Fünf Fragen an …
Melo Boerner geb. in Lichtenstein, Sachsen) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Wilhelm Mundt und absolvierte 2018 ihren MA in Sculpture am Royal College of Art in London.
Melo Boerners Arbeiten waren unter anderem zu sehen in: Too Much Information, Seventeen, London, 2018; dgtl fmnsm festival, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste, Dresden, 2018 und 2017; What Can Be Done to Make Trouble?, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main, 2017; Borders Borders, Edinburgh College of Art, 2016; Error Island, Art-Kvartira Art Center, Dnipro (Ukraine), 2016. Sie performt als DJ SHE’OL, spielt in der Band Short & Pregnant und ist Gründungsmitglied des Off Spaces Golfplatz in Dresden.
Welche Themen interessieren dich?
Ganz weit gefasst interessieren mich Körper in Orten, nicht nur menschliche, sondern auch skulpturale Körper. Mich interessiert, wie sie sich zueinander verhalten, welche Regeln wirken, aber auch wie aus Normregelungen ausgebrochen werden kann. Letzteres hat auch mit meiner Queerness zu tun. Zu all dem sammle ich Bilder und Formen und Weggeworfenes.
Wo sammelst du und was sammelst du konkret?
Überall, auch auf der Straße. Momentan sind es bunte, transparente Feuerzeuge und kleine Schnapsflaschen sowie allerlei kleine Sachen, die Leute zurücklassen. Für mich sind es kleine Schätze, Talismane, die man sich in die Tasche steckt – Dinge, die eine Wichtigkeit haben, diese als Müll jedoch verlieren.
Du arbeitest viel mit Textil und soften Materialien. Warum?
Einerseits mache ich das, weil ich mich sehr stark für Mode interessiere und in meiner Modeschneider*innenausbildung viel über Stoffe und Körper gelernt habe. Andererseits liegt es auch daran, dass in der Theorie soften Materialien eine Weiblichkeit zugeschrieben wird und den festen eine Männlichkeit. Damit spiele ich, indem ich etwa auf weiche Materialien Zeichnungen setze, die zuerst als etwas anderes wahrgenommen werden können.
Woher kommt deine Vorliebe für die DIY-Ästhetik, die deine Arbeiten prägt?
DIY, also Do It Yourself, ist eine Art zu arbeiten, bei der ich mir selbst die Dinge aneigne, ohne dabei unbedingt vorgegebenen Regeln zu folgen. Gleichzeitig werden im DIY eben auch aussortierte Materialien benutzt. Für mich hat das viel mit Punk zu tun. Mich interessieren auch solche Orte sehr, DIY-Orte, Punk Spaces. Einerseits ist das eine persönliche Sache, weil ich da als Teenager viel Zeit verbracht habe. Andererseits ist es auch deren Idee, sich als politische Orte in der Gesellschaft durchzumogeln.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich bin gerade mit meinem Master in London fertig geworden und habe das als perfekten Anschluss gesehen, um in Berlin anzukommen und zu starten.
Interview: Beate Scheder
Foto: Nadja Kurz