnehmung und wie man sie darstellt. Mit meiner Arbeit versuche ich, optische und akustische Verwirrung zu erreichen.
Wie findest du deine Motive?
Ganz zufällig: Ich laufe ziellos durch die Stadt und fotografiere geometrische Formen. Außerdem sammle ich urbanen Schrott und nehme Geräusche auf. Mein Arbeitsprozess hat aber auch mit Regeln und Protokollen zu tun. Zum Beispiel arbeite ich mit einer No-Liste. Darauf steht unter anderen: „no Multiples“, „no Entertainment“, „no Ornament“, „no Acting“. Meine Lebensphilosophie lautet: „Less is More“. Das betrifft auch meine Arbeit. Ich frage mich bei jeder Arbeit, ob ich nicht mit weniger Information mein Ziel erreichen kann.
Was machst du mit dem Sound, den du aufnimmst?
Der Klang, den ich sammle, ist eigentlich sehr banal: Wandklopfen, Schritte, ganz Alltägliches. Mir macht es Spaß, solchen Klang mit einem ganz anderen Element in einen Dialog zu bringen. Dadurch versuche ich, etwas Neues zu schaffen, eine neue Form von Kommunikation, Erstaunen. Zum Beispiel gibt es ein Video, in dem ich in einem leeren Raum die Wände entlanglaufe. In den Händen halte ich Soundspeichergeräte, die eigentlich nicht für den Klang meiner Schritte geeignet sind. Sie klingen wie Wind, sehr unangenehm. Man sieht die Geräte nicht, aber hört meine Bewegung. Das verwirrt sehr: Der Sound ist ziemlich aggressiv, obwohl in diesem Raum nichts passiert.
Was macht heute eine gute Künstlerin aus?
Ich habe ein Motto: „Don’t hope, work hard“. Ich glaube, das gilt nicht nur für Künstler, sondern für alle.
Warum bist du bei Goldrausch dabei?
Ich möchte gerne ein neues Netzwerk entwickeln für potenzielle künftige Kollaborationen.
Interview: Beate Scheder Foto: Aleks Slota
Nuray Demir, geboren 1983 in Meschede, studierte Zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der École Supérieure des Beaux-Arts Marseille und der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Kuratorin/Künstlerin hatte sie Ausstellungen und Performances u.a. in den Künstlerhäusern Worpswede (2014), auf Kampnagel in Hamburg (2015, 2016), in den Sophiensaelen in Berlin (2016), im Hebbel am Ufer in Berlin (2017) und bei den Wiener Festwochen (2017).
Du arbeitest sowohl als Kuratorin und als Künstlerin – wie beeinflusst sich das gegenseitig?
Für mich ist die kuratorische Arbeitsweise auch eine künstlerische Arbeitsweise. Ich unterscheide das nicht und würde meine Arbeitsweise als transdisziplinär bezeichnen. Das hat sich bei mir schon im Laufe meines Studiums so entwickelt. Ich arbeite sehr forschungsbasiert und das gelingt mir in einem Wechselspiel aus kuratorischer und künstlerischer Herangehensweise.
Zu welchen Themen forschst du?
Ich bin sehr an intersektionalem Feminismus interessiert, an Migration, postkolonialen Theorien und Klassismus. Ich gehe meist von der Lektüre aus, führe aber auch Gespräche und Interviews oder schaue mir filmisches Material an, Arbeiten von anderen Künstlerinnen, Musikvideos oder Ähnliches.
Du arbeitest oft in Kooperation mit anderen Künstlern. Was gefällt dir daran?
Meine Kollaborationen sind immer temporär. Ich muss nicht mit einer Person ein Duo bilden und die nächsten 20 Jahre zusammenarbeiten, auch wenn ich das für die Zukunft nicht ausschließen würde. Ich mag es gerne, wenn immer wieder aufs Neue verschiedene Betrachtungsweisen aufeinandertreffen und auf diese Weise Konversationen entstehen.
Gibt es jemanden, mit dem du gerne einmal zusammenarbeiten würdest?
Ich finde Princess Nokia, vor allem ihre Musikvideos toll. Mit ihr könnte ich mir gut vorstellen, zu performen oder ein Musikvideo zu machen, etwas, was ich noch nie gemacht habe.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Nach meinem Studium musste ich regelmäßig ins kalte Wasser springen. Das hat immer gut funktioniert, aber ich habe gemerkt, dass ich mir noch gewisse Kompetenzen aneignen muss, die mir während des Studiums nicht vermittelt wurden. Ich fand die Idee gut, das mit 14 anderen in einem Jahr im Austausch und strukturiert nachzuholen.
Interview: Beate Scheder Foto: Hengameh Yaghoobifarah
Elisa Duca wurde 1978 in Assisi in Italien geboren. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung am Teatro aperto/Teatro Dehon in Bologna und studierte Kunst, Musik, Theater und Film am Institut „D.A.M.S.“ der Universität Bologna. Ihre Performances und Installationen waren u. a. in den Sophiensaelen in Berlin (2009, 2010, 2013), bei LEAP Berlin (2012), im Deutschen Theater Berlin (2015), im Silent Green Kulturquartier in Berlin (2015), im Roten Salon in Berlin (2016), in der Studiogalerie 1 Shanthi Road in Bangalore (2016), im Bopiliao Historical Block/IDOLON STUDIO in Taipei (2016) und zuletzt im Kabinett im Zentralwerk in Dresden (2017) zu sehen. Mit Robin Detje bildet sie das Künstlerduo bösediva.
Wieso machst du bei Goldrausch mit?
Vor allem weil ich nicht aus der bildenden Kunst komme. Ich habe zwar auch Kunstgeschichte studiert, war aber zunächst viel in der freien Tanz- und Theaterszene unterwegs. Nach und nach hat sich dann meine Praxis in Richtung Performance Art und Installation entwickelt, aber mir fehlen Kontakte in der bildenden Kunst.
