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Zum 30-jährigen Jubiläum stellten Pauline Hagen, Theresa Strebling und Jil Zepp – drei Projektmitarbeiterinnen, die erst nach der Gründung des Goldrausch Künstlerinnenprojekts geboren wurden – auf dieser Seite Beiträge zusammen, die sich mit dem Gestern und Heute des Projekts beschäftigen. Die ausgewählten Texte, Bilder und Informationen, publiziert zwischen Oktober bis Dezember 2020, gewähren einen Einblick in das Archiv, den Alltag und die Weiterentwicklung des Projekts.

Zudem wurden an dieser Stelle im Dezember 2020 Videoarbeiten von früheren Projektteilnehmerinnen zum Thema Kollaboration, Zusammenhalt, Selbstorganisationals digitales Screening präsentiert.

„Wir freuen uns auf viele weitere Jahre des Goldrausch Künstlerinnenprojekts – noch mehr freuen wir uns aber auf den Zeitpunkt, an dem die strukturelle Benachteiligung von Frauen* und Künstlerinnen* endlich zufriedenstellend überwunden ist.“ (Pauline Hagen, Theresa Strebling, Jil Zepp, Oktober 2020)

Gestern

Presseresonanz von 1991

Ein Artikel von Katrin Bettina Müller, erschienen am 23. September 1991 in der taz. die tageszeitung über die zweite Ausstellung des Goldrausch Künstlerinnenprojekts.

Metamorphosen des Seesterns
14 Künstlerinnen aus Berlin stellen im Bethanien aus: »heute«

Die Metamorphosen eines Seesterns, auf kleine Kärtchen von Eva Bernhardt gezeichnet, durchziehen die Ausstellung heute von 14 Künstlerinnen aus Berlin wie ein Leitmotiv. Neben dem sich wandelnden Tentakelwesen stehen in Schulschrift kurze Behauptungen: »Ich entrolle. Ich entstamme. Ich entschwinde. Ich entsende. Ich entrinne.« Diese sprachlichen Analogien zu den verschiedenen Seinszuständen des Seesterns lassen sich als Behauptungen der Kunst lesen, die ihr Woher und Wohin offen läßt, die sich in ständiger Veränderung jeder Definition entzieht und trotzdem in der Wahrnehmung ausbreitet. Die Streuung der Wortkärtchen durch die Ausstellung entspricht dem Nebeneinander der divergierenden Behauptungen von Kunst. An die Leerstelle des Satzobjektes ist der jeweilige Kontext zu setzen, auf den sich die Arbeiten der Künstlerinnen beziehen.

Vorsichtige Standortfindungen der Künstlerinnen zwischen Atelier und gesellschaftlicher Wirklichkeit waren Teil der Goldrausch-Künstlerinnenfortbildung Ohne Kompromiss, die »Strategien professioneller Selbstbehauptung« zum Lernziel hatte. Das sechsmonatige Seminar, das in die gemeinsame Konzeption der Ausstellung heute mündete, war praktischen Problemen des Kunstbetriebs gewidmet. Die von einem Gremium ausgewählten Teilnehmerinnen wurden über Copyright- und Steuerprobleme, über Ausstellungsinstitutionen und die Berliner Galerie-Szene informiert, sie konnten sich mit Kunstfotografen und -kritikern auseinandersetzen, sie lernten die profanen Niederungen der Künstlersozialkasse, von Förderungsmodellen des Senats und »Kunst am Bau« und die Funktion der Künstlerverbände kennen; kurz, sie wurden vorbereitet auf das Künstlerinnendasein als selbständige Unternehmerin, der keine sorgende Ehefrau das Management ihrer Werke abnimmt.

Bei einer Reihe von Atelierbesuchen und bei der konkreten Konzeption der gemeinsamen Ausstellung fand darüberhinaus eine Auseinandersetzung über künstlerische Positionen statt. Dient die Group-Show einerseits der Propagierung des Goldrausch-Seminars, so ist sie andererseits für die Künstlerinnen ein wichtiger Schritt an die Öffentlichkeit. Die Teilnehmerinnen des letztjährigen Kurses konnten sich zudem je einen eigenen Katalog gestalten, der ihnen über Berlin hinaus als Einstieg in den Kunstbetrieb diente; noch jetzt erreichen Goldrausch Anfragen nach diesem originellen Katalogpaket. Diese Aussicht schärfte auch die Bewerberinnen für das zweite Seminar; doch die Senatsverwaltung für Frauen und Arbeit kürzte dem Träger Goldrausch kurzfristig die Mittel, so daß die Katalogpläne ins Wasser fielen und nur eine Postkarten-Edition als Trostpreis angekündigt ist.

Nahe dem Eingang lauert die Foto-Installation Das Sigmund Freud Museum im Künstlerhaus Bethanien von Bettina Allamoda auf den Besucher und stürzt ihn gleich in Verwirrung. Ist dies nun ein Freud-Museum oder ein Bild aus einem Museum? Ist dieser mit Figuren und Fotografien überladene Schreibtisch, den das zerteilte und verfremdete Großfoto zeigt, der authentische Arbeitsplatz Freuds oder Teil einer künstlerischen Interpretation seiner Arbeit? Schemenhaft sind Frauenfiguren erkennbar; doch in der wievielten Generation reproduziert, analysiert, kommentiert? Je mehr man sich auf Allamodas Arbeit einläßt, desto mehr entzieht sich der Kern der Geschichte.

Mit der Übersetzung von Formen in fremde Materialien beschäftigt sich Roswitha Jacobi. Ihre Grauen Schalen, gewonnen aus der filzigen Umhüllung eines Brettes, sind zu langen, weichen Filznachen geworden, die einerseits Wärme und Geborgenheit versprechen, andererseits durch ihre Instabilität empfindlich erscheinen. Transformation und die Verwandlung von Materie ist Thema in Ute Mahlings Arbeit C+H2O: In einem Lagerregal wechseln Bretter mit verkohlten Brotlaiben mit schwarzen Blechen ab, in denen Wasser steht. Angesprochen werden in dieser apokalyptischen Kulisse elementare Energien wie Feuer und Wasser und ihre Indienstnahme durch den Menschen; doch ihre scheinbare Beherrschung wird zugleich in Frage gestellt.

Weniger pathetisch nimmt Andrea Sunder-Plassmann in ihrem Raum Ground Control das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt zum Anlaß einer spielerischen Vision. In einem hellgrün-samtigen Kabinett sind Wasserkugeln mit konservierten Blumen in die Wände eingelassen; ein wenig fühlt man sich wie im U-Boot von Kapitän Nemo oder in einer vergrößerten Schneekugel.

Zwischen den konzeptionellen Ansätzen behaupten sich die Malerinnen Maria Schicker und Ina Lindemann. Sie beharren auf der unendlichen Reise durch die Räume, die erst aus der Farbe entstehen. Behelfsmäßig lassen sich Lindemanns große Tableaus als Landschaften lesen; doch die in ihr geöffneten Räume sind weiter, formbarer, ungreifbarer, die Bilder nur Momentaufnahmen einer andauernden Entwicklung.

Mehr einem Exkurs über die Liebe zur Malerei und die Furcht vor den Fallen der Tradition schildert Margarete Hahner in ihrem Raum mit dem Titel Ab heute bist Du für mich ein überstandener Schiffbruch. Auf grüngemalten Wänden hängen grünblaue Wellen- und Küstenbilder. Das Motiv, das schließlich allein schon durch die Farbe assoziiert wird, hält die Farbe mit Bedeutung besetzt und zwingt der Malenden Wiederholungen auf.

Einen anderen Weg das Bild von der Malerei zu lösen, nahm Annette Begerow, die mit Siebdruckpunkten unmittelbar auf der Wand der Ausstellungsräume druckte; sie realisiert ihre Bilder erst im Kontext des konkreten Ausstellungszusammenhanges.

