Fünf Fragen an …
Miji Ih (* 1990 in Seoul) schloss ihr Studium 2021 als Meisterschülerin von Prof. Josephine Pryde an der Universität der Künste Berlin ab. Zuvor studierte sie Photography, New Document an der Kaywon School of Art & Design in Südkorea (bis 2013).
Ihre Arbeiten waren unter anderem während dem Seoul Photo Festival in der Ausstellung The Spectrum for Coexistence, Its Boundaries and Outside im SeMA Storage (2017) und in der Ausstellungsserie Seen By (#8, #13, #15) im Museum für Fotografie (2017, 2019, 2021) in Berlin zu sehen.
Was interessiert dich an Fotografie und Video?
Fotografie wird oft als eine Abbildung der Welt verstanden. Man denkt schnell, sie verkörpere Wahrheit, weil sie eine Welt zeigt, die schon da ist. Zwar sind alle Fotografien genau, aber keine ist die Wahrheit. Diese Spannung interessiert mich sehr. Bei Video ist es ein bisschen anders. Da gibt es diese Zeitspanne, die es ermöglicht, mehr Narration hineinzubringen.
Welche Geschichten möchtest du mit deiner Kunst erzählen?
Auch wenn ich den Begriff nicht mag: Es sind die der sogenannten „einfachen Menschen“, die von Menschen, die oft übersehen werden. Deren Geschichten dokumentiere ich fotografisch, um sie festzuhalten und um sie sichtbar und zugänglich zu machen. Genau deshalb veröffentliche meine Arbeit, Mein aktuelles Thema ist die asiatische Diaspora. Ich bin ebenfalls zugezogen und beschäftige mich schon lange damit. Am meisten interessiert mich die Situation von Frauen. Als Koreanerin begegne ich vielen koreanischen Frauen und setze mich mit deren Lebenserfahrungen auseinander.
Wie findest du diese Frauen?
Oft begegne ich ihnen in meinem Umfeld, in alltäglichen Situationen. Ich bemerke die Spannungen, die sie verspüren, und rede mit ihnen darüber. Wenn es um etwas Spezifisches geht, versuche ich, Organisationen zu finden, wo ich entsprechende Personen treffen kann. Das könnte z.B. ein Mädchenhaus sein.
Wie viel von deiner Biografie steckt in deiner Kunst?
Oft ist mein biografischer Hintergrund Ausgangspunkt. Ich mische ihn mit den Lebenserfahrungen anderer Menschen und bearbeite ihn als Kunst. Das gibt mir das Gefühl, etwas loszulassen.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Der Lebensweg anderer Künstlerinnen interessiert mich sehr. Allein die Anwesenheit anderer Künstlerinnen ermutigt mich schon. Für die ersten zwei Jahre nach dem Studium habe ich mir vorgenommen, mich intensiv mit den Aufgaben einer Künstlerin zu beschäftigen, was Präsentation und Öffentlichkeit angeht. Dafür passt Goldrausch sehr.
Interview: Beate Scheder
Foto: Miji Ih