Nnenna Onuoha

 

 

Porträt Nnenna Onuoha, Goldrausch 2021

Fünf Fragen an …

Nnenna Onuoha (geb. 1993 in Lagos) ist eine in Berlin lebende ghanaisch-nigerianische Forscherin, Filmemacherin und Künstlerin. Derzeit ist sie Doktorandin in Anthropology with Critical Media Practice an der Harvard University in Cambridge (MA), USA und erforscht Gedenkkulturen und monumentale Stille in Europa und Westafrika. 2020 erhielt sie das Berliner Senatsstipendium für Filmemacherinnen, außerdem wurde ihre Arbeit bei alpha nova & galerie futura ausgestellt. 2021 ist sie Berlin Resident im Projekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und Fellow des Projekts Global Memories of German Colonialism.

Was machst du in deinem aktuellen Projekt?

Da gibt es mehrere. Unter anderem bin ich dabei, ein Soundpiece abzuschließen. Ich habe Alltagsgeräusche in der M-Straße in Berlin aufgenommen, außerdem Interviews mit Menschen geführt, die an der Umbenennungsdebatte beteiligt waren.

Normalerweise machst du Filme, warum jetzt „nur“ Sound?

Auch bei meinen Filmen starte ich mit den Interviews, mit den Stimmen von Menschen, also immer mit dem Sound. Die Bilder kommen erst später hinzu. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn ich die Bilder einfach weglasse.

Wie findest du deine Themen?

Zuletzt hatten viele meiner Projekte einen historischen Hintergrund. Meist ging es um Kolonialismus oder die Geschichte der Versklavung. Das entsteht aus Alltagserfahrungen heraus. Ich komme ursprünglich aus Ghana und Nigeria und bin viel umgezogen. An jedem neuen Ort hat mich immer jemand nach Afrika gefragt oder einen Kommentar dazu abgegeben. In Lissabon erinnerte mich jeder daran, wie Portugal Afrika „entdeckte“. In Berlin habe ich mich viel mit der Umbenennung der M-Straße beschäftigt. Es geht oft um die Verbindung zwischen einem europäischen Land und meiner Heimat. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich Geschichte und Anthropologie studiert habe und sensibler für solche Themen bin.

Welches Publikum möchtest du erreichen?

Mir geht es vor allem um Menschen wie mich, weil es nicht viele Medien gibt, die sich direkt an uns wenden. Selbst wenn Ausstellungen oder Filme von Schwarzen oder der Afrodiaspora handeln, kann man oft definitiv merken, dass sie sich an einen weißen, westlichen Blick richten. In meinen Arbeiten möchte ich das anders machen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Bevor ich im vergangenen Jahr meine erste Ausstellung gemacht habe, habe ich nie über die Möglichkeit nachgedacht, Künstlerin zu sein. Ich komme aus der Wissenschaft und vom Filmemachen und kenne mich mit der Kunstwelt kaum aus. Die Workshops helfen mir daher sehr.

Interview: Beate Scheder
Foto: Nnenna Onuoha