Anja Dornieden

 

 

Porträtfoto von Anja Dornieden. Die Künstlerin lehnt an einer Wand und schaut direkt in die Kamera.

Fünf Fragen an …

Anja Dornieden (* 1984 in Heiligenstadt) war von 2008 bis 2010 Stipendiatin des Fullbright-Programms an der New School in New York, wo sie einen Master-Abschluss in Media Studies erlangte. Seit 2010 arbeitet sie zusammen mit J. D. González Monroy unter dem Namen OJOBOCA. Das Duo widmet sich in seiner künstlerischen Praxis dem fotochemischen Film und erforscht in seinen Arbeiten das Kino als soziales Ritual. OJOBOCAs Filme und Expanded-Cinema-Performances waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenpräsentationen zu sehen, zuletzt im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund, im Institute of Contemporary Arts in London sowie auf Filmfestivals wie der Berlinale.

Du bist Teil des Künstler*innenduos OJOBOCA. Was bedeutet der Name?

Seit 2010 arbeiten Juan David González Monroy und ich zusammen. Der Name OJOBOCA leitet sich vom Spanischen „Auge-Mund“ ab und ist ein Begriff, den der Filmemacher Pier Paolo Pasolini zur Beschreibung einer Kamera gewählt hat.

Ihr nennt eure Arbeitsmethode Orrorism. Was ist damit gemeint?

Ein zentrales Element unserer Arbeit ist die fotochemische Filmprojektion. Wir betrachten Kino als eine Form des Rituals, die sich mit der gemeinschaftlichen Erfahrung befasst. In unseren Programmen, die oft eine Kombination aus Filmen und performativen Arbeiten umfassen, versuchen wir einen Raum zu schaffen, in dem eine Art unbewusste Verbindung zwischen allen Anwesenden entstehen kann. Diese Praxis bezeichnen wir als Orrorism.

Was für Geschichten willst du erzählen?

Mich interessiert, wie wir unsere Umgebung erzählerisch konstruieren. Ich untersuche, wie wir historische Ereignisse, Mythen oder Fantasien nutzen, um etwas zu rechtfertigen oder durchzusetzen. In meinen Filmen kommt der Narration eine bedeutende Rolle zu, wobei ich stets versuche, die Autorität der erzählenden Stimme zu hinterfragen.

Du benutzt nur analoge Filmtechniken. Warum?

Ich bin über den Prozess der handwerklichen Arbeit zum analogen Film gekommen. Mein erster Berührungspunkt damit war die Erstellung von Film ohne Kamera. Das Filmmaterial habe ich direkt bemalt, gekratzt oder mit Techniken der Collage verändert. Erst im zweiten Schritt habe ich begonnen, eine Kamera zu verwenden. Die analoge Arbeitsweise erfordert sehr viel Zeit, Geduld und Sorgfalt und bringt Einschränkungen mit sich – das empfinde ich jedoch als hilfreich.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Wie bereits erwähnt, ist ein Schwerpunkt meiner Arbeit das gemeinsame Erleben einer Filmprojektion. Während und nach der Pandemie hat sich vieles ins Internet verlagert. Mit Goldrausch möchte ich reflektieren, wo ich mit meiner Arbeit hinmöchte und ob ich dieses gemeinsame Kinoerlebnis auch in einem anderen Kontext erfahrbar machen kann.

Interview: Beate Scheder
Foto: Anja Dornieden