Marie-Louise Andersson

 

 

Porträt Marie-Louise Andersson, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Marie-Louise Andersson (geb. 1980 in Thurø, Dänemark) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Textildesign an der Design School Kolding in Dänemark sowie Freie Kunst an der Iceland University of the Arts in Reykjavik und der Konstfack in Stockholm. Sie arbeitet als Solo-Künstlerin und als Teil des Performance-Duos Barbara & Marie-Louise.
Ihre Performances waren unter anderem auf dem Badesøen Festival (Albertslund, DK), im Inter Arts Center als Teil der Make Sound Residency in Kollaboration mit der Danish Composers Society (Malmö, SE), bei der Transmediale, im Haus der Kulturen der Welt (Berlin) und beim Tectonics Festival in den BBC City Halls (Glasgow, GB) zu sehen. Ihre Künstlerinnenpublikation Foamlab ist bei Printed Matter, Inc. (NYC) erhältlich. In der National Gallery of Denmark ist sie als Teil der Goodiepals Collection mit Skulpturen vertreten.

Was interessiert dich an Performance?

Ich bin daran interessiert, körperliche und sensorische Erfahrungen mit Materialien zu machen und Klang als Taktilität anzuwenden. Zudem erzeuge ich in meinen Arbeiten eine Beziehung zwischen Zeit, Raum und Körper als schwer fassbares Erlebnis. Als ich noch studiert habe, habe ich Skulpturen und Installationen gemacht, die sich bewegt haben oder auf eine Art lebendig waren. Skulpturen mache ich weiterhin. Meine Performances können als lebende Skulpturen interpretiert werden.

Wie entwickelst du deine Performances?

Ich schreibe, lese und verwende Fragmente meiner Schriften als Skizzenmaterial, das ich später oft als Titel nutze. Ich höre auf Materialien, lerne aus Materialien und gestalte die Materialien durch lange und zeitraubende Prozesse. Auch nehme ich stark Bezug zu Räumen und ihren Kontexten. Ich möchte poetische Räume kreieren.

Kannst du dafür ein Beispiel geben?

Ich beschäftige mich oft mit den Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Spezies. In Barcelona habe ich 2014 die Performance „Piñadillo“ in einem Park gemacht, in dem sich viele eingewanderte Papageien befinden. Ich habe vor einem Baum performt, auf dem sie sich versammelt haben. Dabei hatte ich ein Kostüm an, das wie eine überdimensionale Ananas aussah. Ich möchte zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Spezies damit eine Art von alternativer Realität schaffen.

Wie stellst du deine Kostüme her und woraus?

Materialien spielen eine große Rolle für mich. Viele meiner Ideen entstehen, wenn ich das Material in den Händen halte und Tests machen. Für das Ananas-Kostüm habe ich 100 Teile geformt, erst aus Ton, dann aus Silikon, dann aus Glasfaser und Latex.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Goldrausch erlaubt mir einen kontinuierlichen Austausch mit anderen Künstlerinnen – durch Diskussion und Reflexion rund um Themen zur künstlerischen Praxis, die meistens in der Kunsthochschule nicht thematisiert werden.

Interview: Beate Scheder
Foto: Johanna Naukkarinen