»Ich entschlummere. Ich entschwinde.« skandieren die Kärtchen Eva Bernhardts weiter die Auflösung dessen, was die Kunst denn nun ausmacht. Der Inhalt, der Rahmen, Ort und Zeit ihrer Manifestation und Sichtbarkeit, die Reproduktion, die sprachliche Benennung? Alles steht zur Disposition.

heute, Ausstellung der Goldrausch-Künstlerinnenfortbildung bis 10.10. im Künstlerhaus Bethanien, tgl. außer mo, 10–18 Uhr.

Katalogentwicklung

Die Gestaltung und Produktion von einzelnen Künstlerinnen-Publikationen und einer jährlichen Begleit-Publikation, welche sich alle durch Individualität auszeichnen, war von Anfang an ein Teil und Highlight des Weiterbildungsprogramms. Die ersten Künstlerinnen-Publikationen sind im Jahr 1990 entstanden. Die Formate und die grafische Umsetzung waren damals so unterschiedlich wie die Künstlerinnen und ihre Arbeiten selbst.
Von 1993 bis 2003 wurde ein Teil der einzelnen Publikationen als Gesamtedition in Pappschachteln zusammengefasst und so verteilt.
Seit 2004 haben die von den Künstlerinnen individuell gestalteten Publikationen das gleiche Format und werden gemeinsam gedruckt. Die Hälfte der Auflage geht als Einzelheft an die jeweilige Künstlerin. Bis zum Jahr 2013 wurde die andere Hälfte jahrgangsweise in Katalogschubern zusammengefasst. Seit 2014 wird eine Hälfte der gedruckten Publikationen in einem großformatigen Gesamtkatalog mit Schweizer Broschur gebunden.

Mit dem Katalogschuber im Jahr 2004 entstand auch die Idee, dass jeder Kursjahrgang mit einer eigenen visuellen Identität an die Öffentlichkeit herantritt, welche durch den Katalogschuber bzw. heute durch den Gesamtkatalog, und die Einladungskarte und andere Materialien zur jährlichen Ausstellung sichtbar wird.

Die Publikationen der Kursteilnehmerinnen werden seit 2003 auf der Goldrausch Webseite dokumentiert.

1989–1990, Projekt-Publikation. Gestaltung: Gabriele Franziska Götz
1999–2000, Projekt-Publikation. Gestaltung: sans serif, Berlin
2004, Vorderseite Katalogschuber. Gestaltung: rotes Auto, Julia Rahne, Simon Ottinger
2009, Vorderseite Katalogschuber. Gestaltung: : Tjoss May
2010, Vorderseite Katalogschuber; Gestaltung: Tjoss May
2014, Gesamtkatalog Cover. Gestaltung: Harri Kuhn, mischen
2016, Gesamtkatalog Cover. Gestaltung: Franziska Morlock, Rimini Berlin

Goldrausch Grafiken

Sichtbarkeit zu generieren ist eines der Ziele des Professionalisierungsprogramms für Bildende Künstlerinnen. Dies tun die Künstlerinnen und Mitarbeiter:innen seit Gründung des Projekts unter anderem mittels einer zeitgemäßen visuellen Sprache und vielen unterschiedlichen grafischen Produktionen, welche durchgehend weiterentwickelt werden. Wir präsentieren eine Auswahl an Ausstellungseinladungen und Bewerbungsinfoflyer um Euch einen Einblick in die Entwicklung der Bildsprache des Goldrausch Künstlerinnenprojekts zu geben.

Kurs 1990–1991, Einladung zur Ausstellung. Gestaltung: Gabriele Franziska Götz
Kurs 1994–1995, Einladung zur Ausstellung. Gestaltung: Pit Mischke
Kurs 1996–1997, Einladung zur Ausstellung. Gestaltung: Gabriele Franziska Götz
Kurs 1998–1999, Infoflyer Goldrausch Künstlerinnenprojekt, Foto: Barbara Bloom, 1986
Kurs 1999–2000, Infoflyer Goldrausch Künstlerinnenprojekt. Zeichnung: Juliane Laitzsch, 1999. Gestaltung: sans serif, Berlin
Kurs 2001, Einladung zur Ausstellung
Kurs 2006, Bewerbungs-Infoflyer. Gestaltung: Enikö Gömöri
Kurs 2007, Einladung zur Ausstellung
2014, Bewerbungs-Infoflyer. Gestaltung: mischen

Archiv – Goldrausch 1992

In den neunziger Jahren war das Projekt zweijährig: Im ersten Jahr fanden Seminare und Workshops statt, im darauffolgenden Jahr wurden Kataloge und Ausstellung produziert. Im Nachwendejahr 1992 gab es keine Fördermittel, um eine Gruppenausstellung zu organisieren. Somit fiel das wichtigste Darstellungsmedium, um Kunst sichtbar zu machen und um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, weg.

Aus diesem Grund haben die 20 Künstlerinnen, welche in dem Jahr am Projekt teilgenommen haben, ihre einzelnen Publikationen unter dem Titel „Archiv“ mit einer Goldbanderole zusammengefasst, um darauf aufmerksam zu machen, dass Förderungsprojekte von Künstlerinnen sich „auf einem Grat zwischen ökonomischer Beruhigung von Randgruppen und deren Stigmatisierung“ bewegen und, dass die Werke von Frauen weiterhin unter dem Radar der Öffentlichkeit verschwinden, wenn eine Sammel-Publikation, welche eher früher als später im Archiv landet, das einzige ist, was von ihrer Arbeit bleibt.

Archiv – Goldrausch 1992, Die Publikation von Katharina Bach
Archiv – Goldrausch 1992, Die Publikation von Katharina Bach

Gestern ist Heute?

In den Tiefen der projektinternen Festplatten sind wir auf Dokumentationsfotos vergangener Goldrausch-Ausstellungen gestoßen. Wir haben eine kleine Auswahl von künstlerischen Arbeiten aus unterschiedlichen Kursjahrgängen und somit aus unterschiedlichen Gruppenausstellungen zusammengestellt, welche im pandemiegeprägten Jahr 2020 zeitgemäßer denn je erscheinen und dazu verleiten, neu gelesen zu werden.

Schleusernet mit Farida Heuck, Messestand, Forum Stadtpark Graz, 2003. Foto: Elmar Gubisch, 2004
Kei Takemura, May I enter? / Darf ich eintreten?, Take Me to the Edge of Heaven, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, 2007
Kym Ward, Am Laufenden Band, Glass Crash Feeling, Galerie September, 2010
Fotoarbeit von Chiara Dazi, Helium – Goldrausch 2014, Projektraum Flutgraben e.V.

30 Jahre, 30 Titel

2020 Sirene – Goldrausch 2020
2019 Hydra – Goldrausch 2019
2018 Archipelago – Goldrausch 2018
2017 Goldrausch 2017
2016 Fraud, Fake and Fame – Goldrausch 2016
2015 25 Karat – Goldrausch 2015
2014 Helium – Goldrausch 2014
2013 Körnelia – Goldrausch 2013
2012 Rita, sagen Sie jetzt nichts. Goldrausch 2012
2011 Fast and Furious – Goldrausch 2011
2010 Glass Crash Feeling – Goldrausch 2010
2009 Splendid Isolation – Goldrausch 2009
2008 Von Jetzt bis Dann – Goldrausch 2008
2007 Take Me to the Edge of Heaven – Goldrausch 2007
2006 Magma – Goldrausch 2006
2005 Polished – Goldrausch 2005
2004 Goldrausch 2004
2002/03 Goldrausch 2003
2001 Sexy Female Art and Pumping Surprise – Goldrausch 2001
2000 Goldrausch 11 – unterwegs
1999 Goldrausch X_ten
1998 Goldrausch IX
1997 Goldrausch VIII
1996 Goldrausch VII
1995 Goldrausch VI
1994 Goldrausch V
1993 Goldrausch IV
1992 Katalogedition Archiv
1991 Heute
1990 So oder So

