Fünf Fragen an …
Mizi Lee absolvierte 2023 ihr Diplom in Bildender Kunst bei Prof. Ricarda Roggan und Schorsch Kamerun an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo sie aktuell Meisterschülerin ist. Sie arbeitet interdisziplinär, nutzt alle Arten von Medien und überschreitet die Grenzen aller Disziplinen, um ein einzigartiges Ereignis zu schaffen. Mit ihrer Band Horizontaler Gentransfer ist sie unter anderem im Theater Rampe in Stuttgart sowie der Komischen Oper Berlin aufgetreten. Aktuell ist sie Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg.
Du hast erst Malerei studiert, machst inzwischen Performance. Wie kam es dazu?
Als ich als Austauschstudentin nach Stuttgart gekommen bin, war ich von den vielen Werkstätten an der Hochschule überrascht und wollte alle ausprobieren. Anstatt aber verschiedene Techniken zu lernen, habe ich mich mit den Werkstattleitern angefreundet. Wir haben viel Kaffee getrunken, gegrillt und ich bin in die Akademische Betriebskapelle eingetreten, eine Band an der Schnittstelle von Musik und Kunst. 2022 habe ich für meine Abschlussprüfung die Band Horizontaler Gentransfer gegründet, mit der ich Konzerte, Performance und auch Ausstellungen mache.
Was passiert bei euren Auftritten?
Wir spielen nicht nur Musik, sondern es gibt auch Erzählungen und Videos. 2023 haben wir ein Musical produziert. Wir verstehen uns als bildende Künstlerinnen: Aus kunsthistorischen Zitaten ergeben sich verschachtelte Ebenen, die man nur verstehen kann, wenn man unsere Performances als Kunst wahrnimmt.
Was zeigt ihr bei Ausstellungen?
Wir produzieren Objekte, mit denen wir uns über die großen Institutionen zeitgenössischer Kunst lustig machen. Seit ein paar Jahren drucken das MoMa oder der Hamburger Bahnhof Taschen, T-Shirts und Fanzines in ihrem Corporate Design und halten das für innovativ, dabei macht die Punkszene das schon lange. Wir haben es wieder umgedreht, unser eigenes Fanzine gedruckt und so getan, als handle es sich um eine Edition einer noblen Galerie. Unser Album versteckt sich in einer Graspapierschachtel mit Siebdrucken und für eine Ausstellung in L.A. habe ich kürzlich ein Video produziert, das wie eine Fake-Heimatsendung des SWR wirkt.
Arbeitest du auch als Solokünstlerin?
Die Frage, wie ich von der kollektiven Arbeit zu mir zurückkommen kann, beschäftigt mich derzeit viel. Vor zwei Monaten habe ich ein neues Projekt begonnen, an dem ich allein arbeite.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Goldrausch will ich nutzen, um darüber nachzudenken, was es heißt, als Frauenkollektiv, aber auch als Solokünstlerin in der Kunstwelt aufzutreten.
Interview: Beate Scheder
Foto: Jan Hottmann