Juliane Tübke

 

 

Porträt Juliane Tübke, Goldrausch 2020

Fünf Fragen an …

Juliane Tübke (geb. 1984 in Eisenach) studierte Kunstgeschichte im globalen Kontext an der Freien Universität Berlin, bevor sie an die Universität der Künste Berlin wechselte. 2018 schloss sie dort ihr Studium bei Prof. Monica Bonvicini ab und erhielt daraufhin den Preis des Präsidenten der UdK Berlin. Für ihre zumeist ortsspezifischen Projekte wurde sie wiederholt zu internationalen Aufenthaltsstipendien wie zuletzt der bangaloREsidency 2019 in Indien (Goethe-Institut) eingeladen. Tübkes Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, u.a. im Haus am Lützowplatz in Berlin (2019), im Pepper House/Kochi Biennale Foundation in Indien (2019) und bei District Berlin (2018).

Womit beschäftigst du dich gerade?

Gerade arbeite ich an meiner Publikation für Goldrausch. 2019 war ich bei einer Residenz in Südindien und habe zu den Kerala Backwaters, einem verzweigten Wasserstraßennetz, geforscht. Aktuell interessiere ich mich für die Wirkmächtigkeit von Materialitäten im Sinne der feministischen Theoretikerin Karen Barad. In der Publikation arbeite ich mit Interviewfragmenten von einer Frau, die seit 54 Jahren in einem Fischerdorf inmitten der Backwaters lebt und mir erzählte, was sich dort im Laufe der Zeit unter dem Einfluss von Wasser verändert hat. In der Publikation möchte ich ihre Erzählung mit Landschaftsfotografien und Zeichnungen verbinden und so mit verschiedenen Elementen über Wasser nachdenken.

Wie entstand diese Idee?

Vor Ort. Ich hatte mich mit einem Konzept zu den Architekturoberflächen von Kochi beworben. Als ich diese untersucht habe, habe ich den Einfluss des Wassers gespürt, so kam ich auf die Idee. Interviews sind ein neues Element in meiner Arbeit. Es war mir sehr wichtig, dort nicht einfach über Sachen zu forschen, ohne mit Leuten ins Gespräch zu kommen.

Woher kommt deine Faszination für Oberflächen?

Mich interessiert die kommunikative Funktion von Oberflächen – wie sie sensorische Informationen vermitteln. Taktil und visuell. Oberflächen schaffen spezifische Atmosphären, bieten Orientierung, können aber gleichzeitig auch in die Irre führen. Für mich sind sie ein guter Ausgangspunkt, um über Raum und unsere Beziehung zum Raum nachzudenken.

Mit was für Techniken arbeitest du?

Ich verbinde traditionelle mit neuartigen Techniken. Lange habe ich mit einem Papier aus der Archäologie gearbeitet. Eigentlich macht man damit Kopien von Steininschriften, ich habe es benutzt, um das Material selbst zu erforschen. Für die Oberflächenforschung können aber auch digitale Techniken interessant sein.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Das ist wahrscheinlich die Standardantwort, aber es ist tatsächlich so, dass mir Arbeitskontexte gefehlt haben, um mich regelmäßig mit Künstlerinnen auszutauschen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Rosanna Graf