Martine Heuser

 

 

Porträt Martine Heuser, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Martine Heuser (geb. 1990 in Kopenhagen, Dänemark) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und im Studio of Spatial Activities in den Fakultäten Media Art und Sculpture an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau. Mithilfe der Auseinandersetzung mit Poesie, Klang, Körper und Materie untersucht und erzählt sie die fortlaufende Geschichte vom Tod der Skulptur und ihrem Potenzial.
2015–16 co-kuratierte sie die Mama´s Gaga Miki Show im Golden Pudel Club, Hamburg. 2017 erhielt sie das Leistungsstipendium für ausländische Studierende vom DAAD und der Karl H. Ditze Stiftung sowie mehrere Auszeichnungen in Dänemark, u.a. aus dem Knud Højgaards Fond und dem Oticon Fonden. Sie kollaboriert gelegentlich, z.B. mit der polnischen Jazzband Pokusa. Sie nahm u.a. an den Ausstellungen InsideUp (Berlin, 2019), Dolers (Stedelijke Musea Dendermonde (BE), 2018), L’Amour Toujours (Golden Pudel Club, Hamburg, 2016), THERE (Studio of Spatial Activities, Warschau, 2016) und EXPO 01 (Warschau, 2016) teil.

Du arbeitest gerade an der Ausgrabung einer Nekropolis. Was hat es damit auf sich?

Es geht mir nicht unbedingt um eine physische Ausgrabung. Nördlich von Vilnius habe ich eine Grube gegraben wie für einen Glockenguss, nun bin ich aber gedanklich bei einer Art immateriellen, ephemeren Skulptur gelandet. Hinter meiner Behauptung einer Ausgrabung steht auch der Gedanke, dass ich nichts Neues erfinden, aber in der Geschichte herumwirbeln kann, sodass sich entfaltet, was schon verborgen ist. Die Ausgrabung wird vermutlich aus einigen konkreten Monumenten bestehen, z.B. möchte ich ein Kenotaph bauen, aber es könnten auch Audiomonumente dabei sein, scheinbar immaterielle Monumente.

Was interessiert dich an den Themen Tod und Sterblichkeit?

Eigentlich komme ich von der Performance. In Deutschland kam ich aber in eine Bildhauereiklasse und begann mir Fragen zu stellen: Was suchen wir? Was ist Materie? Was will die Kunst von uns angesichts der Tatsache, dass wir sterben müssen? Vielleicht ist es auch einfach die Frage, wie der Mensch vergeht oder was vergeht, auch in Bezug auf die Skulptur.

Wie kommt bei deinen Skulpturen Sound ins Spiel?

Mit der Glocke, die ich gegossen habe, kann ich natürlich läuten. Das neueste Audiomonument ist mit Field Recordings von dieser Glocke gemacht, die mit einem selbstgebauten digitalen Synthesizer bearbeitet wurde. So ist eine weitere Glocke erzeugt worden.

Du arbeitest immer selbst mit deinen Händen, warum ist dir das wichtig?

Ich kann auf diese Weise viel nachdenken. Es muss auch eine Handlung geben, sonst kommt der Wahn einem zu nah. Skulptur ist ein dreidimensionales Objekt, dem man gegenübersteht, und deswegen glaube ich, dass es wichtig ist, dem Material physisch zu begegnen. Das Material muss durch meine Hände gehen, Hände sind ja die Fingerabdrücke, die irgendwie von der Zeit zeugen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Um Menschen zu begegnen und Werkzeuge zu erlernen, die mir helfen, Mut zu fassen, weiterzugehen und weiter zu fragen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Martine Heuser