Wie kam es zu dieser Entwicklung hin zur Kunst?
Ich wohne seit 13 Jahren in Berlin. Künstlerisch habe ich mich hier entwickelt. Erst habe ich mich besonders für zeitgenössischen Tanz interessiert, doch es hat mir nicht gereicht. Entgrenzung ist ein großes Thema für mich. Ich habe viel experimentiert und für mich eine Praxis entwickelt, in der ganz verschiedene Formen zusammenkommen.
Inwiefern?
Ich mache Performances, die neun Stunden andauern und bei denen Objekte entstehen, Bilder, Installationen, Skulpturen, die aber nur für einige Minuten zu sehen sind. Dann verwandeln sie sich weiter. Der Sinn, der dabei produziert wird, ist immer offen für Interpretation. Meine Materialien müssen deshalb vorher aufgeladen sein. Sie müssen für das Publikum schon etwas bedeuten, damit ich mit dieser Bedeutung spielen kann, aber sie müssen für das Publikum nicht das gleiche bedeuten wie für mich.
Worum geht es in deinen Arbeiten?
Inhaltlich interessiert es mich, Vertrautes und Unvertrautes zu kombinieren und miteinander zu verwirren. Es geht immer wieder darum, Sachen an die Grenze zu pushen und sich dann zu fragen, ob da noch etwas ist oder ob es schon umgekippt ist.
Was könnten solche vertrauten Dinge sein?
Mich inspirieren Objekte, die für mich am falschen Ort sind, die aus einem alltäglichen Zusammenhang herausstechen, besondere Formen, besondere Farben. Zuletzt war das Steinwolle. Ich habe in Dresden eine performative Installation gemacht und mich mit Baumaterialien und Sachen beschäftigt, die sich als Baumaterialien einsetzen lassen, ohne es zu sein. Zuckerwatte zusammen mit Steinwolle zum Beispiel, das hat sehr schön funktioniert.
Interview: Beate Scheder Foto: Maja Wirkus
Fernanda Figueiredo, geboren 1978 in Brasilien, studierte zunächst Architektur und Urbanismus an der Universidade Presbiteriana Mackenzie in São Paulo, danach Kunstgeschichte an der Fundação Armando Álvares Penteado in São Paulo und der Universität der Künste Berlin. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen im Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro (2010), in der Caixa Cultural in Rio de Janeiro (2011), im Museu de Arte de Blumenau (2014), bei Tête, Berlin (2015) und im Centro Cultural São Paulo (2016) zu sehen. Ihr Werk ist in der Sammlung des Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro vertreten.
Du bist Malerin – wieso hast du dich ausgerechnet für Malerei entschieden?
Die Malerei ist das Medium, in das sich die Konzepte, die ich diskutieren möchte, am besten übertragen lassen. Mit Malerei und Appropriation will ich ein kritisches Überdenken von Kunstproduktion und deren Verbreitung provozieren.
Ist das dein Weg, als junge Malerin mit der langen Tradition deines Mediums umzugehen?
Ich habe für mich die Gewissheit, nicht mehr Bilder kreieren zu können. Das ist aber keine Eingrenzung. Im Gegenteil: Die Kunstgeschichte ist für mich ein reicher Schatz, mit dem ich mich durch die Appropriation auseinandersetze.
Wie findest du die Motive für deine Bilder?
Ich habe vor einem halben Jahr Max Bill wiederentdeckt. Bei einer Recherche über brasilianische konkrete Kunst, bin ich auf die Geschichte des Besuchs Max Bills in Brasilien in den 1950er Jahren gestoßen. Das war ein entscheidender Moment für die brasilianische Kunst. Viele Künstler, die sich schon vorher mit Formen und Abstraktion beschäftigt hatten, haben sich von ihm Inspiration geholt, um in der konkreten Kunst zu arbeiten. Er war ein Haupteinfluss in Brasiliens Kunstgeschichte. Im Laufe der Recherche bekam ich die Idee, die brasilianische und die europäisch-deutsche Schule zusammenzubringen und daraus etwas Neues zu schaffen.
Wie machst du das? Wie arbeitest du mit seinem Werk?
Meine Arbeiten sind Sammlungen verschiedener Gemälde von brasilianischen Künstlern und Max Bill. Ich suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden und bringe sie zusammen wie in einer Collage.
Was macht heute eine gute Künstlerin aus?
Hauptsächlich Ausdauer. Das ist die wichtigste Eigenschaft. Ich habe in meinem Leben viele gute Künstlerinnen kennengelernt. Es gibt einige, die nicht mehr als Künstlerin arbeiten. Ausdauer macht den Unterschied.
Was erhoffst du dir von deiner Teilnahme an Goldrausch?
Ich habe mich beworben, weil ich mehrmals von Künstlerinnen gehört habe, Goldrausch habe ihr Leben verändert.
Interview: Beate Scheder Foto: Eduardo Mattos
Anneke Kleimann wurde 1988 in Oldenburg in Niedersachsen geboren. Sie studierte von 2009 bis 2015 Bildhauerei und Zeitbezogene Medien bei Pia Stadtbäumer und Matt Mullican an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo sie mit dem Master of Fine Arts abschloss. Als Stipendiatin der Art School Alliance studierte sie ein Semester bei Marie José Burki an der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris. Ihre meist skulpturalen Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, u. a. 2015 in der Galerie für Gegenwartskunst Barbara Claassen-Schmal in Bremen und im Hinterconti in Hamburg. Im Rahmen des S.T.R.E.A.M. Festivals auf Kampnagel in Hamburg wurden ihre Skulpturen 2016 von der spanischen Komponistin Hara Alonso als Klangkörper eingesetzt. Anneke Kleimann lebt und arbeitet in Berlin.
