Barbara Lüdde

 

 

Porträt Barbara Luedde, Goldrausch 2021

Fünf Fragen an …

Barbara Lüdde (geb. 1985 in Weimar) schloss ihr Studium 2018 bei den Professoren Gesa Lange und Henning Kles an der HAW Hamburg ab. Beide prägten ihre Leidenschaft für die Graustufenzeichnung und das Porträt. Im selben Jahr veröffentlichten Barbara Lüdde und Jot Vetter das Buch Our Piece of Punk – Ein queer_feministischer Blick auf den Kuchen. Es folgten mehr als 35 Buchvorträge. Lüdde lehrte 2020 Zeichnen an der Bauhaus-Universität Weimar und seit 2021 unterrichtet sie an der HAW in Hamburg. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Hamburg, Berlin, Leipzig, Stuttgart, Bologna, Gent, Oakland und Tokio gezeigt. Barbara Lüdde lebt und arbeitet in Berlin.

Wie kamst du zur Zeichnung?

Das ist bei mir biografisch bedingt. Ich habe als Kind angefangen zu zeichnen, als Jugendliche war das Zeichnen für mich eine Möglichkeit, mich mit mir selbst und meinen Erfahrungen als heranwachsende Frau auseinanderzusetzen. Dann kam das Studium dazu. Was mich an der Zeichnung immer fasziniert hat, ist ihre Direktheit. Ich arbeite mit Tusche, und die ist nicht wegzuradieren. Wie im Leben: Es geht nur nach vorne und nicht zurück.

Wie findest du deine Motive?

Ich zeichne figurativ und hauptsächlich Menschen. Meine Porträts zeigen aber weder real existierende Personen noch wirklich fiktive. Meine Arbeitsweise beruht darauf, dass ich viel von dem sammle, was ich soziale Codes nenne: Körperhaltungen, Accessoires, Sprache oder Frisuren, die auf eine vermeintliche Identität verweisen. Ich sammle diese häufig aus Subkulturen, weil mich interessiert, wie sich diese einerseits abgrenzen, andererseits Vergemeinschaftung und Zugehörigkeit suchen.

Wie viel von dir selbst steckt in deinen Zeichnungen?

Ich kann nicht behaupten, dass die Zeichnungen nicht auch mit mir selbst zu tun hätten. Wenn ich an einer Zeichnung arbeite, gehe ich eine starke Verbindung mit dem Blatt ein. Das Blatt kommuniziert mit mir und ich mit dem Blatt.

Was möchtest du bei deinem Publikum bewirken?

Ich möchte Dinge hinterfragen und das Publikum konfrontieren. Das erzeuge ich dadurch, dass ich mit Ambivalenzen spiele. Beispielsweise mit Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit, Stärke und Schwäche oder angeblich „geschlechtertypischen“ Codes. Ich möchte dabei aber niemanden zur Schau stellen. Mir ist es wichtig, einen sensiblen Umgang mit dem Menschen zu bewahren.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Der Austausch, den Goldrausch bietet, ist wirklich Gold wert. Das Spannende ist, dass wir alle aus komplett unterschiedlichen Disziplinen kommen und uns gegenseitig viele verschiedene Blickwinkel zeigen können.

Interview: Beate Scheder
Foto: Jenny Bewer