Fünf Fragen an …
Sidsel Ladegaard (geb. 1990 in Aarhus, Dänemark) studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und an der Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem. 2018 machte sie in Berlin bei Manfred Pernice ihren Abschluss als Meisterschülerin. Nach dem Studium folgten Arbeitsaufenthalte u.a. in den Statens Værksteder for Kunst in Kopenhagen und in der Künstlerresidenz San Cataldo in Scala, Italien. Außerdem erhielt sie das Salzwedel-Stipendium des Landes Sachsen-Anhalt. Ihre meist skulpturalen Arbeiten im Innen- wie im Außenraum bewegen sich fließend zwischen Minimalismus und Hobbyismus. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Du sagst, es gehe dir in deiner Kunst darum, eine Gleichzeitigkeit von Kunstwerk und Betrachter*innen in einer räumlichen Situation anzustreben. Kannst du das an einem Beispiel erklären?
Eine meiner Installationen heißt Verlegungen (Interieur). Sie bestand zum Zeitpunkt ihrer Präsentation aus vielen Einzelteilen in einem Raum, die nach bestimmten Prinzipien verteilt waren. Die Gegenstände hatten eine gewisse Statik, suggerierten aber gleichzeitig, dass sie woanders sein könnten, es nur gerade nicht sind. Betrachter*innen, die hineinkamen, waren die Einzigen, die sich wirklich bewegt haben und sich so ihrer eigenen Beweglichkeit und Platzierung im Raum klarer werden konnten.
Wie hast du das geschafft?
Durch die Wahl der Objekte. Ich habe z.B. Teppiche auf dem Boden ausgelegt. Ein Teppich bezieht sich sehr auf den Ort, wo er liegt. Oft liegt er dort 30 Jahre, gleichzeitig kann man ihn innerhalb von 30 Sekunden zusammenrollen und wegtragen.
Welche Rolle spielt für dich die Frage von Nähe und Distanz?
Sie ist ein Grundelement meiner künstlerischen Arbeit. Wenn ein Werk einen als Betrachter*in nicht überwältigt, aber auch nicht so weit entfernt ist, dass man keinen Bezug dazu hat, ermöglicht das einen Prozess des Schauens und Reflektierens, weil körperliches Spüren und Denken gleichzeitig ablaufen.
Die Gegenstände, mit denen du arbeitest, sind oft handwerklich oder kunsthandwerklich gefertigt. Warum?
Ich würde noch das Wort Hobby anfügen. Mich interessiert, wie bestimmte visuelle Sprachen weitergeführt werden. Das geschieht häufig bei Hobbyarbeit, manchmal auch im Kunsthandwerk. Ich arbeite mit denselben Materialien und erprobe die Konventionen, die mitschwingen. Gerade mache ich Seidenmalerei, was eine Hochkonjunktur in der Hobbywelt der 80er und 90er Jahre hatte und entsprechende Bilder hervorruft.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Vor allem wegen des Austauschs mit anderen Künstlerinnen. Goldrausch ist ein Programm, das eine gewisse Art von Kollegialität fördert, die ich in der Kunstwelt sehr wichtig finde.
Interview: Beate Scheder
Foto: Rosanna Graf