Fünf Fragen an …
Julia Lübbecke (geb. 1989 in Gießen) studierte an der Royal Academy of Fine Arts Antwerp, an der UMPRUM – Academy of Arts, Architecture and Design in Prag und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ihre Arbeiten wurden zuletzt im Zentrum für Aktuelle Kunst in der Zitadelle Spandau, Berlin, der Frappant Galerie in Hamburg, der Vunu Gallery in Košice, Slowakei und auf den Rencontres d’Arles gezeigt. Zudem ist sie Preisträgerin des IKOB – Kunstpreis für feministische Kunst, welcher 2019 erstmals vom IKOB – Museum für Zeitgenössische Kunst in Eupen, Belgien vergeben wurde. Sie ist Teil des Kollektivs Law of Life und lebt und arbeitet derzeit in Berlin.
In deiner Kunst baust du „subjektive Archive“. Was ist das?
Ich arbeite seit einiger Zeit mit dem Begriff, da er meine Arbeitsweise gut beschreibt: das Destabilisieren von hierarchischen Machtstrukturen. Normalerweise gilt ein Archiv als eine Institution, die von einem objektiven Blickwinkel ausgeht. Das möchte ich hinterfragen. Das subjektive Archiv ist meine persönliche Sammlung und die Einladung, zu diskutieren, ob die Institution Archiv nicht per se immer subjektiv ist.
Von welchen Themen handeln deine subjektiven Archive?
Die Themen entspringen Momenten in der Recherche, in denen ich Verbindungen bemerke, sowohl zwischen historischen Situationen als auch gegenwärtigen Beziehungen von Menschen. Dabei sind Begriffe wie Identitäten, Widerstand oder Begehren wichtig.
Was für eine Form nehmen deine Arbeiten an?
Ich möchte, dass die Form das Vielschichtige und das Vielstimmige widerspiegelt. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich Perspektiven hinterfragen und das Fließende darstellen kann, wenn ich eigentlich „statisches“ Material verwende. Und wie ich es schaffe, Verknüpfungen zu zeigen. Aus diesem Grund arbeite ich unter anderem in Installationen mit Gipskarton. Hieraus entstehen skulpturale Figuren, die es ermöglichen, fluide Collagen zu erstellen und Leerstellen sichtbar zu machen.
Was möchtest du beim Publikum bewirken?
Ich wünsche mir – ganz banal –, dass etwas mitgenommen wird. Ich versuche in den Arbeiten, diese Kraft, Hoffnung und Fragen, die für mich in den Materialien enthalten sind, zu transportieren, damit die Betrachter*innen selber entdecken können, welche Potentiale darin für ihren Alltag liegen. Dazu gehört, dass ich immer einen Quellenindex auslege, der für eigene Nachforschungen mit nach Hause genommen werden kann.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Goldrausch ist das einzig mir bekannte Postgraduiertenprogramm, das Geschlecht und Kunst – und damit auch Gesellschaft in einen Zusammenhang bringt. Das entspricht meiner eigenen Haltung und Arbeitsweise.
Interview: Beate Scheder
Foto: Julia Lübbecke