Francisca Gómez

 

 

Porträt Francisca Gomez, Goldrausch 2018

Fünf Fragen an …

Francisca Gómez (geb. 1981 in Berlin) studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau sowie Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. In ihrer künstlerischen Arbeit versteht sie die (analoge) Fotografie als ein Instrument der (sozialen) (Un­)Sichtbarmachung und der medialen (Selbst-)Reflexion. Ihre Arbeiten waren jüngst unter anderem im Haus am Kleistpark in Berlin, im Mönchehaus Museum Goslar, im KAI 10 | Arthena Foundation in Düsseldorf und in der Kunsthalle Nürnberg zu sehen. 2016 erhielt sie ein Projektstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen. Im Rahmen des Stipendiums Junge Kunst in Essen des Kunsthaus Essen/Kunstring Folkwang erschien 2014 anlässlich der gleichnamigen Einzelausstellung ihr umfangreicher Katalog TO BE IN A HOME NOW. 2018 realisiert sie mit A. Spiegel ein Kunst-am-Bau-Projekt im Erweiterungsbau des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in Berlin. Francisca Gómez lebt und arbeitet in Berlin.

Dein Medium ist die Fotografie, was für Motive lichtest du ab?

Ein zentrales Thema bei mir ist die Frage: Ab wann ist ein Haus nicht mehr bewohnbar? Beziehungsweise: Kann jede Architektur bewohnbar gemacht werden und sollte sie das auch? Ich verstehe die Behausung als sozialen Körper, eine Art zweite Haut des Menschen. Daher geht es mir nicht um den gebauten Raum als solches, sondern um den Menschen. Wie lebt er in den Räumen? Welche Spuren hinterlässt er?

Wie findest du diese Räume?

Es ist eine Kombination aus Recherche und Begegnungen im Alltag. Zum Beispiel habe ich mich mit Fragen wie der Immobilienspekulation in Spanien oder dem industriellen Verfall in Detroit beschäftigt. Wie gehen solche massiven gesellschaftlichen Transformationsprozesse vonstatten und wie wirken sie sich auf Menschen aus?

Welche Räume beschäftigen dich aktuell?

Ich schließe gerade eine Serie ab, die Keep you busy oder das Leben auf Pause heißt. Ich zeige sie im Goldrausch-Katalog und in der Ausstellung im September zum ersten Mal. Dafür habe ich mich über drei Monate immer wieder in eine offen gelassene alte Kaserne begeben, die eine Art zentrale Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete ist, in der diese unter minimalsten Wohnstandards versuchen, sich ein bisschen Individualität zu sichern.

Du fotografierst analog, nicht digital. Warum machst du das?

Ich arbeite langsam, mache wenige, ausgewählte Bilder. Ich arbeite zwar mit einem dokumentarischen Ansatz, entwickle darin aber konzeptuelle und bildnerische Zuspitzungen, um etwas auf den Punkt zu bringen, um unter die Oberfläche zu dringen. Gleichzeitig ist die analoge Fotografie für mich ein Material, mit dem ich arbeite, auch installativ und skulptural.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

In meinen Themen geht es um Sichtbarkeit von anderen. Ich dachte, es wäre gut, auch einmal an der eigenen Sichtbarkeit zu arbeiten. Außerdem hatte ich Lust auf ein Blinddate mit anderen 14 Künstlerinnen; es ist immer produktiv den eigenen vertrauten Bereich zu verlassen.

Interview: Beate Scheder
Foto: © Francisca Gómez