Körnelia – Goldrausch 2013
Galerie im Körnerpark
Schierker Str. 8, 12051 Berlin-Neukölln
Galerie im Körnerpark
Schierker Str. 8, 12051 Berlin-Neukölln
Dalila Dalléas Bouzar, 39, Malerin
Dalila Dalléas Bouzar kam im Alter von zwei Jahren aus Algerien nach Paris und studierte Kunst an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-arts de Paris. Seit 2009 lebt sie in Berlin-Schöneberg; ihr Atelier befindet sich auf dem Malzfabrik-Gelände.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Für meine Serie „Topographie de la Terreur“ male ich Gebäude in der Stadt, zum Beispiel eine Kirche aus meinem Kiez, aber auch Innenräume, wie ein Luxusappartement, das ich in einer Zeitschrift gesehen habe. Der Titel der Serie spielt mit der Möglichkeit, dass in diesen Räumen etwas Schreckliches passiert ist oder noch passieren könnte. Außerdem arbeite ich gerade wieder an meiner Porträtreihe „Taboo“ über Frauen. Das Malen von realistischen Porträts ist im Islam tabu, als Algerierin setze ich mich damit auseinander.
Wie beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Bei Goldrausch gewinne ich viel Selbstvertrauen für meine künstlerische Arbeit. Allein die Tatsache, dass die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, Berlin das Programm fördert, zeigt, dass Kunst an sich als Arbeit verstanden wird. Ich finde es schön, die Arbeiten, Herangehensweisen und Haltungen der anderen Künstlerinnen im Programm kennenzulernen. Ich habe viele Fragen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit Shirin Neshat, weil ich ihre Idee von Beziehungen zwischen Männern und Frauen wahrhaftig finde. Diese Frau hat wirklich etwas verstanden. Und mit Nan Goldin, um zu erfahren wie sie arbeitet und welche Prozesse sie dabei durchläuft.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man gerade nicht verpassen?
Ich würde generell den Hamburger Bahnhof als guten Ort zum Denken empfehlen. Anders als in Galerien, die viel schneller funktionieren, verbringe ich manchmal den ganzen Tag dort und schaue mir die unterschiedlichen Ausstellungen an. Die künstlerische Vielfalt an nur einem Ort ist interessant.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Bilder – Zeichnung oder Malerei – kosten zwischen 600 und 6.000 Euro.
Clara Brörmann, 31, Malerin
Clara Brörmann aus Dinslaken bei Duisburg kam 2004 nach Berlin. Sie studierte Anglistik und Bildende Kunst im Lehramtsstudium an der Humboldt Universität und an der Universität der Künste. Brörmann lebt in Berlin-Kreuzberg und wird von der Galerie Schwarz Contemporary vertreten.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Kürzlich habe ich „Das Sein und das Nichts“ von Jean-Paul Sartre gelesen. Sartre schreibt darin von einer „Vermöglichung der Zukunft“, davon dass sich durch Zeit bestimmte Möglichkeiten eröffnen wodurch sich andere wiederum verschließen. Inspiriert von dieser Idee, male ich an einer Gruppe von acht Ölbildern, die in ihrem Entstehungsprozess mit bestimmten Gedankengängen, also mit der „Vermöglichung von Zukunft“ verbunden sind.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Der Kurs stellt hohe Anforderungen und ist deshalb ziemlich zeitintensiv. Ich lerne verschiedene Menschen aus dem Kunstbetrieb kennen und bekomme sehr viel Input. Spannend finde ich die Erfahrung, in einer Gruppe von Frauen zu sein. Im Gegensatz zur Arbeit mit Männern ist der Umgangston weniger offensiv, was in dieser Art neu für mich ist.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit Grace Jones, weil sie zu einem Übermenschen, einer Super-Diva stilisiert wird. Das wäre ein spannendes Kontrastprogramm.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt gesehen haben?
Die Ausstellung „Kosmos Farbe. Itten-Klee“ (noch bis 29. Juli 2013) im Martin-Gropius-Bau hat mir gefallen. Besonders berührt haben mich Klees Bilder, von denen eine innere Großzügigkeit und viel Humor ausgehen.
Was kosten deine Arbeiten?
Hier möchte ich gern auf meine Galerie verweisen.
