Fünf Fragen an …
Katharina Reich (* 1987 in Tjumen, Westsibirien) ist 1996 nach Deutschland umgesiedelt und zählt zu den sogenannten Russlanddeutschen. Mit geometrischen Körpern und Elementen, die sich mit Kitsch oder Machtphänomenen assoziieren lassen, baut sie raumgreifende Soziale Plastiken. Sie studierte von 2010 bis 2016 Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel in der Klasse Kunst im Kontext bei Prof. Norbert Radermacher, von dem sie zur Meisterschülerin ernannt wurde.
Du arbeitest mit recht speziellen Materialien. Wie findest du diese?
Ich arbeite mit Sammlungen, entweder selbst angelegten oder von anderen übernommenen. Angefangen hat es mit Briefmarkensammlungen, weil ich überhaupt nichts damit anfangen konnte. Und mit kitschigen Sachen wie Spitzendeckchen. Da war ein gewisser Widerstand und Widerstand erzeugt größtmögliche Energie. Man kann damit andere reizen und etwas in andere Dinge überführen. Manchmal wird mir etwas gespendet, zum Beispiel Geodreiecke aus der Schule. Daraus habe ich Mitren gemacht.
Was interessiert dich an den Sammlungen?
Ich bin in Russland geboren. Als ich nach Deutschland immigriert bin, habe ich gemerkt, dass durch das Sammeln Nähe erzeugt wird. Wie bei den Stickeralben in der Schulzeit. Ich persönlich habe später nichts gesammelt, aber durch Briefmarkensammler und deren Obsession wurde es auch für mich Obsession. Durch die Kunst bin ich zur Sammlerin geworden.
Welche Rolle spielen die Titel deiner Arbeiten? Eine heißt „Elfenbeinturm“.
Die Titel beinhalten immer den Kern der Arbeit, den Ursprungsgedanken oder etwas Politisches. In dem Fall ging es um Elfenbein-Verbrennungen in Kenia. Gleichzeitig beziehe ich mich mit dem Titel auf diesen Begriff in der deutschen Sprache. Als Künstlerin sitzt man im Elfenbeinturm, ist permanent im Atelier, wo es sich schön anfühlt. Ich habe versucht, diese beiden Ebenen, die eigentlich nicht zusammengehören, in Kirchenobjekten oder Türmen zusammenzubringen. Phallussymbole spielen eine sehr wichtige Rolle in meinen Arbeiten.
Warum?
Ich kann sehr schnell Dinge erfassen. Ich muss nicht viel üben, um etwas realistisch darzustellen. Also habe ich versucht, eine andere Form der Abstraktion zu finden. Das Gerüst dafür ist der Minimalismus und alles was gestapelt wird, Türme, alles, was kippen kann. Das hilft mir, konzeptuell klar zu bleiben. Ich klebe die Dinge nicht, wenn sie umfallen, fallen sie eben um.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Das Wichtigste sind für mich die Kontakte und die Vernetzung.
Interview: Beate Scheder
Foto: Katharina Reich