Fünf Fragen an …
Die deutsch-türkische Künstlerin Ahu Dural (geb. 1984 in Berlin) ist bekannt für ihre großformatigen Installationen. Ihre künstlerische Praxis untersucht aktuell Zusammenhänge zwischen der Architektur der Moderne und biografischer Geschichte. Nach Abschluss ihres Studiums in der Klasse für Illustration an der Universität der Künste in Berlin erweiterte Dural ihre künstlerische Forschung in Wien. Sie diplomierte 2016 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Prof. Monica Bonvicini. Dural lebt und arbeitet in Berlin.
In deiner Kunst spielt Architektur eine große Rolle. Warum?
Meiner Ansicht nach beeinflusst die Beschaffenheit des Ortes, an dem man aufgewachsen ist – die Architektur, aber auch die natürliche Landschaft – die Persönlichkeit eines Individuums. Architektonische Formen, Innenraumansichten und Zeichnungen von Gebäuden nutze ich außerdem, um mit Perspektiven zu spielen und das Auge zu schulen.
In deinem aktuellen Projekt geht es um Berlin-Siemensstadt, warum gerade dieser Ort?
Siemensstadt wurde, wie der Name schon sagt, von Wilhelm von Siemens auf forst- und landwirtschaftlichem Gebiet als Arbeits- und Wohngebiet geschaffen. Wenn man wollte, könnte man es in vier Lebensbereiche aufteilen. Es gibt Orte, die für die Arbeit der Menschen gedacht waren oder noch sind, Orte für das Wohnen, Orte für die Erziehung der jüngeren Generation und Orte, die für die Erholung der Anwohner:innen konzipiert wurden. An Siemensstadt finde ich sehr spannend, dass diese vier Aspekte des Lebens dort vereint werden. Und es gibt einen persönlichen Grund: Ich bin dort aufgewachsen.
Wie äußert sich diese persönliche Involviertheit in deiner Kunst?
Beispielsweise in meinen Skulpturen, die zwischen Kunst und funktionalem Objekt changieren. In der Einzelausstellung „neues bauen 13629“ im Projektraum Scharaun in Siemensstadt waren das Objekte wie Bank, Tisch, Hocker und Raumteiler. In jedem dieser Stücke steckt ein Aspekt meiner Vergangenheit. Ich habe mich von meiner Kindheitsarchitektur inspirieren lassen, von der Arbeitsstätte meiner Mutter – aber auch von den Designs von Charlotte Perriand und Eileen Gray.
Was möchtest du mit deiner Kunst bewirken?
Ich möchte, dass Menschen sensibler betrachten: Warum wird etwas auf eine bestimmte Art konstruiert und was macht es mit einem? Ich möchte den Blick schärfen und zeigen, dass man vielperspektivisch auf Dinge schauen kann.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Goldrausch gibt mir mehr Struktur, Mut und ist für mich ein Resonanzraum, in dem man voneinander lernen kann.
Interview: Beate Scheder
Foto: Mike Auerbach