Interview: Julia Boek
Lysann Buschbeck, 36, Fotografin und Videokünstlerin
Lysann Buschbeck studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Die gebürtige Dresdnerin ist Mitglied der Künstlerinnengruppe „VIP“ und lebt seit 2007 in Berlin-Wedding.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Mit dem Thema „innen und außen“: Das kann die Innenseite eines Pullovers sein oder die Rückseite einer geteilten Melone. Vor zwei Jahren habe ich als DAAD-Stipendiatin Stillleben in Budapest fotografiert. Das waren alltägliche Dinge in der Stadt und in Innenräumen, wobei ich eher intuitiv als konzeptionell gearbeitet habe. Jetzt sichte und ordne ich die Aufnahmen, bis sich eine Essenz rausschält.
Wie beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Goldrausch bewirkt eine gesteigerte Konzentration auf die eigene Arbeit. Ich beschäftige mich mehr mit meinen Fotografien, sehe sie mir an, denke über sie nach. In Workshops lernen wir außerdem gute Präsentations- und Sprechtechniken.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Ich würde gern mit der verstorbenen Künstlerin Anna Oppermann tauschen oder zumindest eine ihrer großen Installationen „Ensembles“ nachbauen wollen. Diese Arbeit in ihrer Komplexität zu begreifen, den Umgang mit ihr zu erfahren, das würde mich reizen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man in letzter Zeit gesehen haben?
Die Ausstellung „Lebensmittel“ von Michael Schmidt im Martin-Gropius-Bau. Ich schätze die Konzentration und Ruhe, die von Schmidts Fotografien ausgeht.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Fotografien, Videoarbeiten und Objekte kosten zwischen 300 und 1.500 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Katja Stoye Cetin
Yvon Chabrowski, 34, Video- und Installationskünstlerin
Yvon Chabrowski studierte Bildende Kunst bei Timm Rautert und Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der Ècole Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Lyon. Die gebürtige Ost-Berlinerin lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich sammle Bilder aus der Vielzahl an medialen Bildern, die täglich auf uns einwirken. Aktuell sind das Aufnahmen von Demonstrationen in Kairo, Istanbul und Moskau. Später werde ich eines der Bilder aus seinem medialen Kontext lösen und mit Hilfe von Statisten reinszenieren. In meinen Arbeiten möchte ich mich dem Charakter der Bilder annähern und ihre Sinnschichten freilegen. Meine Bilder appellieren an den aufmerksamen Betrachter. So nach dem Motto: I press the button, you do the rest.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch das Programm beschäftige ich mich intensiver mit meiner eigenen Position im Kunstbetrieb, lerne einzuschätzen, was ich mit meiner Arbeit erreichen will und welche Möglichkeiten ich habe. Dieses Bewusstsein macht es mir möglich, mich ruhig und konzentriert im Kunstkontext zu bewegen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Ich schätze die Objektkünstlerin Bethan Huws. Durch sie habe ich erfahren, welche Voraussetzungen nötig sind, um ein konsistentes, sichtbares Werk zu schaffen.
Welche Ausstellung sollte man unbedingt besuchen?
Bewegt hat mich die Ausstellung des Videokünstlers und Filmemachers Steve McQueen (noch bis 01.09.2013) im Schaulager in Basel. In seinen dokumentarischen Arbeiten schafft es McQueen, das Medium Film inhaltlich und materiell erfahrbar zu machen.
Was kosten deine Arbeiten?
Museen kosten sie ein Ausstellungshonorar und mich Hingabe und Spaß.
Interview: Julia Boek Foto: Carsten Bogler
Kati Gausmann, 45, Bildhauerin
Nach ihrer Ausbildung zur Herren-Maßschneiderin studierte Kati Gausmann Bekleidungsgestaltung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sowie Modedesign und Bildhauerei an der Kunsthochschule Weißensee. Die in Hannover Geborene kam 1991 nach Berlin und ist Gründungsmitglied der Künstlerinnengruppe msk7.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ein wiederkehrendes Thema meiner Kunst sind Bewegungsabfolgen. Dabei interessiert mich, wie aus Bewegung Form entsteht, etwa bei Schattenverläufen oder bei einem T-Shirt, das vom Wind bewegt wird. Gerade beschäftige ich mich mit dem Drift von Kontinentalplatten über Millionen von Jahren und überlagere zeichnerisch die Konturen von projizierten Weltkarten. Die Zeichnungen entstehen auf Papier oder auch direkt im Raum.
