Cora Wöllenstein

 

 

Fünf Fragen an …

Cora Wöllenstein (* in Lörrach) arbeitet mit Medien wie Malerei, Skulptur und Textil. Dabei erforscht sie die narrativen und politischen Assoziationen rund um das Thema Körper und Wesen. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem auf der Bothnia Biennale in Vaasa in Finnland, im Städtischen Museum Braunschweig und in zahlreichen Projekträumen in Montreal, Berlin, München und anderen Städten. Sie schloss ihren B. F. A. an der Concordia University Montréal ab und erhielt 2018 ihren Meisterschülertitel von der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Deine Bilder, Skulpturen und Installationen sind oft von fantastischen Wesen bevölkert. Wer begegnet einem da?

Ich erfinde Wesen aus eigenen Erfahrungen, Geschichten aus der Kindheit, Volkserzählungen oder Märchen. Momentan zum Beispiel arbeite ich an einer Vogelscheuche, um die herum ich eine Welt baue.

Warum gerade eine Vogelscheuche?

Thematisch geht es mir eigentlich um Erschöpfung und das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben. Die Vogelscheuche passt dazu, weil sie gewissermaßen einer Mutterfigur ähnelt: Sie steht auf dem Feld, bei gutem wie bei schlechtem Wetter, und sorgt dafür, dass dort alles gut wachsen und gedeihen kann.

Wie entwickelst du deine Figuren?

Es beginnt meist mit einer Affinität zu einem Stoff, einem Objekt oder einer Figur in einer Geschichte. Dieses Mal war es Jeansstoff, den ich auf der Straße gefunden habe und mit dem ich arbeiten wollte. Ich habe ihn zu einem Kostüm zusammengenäht, das mich dann an eine Vogelscheuche erinnert hat. Das war der Moment, in dem ich in die Recherche eingestiegen bin. Ich arbeite gerne mit Textilien, weil diese uns so nah sind. Wir verdecken uns täglich damit. Viele meiner Skulpturen kann man anziehen und so in eine andere Rolle schlüpfen.

Stickereien sind oft Elemente deiner Arbeiten, wie kamst du dazu?

Das entstand sehr organisch aus der Malerei heraus. Durch das Sticken kann ich „Farbe“ auf Stoff auftragen. Als Technik ist Sticken sehr aufwändig und erfordert viel Zeit. Für mich ist diese Form von Arbeit ein guter Moment, um nachzudenken, über die Arbeit sowie den weiteren Prozess. Die Vogelscheuche wird auch bestickt.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich wollte lernen, wie ich mich und meine Kunst besser präsentiere und in der Kunstwelt positioniere. Über Goldrausch erhoffte ich, Anhaltspunkte dafür zu bekommen. Das Schönste an dem Programm ist aber, mit den anderen Künstlerinnen in Kontakt zu treten und neue Freundschaften und Arbeitsbeziehungen zu knüpfen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Peter Lorenz