30 Jahre, 447 Künstlerinnen

Yvonne Trapp, Yvon Chabrowski, Yun-Ting Hung, Yuki Jungesblut, Yuka Oyama, Youngjoo Cho, Yoko Hata (GUP-py), Yeongbin Lee, Yasmin Bassir, Yasmin Alt, Yalda Afsah, Wiebke Loeper, Wanda Stolle, Veronika Witte, Veronika Kellndorfer, Vera Rothamel, Vassiliea Stylianidou, Valeska Peschke, Ute Weiss-Leder, Ute Pleuger, Ute Mahling, Ute Haecker, Ute Fründt, Uta Neumann, Ursula Döbereiner, Ulrike Mohr, Ulrike Hannemann, Ulrike Feser, Ulrike Dornis, Ulrika Segerberg, Ulla Ostendorf, Ulla Klein, Tomoko Mori, Tine Stehen, Tine Schumann, Tina Haber, Tina Brüser, Tina Born, Timea Anita Oravecz, Tian Tian Wang, Thynne, Claudia Pollmann, Teresa M. Sequeira, Tere Recarens, Tatiana Echeverri Fernandez, Tanja Zimmermann, Tania Bedriñana, Sylwia Ludas, Sylvia Henrich, Sybil Kohl, Susanne Weirich, Susanne Pomrehn, Susanne Kutter, Susanne Huth, Susanne Bosch, Susanne Ahner, Susan Turcot, Surya Gied, Stella Veciana, Stefanie Kägi, Sophia Pompéry, Sophia Mix, Sophia Domagala, Solweig de Barry, Soline Krug, Sofia Hultén, Sinta Werner, Simone Van Dijken, Simone Schardt, Silvia Noronha, Silvia Marzall, Silvia Erdem, Silvia Beck, Silva Reichwein, Silke Schwarz, Silke Eva Kästner, Sigrid Schulze, Sidsel Ladegaard, Sibylle Hofter, Shiva Banifatemi-Naeini, Sharon Paz, Sati Zech, Saskia Wendland, Sarra Turan, Sara Wahl, Sandra Truté, Samantha Bohatsch, Sabine Hornig, Sabine Gross, Sabine Fassl, Sabine Bokelberg, Sabina Fernandez, Ruth Ekeland, Ruth Baumann, Roswitha Paetel, Roswita Jacobi, Rosemary Hogarth, Rosanna Graf, Rosa Loy, Romana Schmalisch, Rike Horb, Rieko Hotta, Ricarda Mieth, Renate Wolff, Renate Altenrath, Regula Zink, Rebecca Michaelis, Ramona Köppel-Welsh, Raluca C.E. Blidar, Rabea Eipperle, Ping Qiu, Petra Trenkel, Petra Stüben, Petra Spielhagen, Pauline Kraneis, Pauline Curnier Jardin, Patrycja German, Patricia Pisani, Osk Vilhjalmsdottir, Nuray Demir, Nina Tobien, Nina Reese, Nike Arnold, Nicoll Ullrich, Nicole Schuck, Nicole Messenlehner, Natascha Kaßner, Nami Makishi, Nadja Schöllhammer, Nadine Rennert, Nadin Reschke, Monique Thomaes, Monica Bonvicini, Mona Köhnen, Mona Jas, Mona Hermann, Miyhun Paek, Mirja Busch, Miriam Visaczki, Miriam Steinhauser, Millie Schwier, Mila Panic, Michelle-Marie Letelier, Michaela Müller Nasoetion, Melusine Eichhorn, Melo Börner, Meike Kuhnert, Meike Dölp, Martine Heuser, Martina Debus, Marte Kiessling, Marlis Roth, Marlene Denningmann, Marita Fried, Marisa Maza, Marion Stille, Marion Orfila, Mariel Poppe, Marie-Louise Andersson, Marie von Heyl, Maria Sewcz, Maria Schicker, María León, Maria Eichhorn, Margund Smolka, Margarita Albrecht, Margarete Hahner, Margareta Daepp, Maren Krusche, Mareike Lee, Mareike Jacobi, Manja Ebert, Maja Wirkus, Maja Weyermann, Lysann Buschbeck, Lucy Teasdale, Lucy Powell, Lucie Biloshytskyy, Lotte Günther, Lotta Bartoschewski, Lisa Premke, Lisa Jugert, Linda Kuhn, Linda Franke, Lena Ziese, Lena Skrabs, Lena Marie Emrich, Laure Catugier, Laura Link, Lätitia Norkeit, Larissa Fassler, Laia Ventayol, Kym Ward, Kristina Paustian, Konstanze Schmitt, Kirstin Burckhardt, Kirsten Johannsen, Kirsten Blümke, Kinay Olcaytu, Kerstin Honeit, Kerstin Gottschalk, Kerstin Drechsel, Keiko Kimoto, Kei Takemura, Katrin von Maltzahn, Katrin Hoffert, Katrin Glanz, Katja Pudor, Katja Kollowa, Katja Eydel, Kati Gausmann, Kathrin Schiffbauer, Kathrin Köster, Katharina Hohmann, Katharina Bach, Kate-Hers Rhee, Karin Rosenberg, Karin Müller, Karin Kasböck, Karen Scheper, Kai Rosner, Ka Bomhardt, Juliane Tübke, Juliane Laitzsch, Juliane Henrich, Juliane Duda, Julia Ziegler, Julia Schramm, Julia Neuenhausen, Julia Lübbecke, Julia Krewani, Julia Kleiner, Judith Siegmund, Judith Schwinn, Judith Karcheter, Johanna Oenicke, Jenny Rosemeyer, Jennis Li Cheng Tien, Jeannette Abée, Janine Sack, Janine Eggert, Jana Schulz, Jana Debrodt, Ivana Jokl, Irma Markulin, Iris Kettner, Irène Hug, Inken Reinert, Ingrid Mostrey, Ingrid Meyer, Ingrid Bayer, Ina Lindemann, Ina Geißler, Ina Bierstedt, Henrike Naumann, Henrieke Ribbe, Heike König, Heike Klußmann, Heike Hamann, Heike Baranowski, Heidi Stern, Hanne Lippard, Hanna Stiegeler, Hanna Lentz, Hanna Hannappel, Haleh Redjaian, Gundula Friese, Gudrun F. Widlok, Grete Peschken, Gosia Lehmann, Gisèle Gonon, Gisela Genthner, Gertrud Fischbacher, Genevieve Gilabert, Geka Heinke, Gaby Taplick, Gabriele Stellbaum, Gabriele Konsor, Gabriele Kahnert, Gabriele Basch, Gabi Rets, Gab.Heller, Funda Özgünaydin, Friederike Feldmann, Frieda Knapp, Frederike Vidal & Judith Groth, Frauke Schlitz, Francisca Gómez, Francis Zeischegg, Folke Köbberling, Fiene Scharp, Fernanda Figueiredo, Fenna Heinrich, Felicitas Franck, Farida Heuck, Ezgi Kilinçaslan, Eva Pedroza, Eva Noack, Eva Maria Salvador, Eva Kietzmann, Eva Funk, Eva Dittrich, Eva Bertram, Eva Bernhard, Eunah Hong, Esther Neumann, Esther Ernst, Ester Vonplon, Emma Waltraud Howes, Emily Hunt, Em Scholz, Elly Clarke, Ella Ziegler, Ella Klaschka, Elke Zacher, Elisa Ewert, Elisa Duca, Elena Bajo, Dorothea Scheer, Dorothea Breit, Doris Sprengel, Doris Marten, Doris Kuwert, Dina Khouri, Detel Aurand, Désirée Baumeister, Dellbrügge/De Moll, Dany Paal, Daniela von Waberer, Daniela Pukropski, Daniela Comani, Dania Burger, Dalila Dalléas Bouzar, Dagmar Weiß, Dagmar Schürrer, Dagmar Demming, Dafni Barbageorgopoulou, Cristina Moreno Garcia, Cosima Tribukeit, Cornelia Schmidt-Bleek, Cora Fisch, Claudia Weber, Claudia Theel, Claudia Chaseling, Clara Brörmann, Claire Waffel, Chus López Vidal, Chryssa Tsampazi, Christine Woditschka, Christine Weber, Christine Schlegel, Christine Niehoff, Christine Kriegerowski, Christine Krämer, Christina Paetsch, Christin Kaiser, Christiane Wetzel, Christiane ten Hoevel, Christel Fetzer, Chiara Dazi, Charlotte Dualé, Chan Sook Choi, Cécile Belmont, Catrin Otto, Caterina Gobbi, Caroline Weihrauch, Caroline Lund, Caroline Bayer, Carolina Hellsgård, Carola Scheil, Carola Bark, Caro Suerkemper, Carla Åhlander, Britta Lumer, Blàn Ryan, Birte Endrejat, Birgit Schlieps, Birgit Nowocien, Birgit Krause, Bignia Corradini, Bettina Rave, Bettina Hutschek, Bettina Hoffmann, Bettina Carl, Bettina Allamoda, Beatrice Minda, Beatrice Jugert, Beate Spalthoff, Beate Halbleib, Beate Daniel, Bas | Bas Backer, Barbara Seyerlein, Barbara Eitel, Barbara Breitenfellner, Azar Pajuhandeh, Astrid Kajsa Nylander, Astrid Busch, Ariane Pauls, Antje Dorn, Annette Munk, Annette Kisling, Annette Hollywood, Annette Begerow, Annelies Kamen, Anneke Kleimann, Annegret Haas, Anne-Britt Rage, Anne Vorbeck, Anne Kollwitz, Anne Kathrin Greiner, Anne Berning, Anna-Myga Kasten, Anna Werkmeister, Anna Steinert, Anna Mields, Anna Fiegen, Anke Westermann, Anke Cott, Anke Becker, Anja Vormann, Anja Knecht, Anja Kempe, Anja Grosse, Anja Gerecke, Anja Claudia Pentrop, Anita Staud, Ania Corcilius, Angelika Middendorf, Angelika Frommherz, Angela von Moos, Angela Lubic, Angela Köntje, Angela Ender, Anette Rose, Anett Lau, Aneta Kajzer, Andrea Übelacker, Andrea Sunder-Plassmann, Andrea Scrima, Andrea Acosta, Ana Hupe, Alma Alloro, Alice Münch, Alexandra Trencséni, Alexandra Schlund, Alanna Lynch, Agnès Hardy, Agnė Juodvalkytė, A. Elsa Schindler