Wie beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Goldrausch ist ein beträchtlicher Zeitfaktor, denn ich verbringe derzeit nur anderthalb Tage pro Woche in meinem Atelier. Gut finde ich die hohe Intensität bei der Beschäftigung mit der eigenen Arbeit. Beim Anschauen meiner Skizzenbücher habe ich viele Dinge neu und klarer gesehen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit einer Schauspielerin wie Tilda Swinton, die ihren emotionalen Erfahrungsschatz zum Spielen ihrer Figuren nutzt.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man auf keinen Fall verpassen?
Die Ausstellung „System und Sinnlichkeit“ (noch bis 04.08.2013) im Kupferstichkabinett mit zeitgenössischen Zeichnungen aus der Sammlung der Schering Stiftung Berlin. Die Arbeiten folgen einer zeichnerischen Systematik und entfalten dabei Poesie.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Fotografien kosten zwischen 250 und 7.000 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Michael Köser
Rieko Hotta, 35, Malerin
Rieko Hotta kam 2011 nach Berlin. Geboren und aufgewachsen in Tokio in Japan, studierte sie an der Fakultät der Künste der Nihon Universität Tokio. Heute wohnt Hotta in Berlin-Friedrichshain, ihr Atelier befindet sich in der Kunstfabrik HB55 in Berlin-Lichtenberg.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
In letzter Zeit suche ich nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, male immer größere Formate und Bilder ohne Rahmen. Meine Bilder sind abstrakt, aber dennoch körperlich. Sie erzeugen Spannung und Konzentration im Raum.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Durch Goldrausch habe ich die Möglichkeit, neue internationale Künstlerinnen und ihre Kunst kennenzulernen und mein Netzwerk zu vergrößern. In vielen Gesprächen mit den anderen Teilnehmerinnen habe ich ein tieferes Verständnis für meine eigenen Bilder und mich als Malerin entwickelt.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Künstlerin? Wenn ich für einen Tag tauschen könnte, würde ich gerne mit On Kawara – einem Künstler – tauschen. Ich vergesse nie den Moment im Institut als ich seine Bleistift-Zeichnungen zum ersten Mal sah: So viel Spannung mit nur einem Bleistift zu erzeugen, das war wirklich eine große Überraschung.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt gesehen haben?
Die Ausstellung „Kapoor in Berlin“ (noch bis 24.11.2013) im Martin-Gropius-Bau. Anish Kapoors Werk ist für mich eine völlig neue Art der Kunst.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Bilder kosten zwischen 100 und 3.000 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Rieko Hotta
Eva Kietzmann, 35, Video- und Performancekünstlerin
Eva Kietzmann, geboren in Mainz, studierte Film und Video an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Gemeinsam mit Petra Kübert untersuche ich aktuelle Stadtentwicklungstendenzen in Berlin. So gibt es rund um den Rosenthaler Platz neue Trends zu exklusivem Wohnraum, die an menschliche Begehren und Versprechen geknüpft sind. In einer ersten Recherchephase unternehme ich Wahrnehmungsspaziergänge, sammle Werbeslogans für neue Wohnquartiere, spreche mit Bauleitern und Mietervereinen.
Wie beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Durch die Atelierbesuche bei allen Stipendiatinnen, bei denen wir uns gegenseitig unsere Kunst zeigen, setze ich mich sehr intensiv mit meinen und den anderen Arbeiten auseinander.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit Carolee Schneemann, die ursprünglich aus der Malerei kommt und sich performativ und kinematographisch aus dem Format der Leinwand rausbewegt hat. Bei einer Veranstaltung von re.act.feminism, einem Archiv für Performance-und Videokünstlerinnen, hatte ich das Glück, sie persönlich kennenzulernen.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man in letzter Zeit gesehen haben?
Die Ausstellung „Egyptian Chemistry – Deep Weather – Sahara Chronicle“ von Ursula Biermann im Neuen Berliner Kunstverein: Spannend fand ich, wie sie ihr Dokumentationsmaterial erstellt und kombiniert.
Was kosten deine Arbeiten?