Wie bist du auf Goldrausch aufmerksam geworden?
Nach meinem Master 2015 hat Goldrausch an der HfbK ein zweitägiges Seminar gegeben. Durch die gemeinsame Teilnahme mit anderen Absolventinnen habe ich schon damals viel über mich und andere Künstlerinnen meiner Generation gelernt. Das möchte ich nun vertiefen.
Du bist Bildhauerin, was reizt dich daran?
Meine Skulpturen entstehen aus Alltagsbeobachtungen. Diese Beobachtungen berühren mich meistens auf einer physischen Ebene, deshalb habe ich den Drang, diese körperliche Erfahrung wieder in eine Körperlichkeit zu übertragen. Außerdem arbeite ich gerne mit Materialien wie Holz, Metall, Keramik oder Kunststoff. Ich mag es, auf das Gewicht zu reagieren und meinen Körper einzusetzen.
Was sind das für Beobachtungen?
Wenn ich mit der S-Bahn zu Goldrausch fahre, komme ich an einem Wasserbecken vorbei. Jeden Tag sieht die Oberfläche des Wassers anders aus. Ich würde sie immer gerne anfassen und festhalten, gleichzeitig weiß ich aber, dass das nicht möglich ist. So etwas reizt mich physisch sehr. Ein anderes Beispiel ist ein Erlebnis in Paris: Zufällig habe ich gesehen, dass die Armbanduhr einer Frau, die neben mir stand, eine andere Zeit als die Ortszeit anzeigte. Das hat mich fasziniert und irritiert. Ich konnte diese Diskrepanz zwischen Zeit und Raum nicht fassen.
Was folgt auf die Beobachtung?
Dann beginnt die Recherche über das Erfahrene. Eigentlich suche ich immer nach parallelen, eigenständigen Räumen, in denen sich das Erfahrene wie in einer Versuchsanordnung vergegenwärtigten lässt. Kleinste Informationsträger können Anlass für eine Skulptur sein. Im Übersetzungsprozess distanziere ich mich dann intuitiv und gebe der entstehenden Skulptur so die Freiheit eine autonome Dynamik zu entwickeln. Sie wird zum möglichen Vorstellungsraum.
Wie kann das aussehen?
In einer Arbeit über den Klang der Nordsee habe ich das ständige Rauschen des Meeres in Objektform visualisiert. Ausgangspunkt war hier ein sehr kurzer Abschnitt der Tonkurve.
Interview: Beate Scheder Foto: Philipp Zschoche
María León wurde 1984 in Mérida in Spanien geboren. Sie studierte Kunst an der Universidad Complutense Madrid und der Athens School of Fine Arts. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen im M. K. Ciurlionis National Museum of Art in Kaunas, Litauen (2011), im Media Art Center Moscow (2014), der Spanischen Botschaft in Berlin (2014), auf der Cerveira International Art Biennial in Portugal (2015), in der Luis Adelantado Gallery in Valencia (2016), der BilbaoArte Fundazioa in Bilbao (2016), dem MAC Museo de Arte Contemporáneo in A Coruña (2016) und dem TEA Tenerife Espacio de las Artes (2017) zu sehen.
Worum geht es in deiner Kunst?
Ich beschäftige mich mit der Funktion von Bildern aus der Perspektive von Massenmedien und Technologie. Ich frage, wie wir Bilder heute wahrnehmen oder wie wir davon beeinflusst werden. Um das zu materialisieren, benutze ich Bilder aus Massenmedien wie z. B. Zeitungen, die ich durch verschiedene Kodifizierungsprozesse verändere, neu gestalte oder mit Objekten kombiniere.
Was interessiert dich gerade an Zeitungen?
Das Konzept gedruckter Zeitungen, dass die Ausgabe von heute, morgen schon nicht mehr aktuell ist, finde ich sehr spannend, genau wie die Vergänglichkeit von Nachrichten an sich. Die Zeitung interessiert mich zudem als ein nostalgisches Objekt. Mit der Digitalisierung hat sich unsere Wahrnehmung von Zeit stark verändert. Wir leben im Internetzeitalter, Online-Nachrichten aktualisieren sich jede Sekunde, nicht wie Zeitungen nur einmal am Tag.
Du arbeitest mit Bildern aus Zeitungen, wie wählst du diese aus?
Natürlich sind es politische oder kulturelle Gründe, warum Bilder in Zeitungen landen. Ich wähle sie aber nicht nur aus inhaltlichen, sondern auch aus ästhetischen Gründen aus. Zum Beispiel habe ich eine Arbeit mit Vorhängen, die ich mit Zeitungsbildern schmücke.
Du bist außerdem Direktorin und Mitbegründerin von Urlaubprojects – was ist das?
Urlaubprojects mache ich gemeinsam mit meinem Freund, der auch Künstler ist. Wir kuratieren Ausstellungen in unserem Atelier, über Themen die uns als Künstler interessieren und laden Künstler ein, daran teilzunehmen. Es heißt Urlaubsprojects, weil wir so Urlaub von unserer künstlerischen Arbeit machen. Es ist interessant für mich, die Arbeiten von Künstlern von der anderen Seite zu betrachten. Dabei lerne ich viel darüber, wie andere Künstler arbeiten.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Mit Goldrausch möchte ich mein Netzwerk in Berlin vergrößern. Außerdem möchte ich mein Selbstverständnis als Künstlerin stärken und meine Arbeit sichtbarer in Berlin machen.