Heute

SCREENING: 30 Jahre Goldrausch

Kollaboration, Zusammenhalt, Selbstorganisation

Am Wochenende vom 5. und 6. Dezember 2020 präsentierten wir Videoarbeiten von ehemaligen Goldrausch Teilnehmerinnen auf unserer Website. Die einzelnen Arbeiten in den unten dargestellten vier Blöcken wurden von einer Auswahlkommission in einem kollaborativen Prozess kuratiert. Dazu wurden die Goldrausch Alumnae per Open Call aufgerufen, passende Arbeiten zum Thema Kollaboration, Zusammenhalt, Selbstorganisation einzureichen.

Das Format des Videoprogramms hat sich während des Jahres 2020 gewandelt: Eingangs als Kino Special geplant, später als hybride Präsentation im Studio 1 / Kunstquartier Bethanien sowie parallel auf unserer Website, wurde es letztendlich aufgrund des pandemiebedingten Shutdowns kultureller Einrichtungen im Dezember 2020 als digitales Website-Screening präsentiert.

Umso relevanter war in diesem Zeitraum der Fokus auf Kollaboration, Zusammenhalt, Selbstorganisation – gerade für Künstler:innen, die oftmals als Solo-Selbständige arbeiten. In den unten beschriebenen Videos werden die drei Themen breit verhandelt, manchmal ganz zentral fokussiert und manchmal auch nur gestreift.

Mit dem Screening wurden anlässlich 30 Jahren Goldrausch Künstlerinnenprojekt Ausschnitte der künstlerischen Produktion ehemaliger Teilnehmerinnen in Form vielfältiger Video-Arbeiten gezeigt. Wir wollten so ein Licht auf diese Community von 447 Goldrausch Künstlerinnen werfen. Sie alle teilen einen gemeinsamen Wissens- und Erfahrungsschatz, welcher nicht nur in der Selbstorganisation als Künstlerin wertvoll ist, sondern hoffentlich auch immer weiter zu Kollaboration und Zusammenhalt anregen wird.

Auswahlkommission: Yalda Afsah, Künstlerin und Goldrausch Alumna 2014, Kira Dell, Projektkoordinatorin Goldrausch Künstlerinnenprojekt, und Olaf Stüber, Kurator und Publizist im Bereich Bewegtbild
Kuratorische Assistenz und Kurztexte: Anna-Sophia Emminger

PROGRAMM

BLOCK I

Elly Clarke

[Goldrausch Teilnehmerin 2010]

Elly Clarke, #Sergina’s Webinar about Relationship Advice in a Time of Covid, 2020, 13:41 Min.

„Life is a screen right now.“ Elly Clarkes Alter Ego #Sergina nimmt die Ausnahmesituation zum Anlass, ihrem Publikum Beziehungs- und Survivaltips in Zeiten von Covid-19 zu geben. Sie veranstaltet eine virtuelle Performance voller origineller Gestalten und Drag-Agent:innen, die in eine farbenfrohe, überdrehte Choreografie mündet. Dabei schiebt die Moderatorin multiple visuelle Ebenen in- und übereinander. Die Videoarbeit enstand als Teil einer Ausstellung des Digital Artist Resource Centre (DARC) in Ottawa, Kanada und widmet sich den Fragen: Wie können wir unser Zusammenleben und Beisammensein digital und analog gestalten? Wie kann eine Performance im digitalen Raum gelingen?
http://www.ellyclarke.com

Carolina Hellsgård

[Goldrausch Teilnehmerin 2011]

Carolina Hellsgård, Läufer, 2013, 14:22 Min.

Carolina Hellsgård erzählt vom jungen, aus dem Libanon geflüchteten Amal. Er lebt in einer Unterkunft für Asylbewerber, hilft einem Dealer beim Verkauf von Drogen in der U-Bahn, ist einsam und isoliert – bis er eines Tages auf Clara trifft. Die Geschichte ist inspiriert von wahren Begebenheiten: In der Berliner U-Bahn wurden von der Polizei jugendliche Geflüchtete aufgegriffen, die ohne Familie in Deutschland lebten. Waren sie älter als 14, wurden sie umgehend deportiert. Die Künstlerin spürt in eindrücklichen Bildern der Erfahrungswelt Amals nach.
http://www.hellsgard.com/

Michelle-Marie Letelier

[Goldrausch Teilnehmerin 2010]

Michelle-Marie Letelier, Outline for The Bonding, 2017–2019, 5:21 Min.

Ein Lachs wird zum Ausgangspunkt der Kollaboration zwischen der Künstlerin Michelle-Marie Letelier sowie Fischer:innen und Forscher:innen der Universität Bergen (UiB). Die Künstlerin unterlegt 16mm Filmaufnahmen mit mit Auszügen aus einem Gespräch mit Sámi Künstler und Akademiker Ánde Somby. Er spricht über die Freiheit des Lachses, die ethischen Implikationen der Fischzucht in Aquakulturen und das Essen als Form der Kommunikation. Die Arbeit kreist um vielfältige kulturelle und gesellschaftliche Verbindungen, die jedes Objekt, jeden Körper zum Teil eines unsichtbaren Netzwerks machen und so unzählige Metaphern, Verweise und Analogien ermöglichen.
http://michellemarieletelier.net

Vassiliea Stylianidou aka Franck-Lee Alli-Tis

[Goldrausch Teilnehmerin 1999/2000]

Vassiliea Stylianidou aka Franck-Lee Alli-Tis, WordMord_an on-going collective project about the relation between language, violence and trauma, 2020, 3:32 Min.

