Fünf Fragen an …
Caterina Gobbi (geb. 1988 in Genf) hat einen B.A. in Industriedesign und schloss 2018 ihren M.A. am Royal College of Art in London ab. Sie arbeitete mehrere Jahre als Bühnenbildnerin. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen und Performances gehören: In centinaia di migliaia di anni abbiamo imparato che quando gli uccelli cantano tutto va bene, Castello Gamba, Châtillon, Italien, What time are you performing tonight?, Chalton Gallery, London und Soundscape #2, Chiaravalle, Italien. Zu den jüngsten Gruppenausstellungen zählen: Il Resto, Video Sound Art Festival, Mailand, Binary Code, Seager Gallery, London und Outpost Open Sound 2018, Outpost Gallery, Norwich, Großbritannien. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Worum geht es in deinem aktuellen Projekt?
Ich arbeite an einer Sound–Skulptur für den öffentlichen Raum. Sie wird in dem italienischen Alpendorf, aus dem ich komme, ausgestellt werden. Ich wollte vor Ort mit Aufnahmen eines Gletschers arbeiten, aber die Aufnahme der Geräusche war eine Herausforderung. Aufgrund von Einschränkungen durch Corona kann sich das Forschungsteam, mit dem ich arbeite, nicht wirklich frei bewegen. Wir müssen also einen Kompromiss eingehen. Ich hoffe, wir finden eine Lösung, sodass ich nicht auf bestehende wissenschaftliche Aufnahmen zurückgreifen muss.
Wie klingt ein Gletscher?
Er knistert. Am Grund des Gletschers schmilzt immer etwas Eis. Das hört sich wie ein Fluss an, wie fließendes Wasser. Und es gibt Tropfen. Wenn der Gletscher bricht, klingt das sehr dumpf. Wenn man in einer höhlenähnlichen Formation aufnimmt, gibt es einen starken Hall, wie wenn man sich eine Muschel ans Ohr hält.
Sound spielt eine große Rolle in deiner Kunst. Warum?
Mich interessiert es sehr, immersive Räume zu kreieren. Sound hat die Eigenschaft, Räume und Umgebungen auszufüllen. Außerdem hat er ein hohes kommunikatives Potenzial jenseits vom Sehen oder Lesen. Sound dringt in dich ein und du kannst ihm nicht entfliehen, weil er nicht nur durch die Ohren, sondern durch den ganzen Körper wirkt. Ich arbeite viel mit Field-Recordings – mit Aufnahmen aus dem Außenraum oder von einer Aktion, die Geräusche erzeugt.
Wie kommen der auditive und der visuelle Part in deiner Kunst zusammen?
Sie sprechen miteinander, unterstützen sich gegenseitig, auch was die Zugänglichkeit angeht. Eine reine Soundarbeit ist oft sehr anspruchsvoll, wenn die Stimuli verschiedene Ebenen ansprechen, gibt es weniger Hürden.
Warum machst du bei Goldrausch mit?
Das Programm bietet viel praktische Unterstützung, die in der Kunstwelt sehr wertvoll ist und auf Kunsthochschulen, zumindest auf der, die ich besucht habe, fehlt. Darauf war ich sehr neugierig. Es ist nur schade, dass die Gruppe sich gerade nicht persönlich sehen kann.
Interview: Beate Scheder
Foto: Studio Abbruzzese