Interview: Beate Scheder Foto: Alby Alamo
Laura Link wurde 1987 in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte Malerei an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Jutta Koether. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen bei der P/ART Producers Art Fair Hamburg (2015) und im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg (2016) zu sehen. 2014 erhielt sie das Jahresstipendium des Freundeskreises der Hochschule für bildende Künste Hamburg und 2015 das Klaus-Kröger-Atelierstipendium.
In deiner Malerei geht es oft um den Körper, was interessiert dich daran?
Das ist ein Sujet, das einen direkt fühlen lässt. Jeder hat einen Körper und somit weiß auch jeder, worum es geht. Man hat sofort ein Körperempfinden, weiß, wie sich was wo anfühlt, wenn man etwas sieht. Wenn man einen Finger sieht, hat man sofort sehr präsent, dass man damit etwas berühren kann. Jeder urteilt über Körper, jeder hat einen Körper, jeder empfindet in einem Körper.
Vor allem zeigst du gerne offene Münder oder Zungen. Körperteile, die man sich in der Regel sonst nicht so direkt ansieht …
Genau darum geht es ja, dass man das sonst nicht macht. Mit der Malerei hat man die Gelegenheit, einmal ordentlich darauf zu gaffen. Die hält so schön still. Ich möchte diese Details, die man sonst nicht sieht hervorheben, weil in ihnen ganz viel drinsteckt.
Was willst du mit deiner Kunst bewirken?
Malerei ist immer eine Ansicht von etwas Bestimmten. Mit der Art und Weise, wie ich etwas visuell umsetze, treffe ich eine Aussage über eine Sache. Damit bin ich verbindlich. Mit der Malerei, möchte ich die Möglichkeit geben, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen und eine andere Art der Reflexion zu bieten. Nur wenn man etwas bewusst sieht und wahrnimmt, prägt sich das ins Gedächtnis ein und man kann darüber nachdenken, warum die Dinge so sind wie sind.
Was macht heute eine gute Künstlerin aus?
Ich denke, als gute Künstlerin oder guter Künstler – das unterscheidet sich nicht viel –braucht man Mut zum Ausdruck, Durchhaltevermögen und den Willen sich immer wieder zu fragen, was das alles soll, was man macht, welchen Sinn das hat und welche Aufgabe es erfüllt.
Warum bist du bei Goldrausch dabei?
Weil es für mich einfacher ist, mich zu erfahren, wenn ich den Vergleich zu 14 anderen Künstlerinnen habe. Ich finde es sehr spannend zu sehen, wie diese 14 anderen ihre Lebensentwürfe gestalten und all diesen Fragen begegnen, die dieser Plan, künstlerisch zu arbeiten, so mit sich bringt.
Interview: Beate Scheder Foto: Julia Schramm
Textbeitrag: An Paenhuysen
Gestaltung: maycec
16 Seiten, 9 Abbildungen
Sophia Mix wurde 1985 in Würzburg geboren. Sie wuchs in der freien Theaterszene auf, absolvierte eine Tischlerlehre und studierte anschließend freie Kunst/Bildhauerei an der HfBK Dresden bei Carl Emanuel Wolff, Martin Honert und Wilhelm Mundt sowie an der ENSBA Paris bei Tanja Bruguera. 2016 war sie Meisterschülerin bei Bjørn Melhus an der Kunsthochschule Kassel. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main (2011), in der Schute/ehemaliges Forschungsschiff der Galerie für Landschaftkunst, Hamburg (2012), in der Motorenhalle, Dresden (2015), im Kunstraum Super, Wien (2015) und in der City Gallery des Kunstverein Wolfsburg (2017) zu sehen.
Du bezeichnest dich als Künstlerin als multidilettantisch – was soll das heißen?
Dilettanten waren ursprünglich Adelsleute, die sich in ihrer Freizeit mit den schönen Künsten beschäftigt haben. Ich mag die Vorstellung, verschiedene Sachen zum Spaß und ohne existenziellen Druck zu machen. Früher haben mich die Leute multitalentiert genannt. Damit war ich unzufrieden, weil Talent ja nur heißt, eine weitere Aufgabe zu haben. Deshalb habe ich mir multidilettantisch als entlastendes Wort erfunden.
Wieso legst du dich nicht auf ein Medium fest?
Das wäre bestimmt einfacher, aber ich kann es nicht lassen. Beim Film bin ich gerade ganz glücklich, weil dort vieles vereinbar ist: Ich kann Texte schreiben, Kostüme bauen, Regie führen, das Szenenbild entwerfen etc.
Eine deiner Arbeiten ist ein Anti-Western über Hühner, der in Ostdeutschland spielt. Wie kamst du darauf?
Mit Ostdeutschland habe ich mich befasst, weil ich im Westen aufgewachsen bin und dann sechs Jahre in Dresden studiert habe. Dazu kam ein Buch, das ich gelesen hatte: „Tiefer als der Tag gedacht: Eine Kulturgeschichte der Nacht“ von Elisabeth Bronfen. Es geht um den Mythos, dass die Nacht ein dunkler Vogel ist, der den Tag gebiert. Ein Anti-Western in Ostdeutschland ist zunächst ein Wortspiel, die Geschichte ist eine dazuerfundene narrative Ideenebene.
Wo findest du normalerweise Ideen?
Meine Ideen entstehen durch Gespräche oder Alltagssituationen, die mich beschäftigen; Fragen, die ich nicht lösen kann und die ich versuche, in Bilder zu übersetzen, die ich be-greifen kann. Bei dem Film war es die Beschäftigung mit meinem feministischen Hintergrund, an die ich anknüpfen und auf eine humorvolle Art vermitteln wollte.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Weil ich Netzwerkerin bin aus der Überzeugung heraus, dass man gemeinsam weiter denken kann als allein. Ich habe das Gefühl, dass wir alle pralle, tolle, weitgegangene Künstlerinnen sind, viel voneinander lernen können und hoffentlich weiterhin miteinander arbeiten werden.