Begonnen als Teil eines Seminars der Künstlerin am Centre of New Media and Feminist Practices in the Public Space in Thessalien (Griechenland), ist WordMord_ inzwischen ein weitreichendes, kollektives Projekt. Es ist der Aufarbeitung und Dekonstruktion diskriminierender sprachlicher Strukturen verschrieben. Ausschlaggebend für diese Ausrichtung waren die misogyn und homophob motivierten Morde an Zak Kostopoulos / Zackie Oh und Eleni Topaloudi. Das Projekt behandelt das Verhältnis zwischen dem Gebrauch von Worten, Gewalt und Trauma und die kollaborative Kreation neuer, queerer Sprachen und Narrative.
https://www.stylianidou.com/home.html

Susanne Weirich

[Goldrausch Teilnehmerin 1994/1995]

Susanne Weirich, ENKI100.NET, 2006, 4:33 Min.

Was passiert, wenn Kollaboration und Selbstorganisation nicht mehr ausreichen? Kann dann eine höhere Macht helfen? Susanne Weirich geht in ihrem Erzählprojekt, das von 2004 bis 2005 in Zusammenarbeit mit Robert Bramkamp entstand, diesen Fragen nach. Sie lässt Fakten und Fiktion sowie Gewöhnliches und Übernatürliches in der Geschichte einer Arbeitsgemeinschaft der besonderen Art verschwimmen: Der sumerische Gott Enki wird reinkarniert – in Gestalt eines Vereinsmitglieds des Seesportclub Wendisch-Rietz in Brandenburg. Er vergibt fortlaufend sogenannte ME – besondere Fähigkeiten von go?ttlicher Qualita?t – an verschiedene Menschen rund um den See, deren Performance dokumentarisch inszeniert wird.
https://www.susanneweirich.com

 

BLOCK II

Laure Catugier

[Goldrausch Teilnehmerin 2017]

Laure Catugier, Grater, 2017, 3:30 Min.

Bei Grater handelt es sich um die Dokumentation einer Soundperformance von Laure Catugier. Die Künstlerin arbeitet sich mit einer handelsüblichen Küchenreibe an einem porösen Betonblock ab, der seinerseits zum widerständigen Körper wird. Was eigentlich hergestellt wurde, um etwas aufzubauen wird nun zum Gegenstand der Destruktion. Laure Catugier löst in ihrem Werk ein Objekt aus seinem Sinnzusammenhang, das prädestiniert ist, erst im Verbund mit anderen seiner Art seinen Zweck zu erfüllen und weist ihm einen neuen Kontext zu – das Feld der künstlerischen Praxis, auf dem der Block symbolischen Charakter gewinnt.
http://www.laurecatugier.com

Diese Frau (u. a. Elisa Ewert & Rike Horb)

[Goldrausch Teilnehmerinnen 2016]

Diese Frau, Monologe mit der Kunst, 2017, 3:16 Min.

Gesten und Mimik, losgelöst von ihrem Kontext, deuten Gespräche und eine intensive Interaktion an. Und doch ist nie genau zu hören, was gesprochen wird. Die Künstlerinnengruppe Diese Frau stellt den Aufnahmen einer Ausstellungseröffnung stattdessen eine undefinierbare, an Science-Fiktion-Filme erinnernde Geräuschkulisse zur Seite. Nahaufnahmen wechseln sich ab mit surreal anmutenden Szenen und Situationen: Eine Person verbiegt eine lange Metallstange, eine junge Frau greift in ein organisch geformtes Objekt, an ihren Händen bleibt Farbe zurück. Im Rahmen einer inszenierten Ausstellungseröffnung treten Menschen in Kontakt mit der Kunst. Letztere wird selbst zur Protagonistin und offenbart den kollektiven Charakter ihres Entstehungsprozesses.
https://diesefrauonline.hotglue.me/start

Katrin Glanz

[Goldrausch Teilnehmerin 1995/1996]

Katrin Glanz, Was tun?, 2018, 13:02 Min.

Über einen Zeitraum von beinahe einem Jahr stellte Katrin Glanz unterschiedlichen Menschen die Frage: „Was würden Sie mir als bildende Künstlerin in der heutigen Zeit raten zu tun?“ Die vielfältigen Antworten, die sie erhielt, zeichnen ein facettenreiches Bild künstlerischer Praxis und deren Wahrnehmung. Besonders häufig verweisen die befragten Personen auf das Weltgeschehen, auf die Bezugnahme auf politisch relevante Themen. Ein Wort fällt wieder und wieder: Kontakt. Das Zusammenwirken mit anderen, mit Gesellschaft und Politik wird von vielen als essentielle Komponente der Kunst begriffen. Aber auch für Zweifel bleibt Raum: Sollte man überhaupt Kunst machen?
https://www.katringlanz.de

annette hollywood

[Goldrausch Teilnehmerin 2005]

annette hollywood, BIGASSO BABY, 2014, 10:45 Min.

„Art is working on Utopia and not just on becoming a star.“ Mit feiner Selbstironie und einer guten Portion Gesellschaftskritik nimmt annette hollywood die elitären Tendenzen der Kunstwelt und des Rappers Jay-Z auf die Schippe. Letzterer stilisierte sich in seinem Musikvideo „Picasso Baby“ zur Kunstikone und reduzierte dabei die Kunst auf ihre Funktion als exklusives Statussymbol. In ihrer offensiven Antwort macht annette hollywood hingegen auf nicht-kommerzielle Formen von Kunst und deren politischen und widerständigen Wert aufmerksam. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die künstlerische Praxis im Spannungsfeld von Kommerzialisierung einerseits und Prekariat vieler Kunstschaffender andererseits.
http://www.annettehollywood.com

Anja Kempe

[Goldrausch Teilnehmerin 2004]

Anja Kempe, Aufschwung, 2002, 3:50 Min.

Unter Verwendung der Rede des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder zur Lage der Deutschen Wirtschaft am 04. Juli 2002, widmet sich die Arbeit von Anja Kempe den Themen der Wettbewerbsfähigkeit, der Leistungsgesellschaft und der Selbstdarstellung. Durch die Übertragung der Worte des Kanzlers in Ich-Form, konterkariert die Künstlerin mit feiner Ironie die längst beim Individuum angelangten, kapitalistischen Mechanismen der kompetitiven Optimierung und des Konkurrenzdenkens. Es entsteht ein kritisches Porträt des Menschen als Einzelkämpfer:in, deren Wert sich nach der individuellen Wirtschaftskraft bemisst.
http://www.anjakempe.de

Christine Kriegerowski und Karl Heinz Jeron

[Goldrausch Teilnehmerin 1998/1999]

Christine Kriegerowski und Karl Heinz Jeron, Eierlikör mit Abstand, 2020, 1:25 Min.

Die grotesk kostümierten Protagonist:innen in Christine Kriegerowskis Arbeit versuchen, selbst Eierlikör herzustellen. Ihre ungewöhnliche Aufmachung ist dem Versuch geschuldet, den pandemiebedingten Kontaktauflagen Kontakt-Auflagen gerecht zu werden. Unter Zuhilfenahme textiler und plastischer abstandserhaltender Maßnahmen wird die alltägliche Absurdität des krisenbedingten Ausnahmezustands aufgegriffen und humorvoll auf die Spitze getrieben. Die Künstler:innen fragen, wie Kollaboration trotz faktischer oder symbolischer Lücken zwischen den Akteuer:innen gelingen kann.
http://www.duckwoman.de

 

BLOCK III

Yvon Chabrowski

[Goldrausch Teilnehmerin 2013]

Yvon Chabrowski, DYNAMICS, 2016, 21:28 Min.

