
Fünf Fragen an …
Brenda Alamilla (* 1987 in Mexiko-Stadt) ist eine transdisziplinär arbeitende bildende Künstlerin. Sie studierte an der HGB Leipzig bei Prof. Tina Bara und an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. In ihrer Arbeit, die Fotografie, Performance und Schreiben umfasst, untersucht sie Gewalt und deren Beziehung zu Machtstrukturen auf persönlichen und strukturellen Ebenen. Dabei bezieht sie sich auf dekoloniale und feministische Ansätze. Ihre Werke wurden unter anderem in Der Greif und Magnum Photos veröffentlicht und international ausgestellt, so etwa auf dem F/STOP Festival in Leipzig, mit der Zentrale für Kunst in Chemnitz, bei Errant Sound, im Haus Kunst Mitte, bei Spoiler und im ZK/U in Berlin, wo sie die Reihe Rehearsing Moves on Hazy Paths co-kuratierte.
Dein Hauptmedium ist Fotografie. Wie arbeitest du damit?
Alle meine Ideen und Konzepte verdichten sich darin, Bilder zu gestalten. Mit Fotografie kann ich Momente festhalten oder auch inszenieren. Ich arbeite viel mit Erinnerung und nutze Fotografie, um sie zu dekonstruieren und in einen neuen Kontext zu setzen. Dabei erweitere ich die Bildwelten auf unterschiedliche Weise.
Wie machst du das?
Ich beginne mit einem mentalen Bild, also mit einer Erinnerung. Oft sind es Momente, in denen ich mich besonders verletzlich gefühlt habe, wie Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, Missbrauch, meiner Migration nach Deutschland, dem Muttersein oder im Umgang mit institutionellen und staatlichen Ungerechtigkeiten. Dabei achte ich darauf, wie diese mich als Frau oder aufgrund meiner Hautfarbe beeinflusst haben. So versuche ich, persönliche Erfahrungen in spezifische strukturelle Kontexte einzuordnen. Schritt für Schritt nimmt meine Suche eine Sprache an, die die Bilder verankert und die Bezüge verbindet. Daraus entstehen zeitbasierte Arbeiten, die sich in Medien wie Fotografie, Performance oder Video ausdrücken.
Welche Rolle spielt der Körper in deiner Arbeit?
Ich betrachte den Körper als eine politische Bühne, auf der wir unsere Erinnerungen archivieren. In meiner Kunst versuche ich, mein Archiv mit den Archiven anderer Menschen zu verbinden, und zu verstehen, wie Politik meinen Körper beeinflusst hat.
Wie meinst du das?
In meiner Performance „Das Schweigen zwischen uns“ geht es darum, wie mich strukturelle Machtverhältnisse darin beeinflussen, wie ich spreche, wie ich mich in der Stadt bewege, wie ich mich zu anderen Menschen verhalte. Es geht um Erfahrungen mit Gewalt, Rassismus und Diskriminierung, die mich geprägt haben, zum Beispiel wie es war, eine Frau in Mexiko zu sein, oder wie es ist, eine Frau of Color in Berlin zu sein.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich wollte mich mit anderen Künstlerinnen vernetzen, um Unterstützung und Erfahrungsaustausch mit Menschen zu finden, die ähnliche Herausforderungen beim Ausüben und Leben von ihrer künstlerischen Arbeit erleben, besonders in einem so überwältigenden Umfeld wie der Kunstszene.
Interview: Beate Scheder