Fünf Fragen an …
Lena Marie Emrich (geb. 1991 in Göttingen) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildhauerei an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und im Studio of Spatial Activities unter der Leitung von Mirosław Bałka an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau. 2015 erhielt sie ein DAAD-Reisestipendium, um Alfredo Jaar in seinem Studio in New York City zu assistieren.
Lena Marie Emrichs vielfältige Praxis verbindet Skulptur, Performance und den Einsatz von digitalen Medien, wie zum Beispiel soziale Plattformen oder Found Footage.
Emrichs Arbeiten wurden in Institutionen wie dem Kunstverein Tiergarten in Berlin (2018), der Akademie der Künste in Berlin (2016), der Bergen Kunsthall (2016), dem Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin (2016), der Galleri Snerk in Tromsö (2017), SERCE in Krakau (2018) und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (2014) ausgestellt.
Woran arbeitest du gerade?
Momentan arbeite ich an Skulpturen aus Aluminiumgüssen, aus denen ich ein neues Lexikon von Empowering-Poses für Frauen erstelle. Am Ende werden diese Negativabdrücke auf begehbaren Plattformen installiert. Passant*innen sind dazu eingeladen diese individualisierten Empowering-Poses einzunehmen und so die Skulptur zu aktivieren.
Was verstehst du unter einer Empowering-Pose?
Amy Cuddy hat einmal in einem TED-Talk Posen vorgestellt, die auf das Selbstbewusstsein Auswirkungen hätten. Vier Jahre später gab ihre wissenschaftliche Partnerin zu, dass die Studie manipuliert war. Die Frauen hatten vorher schon gewusst, um welche Posen es ging. Deswegen habe ich einzelne Frauen dazu gebeten, ihre Empowering-Pose einzunehmen, und diese dann abgeformt. Ich glaube, dass ich so näher an die Realität herankomme und so Betrachtern und Betrachterinnen ein Gefühl von Empowerment vermitteln kann.
Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?
Es ist mir wichtig, meine Rolle als Künstlerin auf verschiedenen Ebenen zu verhandeln. Gleichzeitig reizen mich Phänomene, die wie die Posen mit dem Körper zu tun haben. Die Arbeit I hear volcanos whisper from the palm of my hands beschäftigt sich beispielsweise mit einem YouTube-Trend, in dem Frauen Texte flüstern und so beim Zuhörer ein Gänsehautgefühl auslösen. Es sind immer diese kleinen Irritationen im Alltag, die ich mit der Kunst zugänglich machen möchte.
Was macht heute eine gute Künstlerin aus?
Eine gute Mischung aus Lässigkeit und Größenwahnsinn.
Was gefällt dir an Goldrausch?
Mir gefällt der praxisorientierte Ansatz des Programms. Ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Veröffentlichung des Goldrausch-Katalogs im Herbst zu unserer Ausstellung.
Interview: Beate Scheder
Foto: Jonas Fischer