Fünf Fragen an …
Toni Mauersberg (* 1989 in Hannover) erhielt unterschiedliche Ausbildungen, zum Beispiel in Pfadfinderei, Journalismus und Religionswissenschaft – vor allem aber in der Malerei: Ab 2009 studierte sie an der Universität der Künste Berlin bei Leiko Ikemura und später bei Michael Müller. 2017 absolvierte sie ihren Meisterschülerabschluss und veröffentlichte ihre Zeichnungen unter dem Titel Not und Tugend. Sie hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen und unter anderem das Georg-Meistermann-Stipendium erhalten (2020). In der Malerei verfolgt sie einen programmatischen Ansatz, spielt mit Alten Meistern und Metaphysik.
Wie findest du die Sujets, die du malst?
Der Anfang ist meist intuitiv – ein bestimmtes Bild oder Problem, das mich interessiert. Bei meiner letzten Serie kontrastiere ich Abstrakte Malerei mit Porträts. Auf die Idee kam ich in der Hamburger Kunsthalle. Ich habe mir die Säle mit den Altmeisterlichen angesehen, bis zur Erschöpfung, stand dann vor einem minimalistischen Bild und dachte: Das ist es. Aber eben nicht allein. Diese Erfahrung versuche ich in einem Mikroformat zu wiederholen.
Was verbindet die Bilderpaare der Serie?
Farbe, Komposition, Gestik und manchmal Referenz sind die Komponenten aller Gemälde. Die Farbe ist deshalb bei allen Paaren gleich, die Komposition muss dann miteinander oder gegeneinander arbeiten. Am besten beides gleichzeitig. Und manchmal ist es die Kopfneigung oder Blickrichtung, die übereinstimmt – oder gerade nicht.
Religiosität ist häufig Thema deiner Bilder. Warum?
Eine Antwort wäre: Weil ich selbst gläubig bin. Ich halte es aber auch für ein relevantes Thema. Ich wurde nicht religiös erzogen, erst durch meinen jüdischen Stiefvater habe ich diese Sphäre kennengelernt und später Judaistik studiert. Ich beobachte bei vielen Leuten, dass sie ein spirituelles Bedürfnis haben, aber nicht wissen, welche Form sie ihm geben sollen. Die traditionellen Institutionen sind nicht mehr wirklich glaubwürdig. Ich mag den Ansatz von Thomas Mann: Er hat beschrieben, wie man sich als Künstler mit dem Phänomen beschäftigt und das eine Art persönlicher Gottesdienst wird.
Welche Rolle spielen Zeichnungen?
Sie sind wie ein Tagebuch, dienen aber auch der Ideenentwicklung. Zeichnen geht schnell. Direktheit ist in einem Ölgemälde viel schwerer zu erreichen. Man kann ganze Romane mit ein paar Strichen andeuten und darf auch was ausprobieren.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Kurz gesagt wäre der Hauptgrund die Lichtenberg-Formel „Brot-Brot-Ruhm“. Nach der Pandemie und dem Abschluss der Uni war es aber auch einfach schön, wieder rauszukommen und mit neuen Leuten zu reden.
Interview: Beate Scheder
Foto: Saily Louis