Fünf Fragen an …

Welche Erinnerungen nehmen wir mit in die Zukunft? Und welche Geschichten verblassen in der Stille? Sarah Reva Mohr (* 1987) ist eine multidisziplinär arbeitende Künstlerin, deren Praxis Film, Installation und das Schreiben umfasst. Sie erforscht Machtdynamiken, die von bestimmten Gruppen und Räumen ausgehen. Mit Bewegtbild und Skulpturen fragt sie nach den Faktoren, die unsere Blicke und Emotionen prägen. Unter ihren bisherigen Ausstellungsorten waren Synnika (Frankfurt/M.), die Fabbrica del Vapore (Mailand), Mountains (Berlin), Space One (Seoul), der NoDepressionRoom (München), das Museum Angewandte Kunst (Frankfurt/M., mit Open Creek Hotel), Basis e. V. (Frankfurt/M.) und das Klingspor Museum (Offenbach/M.).

Woran arbeitest du gerade?

Ich arbeite an einer Drei-Kanal-Videoinstallation, in der ich mich mit einem Zoo beschäftige, den ich 2024 in Barcelona besucht habe. Ich habe ihn mehrere Tage lang mit der Kamera durchstreift und die Infrastruktur, die Architektur, die Wege, die vielen Barrieren gefilmt. Dieser Zoo ist eher ein Stellvertreter für andere Zoologische Gärten, die ähnlich aussehen und denselben Prinzipien folgen. Interessanterweise lebte dort der bisher einzige Albino-Gorilla. Ich fand das sehr treffend für den an solchen Orten vorherrschenden Geist, der sehr am Weißsein orientiert ist.

Welche Rolle spielt der Gorilla bei dir?

Er kehrt auf einer fiktiven narrativen Ebene zurück und geht mit uns als Geist durch den Zoo. Wir schauen uns die Infrastruktur dieses Ortes an: bauliche und visuelle Elemente, in denen Machtdynamiken implementiert sind.

Woran erkennt man diese?

Durch die Wegeführung, die Art und Weise, wie Blicke gelenkt werden, und den Versuch, Barrieren unsichtbar zu machen, obwohl sie noch da sind. Dabei stellt sich die Frage, ob das alles für Tiere gebaut ist oder mehr für die Betrachtenden. Ich habe zuvor bereits zwei Videoarbeiten gemacht, in denen Zoos als Schauplatz vorkommen, aber anderes im Fokus steht, wie zum Beispiel eine fiktive Mars-Expedition oder Care-Arbeit.

Wie entwickelst du deine Arbeiten?

Bevor ich zur Kunst gekommen bin, habe ich Innenarchitektur studiert. Nach wie vor habe ich ein starkes räumliches Interesse. Daneben sind meine eigene Schreibpraxis und Recherche wichtig für meinen Prozess. Daraus entsteht im Zusammenspiel das Thema. Was die Form angeht, liebe ich Bewegtbild über alles, aber für manche Auseinandersetzungen braucht es physisches Material. Dann entstehen meine skulpturalen Arbeiten.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich schätze es sehr, in einem konstanten und regelmäßigen Austausch mit anderen Künstlerinnen zu sein. Daran wächst man unglaublich, das hatte ich sehr lange nicht.

Interview: Beate Scheder