Das ist unterschiedlich, da ich auch performativ oder installativ im öffentlichen Raum arbeite. Eine Videoarbeit kostet 800 bis 3.000 Euro, eine Installation 8.000 bis 12.000 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Eva Kietzmann
Cristina Moreno García, 28, Video- und Installationskünstlerin
Cristina Moreno García aus Zaragoza in Spanien studierte Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Neue Medien an der Facultad de Bellas Artes de Castilla La Mancha in Cuenca. Anschließend absolvierte sie das Studium Freie Kunst bei Professorin Heike Baranowsky an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Moreno García lebt seit Januar 2013 in Berlin-Kreuzberg.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich arbeite an einem dokumentarischen Film über eine insolvente Metallgießerei in Zaragoza, die 150 Jahre lang Stadtmöbel produziert hat. Inzwischen wurde das denkmalgeschützte Fabrikgelände an eine Immobilienfirma verkauft, die dort Lofts bauen möchte. Als Kind war ich oft an diesem Ort. In meinem Film erzähle ich die Geschichte der Fabrik aus meiner Erinnerung, verwoben mit meinen Erlebnissen als junges Mädchen. Die Arbeit ist eine Übung des Erinnerns an einen Ort.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Ich sehe Goldrausch als Teil meiner Ausbildung. Durch das Programm fühle ich mich in meiner künstlerischen Position bestärkt, präsentiere meine Arbeiten selbstbewusster.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit Sophie Calle, die ihre Biografie benutzt, um Kunst zu schaffen. Es wäre spannend zu erfahren, welche Prozesse sie dabei durchläuft.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man zuletzt gesehen haben?
Gefallen hat mir die Ausstellung „Inseldasein“ in der DAAD-Galerie und besonders die Videoarbeit von Fiona Tan über eine japanische Insel, die die verlassene Ruinenlandschaft eines ehemaligen Industriestandortes zeigt.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Video-Installationen kosten zwischen 800 und 15.000 Euro, einzelne Videoarbeiten in Originalauflagen von fünf Exemplaren 500 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Isabel Minguijon
Christine Niehoff, 41, Installations- und Videokünstlerin
Christine Niehoff kommt aus dem Münstlerland. Sie studierte Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der Glasgow School of Art. Anschließend absolvierte sie ein Masterstudium in Fine Art am Goldsmiths College in London. Seit 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Seit einiger Zeit befasse ich mich mit Endzeitszenarien und mit dem menschlichen Traum, der ökologisch beeinträchtigten Erde zu entfliehen und auf einem anderen Planeten neu anzufangen. Inspiriert von Science-Fiction, aber auch real existierenden Siedlungsplänen auf dem Mars, baue ich Modelle, in denen kleine Einfamilienhäuschen in Marslandschaften vor gemalten Hintergründen stehen.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Am Anfang war ich überrascht, wie stark die inhaltliche Auseinandersetzung mit der eigenen Kunst gefördert wird. Meine Arbeiten sind sehr komplex, so dass es schwer ist, sie gut zu vermitteln. Dass viel über die Darstellung unserer Kunst in Bild, Text und Web gesprochen wird, finde ich sehr hilfreich.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit einer Astronautin, um einen Tag auf der Raumstation ISS zu verbringen. Tauschen würde ich auch mit der Schriftstellerin Margaret Atwood, die in ihren Science-Fiction-Geschichten spannende Zukunftsszenarien beschreibt.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Empfehlen würde ich einen Besuch des Projektraumes SCOTTY ENTERPRISES in Berlin-Kreuzberg sowie die vielen anderen Projekträume in der Stadt.
Was kosten deine Arbeiten?
Die Preise für kleinere Bilder und Objekte beginnen ab 200 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Ruth Niehoff
Kinay Olcaytu, 36, Installationskünstlerin, Sammlerin, Leiterin des Okzidentalismus-Instituts
Geboren in Izmir und aufgewachsen in Istanbul, lebt und arbeitet Kinay Olcaytu seit 2009 in Berlin-Neukölln. Sie studierte Fotografie an der Mimar Sinan Universität in Istanbul und visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Anschließend absolvierte sie das Studium Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Nachdem ich einen Okzident-Blumenladen und ein Okzident-Reisebüro eröffnet habe, entwickle ich gemeinsam mit einer Modedesignerin und einer Malerin eine Okzident-Modekollektion. Gerade befassen wir uns mit der Frage, wofür okzidentale Mode – von H&M bis Coco Chanel – eigentlich steht, welcher Lifestyle-Gedanke und welches Machtgefälle sich dahinter verbergen. Nähen gilt als die Kunst der Frauen, obwohl sie meistens von Männern gemacht wird. Ich bin sehr motiviert, sie zu lernen.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt dich als Künstlerin?