Zwei Kameras zeigen aus unterschiedlichen Perspektiven dasselbe Geschehen. In beiden Fällen sehen wir von einem erhöhten Standpunkt aus auf eine Gruppe schlicht und farblos gekleideter Menschen, die sich unermüdlich neu im Raum arrangieren, stehen bleiben, Muster formen, weitergehen. Immer neue Konstellationen bilden sich heraus und zerfallen wieder, bis schließlich alles enger zu werden scheint: ein Gedränge entsteht. Die Einzelnen werden zur Menge, die stößt, schiebt, drückt und beizeiten eine an Massenpaniken erinnernde Dynamik offenbart. Yvon Chabrowski erzeugt eine bedrückende Intensität und adressiert Fragen nach Selbstbestimmtheit, Machtgrenzen und Handlungsfreiheit.
http://www.chabrowski.info

Bettina Hoffmann

[Goldrausch Teilnehmerin 1991/1992]

Bettina Hoffmann, Displaced, 2020, 7:15 Min.

In die ruhigen Aufnahmen einer traumgleichen Unterwasserwelt brechen nacheinander menschliche Körper. Sie schwimmen zunächst orientierungslos umher, begegnen sich, stoßen sich voneinander ab, schweben umeinander. Bettina Hoffmann zeigt in ihrer Arbeit eine Choreografie unter der Wasseroberfläche und zeichnet Bewegungen des Näherkommens und sich Entfernens nach. In der ungewöhnlichen Umgebung lässt die Künstlerin lediglich die Geräusche des Wassers durchdringen und verstärkt dabei den Fokus auf die Regungen und Berührungen der stummen Körper. So verleiht sie der Szenerie eine archaische, existenzielle Qualität, die eine Brücke zwischen alptraumhaften Visionen des Ertrinkens und schwereloser Träumerei spannt.
http://www.bettinahoffmann.net

Susanne Huth

[Goldrausch Teilnehmerin 2005]

Susanne Huth, PARKOUR AUGUSTSTRASSE, 2009, 8:42 Min.

Eine Frau in signalroter Kapuzenjacke joggt eine Straße entlang und bezieht die alltäglichen Gegenstände, die auf ihrem Weg auftauchen in ihren Trainingslauf mit ein – seien es Fenstergitter, Bauzäune oder Biertische. Susanne Huth begibt sich auf einen Streifzug durch den urbanen Raum, durchquert Orte auf der Berliner Auguststraße, die von menschlicher Kollaboration und Veränderung zeugen, durch die und an denen sich Gemeinschaft erst entfaltet. Zugleich tritt sie fortwährend mit den Objekten und der Geschichte dieser Räume in Kontakt und gibt uns den Blick frei auf ein Stück Berliner Zeitgeschichte.
http://www.susannehuth.de

Annelies Kamen

[Goldrausch Teilnehmerin 2018]

Annelies Kamen, Greatest Hits, 2018, 7:27 Min.

Eine Frau klappt einen Mann wie einen Gartenstuhl zusammen, versucht auf einer Vogelpfeife zu spielen, tippt auf einer Schreibmaschine. Alltägliche und absurde Situationen und Gestalten – Frösche, Prinzessinnen, und Superheld:innen – tauchen in Annelies Kamens Arbeit auf. Doch die eigentlichen Protagonisten sind die Geräusche, die jede der Interaktionen prägen. Wie klingen Körper? Wie verändert, was wir hören, unsere Wahrnehmung der gezeigten Begegnungen? Bei der Arbeit handelt es sich um eine Kollaboration der Künstlerin mit Geräuschemacherin Almut Schwacke, die die onomatopoetischen Lautäußerungen weiblicher Comiccharaktere in Soundeffekte übersetzte.
https://www.annelieskamen.com

Gabriele Stellbaum

[Goldrausch Teilnehmerin 1989/1990]

Gabriele Stellbaum, Close Huddle, 2017, 4:30 Min.

„Trust can be enhanced by the hormone Polypeptid Oxytocin.“ Durch nüchterne Fakten, aber auch durch die radikale Reduktion menschlicher Interaktion auf zwei uniform gekleidete Personen bricht Gabriele Stellbaum die Themenkomplexe Beziehung, Nähe und Gemeinschaft auf. Als Szenerie wählt sie einen kahlen Raum, der aus der Zeit gefallen scheint und keinerlei Anhaltspunkte zur Erschließung des Kontexts des Geschehens liefert. Alles tritt hinter der Konversation zurück, die im Zentrum der Arbeit steht und doch bruchstückhaft bleibt und sich aus Slogans, Schlagzeilen und Statements zusammensetzt. Die Enge einer Zweierkonstellation wird hier ausgereizt, während es vor dem Fenster langsam dunkel wird.
https://stellbaum.net

Ella Ziegler

[Goldrausch Teilnehmerin 2002/2003]

Ella Ziegler, FEIGNED UNCONSCIOUSNESS (SIMULIERTE OHNMACHT), 2018, 21:08 Min.

Handlungen und Gesten werden in Ella Zieglers Arbeit sprachlich analysiert und in Bezug zu Fotografien gesetzt. Die Künstlerin beschreibt hauptsächlich Allgemeinplätze menschlicher Interaktion – Situationen, in denen sich jeder und jede wiederfinden könnte und die auf den kollektiven Charakter körpergebundener, menschlicher Erfahrung verweisen. Die Künstlerin lenkt den Blick auf die Bedeutung, die durch unterschiedliche Berührungen generiert wird und spürt den Auswirkungen individuellen Handelns auf soziale Prozesse und Beziehungen nach.
http://www.ella-ziegler.de

 

BLOCK IV

Marlene Denningmann

[Goldrausch Teilnehmerin 2019]

Marlene Denningmann, WUNSCHKONZERT, 2016, 12:48 Min.

Bilder einer Vorstadtidylle. Eine Blaskapelle versammelt sich und beginnt zu spielen. Allerdings scheint ihr Auftritt eher sportlichen Regeln als musikalischen zu folgen. Drei Beobachter:innen komplementieren das Geschehen mit einem Gespräch über Wünsche als Handlungsmotivation und die Macht des Glaubens an persönliche Träume. Marlene Denningmann webt hier Narrative der Selbstbehauptung und des individuellen Glücksstrebens ein. Es entsteht eine Meditation über Eigenverantwortlichkeit in einem Gesellschaftssystem, das auf Individualismus und Selbstverwirklichung drängt. Doch was geschieht ohne Zusammenspiel und Solidarität? Ist dies am Ende ein Verlust für alle?
http://www.marlenedenningmann.de

Linda Franke

[Goldrausch Teilnehmerin 2010]

Linda Franke, Du als anarchistischer Dynamo im Koordinatensystem, 2012, 23:45 Min.

Obwohl die Inhalte der Szenen ganz gewöhnliche Situationen zu sein scheinen – ein Familienessen oder eine Autopanne – entführt uns Linda Franke in eine surreale, virtuelle Welt. Fünf Schauspieler improvisieren Gruppenprozesse in einem Greenscreen-Studio, das zu einem Raum voller Waschmaschinen wird, zu einer endlosen, frei im Raum schwebenden Straße, zur Landschaft eines fremden Planeten. Wir verlassen die Sphäre des Gewöhnlichen und begeben uns hinein in eine Karikatur des Alltags, die den Rahmen des Möglichen auslotet. Gelingt improvisierte Kollaboration und Interaktion im Nicht-Raum der Fiktion?
http://www.lindafranke.com

Kerstin Honeit

[Goldrausch Teilnehmerin 2011]

Kerstin Honeit, PANDA MOONWALK or WHY MENG MENG WALKS BACKWARDS, 2018, 08:02 Min.

Als 2017 die Pandabärin Meng Meng in den Berliner Zoo einzog, sorgte ihr Verhalten bald international für Schlagzeilen: Sie bewegte sich rückwärts durch ihr Gehege. Kerstin Honeit greift in ihrer Arbeit die darauffolgende Berichterstattung auf und legt dabei die sexistischen Narrative frei, die diese durchwirkten. Statt das Protestverhalten der Bärin als Reaktion auf ihre Gefangenschaft zu deuten, wurden ihr jugendliche Widerspenstigkeit, Diventum und sexuelle Frustration unterstellt. Auf die grotesken Presse-Stimmen reagiert Kerstin Honeit mit einer Performance – in Kollaboration mit manch einer Goldrausch-Alumna.
http://www.kerstinhoneit.com

Jana Schulz

[Goldrausch Teilnehmerin 2015]

Jana Schulz, being on concrete (counting money, observing Dijon), 2019, 5:19 Min. und 6:13 Min.