Interview: Beate Scheder Foto: Nancy Hammermeister
Textbeitrag: Gürsoy Dogtas und Marie Sophie Beckmann
Gestaltung: Franziska Morlok, Rimini Berlin
16 Seiten, 4 Abbildunge
Azar Pajuhandeh wurde 1982 in Teheran im Iran geboren. Sie studierte Produktdesign an der Tehran University of Art und freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Im Anschluss war sie Meisterschülerin bei Johanna Schaffer und Bjørn Melhus an der Kunsthochschule Kassel. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen in der Aria Art Gallery in Teheran (2009, 2014), im Bayer Kulturhaus in Leverkusen (2012), der documenta-Halle in Kassel (2015) und dem Isfahan Museum of Contemporary Art (2016) zu sehen.
Was inspiriert dich?
Das kann vieles sein: ein Foto, die Zweideutigkeit eines Wortes, ein Gedicht, ein Ort, der mir noch in Erinnerung ist, Körper und Psyche von Menschen oder eine irritierende Situation. Ich schaue mir sehr gerne die iranische alte Architektur und ihre Details an und bekomme viel Inspiration aus der Literatur und Ritualen.
Womit beschäftigst du dich gerade?
Ich arbeite momentan an einem Projekt über Schönheitsideale und Schamgrenzen. Ausgangspunkt ist ein Familienfoto aus den 1970ern von der Familie meiner Mutter. Das Foto wurde von meiner Mutter nach der Entstehung manipuliert. Sie hat den Rock meiner Tante korrigiert und verlängert.
Was machst du mit diesem Foto?
Meine Mutter hatte es immer bei sich hängen. Irgendwann habe ich die Manipulation bemerkt. Das Foto hat für mich mit der Situation vor und nach der Revolution im Iran zu tun, mit dem Bild von Körpern von Frauen und mit Scham. Ich habe meine Mutter gefragt, warum sie das gemacht hat, obwohl sie keine konservative politische Meinung vertritt. Sie meinte, sie fände das so schöner, sitzt aber auf dem Foto selbst im Mini neben meiner Tante. Ich habe Blow-ups von den Frauen auf dem Foto gemacht, von ihren Körpern, ihrer Kleidung, Haare und Hände, von den Reflexionen, Unklarheiten und der Manipulation. Außerdem habe ich diese Zeichnung meiner Mutter als Modell für eigene abstrakte Zeichnungen genommen.
Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?
Ich möchte Fragen provozieren. In meiner Kunst geht es um Ambivalenzen, um Normen der Gesellschaft. Mich interessiert, wie diese Normen funktionieren, momentan besonders in Bezug auf das Bild von Frauen und ihren Körpern im öffentlichen Raum.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Ich möchte mehr Sichtbarkeit für meine Arbeit erreichen und dafür Methoden lernen. Ebenso möchte ich mein Netzwerk zu erweitern. Ich finde es toll, ein Jahr intensiv mit den Künstlerinnen und andere Akteuren der Kunst zu tun zu haben und mich mit ihnen austauschen zu können.
Interview: Beate Scheder Foto: Maja Wirkus
Textbeitrag: Anja Kempe
Gestaltung: Anna Mándoki
16 Seiten, 7 Abbildungen
Lisa Premke, geboren 1981, studierte zuerst Architektur und anschließend Bildende Kunst an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Ihren Master of Sound for the Moving Image machte sie an der Glasgow School of Art. Für ihre ortspezifischen Projekte wurde sie wiederholt zu internationalen Aufenthaltsstipendien wie der Košice Artist in Residence (Goethe Institut) eingeladen. Sie nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, u.a. in der Galerie Weisser Elefant in Berlin, im Großen Wasserspeicher im Prenzlauer Berg in Berlin und im Arti et Amicitiae in Amsterdam.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Meine Arbeit hat sich seit zwei Jahren durch Atelierarbeit und Objektarbeit erweitert. Seitdem meine Arbeiten nicht mehr nur ortsspezifisch sind, bin ich es auf einmal geworden. Ich habe gemerkt, dass ich dafür einen Rahmen brauche, in dem ich Unterstützung und Rückhalt finden kann, und diesen Rahmen gibt mir Goldrausch.
Woran arbeitest du gerade?
Zurzeit sind es zwei Soundskulpturen. Die laufen parallel, haben eigentlich nichts miteinander zu tun, aber ähneln sich dennoch immer mehr. Bei beiden geht es um Ausdauer, Vergänglichkeit und Wiederholung.
Wie findest du deine Themen?
Unterbewusst suche ich immer nach den gleichen Strukturen, die mich in einer Gesellschaft interessieren. Das wird mir aber meistens erst später gemeinsam mit dem Zuschauer klar. Was ich machen will, finde ich in der konkreten Situation, in Materialien, Essays oder an einem Ort.
Was für Orte interessieren dich?
Alle eigentlich. Am liebsten Orte mit Menschen, denn mich interessieren Menschengruppen sehr: Was für Assoziationen sie haben, welche Dynamiken es gibt, wie gemeinschaftliche Gefühle und Strukturen in einer Gesellschaft entstehen und verschwinden. Ich suche immer eine Gruppe, die etwas gemeinsam hat und sich darüber auch definiert. Oft sind das Gruppen, die etwas Gemeinsames verloren haben. Mich interessiert, wie Gefühle, die eigentlich persönlich sind, wie Verlust oder Trauer, in die Öffentlichkeit übertragen werden.
Du arbeitest als visuelle Künstlerin, aber auch mit Klang. Wie verhält sich beides zueinander?