Das Beste am Programm ist das Miteinander und der Erfahrungsaustausch mit den anderen Persönlichkeiten.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Einen Tag in einem anderen Körper zu verbringen, ist natürlich interessant. Aber warum sollte ich mit einer Künstlerin tauschen? Ich wäre gern einen Tag lang Mann, so wie der junge Jack Nicholson, denn der war wirklich verführerisch.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt gesehen haben?
In letzter Zeit war ich zwar physisch in Berlin, aber faktisch die meiste Zeit via Internet in Istanbul, z.B. auf gezisekmeleri.tumblr.com
Was kosten deine Arbeiten?
Leider kosten sie immer noch Geld. Ich habe noch nicht – wie Picasso – ein Bild gegen ein Château tauschen können.
Interview: Julia Boek Foto: Kinay Olcaytu
Sophia Pompéry, 29, Video-, Fotografie-, und Installationskünstlerin
Sophia Pompéry aus Berlin studierte Bildhauerei an der Kunsthochschule Weißensee. Anschließend war sie Teilnehmerin am Institut für Raumexperimente bei Olafur Eliasson an der Universität der Künste. Pompéry ist Künstlerin der Pariser Galerie DIX9 und lebt in Berlin-Moabit.
Womit beschäftigst du dich gerade in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich arbeite an einem Künstlerbuch, in dem die Schlusspunkte aus diversen Liebesromanen veröffentlicht werden. Mit einem Mikroskop, das ich mir aus dem anatomischen Institut der Charité ausgeliehen habe, vergrößere ich die Punkte hundertfach auf einen Durchmesser von fünf Zentimetern. Überrascht hat mich, wie unterschiedlich die Schlusspunkte je nach Papierart oder Druckverfahren sind.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch-Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Goldrausch bringt Regelmäßigkeit in mein Leben, was auch eine gute Übung für meine künstlerische Arbeit ist. Da wir 15 Künstlerinnen unterschiedlichster Herkunft sind, die zudem verschiedene Lebenswege gehen, ist der Austausch untereinander sehr schön.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Im Moment geht es mir sehr gut mit mir selbst. Tauschen würde ich meine Arbeiten.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt sehen?
Empfehlen möchte ich den Besuch der frischen Initiative „NuN“ in einer Wohnung im Hochparterre in Berlin-Neukölln. Für drei Stunden im Monat verwandeln die Akteure ihren 24 qm großen Arbeitsraum in eine Galerie, die nur über eine Leiter von der Straße aus erreichbar ist. Ausgestellt werden Arbeiten von Künstlern, die einen minimalistischen Ansatz verfolgen.
Was kosten deine Arbeiten?
Mich und meinen Galeristen kosten sie vor allem Leidenschaft und Zeit, den Betrachter Aufmerksamkeit und den Sammler Liebe und Geld.
Interview: Julia Boek Foto: Sophia Pompéry
Textbeitrag: Katharina Schlüter
Gestaltung: Tina Müller, Miriam Valentini,
www.muellervalentini.de
32 Seiten, 21 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-55-7
Henrieke Ribbe, 33, Malerin
Henrieke Ribbe aus Hannover studierte freie Kunst bei Prof. Werner Büttner an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Sie ist Mitglied der Künstlerinnengruppe „3 Hamburger Frauen“ und lebt seit 2006 in Berlin-Prenzlauer Berg.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich arbeite an einer Porträtreihe und male – vom Tellerwäscher bis zur Chefetage – die Mitarbeiter des Berliner Szeneclubs Kater Holzig. Die unterschiedlichsten Typen kommen dazu in mein Atelier. Ich finde es sehr spannend, wie diese Szenetypen durch meine klassische, altmodische Porträtmalerei aus ihrem „clubbigen Kontext“ gelöst werden. Später soll es im Kater Holzig eine Porträtausstellung geben, auch eine Publikation ist angedacht.
Wie beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Durch die regelmäßigen Treffen bei Goldrausch beschäftige ich mich wieder intensiver mit meinen eigenen Arbeiten.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit den Malerinnen Alice Neel und Lotte Laserstein, denn beide Künstlerinnen haben trotz schwierigster Lebensumstände, wie ärmliche Verhältnisse oder die Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime, ihr Leben lang gemalt. Die Malerei hat beiden Frauen treu zur Seite gestanden.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man gerade nicht verpassen?
