Gulsah Mursaloglu

 

 

Fünf Fragen an …

Gülşah Mursaloğlu (* 1989, Istanbul) studierte Soziologie (B. A.) an der Boğaziçi University in Istanbul und Fine Arts (M. A.) an der School of the Art Institute of Chicago. In ihren zumeist installativen Arbeiten erforscht sie Materialität, die Agency von Materie sowie menschliche und nichtmenschliche Zeitlichkeiten. Ihre Arbeiten wurden bei Art Laboratory Berlin, in der Green Art Gallery in Dubai, bei Protocinema und Sanatorium in Istanbul gezeigt. Sie erhielt ein Residenz-Stipendium am EKWC (European Ceramic Work Centre) in Oisterwijk sowie eine Arnis Residency in Norddeutschland und war Teilnehmerin des Istanbul Biennial Research and Production Programme.

Woran arbeitest du gerade?

Im Dezember habe ich eine Ausstellung in der Sanatorium Galerie in der Türkei, darin beschäftige ich mich mit zwei Phänomenen, mit dem Schlaf und mit Eiern.

Wie kamst du darauf?

Schon seit 2019 bin ich von Eierschalen fasziniert. Zu der Zeit habe ich eine künstlerische Residenz in einem Keramikstudio gemacht und viel über Mineralien als Material nachgedacht. Ich habe dort die Eierschalen von allen gesammelt, die die Gemeinschaftsküche benutzt haben und diese in die Glasur gemischt, um zu sehen, wie sie auf Druck und Hitze reagieren. Damals fand ich auch den partizipativen Aspekt der Arbeit spannend. Heute sind Eierschalen für mich primär ein Gefäß für das Leben. Mich interessieren die Umstände, die das Leben aufblühen lassen.

Und der Schlaf?

Mein Interesse am Schlaf begann, als ich vergangenes Jahr Mutter geworden bin. Im ersten Jahr mit einem Baby geht es sehr viel um Schlaf. Während ich versucht habe, die Schlafphasen meines Babys zu planen, habe ich bemerkt, wie fragil Schlaf ist. Gleichzeitig habe ich realisiert, dass Schlaf etwas ist, was sich der Optimierung widersetzt. Dieser Aspekt interessiert mich sehr.

Wie wählst du die Materialien aus, mit denen du arbeitest?

Meine Installationen sind aktive Systeme, die auf den Raum und auf die Zeit reagieren. Ich arbeite gerne mit organischem Material, das sich mit der Ausstellungsdauer verändert. Bei der Auswahl folge ich oft einer kindlichen Neugier. Was mich sehr interessiert, ist das menschliche Verlangen, Dinge zu manipulieren und effizienter zu machen, außerdem die Frage, wie wir und andere Spezies Vergänglichkeit und Zeitlichkeit wahrnehmen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin vor drei Jahren nach Berlin gezogen. In den ersten beiden Jahren war ich hauptsächlich mit Projekten außerhalb der Stadt beschäftigt. Jetzt habe ich ein großes Bedürfnis, mich mehr in Berlin zu vernetzen und weitere Fähigkeiten zu erlernen, um mich in der Berliner Kunstwelt zurechtzufinden.

Interview: Beate Scheder
Foto: Michiel Pijpe