In meiner Arbeit geht es immer um die Frage, wann ein Objekt oder Raum lebendig wird, ein Bewusstsein bekommt oder personifiziert wird. Deshalb trete ich in einen starken Dialog mit dem Material. Ich kann gar nicht sagen, was mehr wiegt. Das Material macht den Klang, eins würde ohne das andere nicht existieren. Ich experimentiere mit dem Material, untersuche, wie es sich bewegt, aneinander reibt oder schlägt. Dadurch kommt der Klang zustande.
Interview: Beate Scheder Foto: R. Premke
Textbeitrag: Theres Rhode
Gestaltung: Richard Rocholl
16 Seiten, 8 Abbildungen
Julia Schramm wurde 1985 in Diepholz geboren. Sie studierte Malerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin bei Antje Majewski und am Chelsea College of Arts London. Im Anschluss war sie Meisterschülerin bei Antje Majewski an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Ihre Arbeiten waren u. a. in Ausstellungen in der Bar Babette in Berlin (2011), bei team titanic in Berlin (2013), im Atelierhof Kreuzberg in Berlin (2014), im Studio Crom in Bozen (2015), in der Galerie Nord I Kunstverein Tiergarten in Berlin (2015), im Kulturpalast Wedding International in Berlin (2016) und in der Kommunalen Galerie Berlin (2016) zu sehen.
Wie kamst du zur Malerei?
Es gab nie eine andere Kunstform, die mich so begeistert hat. Noch immer gibt es diese Momente, wo ich denke: Toll, das geht auch noch. Es gibt ja diese Frage, ob die Malerei tot sei. Die würde ich ganz klar mit einem Nein beantworten. In der Malerei kann man sich so wunderbar in etwas vertiefen und hineinarbeiten.
Auf deiner Website schreibst du: „Die Körper in meiner Malerei lösen sich in malerischen Experimenten auf.“ Was sind das für Experimente?
Ich arbeite mit dem Zufall, trage Farbe zum Beispiel durch Gießen auf. Wie die Farbe dabei fließt, lässt sich nicht steuern. Oder ich lege etwas auf die Leinwand, das ich dann wieder herunternehme. Dadurch entstehen Strukturen. Solche Experimente sind ein großer Bestandteil meiner Arbeit. Auf diese Weise werde ich immer wieder beim Prozess vom Material selbst inspiriert, auch wenn ich schon Ideen für Motive habe.
Wo findest du diese Ideen für Motive?
Ich sammle Bilder, die ich irgendwo finde, benutze sie aber nicht direkt als Vorlage, sondern verinnerliche diese Gesten, Farben, Formen, Motive wie in einem inneren Archiv.
Mit welchem Konzept von Schönheit arbeitest du?
Ich finde meine Bilder schön, sonst würde ich die ja nicht so malen. Mich befremdet es eher, wenn Leute sie als unheimlich bezeichnen. Ich will ja nichts malen, vor dem es einem gruselt. Wahrscheinlich habe ich wirklich einen besonderen Begriff von Schönheit. Ich finde Schönheit im Traurigen, im Unvollkommenen und nicht Makellosen. Das bewegt mich dann dazu, Bilder zu malen, die gängigen Vorstellungen widersprechen.
Was möchtest du persönlich mit dem Goldrausch-Künstlerinnenprojekt erreichen?
Ich möchte für meine Arbeiten eine größere Öffentlichkeit und mich selber als Künstlerin besser positionieren können. Außerdem möchte ich neue Kooperationspartner finden. Das ist bereits teilweise geschehen, durch das tolle Künstlerinnenteam, das wir dieses Jahr haben.
Interview: Beate Scheder Foto: Olja Kozlova
Textbeitrag: Yvonne Bialek
Gestaltung: bueroklass.de
16 Seiten, 16 Abbildungen
Hanna Stiegeler wurde 1985 in Konstanz geboren. Sie studierte zunächst Romanische Philologie an der Universität Leipzig, dann Kunst mit Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Heidi Specker, an der Universität der Künste Berlin bei Josephine Pryde und an der Akademia Sztuk Pięknych/Studio Mirosław Bałka in Warschau. Ihre Arbeiten waren u.a. in Ausstellungen im Grassimuseum in Leipzig, im Museum für Stadtgeschichte Warschau, bei BSMNT in Leipzig, im Kunstraum Ortloff in Leipzig und in der Basis in Frankfurt am Main zu sehen.
Woran arbeitest du aktuell?
Gerade arbeite ich an mobilen Skulpturen aus Alu. Es handelt sich um eine Art von Gerüst, ein Zwischending zwischen Inneneinrichtung und Außengerüst, zwischen Innenraum und Außenraum
Was interessiert dich in deinen aktuellen Arbeiten?
In meiner Kunst geht es immer um ein Ausloten der vermeintlichen Dichotomien des Innen und des Außen. Ich komme aus der Fotografie. Da war die Kamera für mich immer eine Prothese des Auges, ein Apparat, mit dem sich Innen und Außen verbindet, genau wie Körper und Raum. In meinen Arbeiten beschäftige ich mich mit dem Körper als Display, an dem ich auch gesellschaftliche Themen darstellen und ablesen kann. In einer Arbeit habe ich mich zum Beispiel mit Lady Hamilton beschäftigt. Im Zusammenhang mit dem Begriff Attitüde ging es darum, wie Lady Hamilton die Darstellungen griechischer Mythologien auf Kupferstichen und Gemälden nachgestellt hat.
Wie kommst du auf solche Ideen?
Das geschieht bei mir oft über Bildanalogien. Ich habe ein Bild im Kopf, stelle eine Verknüpfung her und gehe dem nach. Neulich bin ich die Karl-Marx-Straße entlanggelaufen, eine Straße voller Objekte. Da ist mir ein Kleid an einer Schaufensterpuppe aufgefallen, direkt vor einer Baustelle. Ich habe das im Closeup aufgenommen. Der Materialkontrast war für mich ein Inspirationsmoment, weil ich gemerkt habe, dass dieses Bild viele Dinge beinhaltet, die in meiner Arbeit schon vorher eingeflossen sind.