Daniel Richter bei Contemporary Fine Arts (noch bis 20.04.2013) werde ich mir ansehen. Gefallen hat mir die große Werkschau „Martin Kippenberger: SEHR GUT | VERY GOOD“ (noch bis 18.08.2013) im Hamburger Bahnhof und dabei insbesondere der „Altherrenhumor“ Kippenbergers, mit dem er seine Sicht auf die gesellschaftliche Rolle der Frau beschrieben hat.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Bilder kosten zwischen 750 und 2.000 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Jake Basker
Textbeitrag: Andreas Schlaegel
Gestaltung: Pauline Recke und Lysann Buschbeck
32 Seiten, 22 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-56-4
Konstanze Schmitt, 38, Künstlerin und Regisseurin
Konstanze Schmitt kam 1995 aus Mannheim nach Berlin-Prenzlauer Berg und studierte Theater- und Literaturwissenschaft an der Freien Universität und an der Humboldt-Universität. Seit 2004 arbeitet sie als Künstlerin und Theaterregisseurin.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich arbeite an einem Ausstellungsbeitrag zum Thema futuristische Reproduktion für die Bergen Assembly in Norwegen. Dafür betreibe ich mit mehreren Expertinnen eine performative Recherche zum aktuellen Reproduktionsdiskurs, in deren Mittelpunkt eine körperliche Annäherung an das Thema steht. Die Arbeit nimmt Bezug auf das sowjetische Avantgarde-Stück „Ich will ein Kind haben“, das mich schon seit längerem beschäftigt.
Wie beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Der Kurs ist einerseits recht zeitaufwendig. Er gibt mir aber auch Struktur und bestärkt mich als Künstlerin.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Ich würde gern mit einer Künstlerin tauschen, die ganz anders arbeitet als ich, zum Beispiel mit einer Zeichnerin oder einer klassischen Bildhauerin. Eine Person, die also im eigentlichen Wortsinn ein Handwerk beherrscht und weniger konzeptionell an die Dinge rangeht.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man in letzter Zeit gesehen haben?
Die Ausstellung „Dignity“ der US-Experimentalfilmerin Barbara Hammer in der Galerie KOW. Mich interessieren die explizit feministische Perspektive Hammers und ihre analytische und gleichzeitig expressionistische Bildsprache.
Was kostet eine Arbeit von dir?
Eine Installation mit performativen- bzw. Videoelementen würde mindestens 20.000 Euro kosten.
Interview: Julia Boek Foto: Konstanze Schmitt
Tine Schumann, 40, Malerin
Tine Schumann aus Kirchheim/Teck in Baden-Württemberg studierte Malerei und Grafik bei Thomas Hellinger an der Fachhochschule für Kunsttherapie Nürtingen. Anschließend absolvierte sie ihr Diplom für Bildende Kunst bei Professor Sighard Gille an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Schumann lebt und arbeitet seit 1993 in Berlin, derzeit in Neukölln.
Womit beschäftigst du dich gerade in deiner künstlerischen Arbeit?
Ein wiederkehrendes Thema meiner Arbeiten ist meine eigene Wirklichkeit im Berliner Großstadtalltag. Dabei denke ich an gesellschaftliche Wertesysteme, den Zeitgeist, aber auch an Umbrüche und Unsicherheiten, zu denen ich mich täglich positionieren muss. Wie auf der Straße, treffen in meinen Bildern unterschiedliche Gefüge – z.B. einzelne Meinungen, die anonyme Masse – aufeinander. Formal spiegeln sich diese Themen im Wechsel vom Malerischen ins Grafische und im Wechsel vom Bild- in den Ausstellungsraum wider.
Inwieweit beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag?
An drei festen Tage die Woche kann ich nicht an meinen Bildern arbeiten.
Sehr bereichernd aber sind die für mich neuen künstlerischen Sichtweisen der anderen Stipendiatinnen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Faszinierend finde ich die Performancekünstlerin Marina Abramovi? und insbesondere die weibliche Kraft, die von ihrer Kunst ausgeht.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man unbedingt gesehen haben?
Keine Konkrete – immer wieder gern besuche ich die Gemäldegalerie und das Kupferstichkabinett im Kulturforum Berlin.
Was kosten deine Arbeiten?
Die Preise für kleinere Arbeiten, wie Drucke in höheren Auflagen, beginnen ab 50 Euro. Meine größeren Papierarbeiten kosten rund 1.600 Euro, meine Wandarbeiten ca. 3.000 Euro.
