Bethan Hughes

 

 

Porträt Bethan Hughes, Goldrausch 2021

Fünf Fragen an …

Bethan Hughes (geb. 1989 in Wigan, UK) hat Fine Art an der Glasgow School of Art und Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar studiert. Im Jahr 2020 erhielt sie einen Doktortitel von der University of Leeds für ihre Dissertation Against Immateriality: 3D CGI and Contemporary Art. Ihre Arbeiten wurden zuletzt bei Centrum Berlin, bei HAUNT/Frontviews, Berlin und an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig gezeigt. Von 2019–2020 war sie Braunschweig-Projects-Stipendiatin und 2018 Mitbegründerin der audiovisuellen Plattform Poor Image Projects. Bethan Hughes lebt und arbeitet in Berlin.

In deinem aktuellen Projekt beschäftigst du dich mit Kautschuk. Wie kamst du darauf?

2017 habe ich zum ersten Mal damit gearbeitet, damals im Zusammenhang mit sogenannten „Soft Body Dynamics“. Dabei geht es darum, mittels 3D-Software flexible, organische Körper zu simulieren. Ich wollte diese Formen analog nachbauen. Kautschuk erschien mir als Material dafür am besten geeignet. Anfangs ging es mir nur um die taktilen Eigenschaften, aber weil das Material so faszinierend ist, habe ich noch in einigen weiteren Projekten damit gearbeitet. Letztes Jahr habe ich dann angefangen, über seine Geschichte und die botanischen Zusammenhänge zu lesen und auf einmal haben viele Dinge angefangen, zusammenzupassen.

Wie meinst du das?

Metaphorisch wie physisch verrät es für mich sehr viel darüber, wie Menschen mit der Welt interagieren. Mesoamerikanische Gemeinschaften haben Kautschuk vor Tausenden von Jahren aus Bäumen extrahiert und in spirituellen Zeremonien benutzt. Später spielte er eine große Rolle im Kolonialismus, wurde industrialisiert, kommerzialisiert und als materieller Fetisch sogar Teil des Intimlebens der Menschen. Auf eine Art verbindet er heute alle unsere Körper.

Wie recherchierst du?

Recherche ist ein großer Teil meiner Arbeit. Sie kann aber sehr unterschiedlich aussehen. Mal beschäftige ich mich mit einer bestimmten Software, mal lese ich, wie in diesem Fall, Texte zur Kolonialgeschichte, aber auch die Arbeit im Garten kann Recherche sein.

Wie entsteht daraus eine Form?

Wichtig ist mir, dass die Betrachter:innen das eigentliche Kunstwerk als taktile, körperliche Erfahrung erleben. Ich hoffe, die Menschen können sich damit auf einer physischen Ebene verbinden, angereichert durch die Themen der Recherche.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Goldrausch ist eine tolle Gelegenheit, viele neue Leute kennenzulernen und meine Verbindung zu Berlin zu vertiefen – und natürlich all das zu lernen, was zumindest an den Kunsthochschulen, die ich besucht habe, kein Thema war.

Interview: Beate Scheder
Foto: Lukas Städler