Fünf Fragen an …
Hara Shin (* 1987 in Seoul) studierte Kunst und Medien an der Universität der Künste Berlin und Bildende Kunst an der Hongik University in Seoul. Ihr Austauschstudium verbrachte sie im Bereich Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Filme/Videos und Multimedia-Installationen, in denen sie unsere Identitäten in Bezug zur Körperlichkeit und zur umgebenden Landschaft auf radikale Weise hinterfragt, wurden international ausgestellt, unter anderem bei Diskurs Berlin (2023), im TRAFO Center for Contemporary Art in Stettin (2022), bei Drugo More in Rijeka (2022) und im Art Center Nabi in Seoul (2021).
Was für Themen interessieren dich?
Ich versuche, die Hierarchien zwischen Technologie, Natur und Menschlichkeit aus einer postkolonialen und anthropozänen Perspektive heraus zu dekonstruieren. Dafür zeige ich mehrere Perspektiven auf, die sich von der Dichotomie Mensch/Nichtmensch entfernen. Ich breche gewohnte Narrative auf und verbinde diese Fragmente zu neuen Kontexten und Geschichten.
Wie machst du das?
Ich arbeite hauptsächlich in den Medien Film, Video und Multimedia-Installation. Die Wechselwirkung zwischen der Körperlichkeit, der umgebenden Landschaft und der Zeitlichkeit ist für mich wichtig, so auch in meiner Videoarbeit Tender Territory and Micro Reality (2022). In dieser verwende ich eine Gegenüberstellung von Szenen, die territoriale Ebenen und Dialoge zwischen nichtmenschlichen, fiktiven Figuren zeigen und uns zum Nachdenken über die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt und auf sich selbst anregen.
Was für nichtmenschliche, fiktive Charaktere sind das?
Mithilfe von künstlicher Intelligenz habe ich versucht, eine nichtmenschliche Perspektive auf die Landschaft zu beschreiben. Die Wesen darin sind Organismen, Materie, Naturphänomene, Körperorgane, Sprache, Netzwerksysteme und künstliche Einheiten. Sie existieren über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg und stellen prekäre Überlegungen zu einer künftigen Bewohnbarkeit dieser Territorien an.
Wie entstehen die einzelnen Elemente deiner Arbeit?
Mein Arbeitsprozess hat keine feste Reihenfolge, da die Recherche- und Produktionsphasen parallel laufen. Schon früh im Prozess verarbeite ich auf verschiedene Weise alles, was ich recherchiert, entwickelt oder geschrieben habe, beispielsweise als Website, Diagramm oder Text. So entsteht eine neue Form eines multimedialen Archivs. Fiktive Dokumentation bedeutet in meiner Arbeit ein Zusammenspiel von Realität und Imagination.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich finde es wichtig, andere in Berlin lebende Künstlerinnen mit diversem Hintergrund kennenzulernen, sich gegenseitig zu empowern und im Austausch voneinander zu lernen.
Interview: Beate Scheder
Foto: Hara Shin