Lena Skrabs

 

 

Porträt Lena Skrabs, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Lena Skrabs (geb. 1990 in Hamburg) lebt und arbeitet in Berlin. Sie schloss ihren MFA in Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität Weimar ab. Während ihres Masterstudiums verbrachte sie ein Jahr in Tokio, wo sie an der Tokyo University of the Arts an der Fakultät für Intermedia Arts studierte.
In ihrer künstlerischen Praxis untersucht Lena Skrabs vor allem die Absurdität der menschlichen Spezies. Ihre Arbeit umfasst verschiedene Medien und bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Objekt, Performance und Partizipation. Arbeit, Freizeit und die festliche Komponente des Alltäglichen sind ihre Schwerpunkte in Forschung und Praxis. Ihre Arbeit ist geprägt vom Glauben an das Spiel, vom Hervorheben des Außergewöhnlichen im Gewöhnlichen, von Präsentationen, Organisationen und Situationen. Seit 2017 arbeitet sie hauptsächlich als einer von zwei Teilen des Kollektivs g.a.d.o.

In deiner Kunst untersuchst du die Seltsamkeiten der menschlichen Spezies. Was ist so seltsam am Menschen?

Eigentlich alles. Man könnte den ganzen Alltag als eine große Performance betrachten. Ein Spaziergang in der Kleingartenanlage oder der Behördengang können ästhetische Erfahrungen sein. Der Fokus auf die performative Qualität des Alltäglichen hat sich besonders während meiner Zeit in Japan manifestiert, wo ich die Menschen bei der Arbeit beobachtet habe.

Was war daran so speziell?

Sie setzen ihre Arbeit auf absurd kuratierte Weise in Szene. Ihre Uniformen verleihen ihnen automatisch Wichtigkeit und einen gewissen Rollencharakter. Am meisten fasziniert haben mich die genau einstudierten Abläufe der berufsspezifischen Choreographie – oft sehr maschinell, mit vielen Wiederholungen. Die Inszenierung der Expertin und ihrer Autorität wurden ein großer Teil meiner Arbeit.

Wie übersetzt du deine Beobachtungen des Alltäglichen in Kunst?

Ich nehme unterschiedliche Charaktere an. Mal bin ich Reiseleiterin, mal Sachbearbeiterin im Patentamt, mal Astronautin. Ich reinszeniere meine Beobachtungen, oft installativ, oft in Interaktion mit anderen, oft an Orten, die nicht mit Kunst besetzt sind. Mit meiner Arbeit möchte ich zum Hinterfragen der Regeln und sozialen Konstrukte einladen, in denen wir uns bewegen. Ich möchte in den Alltag eingreifen und ihn als eine weniger programmierte, weniger bürokratische Wiederholung, mehr als eine unvorhersehbare, inspirierende Reihe von Situationen und Begegnungen präsentieren.

Wie reagieren die Leute auf dich?
Die meisten finden das erst einmal verrückt. Ich habe aber gemerkt, dass sie meine Arbeit nicht unbedingt verstehen müssen, um sich darauf einzulassen. Neue Perspektiven zu öffnen, ein bisschen Verwirrung zu stiften und andere Erfahrungen zu generieren – das treibt mich an.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ein Großteil der Kunstwelt fördert Konkurrenz und Wettbewerb. In Goldrausch sehe ich einen Ort, der zugunsten von gegenseitigem Support handelt.

Interview: Beate Scheder
Foto: Pezhman Zahed