Egle Otto

 

 

Fünf Fragen an …

Eglė Otto ist eine deutsch-litauische Künstlerin. Seit ihrem Abschluss des Malereistudiums an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (2010) wurden ihre Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt, unter anderem in New York und Peking sowie in Berlin im Haus am Lützowplatz und der nGbK. Eglė Otto hält außerdem Fachvorträge und ist als Dozentin tätig. Ihre Werke, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen, kommentieren die Debatte über die Sichtbarkeit feministischer Kunst und stehen im Dialog mit zeitgenössischen feministischen Theorien. In den Serien der Körperbilder (ab 2018) thematisiert sie Mutterschaft, weibliche Sexualität und Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen

Auf vielen deiner Bilder sind Körperteile zu sehen. Was interessiert dich daran?

In meinen Körperbildern beschäftige ich mich mit Themen weiblicher Sexualität und ertaste, was weibliche Identität in der heutigen Zeit umfassen kann. Mich interessieren besonders die Dynamiken und Interaktionen zwischen Menschen und wie festgeschriebene Vorstellungen von Geschlechterrollen unsere Wünsche und Erwartungen beeinflussen. Die Malereien sind ein Aushandeln vom Figürlichen ins Abstrakte und manchmal einfach Hinweise auf banale Körperfunktionen.

Wie entstehen deine Motive?

Aus persönlichen Erfahrungen und meiner Auseinandersetzung mit zeitgenössischen feministischen Theorien. Ich kombiniere Themen der Mutterschaft mit verschiedenen Formen des Begehrens, weil ich denke, dass das eine besondere Spannung erzeugt. Mutterschaft ist komplex und vielfältig, weit entfernt von den idealisierten Darstellungen in der Werbung oder der klassischen Malerei. Meine Motive feiern das Fluide und das Prozesshafte. Sie streben nach Versöhnung.

Woran merkst du, dass ein Bild fertig ist? 

Meine fertigen Bilder können auch wieder Material werden. Mir gefällt der Gedanke, dass meine Bilder nie wirklich fertig sind. Damit folge ich der Idee, von Fehlern als kreative Möglichkeit auszugehen. Ich glaube nicht an die konventionelle Vorstellung von künstlerischer Genialität.

Auf anderen Bildern arbeitest du mit Text, wie kam das?

Es begann mit einer großen Leinwand, auf der ich am Ende meines Malereistudiums alle bedeutenden Namen aufgeschrieben habe, die sich mir, bezogen auf Malerei, ins Gedächtnis geschrieben hatten. Am Ende der Leinwand fiel mir auf, dass keine einzige Malerin dabei war, also unterschrieb ich mit meinem eigenen Namen. Die Schreibarbeiten kommentieren die Debatte über die Sichtbarkeit feministischer Kunst.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich habe mich auf Empfehlung einer von mir sehr geschätzten Berliner Kuratorin beworben. Das Programm bietet außergewöhnliche Expertise und Ressourcen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Ralph Baiker