Hana Yoo

 

 

Porträt Hana Yoo, Goldrausch 2021

Fünf Fragen an …

Hana Yoo (geb. 1987 in Busan, Südkorea) interessiert sich für die kollektiven Ängste und transzendentalen Erfahrungen, die aus dem natürlich-artifiziellen Prozess der Umkehrung der Perspektive entstehen. In ihrer Arbeit mit Film und Multimedia-Installation sammelt sie Allegorien und technologische Aneignungen der Natur und rekonstruiert sie durch fantastische und dokumentarische Erzählungen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Fotomuseum Winterthur (CH), auf dem European Media Art Festival in Osnabrück und dem Busan International Video Art Festival in Südkorea gezeigt. Derzeit arbeitet sie als Artist in Residence im Vilém Flusser Archiv, Berlin.

Woran arbeitest du gerade?

Ich bereite gerade ein Film- und Installationsprojekt vor, das sich mit Tierversuchen beschäftigt, besonders mit solchen an Ratten und Mäusen. Ich untersuche deren ethische und moralische Aspekte und erweitere meine Forschung auf unsere Beziehung zu Technologie und Tieren. Mich interessiert insbesondere, wie sie unsere Perspektive auf die Umwelt, den Planeten und die Natur verändert.

Was bewirkt dieser Perspektivwechsel?

Durch Medien, Texte oder Technologien verändern wir ständig unsere Perspektive. In dem Moment, in dem das geschieht, können einerseits kollektive Ängste entstehen, aber auch das aufregende Gefühl, etwas beinahe Übersinnliches zu erleben. Die Klimakrise ist dafür ein gutes Beispiel. Wir versuchen sie zu erfassen, schaffen es aber nicht, weil sie größer ist als wir.

Mit welchen Technologien beschäftigst du dich in deiner Kunst?

Früher habe ich viel mit Virtual Reality gearbeitet, weil das ein sehr deutliches Beispiel dafür ist, wie die Perspektive verändert, begrenzt oder erweitert werden kann. In meinem aktuellen Projekt untersuche ich Machine Learning: Wie wir Maschinen etwas beibringen und dann wiederum von diesen etwas lernen – und inwiefern Tierversuche dabei involviert sind. Diese Technologien benutze ich hauptsächlich konzeptuell. Mich interessiert sehr, welche Folgen es hat, dass die Lücke zwischen immer umfassenderen Technologien und dem menschlichen Verständnis immer größer wird.

Wie viel Zeit nimmst du dir für Recherche?

Sehr viel. Wenn ich ein Jahr an einem Projekt arbeite, nimmt das Recherchieren und Schreiben beinahe zehn Monate ein. Bei der Produktion selbst bin ich sehr schnell. Sobald die Idee steht, kann ich das in kurzer Zeit realisieren.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich wollte lernen, als professionelle Künstlerin zu arbeiten und andere Künstlerinnen kennenlernen, die sich in derselben Position befinden.

Interview: Beate Scheder
Foto: Atsushi Kakefuda