Fünf Fragen an …
Ingrid Ogenstedt ist eine in Schweden geborene Künstlerin, die sowohl mit großen Skulpturprojekten als auch mit Zeichnungen arbeitet. Ihre Arbeit zielt darauf ab, Materialien zu untersuchen, die eine starke kulturelle Verbindung und Bedeutung haben. Diese nutzt sie für ihre skulpturalen Arbeiten, um die Mensch-Natur-Polarität zu hinterfragen. Sie studierte an der Umeå Academy of Fine Arts (Nordschweden) und bei Prof. Ingo Vetter an der Hochschule für Künste Bremen. Sie hat ortsspezifische Skulpturen für die Galerie Wedding, Berlin, die Luleå Biennial 2020 (SE), das internationale Ausstellungsprojekt Wadden Tide, Blåvandshuk (DK) und die Kjerringøy Land Art Biennial (NO) geschaffen. Kürzlich hat sie ein zweijähriges Arbeitsstipendium des Swedish Art Council erhalten.
Du baust Skulpturen im und für den Außenraum. Wie entstehen deine Ideen?
Ich arbeite oft ortsspezifisch und nehme das Material, das ich vorfinde, als Ausgangspunkt. Über dieses Material versuche ich mich den kulturgeschichtlichen Erzählungen anzunähern, die sich vor Ort überlagern.
Was sind das für Materialien?
Hauptsächlich Naturmaterialien. Oft komme ich über bestimmte Techniken, die lokal angewendet werden, auf sie. Stampflehmbau war das kürzlich. Man hat diese Technik Tausende von Jahren an verschiedenen Orten der Welt benutzt, dann geriet sie in Vergessenheit. Bei einem anderen Projekt habe ich mit Reet gearbeitet, wie man es zum Dachdecken verwendet. Wenn es möglich ist, versuche ich solche traditionellen Handwerkstechniken bei Menschen vor Ort zu lernen.
Dein künstlerischer Prozess ist oft körperlich anstrengend, er erfordert Tätigkeiten von dir, die du nicht gewöhnt bist. Wieso tust du dir das an?
Körperlichkeit ist mit dem skulpturalen Arbeiten sowieso schon verknüpft. Man denkt mit dem Körper, muss sich mit dem Körper zur Form verhalten. Die Arbeit mit dem Körper interessiert mich auch, weil sie immer kulturell bedingt ist. In Island habe ich Skulpturen aus Torf gebaut. Das war sehr schwere Arbeit, weil der Torf nass ist und Tonnen wiegt. Das Wetter ändert sich ständig. Mal ist es eiskalt, mal gibt es starke Sonne und du musst da stehen und arbeiten. Für mich sind solche Erfahrungen stark mit Geschichte und dem Leben und Streben des Menschen verbunden.
Wen willst du mit deinen Skulpturen ansprechen?
Ich habe kein bestimmtes Publikum vor Augen und freue mich, wenn auch Nicht-Kunstinteressierte einen Bezug finden, zum Beispiel über Materialien, die sie kennen. Ich möchte allen einen einfachen Einstieg geben.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Als Mutter von zwei Kindern muss man neue Prioritäten setzen. Goldrausch ist eine tolle Möglichkeit, dabei Unterstützung zu bekommen, und es ist ein Luxus, diese Vielfalt kompetenter und interessanter Menschen kennenzulernen.
Interview: Beate Scheder
Foto: Arne Rawe