Fünf Fragen an …
Sarah Loibl (* 1987 in München) studierte in Berlin und Tokio und war 2017 Meisterschülerin bei Prof. Mark Lammert an der Universität der Künste Berlin. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Pinakothek der Moderne in München, in der Berlinischen Galerie und im Meyer-Pavillon in Weimar ausgestellt. Sie war Preisträgerin des Eberhard Roters-Stipendiums, des Regina-Pistor-Preises, des Anerkennungspreises der Thoma-Stiftung und erhielt den Ongoing Air Award des Tokyo Art Center. Sarah Loibl widmet sich basalen Prozessen künstlerischen Lehrens und Lernens sowie Beweglichkeit und Handlungsraum im bildnerischen Denken.
Was interessiert dich an Malerei?
Malerei ist einerseits so komplex, andererseits in Bezug auf Raum und Körper so begrenzt. Da kann man eigentlich nur scheitern. Zudem sind wir umgeben von Bildern und ich frage mich, was der Ort der Bilder heute eigentlich ist. Man kann, glaube ich, gar nicht mehr das eine Bild malen. Ich zumindest nicht. Es ist wie ein Kollaps.
Du malst auf transparentem Grund. Was für Material benutzt du?
Ich arbeite meist auf transparentem Papier und mit Modellen. Das ist das Konvolut Möglichkeiten, eine fortgesetzte Werkreihe. Für die größeren Bilder benutze ich im Moment Gazestoffe. Eigentlich sind es russische Brautschleier, weil wohl nur der russische Brautbedarf und die NASA die Normgrößen solcher Stoffe überschreiten.
Wieso überhaupt die Transparenz?
Mich interessiert das Bild als Ort des Scheiterns und des Prozesses. Bewegung ist ein zentraler Aspekt meiner Arbeit und Transparenz ermöglicht mir Verschiebungen.
Bewegung wovon?
Bewegung im weitesten Sinne. Ich bin keine narrative Malerin, Narration entsteht bei mir durch Positionieren, neue Kompositionen oder Kombinationen. Die Transparenz ermöglicht mir eine Umkehr von Vorder- und Rückseite sowie Schichtung. Ich kann komplexe Bildgefüge herstellen, indem ich Bildteile permanent frankensteinmäßig neu zusammenstelle. Eine Figur kann der anderen zum Grund werden. Durch die Transparenz ergeben sich viele Möglichkeiten zu spielen und mich zu überfordern. Sie macht auch den Raum, der dahinter ist, sichtbar. Die Transparenz hat außerdem etwas Verletzbares, was Konzentration herstellt. Und es hat mit Farbe zu tun. Auf transparentem Grund wird auch Weiß zur Farbe. Ich kann auf meinen Bildern nichts löschen. Die Größe der Bilder erfordert Bewegung, von mir und den Betrachtenden, und die Unmöglichkeit der einen Perspektive.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich hatte einfach Lust, mit vielen tollen Künstlerinnen zusammen zu sein. Lust auf Austausch. Da hat die Corona-Phase stark mit hineingespielt.
Interview: Beate Scheder
Foto: Stefanie Schwarzwimmer