Fünf Fragen an …
Anneke Kleimann wurde 1988 in Oldenburg in Niedersachsen geboren. Sie studierte von 2009 bis 2015 Bildhauerei und Zeitbezogene Medien bei Pia Stadtbäumer und Matt Mullican an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo sie mit dem Master of Fine Arts abschloss. Als Stipendiatin der Art School Alliance studierte sie ein Semester bei Marie José Burki an der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris. Ihre meist skulpturalen Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, u. a. 2015 in der Galerie für Gegenwartskunst Barbara Claassen-Schmal in Bremen und im Hinterconti in Hamburg. Im Rahmen des S.T.R.E.A.M. Festivals auf Kampnagel in Hamburg wurden ihre Skulpturen 2016 von der spanischen Komponistin Hara Alonso als Klangkörper eingesetzt. Anneke Kleimann lebt und arbeitet in Berlin.
Wie bist du auf Goldrausch aufmerksam geworden?
Nach meinem Master 2015 hat Goldrausch an der HfbK ein zweitägiges Seminar gegeben. Durch die gemeinsame Teilnahme mit anderen Absolventinnen habe ich schon damals viel über mich und andere Künstlerinnen meiner Generation gelernt. Das möchte ich nun vertiefen.
Du bist Bildhauerin, was reizt dich daran?
Meine Skulpturen entstehen aus Alltagsbeobachtungen. Diese Beobachtungen berühren mich meistens auf einer physischen Ebene, deshalb habe ich den Drang, diese körperliche Erfahrung wieder in eine Körperlichkeit zu übertragen. Außerdem arbeite ich gerne mit Materialien wie Holz, Metall, Keramik oder Kunststoff. Ich mag es, auf das Gewicht zu reagieren und meinen Körper einzusetzen.
Was sind das für Beobachtungen?
Wenn ich mit der S-Bahn zu Goldrausch fahre, komme ich an einem Wasserbecken vorbei. Jeden Tag sieht die Oberfläche des Wassers anders aus. Ich würde sie immer gerne anfassen und festhalten, gleichzeitig weiß ich aber, dass das nicht möglich ist. So etwas reizt mich physisch sehr. Ein anderes Beispiel ist ein Erlebnis in Paris: Zufällig habe ich gesehen, dass die Armbanduhr einer Frau, die neben mir stand, eine andere Zeit als die Ortszeit anzeigte. Das hat mich fasziniert und irritiert. Ich konnte diese Diskrepanz zwischen Zeit und Raum nicht fassen.
Was folgt auf die Beobachtung?
Dann beginnt die Recherche über das Erfahrene. Eigentlich suche ich immer nach parallelen, eigenständigen Räumen, in denen sich das Erfahrene wie in einer Versuchsanordnung vergegenwärtigten lässt. Kleinste Informationsträger können Anlass für eine Skulptur sein. Im Übersetzungsprozess distanziere ich mich dann intuitiv und gebe der entstehenden Skulptur so die Freiheit eine autonome Dynamik zu entwickeln. Sie wird zum möglichen Vorstellungsraum.
Wie kann das aussehen?
In einer Arbeit über den Klang der Nordsee habe ich das ständige Rauschen des Meeres in Objektform visualisiert. Ausgangspunkt war hier ein sehr kurzer Abschnitt der Tonkurve.
Interview: Beate Scheder
Foto: Philipp Zschoche