Astrid Kajsa Nylander

 

 

Porträt Astrid Kajsa Nylander, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Astrid Kajsa Nylander (geb. in Göteborg, Schweden) schloss 2018 ihren MFA in Zeichnung und Malerei bei Jutta Koether und Hanne Loreck an der HFBK Hamburg ab. Während ihres Studiums belegte sie 2016 ein Gastsemester am San Francisco Art Institute, wo sie u.a. bei Sampada Aranke studierte.
Seit 2014 ist sie Teil der feministischen Künstlerinnenplattform CALL und Redakteurin des CALL-zine. Ihre Arbeiten wurde u.a. 2018 im Museo Apparente, Neapel gezeigt. Ihre mit Mini-Job betitelten Gemälde sind Teil der Jahresgaben 2018/2019 des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. Ebenfalls 2018 wurde Café Miao presents: Tour de Miao anlässlich von Jutta Koethers Tour de Madame: Cold Chills in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. 2019 wurde ihr der Kunstpreis Junge Kunst der Sparkasse Siegen verliehen. Im September 2019 folgt eine Einzelausstellung im Kunstverein Siegen mit Katalogveröffentlichung.

Wie bist du zur Malerei gekommen?

Es war eine Frage der Autonomie. Früher habe ich eher bildhauerisch gearbeitet, mit Glas und Stahl. Als ich für ein halbes Jahr in die USA gegangen bin, habe ich überlegt, wie ich meine Arbeit weiterentwickeln kann, damit ich sie besser transportieren kann und nicht mehr von Werkstätten abhängig bin. Aber Malerei interessiert mich auch konzeptuell. In der westlichen Kunstgeschichte wird sie so behandelt, als würde es darum gehen, eine Wahrheit zu finden. Dies ist immer wieder gescheitert. Ich glaube nicht, dass es universelle Wahrheiten gibt – weder in der Malerei, noch im Bezug auf das menschliche Dasein.

Wie entwickelst du deine Sujets?

Ich habe überlegt, wie ich von der Erfahrung in einem Körper zu sein, erzählen kann. In der Geschichte der Malerei werden menschliche Erfahrungen oder Zustände traditionell anhand von nackten Frauenkörpern dargestellt oder als vertikale Porträts. Es ist eine Herausforderung, diese Erfahrung über solche Modelle hinaus zu beschreiben.

Ein Motiv, das in deiner Malerei häufig vorkommt, sind Knöpfe. Was hat es damit auf sich?

Ich mache meistens größere Arbeiten. Die Knöpfe als Mini-Jobs wirken dazu wie eine Gegenüberstellung. Sie sind als Trompe-l’Œils gemalt, sodass sie die Dimension, in der wir uns befinden, und die Materialität der Umgebung infrage stellen. Knöpfe sind Verknüpfungen. Das ist es, was Kunst für mich bedeutet: Verknüpfungen herzustellen zwischen Erfahrungen und Zuständen.

Sind diese Knöpfe auch ein Verweis auf das Textile, das im Gegensatz zur Ölmalerei klassischerweise weiblich konnotiert ist?

Malerei wird meistens auf Leinwand ausgeführt, dennoch wird sie von der textilen Welt getrennt betrachtet. Die Knöpfe lassen sich als Vorschlag verstehen, die Welten nicht voneinander getrennt zu betrachten.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich halte es für wichtig, sich als Künstlerin nicht als eine isolierte Instanz zu verstehen, sondern als Teil von etwas und als Gruppe darüber nachzudenken, was das bedeutet.

Interview: Beate Scheder
Foto: Astrid Kajsa Nylander