Jana Schulz fokussiert, wie gerade verdientes Papiergeld von Hand zu Hand, von Person zu Person gereicht wird. Die Gesichter der menschlichen Akteure bleiben die meiste Zeit außerhalb des Bildraums. Anders im zweiten Film der als Zweikanalinstallation konzipierten Arbeit: Hier werden die Körper der Handelnden fokussiert und wird der erste Film in einen neuen Kontext gesetzt. Eine Gruppe junger Männer widmet sich dem B-Boying, auch Breaking genannt. Der junge Tänzer, der im Zentrum der Aufnahmen steht, übt einen Front Flip. In der Arbeit von Jana Schulz ergänzen sich Choreografien menschlicher Interaktion und darstellender Streetperformer.
https://www.janaschulz.info

Dagmar Weiß

[Goldrausch Teilnehmerin 2015]

Dagmar Weiß, Buxus, 2019, 6:49 Min.

Akkurat zu Würfeln und Kegeln gestutzte Buchsbaumsträucher im Vorgarten eines Einfamilienhauses. Vogelgezwitscher. Vor diesem Hintergrund fokussiert Dagmar Weiß eine Reihe von Personen, die eine an der Gartenarchitektur orientierte Choreografie aufführen – scheinbar als Echo der akribischen Ordnung. Die organische Bewegung wirkt wie eine Persiflage auf den Kies, der alles zuschüttet. Nichts wächst, was nicht erwünscht ist. Niemand tanzt aus der Reihe. Die Uniformität der Vorgärten scheint die des Lebensstils, der ästhetischen und sozialen Standards zu spiegeln und wirft Fragen nach der normativen Kraft gesellschaftlicher Dynamiken und Machtstrukturen auf.
http://www.dagmar-weiss.de

Was macht Ihr heute?

vier Fragen an ehemalige Goldrausch-Praktikant:innen

Goldrausch ist fluide, wächst stetig, wandelt sich. Neben den unterschiedlichsten künstlerischen Positionen, die jedes einzelne der bisher 30 Goldrausch-Kursjahre zu einem ganz besonderen machen, sind es auch die Praktikant:innen, die diese Projektphasen begleiten und stets neue Perspektiven einbringen. Hier stellen sich einige der bisherigen Praktikant:innen aus den vergangenen Goldrausch-Kursjahren vor.

Hanna Steinert

Goldrausch-Zeit: Januar–März 2019

Was machst Du heute?
Ich studiere immer noch Kunst- und Bildgeschichte, jetzt aber im Master.

Deine schönste Erinnerung an Deine Goldrausch-Zeit?
Der gelungene Umzug von Goldrausch nach Lichtenberg im Januar 2019 und das anschließende Team-Essen; die Künstlerinnen kennenzulernen und natürlich die Hydra-Ausstellung 2019 und das Rahmenprogramm mit der tollen Musik.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht?
Ich habe mir zuletzt die Barbara Hammer Ausstellung im KOW angesehen.

Was war Goldrausch für Dich und was ist Goldrausch für Dich heute?
Goldrausch war und ist für mich total wichtig! Als Projekt zur Vernetzung und Professionalisierung von Künstlerinnen in Berlin ist es eine dringend notwendige Institution in der (leider noch immer) männerdominierten Kunstwelt.

Helena Marie Zeh

Goldrausch-Zeit: September 2016–Januar 2017

Was machst Du heute?
Mittlerweile bin ich Ärztin und arbeite aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie unterstützend als Ärztin im Gesundheitsamt Hamburg. Perspektivisch werde ich mich jedoch wieder der Kinder- und Jugendpsychiatrie widmen.

Deine schönste Erinnerung an Deine Goldrausch-Zeit?
Die Eröffnung der Goldrausch Ausstellung „Fraud, Fake and Fame“ im Jahr 2016 in der St. Johannes-Evangelist Kirche ist eine tolle Goldrausch Erinnerung. Ich war zuvor nie bei einer Ausstellung in dem Setting einer Kirche. Die Atmosphäre war wirklich besonders.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht?
Peter Lindbergh | Untold Stories im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Was war Goldrausch für Dich und was ist Goldrausch für Dich heute?
Die Monate im Goldrausch Team haben mich sehr stark positiv geprägt. Der enge Austausch mit der jungen und vor allem weiblichen Kunst-Szene Berlins hat mir spannende Einblicke ermöglicht, für die ich sehr dankbar bin. Ebenfalls schöne Erinnerungen habe ich an die Projektarbeit im Rahmen des Teams, ich konnte hierdurch wichtige berufliche Erfahrungen sammeln.

Mittlerweile verfolge ich die Arbeit von Goldrausch vor allem medial. Zum Einen finde ich es spannend, welche Künstlerinnen mittlerweile Teil des Projekts sind und welche Arbeiten aus den Ausstellungen hervorgehen. Andererseits empfinde ich den Aspekt der Frauenförderung im Kunstbetrieb durch das Projekt extrem wichtig.

Stefano Ferlito

Goldrausch-Zeit: August–Dezember 2017

Was machst Du heute?
Ich arbeite für das Institut für Auslandsbeziehungen, in der Abteilung Kunst (ifa Galerie Berlin), als Assistent des Galerie-Managers.

Deine schönste Erinnerung an Deine Goldrausch-Zeit?
Die Zeit während des Aufbaus der Ausstellung „Goldrausch 2017“ und auch die zwei Tage der Jurysitzung für die Auswahl der Künstlerinnen für das Jahr 2018.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht?
„La Escucha y los Vientos”, ifa-Galerie Berlin
„Askese der Schatten-Laure Catugier”, Galerie Weißer Elefant
„Olafur Eliasson, Isa Genzken”, Galerie Neugerriemschneider

Was war Goldrausch für Dich und was ist Goldrausch für Dich heute?
Goldrausch war eine meiner ersten Erfahrungen in der Arbeit-Kunstwelt. Ich habe viel gelernt, und dank Goldrausch konnte ich der Suche nach einem Job in der Kunstwelt mit mehr Selbstvertrauen begegnen.

Heute ist Goldrausch für mich eine kleine Familie, die ich gerne besuche (zum Beispiel bei neuen Ausstellungen) und an die ich eine gute Erinnerung habe.

Nicola Schüschke

Goldrausch-Zeit: Frühjahr/Sommer 2017

Was machst Du heute?
Ich sitze auf meinem Liegestuhl an der Heizung und lese Elsa Morante.

Deine schönste Erinnerung an Deine Goldrausch-Zeit?
Exkursion nach Dresden mit Atelierbesuch bei Sophia Mix, Performance von Elisa Duca, deftigem Mittagessen im riesa efau (Gulasch, wenn ich mich recht entsinne), Hygienemuseum und langem Fußmarsch durch die Stadt zurück zum Bahnhof.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht?
„Die Sonne um Mitternacht schauen“ im Lenbachhaus in München (unter anderem mit einer Arbeit von Monica Bonvicini, Goldrausch 1993/94) und die großartige Neueröffnungsausstelllung in der Kunsthalle Wien „… von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden“ (kuratiert von What, How & for Whom / WHW / Ivet ?urlin, Nataša Ili? und Sabina Sabolovi?).

Was war Goldrausch für Dich und was ist Goldrausch für Dich Heute?
Goldrausch sind für mich die vielen tollen, inspirierenden, phantasievollen, starken Frauen, die dahinter stehen!

Leo Lencsés

Goldrausch-Zeit: Juli/August 2008

Was machst Du heute?
Seit Oktober 2019 arbeite ich als Direktor der Galerie Francesca Pia in Zürich.

