Fiene Scharp

 

 

Porträt Fiene Scharp, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Fiene Scharp (geb. 1984 in Berlin) studierte Bildende Kunst und Literatur an der Universität der Künste und der Humboldt-Universität in Berlin und erhielt 2012 den Meisterschülerpreis des Präsidenten der Universität der Künste.
Sie nahm an zahlreichen Ausstellungen in Europa, Nordamerika und Asien teil – unter anderem in der Kunsthalle Bremerhaven (2010), im Stedelijk Museum ’s-Hertogenbosch (2011), im Kunstmuseum Stuttgart und Centre for Recent Drawing in London (2012) und im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt (2017). Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen wie im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin oder dem Kunstmuseum Stuttgart vertreten. Fiene Scharp erhielt mehrere Preise und Stipendien, unter anderem war sie Stipendiatin des Else-Heiliger-Fonds (Konrad-Adenauer-Stiftung). Sie wird von der Galerie Kuckei + Kuckei in Berlin vertreten.

Du beschäftigst dich in Zeichnungen, Installationen und Objekten mit Rastern. Was steckt dahinter?

Raster begreift man logisch als Aneinanderreihung von immer wiederkehrenden einzelnen Elementen. Was mich daran interessiert, sind die minimalen Differenzen, die Fehlstellen, die Ungleichmäßigkeiten, die hineingeraten. Sie entstehen entweder aufgrund des manuellen Prozesses oder durch die Eigenheiten der Materialien. So wird der Fokus auf das genaue Sehen, die Feinheiten und Details gelenkt.

Mit welchen Materialien arbeitest du?

Zum einen arbeite ich mit Papier. Ich schneide mit dem Skalpell in die Papieroberfläche und fertige filigrane Papercuts an. Teilweise nutze ich internationale, antiquarische Rasterpapiere aus dem technisch-mathematischen Bereich, bei denen ich die Zwischenräume zwischen den Lineaturen freilege und nur die Koordinatenlinien stehen lasse. Außerdem arbeite ich mit Graphit. Nicht im Sinne klassischer Zeichenlinie auf Papier – ich arbeite mit dem Werkstoff an sich. Dabei interessiert mich die Materialität, der metallene Glanz, die Reflektion und Tiefe, die von dem Material ausgeht, aber auch die Brüchigkeit, die Porosität.

Woran arbeitest du gerade?

Zurzeit habe ich Schnittmusterpapiere aus den 1930er Jahren entdeckt. Ich finde deren unglaubliche Vielfalt an Lineaturen sehr spannend. Diese hauchfeinen Seidenpapiere bearbeite ich präzise mit Skalpell, so dass nur ein filigranes Netzwerk, eine dreidimensionale Zeichnung übrigbleibt.

Welche Rolle spielt bei dir die Geschichte des Materials?

In den antiquarischen Papieren ist sie sehr präsent. Buchhaltungspapiere, isometrisches Papier, Logarithmuspapier, Millimeterpapier sind in ihrer spezifischen Funktion schließlich am Verschwinden.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Weil meine Arbeit sehr zurückgezogen ist, möchte ich mein Netzwerk weiter ausbauen. Ich finde es auch spannend, sich mehr mit Präsentationstechniken zu beschäftigen.

Interview: Beate Scheder
Foto: Christian Manthey