Rosanna Graf

 

 

Porträt Rosanna Graf, Goldrausch 2020

Fünf Fragen an …

Rosanna Graf (geb. 1988 in München) studierte an der HFBK Hamburg und als Art School Alliance-Stipendiatin am Goldsmiths – University of London. Sie erhielt das Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Künstler, das Deutschlandstipendium des BMBF sowie das Jahresstipendium des Freundeskreises der HFBK Hamburg und ist Gewinnerin des Karl H. Ditze-Preis für die beste Abschlussarbeit. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden u.a. in den Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg, in der Galerie Conradi in Hamburg, im Kunsthaus Hamburg, an der Volksbühne Berlin und in einer Jahresgaben-Ausstellung des Kunstverein München gezeigt.

In deinen Videos und Performances spielen oft Hexen mit, warum?

An der Figur der Hexe interessiert mich ihr feministisches Potential, aber auch die Magie, mit der sie arbeitet. Im Zusammenhang mit dem Erstarken des Populismus im postfaktischen Zeitalter ist mir aufgefallen, dass die Hexe wieder eine wichtige Figur wird. Sie steht für mich für neue Strategien, wie man sich zum Beispiel als Frau oder queere Person, die sich in dieser neoliberalen Gesellschaft nicht ganz verorten kann, behaupten kann.

Sind die Hexen gut oder böse?

Meine Hexen sind im Grunde gute Hexen, wobei die Bewertung natürlich von der Perspektive abhängt. Sie finden zu ihrer Kraft, indem sie erkennen, dass die Realität durch ihre Intentionen und einen bestimmten neuen Blick verändert werden kann. Die Magie fungiert als eine Art Brille bei der Auseinandersetzung mit der Realität. Es geht darum, eine Stimme zu haben, aktiv zu werden – somit um radikales Empowerment.

Arbeitest du streng nach Plan oder improvisierst du?

Die Recherche ist ein langer Prozess für mich, das Sammeln und Suchen nach neuen Blickwinkeln. Das Drehbuch, das daraus entsteht, bildet die Essenz dieser Suche. Es wird schnell geschrieben, als würde sich dabei ein Ventil öffnen. Wichtig ist mir bei den Drehs, das richtige Setting herzustellen. Meine Darsteller*innen – manchmal bin ich das selbst – haben dabei die Möglichkeit, gegen das durch meine Sprache vorgegebene Korsett anzukämpfen.

Welchen Unterschied macht es für dich, ob du selbst performst oder jemand anderes?

Beim Ausstellen hat mir oft ein direkter Kontakt zu den Betrachter*innen gefehlt. So kam der Wunsch nach den Performances, die oftmals interaktiv sind, und in denen ich mich zum Teil One-on-One mit dem Publikum austausche.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich bin neu in Berlin und will Goldrausch nutzen, um mich zu vernetzen und inhaltlich mit anderen Künstlerinnen auseinanderzusetzen. Außerdem hoffe ich, Selbstbewusstsein im Umgang mit den pragmatischen Seiten des Kunstmarkts zu gewinnen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Jenny Schäfer