Interview: Julia Boek Foto: Sophia Pompéry
Textbeitrag: Yvon Chabrowski und Dieter Daniels
Gestaltung: Pascal Storz, Fabian Bremer
32 Seiten, 46 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-57-1
Lucy Teasdale, 29, Bildhauerin
Lucy Teasdale studierte Bildhauerei bei Tony Cragg an der Düsseldorfer Kunstakademie und ist seit 2008 Künstlerin der Galerie Mikael Andersen. Geboren in Birmingham/UK, lebt und arbeitet sie heute in Berlin-Neukölln.
Womit beschäftigst du dich derzeit in deiner künstlerischen Arbeit?
Ich modelliere eine 1,20 Meter große Skulptur aus Ton. Inspiriert hat mich ein Foto aus The Guardian, auf dem zwei kleine Jungen zu sehen sind, halb verdeckt von einem Zaun. Mit meiner Skulptur übersetze ich die Fotografie, wobei das Material „Ton“ eine eigene Interpretation der Formen vornimmt. Mich interessiert dabei, wie die abgebildeten Körper als Skulptur funktionieren. Das Modell wird später in einem speziellen Kunststoff gegossen und wahrscheinlich gelb- bis orangefarben sein.
Wie beeinflusst das Goldrausch Künstlerinnenprojekt deinen Alltag als Künstlerin?
Der Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmerinnen, die sehr verschiedenen arbeiten, ist super. Der Kurs ist intensiv – im Moment bauen wir unsere eigenen Webseiten.
Als Künstlerin ist es wichtig zu wissen, welche Arbeiten außerhalb des Ateliers anfallen.
Mit welcher Künstlerin würdest du gern für einen Tag tauschen?
Mit der schottischen Künstlerin Lucy McKenzie, weil ihre Arbeiten cool sind.
Welche Ausstellung in Berlin sollte man auf keinen Fall verpassen?
Die Arbeiten von Martin Honert im Hamburger Bahnhof fand ich spannend. An der Kunstakademie Düsseldorf ist derzeit die Ausstellung „Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute“ (noch bis 28.7.2013) mit Arbeiten von u.a. Ewald Mataré oder Katharina Fritsch zu sehen. Der Besuch hat mir viele Perspektiven und Wege, bildhauerisch zu arbeiten, eröffnet.
Was kosten deine Arbeiten?
Meine Skulpturen kosten zwischen 700 und 10.000 Euro – das variiert je nach Größe der Arbeit.
Interview: Julia Boek Foto: Sophie Hudson
Textbeitrag: Christian Berkes, Eva Kietzmann/
Petra Kübert
Gestaltung: Catrin Sonnabend
32 Seiten, 41 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-61-8
Textbeitrag: Ludwig Seyfarth
Gestaltung: Sandra Höfinghoff
32 Seiten, 24 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-59-5
Textbeitrag: Brigitte Döbert
Gestaltung: Lisa Schweizer
32 Seiten, 16 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-60-1
Textbeitrag: Elena Zanichelli
Gestaltung: Harri Kuhn, mischen-berlin.de
32 Seiten, 12 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-62-5
Textbeitrag: Gunter Reski
Gestaltung: Franziska Morlok, Rimini Berlin
32 Seiten, 25 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-66-3
Textbeitrag: Susanne Husse, Karim Ben Abdelkader
Gestaltung: Tania Mourinho | studio-m37.de
32 Seiten, 22 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-64-9
Gestaltung: m37 studio für design | studio-m37.de
32 Seiten, 15 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-65-6
Textbeitrag: Christine Niehoff und Susanne Greinke
Gestaltung: IG Graftik / Karla Detflefsen
und Maria Magdalena Koehn
32 Seiten, 74 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-63-2
Textbeitrag: Marion Thielebein
Gestaltung: www.mtrchoh.de, Jenny Hasselbach
und Henrike Uthe
32 Seiten, 23 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-69-4
Textbeitrag: Barbara Straka
Gestaltung: Susette Brand
32 Seiten, 34 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-68-7
Textbeitrag: Alice Creischer
Übersetzung ins Englische: Patrick Charles
Gestaltung: Udo Schmitz, udo-schmitz.de
32 Seiten, 44 Abbildungen
ISBN: 978-3-941318-67-0
Broschüre des Goldrausch Künstlerinnenprojekts zur Ausstellung 2013 Textbeitrag: Hannah Kruse, Dilek Kolat, Birgit Effinger Gestaltung: Harri Kuhn, mischen-berlin.de 28 Seiten, 15 Abbildungen