Wenn du die Arbeit anderer Künstlerinnen betrachtest, was beeindruckt dich?
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist: Wie kann man als Künstlerin in einem Kunstbetrieb bestehen, der durch Trend geprägt ist? Mich beeindrucken Künstlerinnen und Künstler, die ihre Kunst über eine lange Zeit hin weiterentwickeln und so auf Dauer bestehen können.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Weil ich für mich zum Kunstbetrieb Fragen beantworten wollte, die im Studium nicht wirklich Thema waren und auch um über mein eigenes Netzwerk hinaus in Kontakt mit anderen Künstlerinnen zu kommen.
Textbeitrag: Kate Brown
Gestaltung: Jenny Hasselbach, Rimini Berlin
16 Seiten, 11 Abbildungen
Laia Ventayol wurde 1984 auf Mallorca geboren. Sie studierte Freie Kunst an der Universität Barcelona und an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Heike Baranowsky. Außerdem verbrachte sie ein Austauschjahr an der Kunstakademie Münster und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, wo sie bei Armin Linke, Michael Clegg und Vadim Fishkin studierte. Ihre Arbeit wurde u. a. von der Regierung der Balearischen Inseln und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt.
Sie zeigte Einzelausstellungen in der Galeria Maior Mallorca (2017), beim Festival Die Blaue Nacht in Nürnberg (2016), im Pumphaus Lauterbourg in Frankreich (2013) und im CCA Andratx auf Mallorca (2012). Desweiteren nahm sie an Gruppenausstellungen teil, u. a. im Z-Bau in Nürnberg (2016) und in der Galerie Wiensowski & Harbord in Berlin (2014).
Wie kamst du auf die Idee, bei Goldrausch mitzumachen?
Aus verschiedenen Gründen: Erstens schätze ich die Arbeit einiger ehemaliger Goldrausch-Stipendiatinnen sehr. Außerdem, in der Kunst arbeitet man viel allein, deshalb finde ich die Idee der gegenseitigen Unterstützung wichtig. Auch das Thema Frauen in der Kunst interessiert mich. Viele Frauen studieren Kunst, aber der Prozentsatz von Frauen, die danach sichtbar sind, ist niedriger.
Was glaubst du, woran das liegt?
Ich kann es nicht genau sagen, es gibt mehrere gesellschaftliche Faktoren, die eine Rolle dabei spielen.
Womit beschäftigst du dich in deiner Kunst?
Ich befasse mich mit Identität und frage mich, ob sie einen Bezug zu einer festen Form haben kann. Form und Veränderung waren immer wichtige Themen in meiner Arbeit, heute ist aber auch die Person im Mittelpunkt. In meiner letzten Performance ging es um die Form der Terrasse, die meine Eltern vor 35 Jahren gebaut haben und die bis heute fest ist. Mit dem Phänomen des Festseins habe ich mich auseinandergesetzt.
Wie kamst du auf diese Idee?
Ich arbeite mit meiner unmittelbaren Umgebung. Einmal war es das, was ich durch das Fenster meines Ateliers gesehen habe, ein anderes Mal war es die Linie, die die Insel Mallorca, von der ich komme, abgrenzt und die so klar ist, dass sie einen klaren Zugehörigkeitscharakter gibt. Ich arbeite gerne mit meiner Identität, weil ich sie mehr als andere kenne, aber trotzdem denke ich, dass das auf andere übertragbar ist.
Woran arbeitest du aktuell?
Ich plane gerade eine neue Performance in Bezug auf eine neue Form. Es geht wieder um einen Raum, in diesem Fall um die Wände, um die Position dieses Raumes. Wieder gehört er zu meiner unmittelbaren Umgebung. Es ist ein Raum in meinem Dorf, in der Mitte des Dorfes. Er ist sehr nah bei der Kirche, auch durch seine Höhe und steht für mich für das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit in einer kleinen Gesellschaft, wie die von einem Dorf.
Interview: Beate Scheder Foto: Noriko Nagayama
Textbeitrag: Alex Struwe
Gestaltung: Marion Kliesch
16 Seiten, 20 Abbildungen
Saskia Wendland, geboren 1973 in Potsdam, studierte Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin und im Anschluss zwei Jahre japanische Kalligraphie in Kyoto. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, u. a. bei Circle1 – Platform for Art and Culture, Berlin, in der Annet Gelink Gallery/The Bakery, Amsterdam, bei fruehsorge – Galerie für Zeichnung, Berlin, im Museum für Asiatische Kunst, Berlin und im Session House, Tokyo. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
2016 hast du in der Galerie Circle1 eine Serie roter Kreiszeichnungen gezeigt. Was hat es damit auf sich?
Die Kreise sind ein zentraler Arbeitszyklus, eine Bewegung, Geste, die ich jeden Tag zweimal vollführe. Seit mehr als 15 Jahren ist das Erste, was ich morgens, und das Letzte, was ich abends tue, diese Zeichnung. Es gibt einen klaren körperlichen Bezug: Das Papier entspricht in der Breite meiner Körpergröße und Armspannweite. Ich stelle mich vor das Papier, finde die Mitte, dabei fühle ich mit meinen Fingern den Papierrand, trete dann einen Schritt zurück und ziehe einen Kreis. Eine solche Zeichnung entsteht über einen Zeitraum von sieben bis acht Monaten. Dann hat der Kreis eine Fülle, dass er für sich steht.
Wieso machst du das?