Deine schönste Erinnerung an Deine Goldrausch-Zeit?
Das tolle Leitungsteam und der rege Austausch mit den Stipendiatinnen.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht?
In den letzten Monaten leider viel zu wenige. Der letzte wichtige Ausstellungsbesuch war in München, die Franz Erhard Walter Ausstellung im Haus der Kunst ist fantastisch.

Was war Goldrausch für Dich und was ist Goldrausch für Dich heute?
Ich freue mich immer wieder vom Goldrausch Projekt zu hören, vor allem durch befreundete Künstlerinnen.

Kunst in Zahlen

Die Situation für Künstlerinnen im Kunst- und Kultursektor ist nach wie vor prekär: Es existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen den Geschlechtern, etwa in Bezug auf die Repräsentation in Ausstellungen und die Einkommensverteilung. Die Illustratorin und Designerin Marie Zillgens hat unsere Recherche zum Thema Gleichstellung im Kunstfeld grafisch umgesetzt. Ein Blick auf Kunst in Zahlen macht deutlich, wie wichtig der Kampf um Sichtbarkeit für Künstlerinnen auch im Jahr 2020 ist.

Cashmere Radio x 30 Jahre Goldrausch Künstlerinnenprojekt

In einem Radio Special, das am 3. Dezember 2020 in Kooperation mit Cashmere Radio ausgestrahlt wurde, erzählt das Goldrausch Team vom Gestern und Heute des Projekts. Ein Talk zwischen den Goldrausch ‘20 Teilnehmerinnen Emily Hunt und Sidsel Ladegaard sowie der Goldrausch Alumna Henrike Naumann, moderiert von der Projektkoordinatorin Kira Dell, rundet das Programm ab. Anhand von Objekten sprechen sie über die Frage nach einem Common Thread zwischen Gestern und Heute, zwischen ehemaligen und aktuellen Projektteilnehmerinnen sowie ihrer künstlerischen Praxis.

Das Goldrausch Team empfiehlt

Anna-Sophia Emminger, Projektassistentin

  • Lange Spaziergänge zwischen herbstbunten Blättern zu machen, auch im Nieselregen.
  • Wan-Tan-Suppe zu essen, um sich wieder aufzuwärmen.
  • Die arte-Mediathek nach guten Filmen zu durchforsten und Das melancholische Mädchen oder Goodbye Golovin.
  • Endlich die Göttliche Komödie zu lesen, Blumenbergs Schiffbruch mit Zuschauerund zur Entspannung Radio Silence.
  • Der Geruch von frischem Ingwertee mit Honig und Zitrone und der Geruch von Bienenwachskerzen.

Theresa Strebling, Buchhaltung und Finanzen

  • Für zwischendurch: Schöne Geschichten über tolle Frauen aus Good Night Stories for Rebel Girls.
  • Frische Meerluft – hilft für und gegen alles!
  • Eine Prise Zimt in der Tomatensoße.
  • Den Podcast Mordlust um abzuschalten.
  • Mit Kaffee und Tagesschau im Bett den Tag starten.

Jil Zepp, Volontärin

  • Duvarlar–Mauern–Walls ein Dokumentarfilm des türkischen Filmemachers Can Candan. Er hat im Jahr 1991, ein Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung, mit Mitglieder:innen der türkischen Community in West-Berlin über ihre Alltagserfahrungen und Zukunftsängste gesprochen.
  • Mit Sky Kisses von Kedr Livanskiy den Tag zu beginnen.
  • Buchcover und Klappentexte bei pro qm zu lesen und dabei die Zeit zu vergessen.
  • Cashmere Radio zu hören und eine experimentelle Community-Radiostation in Berlin zu unterstützen – diverses Programm und alles ist online abrufbar!
  • Die Grafiken und Illustrationen von Rewina Beshue (Instagram: rgb_).

Kira Dell, Projektkoordinatorin

  • An erster Stelle und immer wieder: Bücher – dieses Jahr haben mich Autor:innen wie Ocean Vuong, Kübra Gümü?ay, Carolin Emcke, Anna Achmatowa u. v. m. begleitet.
  • Spaziergänge: sei es zur Erholung im Wald oder zum Ideen ankurbeln.
  • Die derzeit sich immer weiter häufenden Deadlines für Projektförderungen und Stipendien – sie inspirieren nicht nur zum Entwickeln von Projekten, sondern auch v. a. zum kritischen Hinterfragen diverser Ausschreibungs- und Förderbedingungen.
  • Pickle Bar von Slavs and Tatars – mehr Malossol Salzgurken!
  • Ausstellungen wie Keine Zeit für Kunst von Marina Naprushkina & Moabit Mountain College in der Galerie Wedding: Die Fragen nach Zeit für Kunst sowie ganz aktuell in der Galerie Wedding nach Raum für Kunst sind für mich dieses Jahr nur noch dringender geworden.

Pauline Hagen, Projektassistentin

  • Die Musik von BabeheavenEasterMagic Island und Okay Kaya.
  • Den Skulpturenpark des Haus am Waldsee im warmen Oktoberlicht.
  • And Then We Danced – ein beeindruckender Film, der mich mit seinen gesellschaftspolitischen Umständen noch immer beschäftigt.
  • Neues ausprobieren – in meinem Fall: Stricken und Japanisch über die Volkshochschule lernen.
  • Die Lektüre Netzfeminismus von Annekathrin Kohout, dessen Inhalt definitiv diskutiert werden kann/sollte. Das Lesen hat mich dennoch dazu bewegt, noch mehr über die feministische Bildpolitik und ihre Vielfältigkeit in den sozialen Netzwerken nachzudenken und zu reflektieren.

Hannah Kruse, Projektleitung

  • Lesen. Auf dem Stapel der zu lesenden Bücher: Annette, ein Heldinnenepos von Anne Weber und Streulicht von Denis Ohde.
  • Schwimmen, auch in Pandemiezeiten Mittwoch Abends mit dem Verein SC Welle Bahnen ziehen im Kreuzberger Spreewaldbad.
  • Ausstellungsvorbereitungen für Sirene Goldrausch 2020. Andere Ausstellungen besichtigen, zum Beispiel das Uferhallenmanifest, in dem 45 Künstler*innen in ortspezifischen Arbeiten die drohenden Atelierverluste durch Gentrifizierung anprangern; Aby Warburgs Bilderatlas Mnemosyne im HKW; und Vivian Suter im Brückemuseum.
  • Waldkauz-Rufe in meinem Hinterhof, seit August ruft er mehrmals täglich huhuu und hat es schon in meine Tele-Konferenzen geschafft.
  • Gärtnern in Brandenburg oder anderswo, auch wenn die sommerliche Trockenheit unmissverständlich vor Augen geführt hat, dass die Klimakatastrophe da ist.

Goldrausch in Zahlen

30 Jahre Goldrausch Künstlerinnenprojekt bedeutet: 30 Kursjahrgänge.
Jubiläum Goldrausch 30 Jahre, Goldrausch in ZahlenIn 30 Jahren haben 447 Künstlerinnen an dem Projekt teilgenommen.
Jubiläum Goldrausch 30 Jahre, Goldrausch in Zahlen
47 Frauen und 2 Männer, darunter 12 feste Projektmitarbeiterinnen und 37 Projektassistenzen haben das Goldrausch Künstlerinnenprojekt die letzten 30 Jahren am Laufen gehalten.
Jubiläum Goldrausch 30 Jahre, Goldrausch in Zahlen
Im Jahr 2020 haben sich 223 Künstlerinnen für jeweils einen der 15 Plätze im Weiterbildungsprogramm beworben.
Jubiläum Goldrausch 30 Jahre, Goldrausch in Zahlen
Im Jahr 2020 hat das Goldrausch Künstlerinnenprojekt im Rahmen der Seminar-, Katalog- und Ausstellungsorganisation mit ungefähr 98 Personen zusammengearbeitet.
Jubiläum Goldrausch 30 Jahre, Goldrausch in Zahlen