Fünf Fragen an …
Laura Nitsch studierte an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, am San Francisco Art Institute und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten wurden bei der Diagonale in Graz, in Wien im mumok kino, in der Exhibit Galerie, im Kunstraum Niederösterreich und im Blickle Kino im Belvedere 21 gezeigt, sowie im atelier automatique (während der Ruhrtriennale) in Bochum, in der nGbK in Berlin und im Internet. Sie war Lehrbeauftragte an der Akademie der bildenden Künste Wien und der Züricher Hochschule der Künste. 2020 erhielt sie den Theodor-Körner-Preis, 2023 wurde ihre Arbeit Violett für die Kunstsammlung der Stadt Wien angekauft.
Wie kommst du auf die Ideen für deine Arbeiten?
Meistens stoße ich zufällig auf etwas, manchmal suche ich aber auch konkret. Bei meiner Arbeit „VIOLETT“ habe ich mich zum Beispiel mit dem Roten Wien beschäftigt. Es war Jubiläumsjahr und ich habe in Wien gelebt. Nachdem ich mir verschiedene Ausstellungen zum Verhältnis von Architektur, Sozialismus und Klasse angeschaut hatte, habe ich mich gefragt, ob Homosexualität oder queeres Leben im Roten Wien sichtbar waren.
Welche Themen interessieren dich besonders?
Klassenverhältnisse, insbesondere institutioneller und internalisierter Klassismus beschäftigen mich, auch, wie sich beides gegenseitig bedingt. Wichtig ist für mich außerdem das Verhältnis von Queerness und Armut oder Klassenverhältnissen. Ich interessiere mich dabei sehr stark für Repräsentationsfragen in Bildern oder Sprache. Außerdem befasse ich mich damit, wie sich Klassenverhältnisse auf die Bildung und damit auch auf das Kunststudium und die Kunstproduktion auswirken. In der Kunstwelt ist unbezahlte Arbeit normalisiert. Die Einkünfte aus künstlerischer Arbeit liegen oft an der Armutsgrenze.
Wie gehst du bei deinen Recherchen vor?
Manchmal verwende ich den Begriff des „Archival Cruising“, weil ich mich sehr subjektiv von eigenen Begehren und Interessen und meiner Lebensrealität bei der Recherche leiten lasse: Welche Geschichten oder Dokumente berühren mich, machen mich wütend, traurig oder glücklich?
Wie entstehen daraus Videoarbeiten?
Ich arbeite oft sehr lange an Projekten, häufe viel an und probiere Sachen aus. Oft entscheidet sich erst beim Sichten des Materials, was daraus werden kann, welcher Zugang sich gut anfühlt. Das Archivmaterial bringe ich mit neu gedrehtem Material oder mit Sound zusammen. In der Kombination verändern sich die Dinge, bis irgendwann alles passt.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Ich habe in Hamburg, San Francisco und Wien studiert und dort auch lange gelebt. Als ich nach Berlin gezogen bin, war es mir wichtig, neue Netzwerke aufzubauen.
Interview: Beate Scheder
Foto: Sophie Thun