Belia Zanna Geetha Brückner

 

 

Fünf Fragen an …

Belia Zanna Geetha Brückner (* Mönchengladbach) studierte zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und am Goldsmiths, University of London. Ihre recherchebasierten Arbeiten wurden unter anderem mit dem Karl H. Ditze-Preis und mit dem Max Ernst-Stipendium ausgezeichnet und in Einzel- sowie Gruppenausstellungen in Hamburg (2023), Prag (2023), London (2023) und Berlin (2022) gezeigt. Aktuell ist sie Trägerin des Stipendiums der Hamburger Kulturstiftung zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses.

Worum ging es in deiner Abschlussarbeit „Guten Appetit“?

Mich interessiert die politische, soziale und kulturelle Funktion von Tischgesellschaften. Bei politischen Zusammenkünften finden bei einem gemeinsamen Essen oft informelle sowie formelle Nach- oder Vorgespräche statt. Drei solcher Tischgemeinschaften habe ich für diese Arbeit ausgewählt: das Catering der Kultusministerkonferenz, das Matthiae-Mahl 2023, zu dem seit 1356 in Hamburg jährlich einflussreiche Personen geladen sind, und ein Frühstück aus der parlamentarischen Gesellschaft im Zusammenhang mit der Cum-Ex-Affäre. Daraus ist eine Installation in der Mensa entstanden. Während der Ausstellungslaufzeit konnte man dort jeden Tag ein anderes der drei Menüs bestellen. Es gab weiße Tischdecken und wechselnde Blumengestecke, Tischkarten und Hinweise zu den Hintergründen.

Wie entsteht aus deinen Ideen eine Form?

Da ergibt eins das andere. Es ist mir wichtig, die Infrastruktur, wie etwa die Mensa an der Hochschule, miteinzubeziehen. Ich denke gern in Interventionen. Für eine Ausstellung im EIGEN + ART Lab in Berlin habe ich zum Beispiel mit der Galerie einen Vertrag gemacht, der an der Wand angebracht war.

Was für ein Vertrag war das?

Die Ausstellung zeigte eine Recherche zu Gefangenentelefonie. Im Raum habe ich meine private Telekommunikation von 6 Monaten dokumentiert und die Galerie hat sich verpflichtet, für all diese Gesprächsminuten – quasi nach dem Tarif einer gefangenen Person – Geld an eine von mir ausgewählte Organisation namens Justice Collective zu spenden. Was mich an Strafgesetzen generell interessiert, ist deren Abhängigkeit von kulturellen und gesellschaftlichen Normen. Was gestern noch kriminalisiert wurde, kann morgen legal und gesellschaftlich akzeptiert sein.

Welche Rolle spielt für dich das Publikum?

Ich mag es, wenn meine Arbeiten einen interaktiven Charakter haben. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich finde es schön, diesen Austausch mit 14 anderen Künstlerinnen zu haben und vielleicht sogar Leute für gemeinsame Projekte zu finden.

Interview: Beate Scheder
Foto: Björn Eichhorn