Ich wollte damals am Ende meines Studiums eine Arbeit entwickeln, die ich täglich fortführen kann. In der Zeit musste ich viel arbeiten und hatte kaum Zeit für meine Kunst, deshalb wollte ich eine Arbeit haben, die ich ohne großen Aufwand täglich weiterführen kann. Die Zeichnungen haben für mich eine Kraft durch die Zeitlichkeit, die sie ausdrücken, und durch ihre Prozesshaftigkeit.
Womit beschäftigst du dich sonst?
Die Zeichnung ist ein wichtiges Medium für mich, aber ich lege mich darauf nicht fest. Je nach dem, worum es geht, kann meine Arbeit verschiedene Formen annehmen. Konkret beschäftigt mich zurzeit am meisten, dass ich mit einem Kollegen und Freund in ein größeres Atelier ziehe. Ich freue mich sehr darauf, dort größere und raumgreifende Arbeiten machen zu können.
Wieso hast du dich für Goldrausch beworben?
Die Aussicht, mit einer Gruppe von Künstlerinnen in einen intensiven Austausch zu treten, die künstlerische Arbeit zur Diskussion zu stellen und dabei professionell begleitet und unterstützt zu werden, schien für meinen Status Quo absolut passend. Dies hat sich bisher auch vollkommen bestätigt. Tatsächlich hat die Zusammenarbeit mit meinen 14 Künstlerkolleginnen eine tolle Energie.
Interview: Beate Scheder Foto: Birgit Kaulfuß
Textbeitrag: Nana Kogler
Gestaltung: Hartmut Friedrich
16 Seiten, 6 Abbildungen
Maja Wirkus, geboren 1980 in Neustettin, Polen, studierte Experimentelle Fotografie an der Kunsthochschule Kassel, wo sie 2014 mit Auszeichnung abschloss. Ebenfalls in Kassel gründete sie 2004 die Produzenten-Galerie Loyal und leitete diese bis 2006. Von 2009 bis 2010 besuchte sie die Sint-Lucas Universiteit Beeldende Kunst in Gent, Belgien. In Warschau begann sie 2013 das Forschungsprojekt zur Architekten- und Künstlergruppe Praesens, welches bis 2014 mit dem Stipendium der Otto-Braun-Stiftung unterstützt wurde. 2018 setzt Wirkus diese Forschung mit der Förderung des DAAD in Wroc?aw und einem Stipendium der Hessischen Kulturstiftung in New York fort. Ihre Arbeiten wurden im Haus der Photographie/Deichtorhallen in Hamburg (2016), bei C/O Berlin (2016), im Fridericianum in Kassel (2016), in Mexico City, Poznan, Lille und Gent ausgestellt.
Unsere Zeit ist geprägt von einer wahren Bilderflut. Was interessiert dich als Künstlerin an Fotografie?
Was mich an der Fotografie interessiert, ist die Überlagerung und Überschreibung von Informationen. Sowie das Verhältnis von Fotografie und Architektur und die Abhängigkeit beider Sprachsysteme voneinander.
Woran arbeitest du gerade?
Seit einigen Jahren schon beschäftige ich mich mit den Architekten der Gruppe Praesens, deren Ideen und Zusammenarbeit im CIAM. Bilder werden bewusst auch manipulativ eingesetzt. Das wird uns heute wieder stärker vor Augen geführt. Ich untersuche die Auswirkungen der politisch motivierten Spaltung der Menschen am Beispiel der sich verändernden Freundschaft zwischen Walter Gropius und Helena Syrkus vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Wie gehst du dabei vor?
Ich recherchiere in Warschau, Berlin und New York.
Einige Bilder, die ich in Archiven gefunden habe, wiederholen sich über die Zeit. Was sich uns darüber ins Bildgedächtnis einschreibt, beruht oft auf Kopien und auf Kopien von Kopien. Die eigene fotografische Arbeit, Auszüge aus dem Archivmaterial und aus Interviews übersetze ich schließlich in Collagen, raumbezogene Installationen und Objekte.
Mit welchen Techniken arbeitest du?
Die Erfahrbarkeit bestimmter Oberflächen oder die Zustände eines Materials sind sehr wichtig. Sie evozieren Erinnerungen, Gefühle oder ein Wissen, welche Zugänge zur Arbeit sein können. Zum Beispiel habe ich für eine Serie von Objekten mit weißem, hochfestem Beton gearbeitet. Darin wird die Zeichnung von Papier und Klebeband sichtbar. So entsteht eine subtile Spur, die einerseits den Herstellungsprozess sichtbar macht, andererseits auf die Kontexte verweist, in denen die Idee entstand.
Warum hast du dich bei Goldrausch beworben?
Bezeichnenderweise sitzt Goldrausch in einem Gropius-Pavillon. Die Frage der Chancengleichheit, zu der Goldrausch einen praktischen Beitrag leistet, beschäftigt mich, gerade auch zwischen Polen und Deutschland.
Interview: Beate Scheder Foto: Maja Wirkus
Textbeitrag: Nine Yamamoto-Masson
Gestaltung: Jessica Mester
16 Seiten,11 Abbildungen
Textbeitrag: Maurin Dietrich
Gestaltung: Delia Keller, Gestaltung Berlin
16 Seiten, 8 Abbildungen
Textbeitrag: Lena Fließbach
Gestaltung: Matthias Hübner, possible.is
16 Seiten, 12 Abbildungen
Textbeitrag: Agnieszka Roguski
Gestaltung: Benjamin Buchegger, Beton
16 Seiten, 12 Abbildungen
Textbeitrag: Laia Ventayol
Gestaltung: Ungermeyer, grafische Angelegenheiten
16 Seiten, 11 Abbildungen
Textbeitrag: Nine Budde
Gestaltung: Gila Kaplan, Michal Sahar
16 Seiten, 49 Abbildungen
256 Seiten ISBN 978-3-941318-74-8